Dennoch hören wir immer wieder von
Gruppen, die der Meinung sind, Religionen sollten sich "der Zeit anpassen"
und auf einige der Merkmale verzichten, die ihre Identität ausmachen.
Angeblich feiern immer mehr Juden Weihnachten als "weltlichen Festtag".
Warum wehren sich die Leute nicht dagegen, die darin ein religiöses Ereignis
sehen? (Und warum ist von jüdischen Organisationen so wenig Kritik zu
hören?)
Im neuen Wochenabschnitt, Wa-era,
lesen wir von den ersten Plagen, die Ägypten heimsuchten: Blut, Frösche und
Läuse. In seiner Warnung vor der vierten Plage sagt G-tt: "Und an diesem Tag
will ich Goschen, in dem mein Volk lebt, zu einem besonderen Land machen."
Es gibt viele Meinungen zu der Tatsache, daß dieser Unterschied nur bei der
vierten Plage gemacht wurde. Raschi erklärt, die Juden hätten unter den
ersten drei Plagen leiden müssen, weil diese unbegrenzt sein mußten, um zu
beweisen, daß die ägyptischen Götter überall machtlos waren. Der Pharao und
seine Magier sollten wissen, daß hier keine Zauberer am Werk waren (dafür
hielten sie Mosche und Aaron), sondern der allmächtige G'tt.
Dieser Punkt war geklärt, als die
vierte Plage kam. Jetzt mußten die Ägypter lernen, daß G-tt alle Grenzen
errichten oder einreißen kann. Darum vermischten sich bei den Ägyptern die
wilden Tiere auf unnatürliche Weise, während die Tiere bei den Juden
getrennt blieben und vor den Fliegen verschont wurden. G-tt sagte: "Ich
werde mein Volk und dein Volk voneinander trennen."
Diese Linie ist heute noch wichtig.
Das Judentum hat seine Eigenarten, und nur wenn wir an ihnen festhalten,
können wir sie bewahren. Mit anderen friedlich zu leben, heißt nicht, genau
so zu werden wie sie.
Im Gegenteil: Wie die meisten
ethnischen Gruppen werden wir wegen jener Aspekte bewundert, die uns
einzigartig machen. Halten wir an dieser Einzigartigkeit fest, die
wir der Torah verdanken — zu unserem Nutzen und zum Nutzen anderer.
Zur Parschat Wa-era 5760
Chabad / München