Kann Israel Österreich helfen?
Ein Angebot aus Jad vaSchem
Haiders Äußerungen, mit denen er Hitlers Beschäftigungspolitik
lobte und ehemalige Mitglieder der Waffen-SS als ehrbare Menschen guten
Charakters würdigte, haben internationale Proteste ausgelöst.
Der Vorsitzende des österreichischen Immigrantenrates in Israel,
Gideon Eckhaus, der seine Heimat oft besucht, sagt zum
Aufstieg Haiders: "Die Schrift stand an der Wand". Aber nicht jeder
Österreicher sei mit Haider gleichzusetzen, warnt Eckhouse, der
Österreich nach dem Anschluss durch Hitler verlassen hat. Das gelte
besonders für die jüngere Generation. Bei Gesprächen mit dieser habe
er immer gegen Haider gerichtete Meinungen zu hören bekommen.
Awner Schalew von Israels Nationaler Holocaust-Gedenkstätte Jad
vaSchem erklärt die Entwicklung so: Österreichs grundsätzliches
Verschweigen seiner Geschichte während des Zweiten Weltkrieges habe
es einer extrem rechten Partei ermöglicht, an die Macht zu kommen.
Ein Kommentar in der Tageszeitung "Ha'aretz" ging noch weiter:
Österreich sei ein Produkt der Sünde - der Sünde einer historischen
Lüge. Die Wahrheit sei, dass Österreich sich freiwillig
Nazi-Deutschland angeschlossen habe und dabei von der Mehrheit der
Bürger enthusiastisch unterstützt worden sei.
Um Österreich bei der Bewältigung seiner Vergangenheit zu helfen,
hat Jad Waschem nach den Worten Schalews seit Jahren angeboten,
Holocaust-Experten ins Land zu entsenden. Erstmals habe es darauf
eine Reaktion gegeben, nachdem Haider im November bei den Wahlen
gewann und Regierungschef in Kärnten wurde. Derzeit sei ein
Vertreter seiner Organisation in Österreich und bereite drei
Seminare für Lehrer vor, damit das Thema schließlich doch noch als
Teil des Unterrichts an den Schulen eingeführt werde. Das sei eine
völlig neue Entwicklung.
Intensive Schulung und große Wachsamkeit machen es für extreme
Parteien schwerer, an die Macht zu kommen, sagt Schalew. In allen
existierenden Gesellschaften gebe es Rechtsextremisten, die
fremdenfeindliche Theorien und sogar Rassismus predigten. Wir müssen
Mittel entwickeln und verstärken, um solche Tendenzen zu bekämpfen.
Für Havah Kohawi kommt der Erfolg der Jörg Haiders FPÖ nicht
überraschend. Die Überlebende des Ghettos von Theresienstadt und des
Konzentrationslagers Auschwitz hat die Worte ihres früheren Wiener
Nachbarn noch im Ohr, als der sie nach dem Krieg in Wien wiedertraf
und ausrief: "Was, Du lebst noch?" Sie seien wirklich nicht froh
gewesen, dass es irgendwelche Überlebenden gegeben habe, beschreibt
Kohawi in ihrem Kibbutz Dorot im Süden Israels die Reaktion der
Österreicher auf die Rückkehr überlebender Juden. "Sie waren
überrascht".
Gideon Greif / Yad
vaShem
Quelle: Ramit Plushnick-Masti / Reuters
The Yad Vashem Spokeswoman:
President Thomas Klestil stop Joerg Haider!
Yad Vashem looks with sorrow at the coalition deal
reached in Austria, and calls upon President Thomas Klestil to stop the
entry of Joerg Haider’s far-rightist Freedom Party into the new
government.
Avner Shalev, Chairman of the Yad Vashem Directorate, stated this
morning: “55 years after the Holocaust when throughout the world
there is greater awareness of the Holocaust and the importance of
Holocaust education, it is profoundly disturbing that an individual
who praises the policies of the Nazis and has an anti-immigration
stance could be considered a coalition partner,”
“One of the reasons that the Austrian people was able to elect a
person such as Haider is related to the fact that Austria has
avoided teaching its part in WWII and the Holocaust. This is due to
the country’s non-exposure of the historical truth, and lack of
responsibility taken for its actions during that period,” he
continued. “I call on the strengthening of Holocaust education in
Austria.”
Shalev added: “It is for this precise reason that this week Yad
Vashem’s International School for Holocaust Studies sent the head of
the German-speaking department to Austria with the purpose of
creating a joint programme for educational seminars for Austrian
teachers and educators at Yad Vashem.”
“A new government must show a total commitment to tolerance. It is
unthinkable that a party whose policy is based on the hatred of
foreigners could be democratically chosen to lead the country. The
repercussions of the formation of such a coalition government will
not only touch the Jewish people but the Austrian people themselves
as well as the international community at large”
Shevach Weiss, the Chairman of the Yad Vashem Council adds that the
steps Israel is taking in response to events in Austria are correct
and legitimate. “The claim of interference in internal state affairs
does not lend any weight when talking about a racially-based
phenomenon supported by attitudes which wrought terrible tragedy on
the world and on the Jewish people just two generations ago. The
struggle against anti-semitism, racism and hatred of ethnic
minorities is a universal one.
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