antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

[Get the Sound - Mehakim l'Mashiach]
Get the Sound - Waiting for Messiah

Fortsetzung von 'Der teuflische Friedensplan Clintons'

Jerusalemsyndrom und Messianismus:
Fundamentalism United

Angeblich existieren enge Verbindungen zwischen ultraradikalen jüdischen Organisationen, die seit Jahren versuchen, die islamischen heiligen Stätten zu sprengen, und reichen protestantischen Sekten in den USA, die großzügig für dieses Unterfangen spenden. Deshalb jedenfalls steht eine speziell ausgebildete israelische Einheit, die aus Armee und dem Geheimdienst rekrutiert wurde, für die Weihnachtstage bereit, um den Tempelberg zu schützen und so ganz profan den Ausbruch »Heiliger Kriege« vermeiden zu helfen.

Aus Furcht vor eskalierenden Gewalttätigkeiten wurde selbst der harmlose Prophet Elijah gezwungen, endgültig seinen Koffer mit der Aufschrift »Jesus Is My Lord« zu packen. Jahrelang residierte der Gottesmann in einem Traveller-Hostel in der Altstadt, wanderte tagsüber mit knorrigem Stock durch die Gassen und predigte den vorbeiziehenden Massen. Für 1999 sagte er etwa eine große Trockenheit voraus, als Strafe dafür, dass Israel Gottes Wort missachtet und das dem Volke Israel verheißene Land an die Palästinenser abgetreten habe. Unermüdlich rief er zu Buße und Einkehr auf, dann werde auch das ersehnte Wasser - nach Hesekiel, 47 - unter dem Tempelplatz hervorbrechen, ein Ereignis das nach Mitteilung verschiedener - am Rande der 'Entrückung' balancierender Wirrköpfe bereits begonnen habe.

Selbst die Intervention des Sonderbeauftragten einer israelischen Menschenrechtsorganisation für Propheten in Abschiebehaft half nicht. Dabei ist der rauschebärtige Elijah vermutlich ein ungefährlicher Spinner, der ohne das Millennium-Problem bis zu seinem Lebensabend durch die Gassen Jerusalems gegeistert wäre.

Im Fall von Elijah war das, was Spezialisten das »Jerusalem-Syndrom« nennen, zu einem Dauerzustand geworden. Leute besuchen eine der heiligen Stätten und fühlen sich hinterher urplötzlich als Reinkarnation irgendwelcher historischer Propheten oder Heiliger. »In der Regel tragen sie dann weiße togaähnliche Gewänder und singen religiöse Hymnen«, so beschreibt der im Herzog Memorial Hospital tätige Psychiater Dr. Bar-El den pathologischen Befund. »Das vergeht in der Regel nach spätestens einer Woche, dann ist es den Patienten meist ziemlich peinlich.«

Für härtere Fälle stehen seit langem Spezialkliniken zur Verfügung, jede monotheistische Religion hat eine, aber Christen treffe das Syndrom am häufigsten, so Bar-El. Sein Kollege Professor Eliezer Witzum befürchtet, dass vor dem Millennium-Bug die Zahl der vom Jerusalem-Syndrom Betroffenen rapide ansteigen werde, die »normalen« Fälle seien üblicherweise aber nicht gefährlich und vergleichsweise schnell kurierbar.

Unter www.jerusalemsyndrome.com haben besorgte Israelis eine eigene Homepage eingerichtet, in der über das Millennium, die Weltreligionen und den Messianismus aufgeklärt werden soll. Ihr Motto lautet: »We do not believe the apocalypse is imminent. Become informed and stop the potential for violence in Jerusalem.«

Gegen Gewalt ist auch der »Chronist«, wie er sich selber nennt. Erst bei Anbruch der Dunkelheit erscheint er auf dem Ölberg, um von dort die Heilige Stadt zu überblicken. Schließlich ist es in dieser Zeit angeraten, sich als Apokalyptiker nicht zu häufig in der Öffentlichkeit sehen zu lassen, immerhin droht die Gefahr einer Ausweisung. Der Chronist verachtet Sekten, die an Mord, Totschlag, Krieg und Selbstmord glauben, sie hingen einer falschen Lehre an. Und dann schildert uns der Holländer - mit Blick auf die goldene Kuppel des Felsendomes - seine Version des kommenden Millenniums. Jesus nämlich sei gar nicht am Kreuz gestorben, die Überlieferung sei falsch; in Wirklichkeit habe man ihn nur an einen Schandpfahl gebunden.

Ohne zu wissen, dass er der Auserwählte sei, habe Jesus seitdem ein ganz normales Leben als Erdenbürger geführt. Erst jetzt, genauer: vor acht Jahren, wurde er von einer Geheimgesellschaft in Kenntnis gesetzt, dass er der Messias sei und am 25. Dezember in Jerusalem die Welt erlösen solle. Diese Geheimgesellschaft, als deren »Chronist« der Mann auf dem Ölberg sich bezeichnet, bestehe aus 20 000 bis 30 000 Menschen, den »Eingeweihten«, die übers Internet miteinander kommunizierten und die messianische Zeit der Erlösung vorbereiteten.

Überhaupt, Computer und Flugzeuge sind Geschenke Gottes an die Menschheit, damit diese Auserwählten, die über die ganze Welt verstreut leben, den Tag X vorbereiten können. Denn längst hätten sie alle notwendigen Programme und Maßnahmen für eine perfekte und gottgewollte Regierung ausgearbeitet, unter anderem sei die Einführung eines Renten-, Gesundheits- und Sozialsystems vorbereitet worden, das alles Elend abschaffen werde. Dies alles liegt nun vor und wartet auf den Tag seiner Umsetzung. Zudem habe diese Gruppe den Film »Die Truman Show« in Auftrag gegeben, in dem die Situation des Messias geschildert wird, auf den, ohne sein Wissen, die Blicke der Welt gerichtet seien.

Der 25. Dezember, und nicht, wie andere annehmen, der 24. Dezember, wird der Tag sein, an dem der Messias von den Eingeweihten nach Jerusalem gebracht und öffentlich geprüft werde, um der Menschheit zu zeigen, dass er ER sei. »Und dann?« fragen wir. »Wenn die Menschheit sich vom Messias überzeugen lässt, dann kommt das Goldene Zeitalter, eine ewig währende Zeit ohne Not, Kriege, Hunger, aber voller Liebe.« Und wenn sich die Menschheit, stur und verblendet, wie sie sich die letzten 2.000 Jahre gezeigt hat, nicht überzeugen lässt? Dann, ja, dann geschehe nichts und alles gehe seinen gewohnten schlechten Gang weiter. Dann könne man nichts machen, aber er hoffe, dass alles sich zum Guten wende.

Im Internet-Café allerdings scheitert ein Versuch, Kontakt mit den Eingeweihten aufzunehmen, um ein weiteres Interview zu führen; sie agieren ganz im Geheimen und sind mit keiner Suchmaschine auffindbar. Stattdessen finden wir einen »Millennial Prophecy Report«, der selbst Kommunisten nicht ohne Bewegung lässt und ebenfalls ein ganz unblutiges Ende dieser verkommenen Welt verspricht: »The central idea of the millennium legend is that the Earth will be transformed into what it was in the beginning: a place of perfect harmony and justice, free from all suffering and strife. Often this involves the return of a hero, who established things the way they are in The First Place. Since that time, things have gone awry, to the extent that the world is so corrupt, poisoned, unjust, and full of suffering that it is no longer fit to live in. It must be restored.«

Am Ort des zukünftigen Geschehens, in den Basar-Gassen bei der Grabeskirche, geht vorerst alles seinen gewohnten Gang. Pausenlos werden einem 3-D-Bildchen mit dem Gekreuzigten angeboten, auf denen dieser die Augen leidvoll öffnet und wieder schließt. Von den Händlern hier fürchtet sich niemand so richtig vor dem Jahrtausend-Wechsel. Ja, man erwarte viele Touristen, das sei gut fürs Geschäft, und man habe vorgesorgt, Verkaufsengpässe fürchte man nicht, die Lager seien voll. Nur ein älterer Bazari wird weltanschaulich: »So schlimm, wie die Weltlage momentan ist, auch der viele Verkehr und außerdem die Umweltverschmutzung - da könnte schon allerhand passieren am Millennium.« Wundern würde es ihn nicht. Was allerdings passieren könnte, wisse er nicht.

Schlaflose Nächte bereitet den meisten Leuten der Jahrtausendwechsel offensichtlich nicht. Ausnahme: Michael Dor vom israelischen Gesundheitsministerium. In der Zeitschrift Jerusalem Report klagte er, dass er schon seit längerem an Schlaflosigkeit leide. Und jeder hier dürfte das nachvollziehen können, denn der Mann hat keinen leichten Job. Er ist für die Sicherheit der Christen in den Heiligen Stätten verantwortlich. Bis zu 20.000 Gläubige werden pro Gottesdienst in der Grabeskirche erwartet, einem Gemäuer, das schon bei 1.000 Besuchern völlig überfüllt wirkt. Da ein großer Teil der Inneneinrichtung dieser heiligsten Stätte des Christentums vertäfelt ist und Christen an ihren Feiertagen eine besondere Affinität zu Kerzen haben, fürchtet Dor den Ausbruch von Bränden.


Aktivieren Sie die JAVA-Faehigkeit Ihres Browsers!

Ein zusätzliches Problem ist der fehlende Notausgang. Seit mindestens 500 Jahren währt ein Streit zwischen den Konfessionen, die sich die Grabeskirche teilen, also Griechisch-Orthodoxe, Katholiken, Armenier, Kopten und Äthiopier, über den Bau eines Notausgangs in dem Gebäude. Bis heute konnte keine Lösung gefunden werden und wird wohl bis zum nächsten Millennium auch nicht mehr gefunden, sodass die Kirche lediglich einen Zugang hat, der zudem noch auf einen engen Hof führt. Sollte ein Feuer oder eine Panik ausbrechen, »trampeln sich die Leute da tot«, fürchtet Dor. Überhaupt sei völlig unklar, wie die Altstadt und andere Ziele des Millenniums-Tourismus, z.B. Nazareth und Beth-Lehem, solche Menschenmassen verkraften sollen.

Eine Zeitungskommentatorin bezweifelt grundsätzlich, ob sich die zuständigen palästinensischen und israelischen Behörden ernsthaft mit dieser Frage beschäftigt haben. Zwar scheint in Jesus' Geburtsort die halbe Bevölkerung ununterbrochen zu mauern, zu pinseln und zu putzen, während Jungs, die so aussehen, als wäre vor einigen Jahren noch die Intensivierung der Intifada ihre Hauptbeschäftigung gewesen, vor der Geburtskiche manierlich Steinplatten verlegen. Aber schon bei der Zufahrt nach Bethlehem hapert es.

An der israelisch-palästinensischen »Grenze« kommen die Bauarbeiten, die offensichtlich unter dem Motto: »Unser Checkpoint soll schöner werden« stehen, nicht so recht voran. In Ha'aretz wurde deshalb schon der Verdacht ausgesprochen, dass die bisherige Bauleistung der Israelis - eine einspurige staubige Behelfs-Piste, über die sich der Verkehr momentan quält - wohl zum millenniaren Dauerzustand werde. Da in Nazareth schon an für die Christenheit nicht weiter bedeutenden Tagen ein unvorstellbares Verkehrschaos herrscht und man in der Regel eine halbe Stunde Stau einrechnen sollte, um in die Innenstadt zu gelangen, ist völlig unklar, ob und wie Hunderttausende eigentlich das Ziel ihrer Wallfahrt erreichen wollen. Aber das sind Probleme, über die man angesichts so heiliger Tage besser nicht nachdenkt.

Jungle World

Le16 Jerusalem Appartement Le16 Jerusalem Appartement Le16 Jerusalem Appartement

haGalil 31-12-99

von anna baumgarten und peter rhein, jerusalem
Jungle World, Bergmannstraße 68, 10961 Berlin, Germany
Tel. ++ 49-30-61 28 27 31
Fax ++ 49-30-61 28 20 55

[Suchmaschine haGalil onLine] - [What's New]

Wenn Sie Ihre Meinung äußern möchten:
Bitte melden Sie sich im Offenen Forum zu Wort!

 

Click Here!

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved