Neue Repräsentanz zur Wirtschaftsförderung:
Ein jüdischer Bayer als NetzwerkerThorsten Schmitz (SZ vom 23.3.2009)
Wenn man Godel Rosenberg in seinem Büro an der
Promenade von Tel Aviv gegenübersitzt, kann einem schwindelig werden. Nicht
wegen des Postkartenmotivs aus untergehender Sonne und Mittelmeer, sondern
weil man nicht nachkommt zu notieren, was der jüdische Bayer so macht.
Zur Zeit ist er Vize-Präsident der israelisch-deutschen Industrie- und
Handelskammer, sitzt im Aufsichtsrat der Organisation "Save a Child"s Heart",
die bislang 50 palästinensischen Kindern Herztransplantationen ermöglicht
hat, ist Berater von Daimler-Chrysler in Israel und den
Palästinensergebieten und hat ein Ausbildungsprojekt für palästinensische
Automechaniker ins Leben gerufen. Außerdem organisiert der 1946 in Lodz
geborene Rosenberg Seminare in Deutschland, an denen Israelis und
Palästinenser teilnehmen, und er coacht Israelis, die in Deutschland
Geschäfte anbahnen möchten, wie man mit Deutschen Managern am besten umgeht.
"Nicht auf die forsche Art, wie das hier so üblich ist, sondern ich sage,
dass der Deutsche nicht so direkt ist und man erst mal Abendessen gehen
muss, bevor man über Preise redet."
Rosenberg verfügt über hervorragende Kontakte nach Bayern, weil er dort den
Großteil seines Lebens verbracht hat, unter anderem als Pressesprecher von
Franz Josef Strauß. So kam er eines Tages auf die Idee, in Israel eine
Bayerische Repräsentanz zur Wirtschaftsförderung zu eröffnen. Bayerns
Wirtschaftsminister Martin Zeil war von dem Vorschlag gleich angetan und
fliegt am Dienstag zur Eröffnung der Dependance Bayerns nach Tel Aviv.
Ziel der Bayerischen Repräsentanz ist "Networking", wie es Rosenberg, früher
Redakteur beim Münchner Merkur und beim BR, ausdrückt. Er möchte zum
Beispiel bayerische Unternehmen mit israelischen Experten für die
Wiederaufbereitung von Nutzwasser bekannt machen, denn in Bayern werde das
Wasser immer teurer "und die Israelis sind Weltmeister im Wiederverwenden
von Brackwasser".
Bayern unterhält weltweit rund 20 Repräsentanzen, von New York bis Kiew, da
fand es Rosenberg "nur logisch", dass in Israel auch eine eröffnet werde.
Dass die Eröffnung der Repräsentanz nun ausgerechnet in die Finanzkrise
fällt, ficht Rosenberg, der mit einer Münchner Jüdin verheiratet ist und
zwei Söhne hat, nicht an. Denn: "Jeder Krise folgt auch ein Aufschwung."
Die Zukunft, so Rosenberg, dessen Eltern den Holocaust überlebt haben, liege
im Bereich der erneuerbaren Energien, und da könnten Israelis und Bayern
sehr viel voneinander lernen. Israel etwa verfügt über einen großen
technischen Vorsprung auf dem Feld der Sonnenenergie, in Bayern wiederum
wird aus landwirtschaftlichen Abfällen Bio-Diesel hergestellt, wofür sich
Israel brennend interessiert - denn seit 1. Januar dürfen in Israel aus
Umweltschutzgründen landwirtschaftliche Abfälle nicht mehr verbrannt werden.
Vor elf Jahren ist Rosenberg nach Israel gezogen. Wie er als Jude in der
Christlich-Sozialen Union zurechtkomme, habe man in Deutschland stets von
ihm wissen wollen. Immer wieder habe er gesagt, er sehe da gar keinen
Widerspruch: "Die CSU fußt ja auch auf den Werten des Alten und Neuen
Testaments."
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