Chronologie antisemitischer Vorfälle seit dem Jahr 1992
Teil 1 der Chronologie umfasst das
Jahr 1992
Teil 2: Das Jahr 1993
Januar
Berlin: Mehrere hundert Berliner Juden erhalten vor
dem Jahrestag der Machtübergabe an die Nationalsozialisten Drohbriefe,
in denen sie aufgefordert werden Deutschland zu verlassen.
Berlin: Die Fraktion der Rep stellen in der
Bezirksverordneten-Versammlung von Tempelhof den Antrag die
Städtepartnerschaft mit Nahariya in Israel zu kündigen.
Eisenhüttenstadt: Der jüdische Friedhof in Eisenhüttenstadt wird
geschändet.
Berlin: Vor dem Architekturbüro, welches für die Bauleitung der Synagoge
zuständig ist, wird ein Schweinkopf aufgehängt.
Februar
Prenzlau: Die Gedenktafel für die jüdische Gemeinde in
Prenzlau wird gestohlen.
März
Berlin: Abgeordnete fordern die Abschiebung
sowjetischer Juden aus Berlin.
Berlin: Die Synagoge in Berlin-Charlottenburg wird mit Parolen
beschmiert.
Oranienburg: Eine Gedenktafel "zur Erinnerung an das erste KZ
Deutschlands" wird beschädigt.
Eisenhüttenstadt: Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen wird der
jüdische Friedhof in Eisenhüttenstadt geschändet. Hakenkreuze und andere
Nazisymbole werden gesprüht, Grabsteine umgeworfen.
April
Berlin: Angeblich aus Furcht vor antisemitischen
Aktionen muss eine Gedenktafel für den früheren Vorsitzenden der
Jüdischen Gemeinde an einem Nachbarhaus angebracht werden.
Repten: Zentrale Gebäude und Straßen in Repten bei Vetschau werden mit
rassistischen und antisemitischen Parolen großformatig beschmiert.
Prenzlau/Berlin: Die Polizei nimmt den 22-jährigen Arbeiter und
Sympathisanten der Nationalistischen Front Thomas Haberland aus Prenzlau
und den 19-jährigen Ingo Kehn aus Berlin wegen Beteiligung an einem
Brandanschlag auf die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen fest. Gegen weitere
15 Berliner Skinheads wird ermittelt.
Neuruppin: Auf dem jüdischen Friedhof Lindow bei Neuruppin werden
Grabsteine umgeworfen.
Juni
Berlin: Mit einer Plakataktion machen Kunststudenten
auf die antisemitische Geschichte des Stadtteils aufmerksam. Die Polizei
entfernt die Plakate.
Juli
Frankfurt/Oder:Gegen den Neonazi Sven Ruda wird wegen
Verdachts der Schändung eines jüdischen Friedhofes in Müncheberg im
September 1992 Anklage erhoben. Eine Anklage aufgrund §129a (Bildung
einer terroristischen Vereinigung) im Zusammenhang mit Rudas
Wehrsportgruppe "Kameradschaftsbund Deutschland" wird von
Generalbundesanwalt Alexander von Stahl abgelehnt.
Berlin: Der Franzose Raymond R. wird zu einer Geldstrafe verurteilt. Er
hatte am 20. April 1992 eine Tüte mit Kot auf das jüdische Mahnmal an
der Putlitzbrücke in Berlin-Tiergarten geworfen.
August
Falkensee: Die ehemalige Lagerhalle des KZ
Sachsenhausen wird mit Hakenkreuzen besprüht.
Sachsenhausen: Im Sachsenhausen-Prozess berichtet Sven S. von
organisierten Strukturen einer Wehrsportgruppe, mit der er und der
Angeklagte H. im brandenburgischen Wald Nahkampf und Schießen unter
Anleitung eines ehemaligen NVA-Fallschirmjägers namens "Dragon"
trainiert haben.
Berlin: Auf dem Friedhof der jüdischen Gemeinde Adass Jisroel werden
erneut Grabsteine umgeworfen.
September
Wriezen: Der Jüdische Friedhof wird geschändet, die
Grabsteine mit FAP und NDAP besprüht. Drei 14-jährige werden ermittelt
und gestehen die Tat- Sie bereuen nichts und geben rassistische und
antisemitische Bemerkungen von sich.
Das sowjetische Ehrenmal wird mit Hakenkreuzen und "Jude verrecke"
beschmiert.
Sachsenhausen: In das Kondolenzbuch der Gedenkstätte Sachsenhausen
werden Hakenkreuze und rechtsextreme Sprüche geschmiert.
Oktober
Berlin: Zum vierten Mal wird das Wahlkreisbüro von Gregor Gysi mit
antisemitischen und NS-Parolen besprüht.
Ravensbrück: Drei Rechtsextremisten bedrohen eine Beschäftigte in der
KZ-Gedenkstätte Ravensbrück und beschmieren das Gästebuch sowie den
Krematoriumsofen.
Berlin: Das Mahnmal für deportierte Juden am S-Bahnhof Grunewald wird
mit zwei Schweineköpfen geschändet.
November
Berlin: Bombendrohung gegen einen Vortrag von Ignaz
Bubis.
Oranienburg: Antisemitische Parolen und Hakenkreuze werden in
Oranienburg, Wittenberge und an der Bundesstrasse 167 zwischen
Alt-Ruppin und Neuruppin gesprüht.
Berlin: Bereits zum vierten Male werden bei der Synagoge in
Berlin-Kreuzberg die Scheiben eingeschlagen. Die Polizei ermittelt
erfolglos.
Berlin: Die jüdische Gemeinde Berlin verweigert wegen der unsäglichen
Inschrift die Teilnahme an der Einweihung der Neuen Wache durch
Bundeskanzler Kohl. Mit der Inschrift wird pauschal der Toten gedacht,
Unterschiede ob sie Täter oder Opfer waren werden nicht gemacht.
Eisenhüttenstadt: Friedhöfe in Schönfließ und Koppeln werden geschändet.
Falkensee: Der Ort wird nächtens mit NPD-Zeichen, Hakenkreuzen,
Davidsternen und der Parole "Schlesien bleibt unser" vollgeschmiert.
Dezember
Mahnwache für eine Gedenktafel, die an die jüdischen
Besitzer des Hotel Kempinski erinnert. Das Kempinski wurde 1937
"arisiert", in den folgenden Jahren mussten Juden und Jüdinnen dort
Zwangsarbeit unter P. Spethmann leisten Spethmann und die Hotelbetrieb
GmbH übernahmen 1953 die Reste des Hotels. Die Gedenktafel wurde auf den
Wunsch eines heute noch lebenden Kempinski angebracht. Die
Hotelangestellten reagierten auf ein in diesem Zusammenhang an der
Hoteltür angebrachtes Plakat aggressiv.
Berlin: Zum wiederholten Male wird das Grab von Marlene Dietrich
beschmiert und mit Kot und Unrat beschmutzt.
Oranienburg: Antisemitische Pöbeleien gegen Lehrer mit vermeintlich
jüdisch klingendem Namen in der Zeitung "Schülerrevolte" des
rechtsextremen Förderwerks Mitteldeutsche Jugend (FMJ).
Diese Chronologie wird mit dem Jahr
1994 fortgesetzt
is /
hagalil.com - 13.01.2001
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