»Deutschland ist wegen des Zweiten Weltkriegs immer noch die Melkkuh von
Israel und der EU.« Unser Tipp gegen Nazi-Parolen:
"Ausländer nehmen uns die
Arbeitsplätze weg"
Rechtsradikale Propaganda und wie man sie widerlegt
Jonas
Lanig, Wilfried Stascheit (Hrsg.)
250 S., 16 x 23 cm, Pb., Verlag an der Ruhr
ISBN 3-86072-394-4, Best.-Nr. 2394
Frage
Nr. 40
Lüge No. 40 aus dem Buch
"Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg"
Reparations- bzw. Entschädigungszahlungen sind ein beliebtes Thema der extremen
Rechten. Schon nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg und dem Versailler
Vertrag war dieses Thema ein politischer Dauerbrenner im Deutschland der
Weimarer Republik.
Die politische "Verwertung" des Versailler Vertrags durch
nationalistische Kreise hat wesentlich zum Aufstieg Hitlers und der
Nationalsozialisten beigetragen. Unter ihrer Führung zettelte Deutschland
schließlich einen weiteren Weltkrieg und einen Völkermord von bis dahin nicht
gekanntem Ausmaß an. Der rassistische Größenwahn des Nazi-Regimes kostete
insgesamt rund 55 Millionen Menschen das Leben und zerstörte weite Teile Europas
nachhaltig.
Immer wieder werden Stimmen laut, die behaupten, es sei nun endlich genug:
Deutschland habe "Abbitte" geleistet - in moralischer und vor allem in
materieller Hinsicht. Sowohl Israel als auch die EU-Staaten nützten die
nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands jedoch immer noch aus, um sich
zu bereichern.
Natürlich musste Deutschland nach Kriegsende Entschädigung leisten. Nach der
Befreiung wurden zunächst in allen Besatzungszonen Fabriken vor allem der
Schwerindustrie demontiert. Einerseits sollten damit Kriegsschulden beglichen,
andererseits die Gesellschaft entmilitarisiert werden. In Westdeutschland wurden
die Demontagen bereits 1949 eingestellt. Außerdem stellten die USA
der Bundesrepublik nach dem so genannten "Marshall-Plan" zum Wiederaufbau Europas
1,5 Milliarden Dollar (damals ca. 6 Milliarden DM) zur Verfügung.
Im Jahr 1953 wurden mit dem Londoner Schuldenabkommen alle weiteren
Reparationsforderungen der westlichen Siegerstaaten an die Bundesrepublik bis
zum Abschluss eines Friedensvertrages vertagt. Einige Zeit später verzichtete
auch die Sowjetunion auf weitere Reparationsansprüche gegenüber der DDR.
Unabhängig von der Londoner Vereinbarung traf die Bundesrepublik Deutschland von
1959 bis 1964 mit verschiedenen Staaten bilaterale "Wiedergutmachungsabkommen".
Nach diesen Abkommen hat die Bundesrepublik an die Regierungen dieser Länder
bis heute insgesamt ca. 10 Milliarden DM (12,9 Mrd. Euro) Entschädigung gezahlt.
In heutigem Geldwert entspricht das einem Betrag von ca. 25 Milliarden DM.
(Quelle: Mark Spoerer: Zwangsarbeit unterm Hakenkreuz, S. 246.)
Das ist sicher ein hoher Betrag. Er ist aber geradezu lächerlich im Vergleich
mit der Summe der Staatseinnahmen, die aus den von Nazi-Deutschland besetzten
Gebieten in die Kassen des NS-Regimes flossen. Hier rechnet man mit einem Betrag
von 100 bis 120 Milliarden Reichsmark (Quelle: Götz Aly: Enteignung, in: Die
Zeit 47/2002, 5. 51). Der Wert der Reichsmark während der NS-Zeit wird heute
auf das 6- bis l0-fache der D-Mark beziffert (siehe Tabelle S. 203).
So betrachtet ist Deutschland wohl keine Melkkuh, sondern eher ein Goldesel. Da
soll noch jemand behaupten, Verbrechen lohnt sich nicht!?
1953 wurde außerdem die erste Fassung des Bundesentschädigungsgesetzes (BEG)
verabschiedet. Anspruch auf Entschädigung nach dem BEG hatten Deutsche oder
ehemalige Deutsche, die durch nationalsozialistisches Unrecht materielle oder
gesundheitliche Schäden erlitten hatten. Die BRD hat von 1953 bis 2000 etwa 85
Milliarden DM Entschädigungen nach dem BEG gezahlt - auch das scheint zunächst
eine gewaltige Summe. Zum überwiegenden Teil ging dieser Betrag an den Staat
Israel und an verfolgte Juden, soweit sie im Dritten Reich deutsche Staatsbürger
waren. Warum und wofür? Direkt nach der Machtübernahme der Nazis im Jahr 1933
harte die "Entfernung der Juden" aus dem deutschen Wirtschafts- und Berufsleben
begonnen. Anfang 1933 gab es in Deutschland etwa 100.000 Unternehmen in
jüdischem Besitz. Darunter befanden sich viele heute noch bekannte Unternehmen
wie z. B. die Kaufhäuser Hertie und Kaufhof oder der Herstellerbetrieb der
Papier-Taschentücher Marke "Tempo".
Deutsche Volksgenossen!
Die Schuldigen an diesem wahnwitzigen Verbrechen, an
dieser niederträchtigen Greuel- und Boykotthetze sind die Juden in Deutschland.
Sie haben ihre Rassegenossen im Ausland zum Kampf gegen das deutsche Volk
aufgerufen. Sie haben die Lügen und Verleumdungen hinausgemeldet. Darum hat die
Reichsleitung der deutschen Freiheitsbewegung beschlossen, in Abwehr der
verbrecherischen Hetze ab Samstag, den 7. April 1933, vormittags 7 Uhr, über
alle jüdischen Geschäfte, Warenhäuser, Kanzleien usw. den Boykott zu verhängen.
Dieser Boykottierung Folge zu leisten, dazu rufen wir euch, deutsche Frauen und
Männer, auf! |
Auszug aus einem Boykottaufruf der NSDAP (in: Josef und Ruth Becker (Hg.),
Hitlers Machtergreifung 1933. Dokumente vom Machtantritt Hitlers, München 1983,
S. 200 f.)
Übersicht über
Profit-und Entschädigungssummen1
Profite von Staat und Wirtschaft während
der NS-Zeit |
heutiger Wert in
€2 |
"Wiedergutmachungs-" und Entschädigungszahlungen |
heutiger Wert in
€2 |
Wert jüdischen
Eigentums in Deutschland 1933 |
12 Mrd.
RM |
61,5 Mrd. |
Entschädigungszahlungen nach dem BEG (1953-2000) |
85 Mrd. DM |
43,6 Mrd. |
Staatseinnahmen
des NS-Regimes aus den besetzten Gebieten |
mind. 100 Mrd.
RM |
mind. 307 Mrd. |
"Wiedergutmachungs-zahlungen"
der BRD an Staaten und Institutionen (1952-1998) |
10 Mrd. DM |
12,8 Mrd |
Kostenersparnis
deutscher Unternehmen durch die Beschäftigung von Zwangsarbeitern |
16 Mrd.
RM |
49 Mrd. |
Entschädigungszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter |
10 Mrd. DM |
5,1 Mrd. |
Gesamt |
|
mind. 417 Mrd. |
|
|
61,5 Mrd. |
|
Saldo
(+) |
-356 Mrd.3 |
|
|
|
1) Alle Zahlen sind ca. Angaben.
2) Bei der Berechnung des heutigen Wertes
ist die jeweils geltende Kaulkraft der Ursprungswährung mit berücksichtigt.
3)
Aufgrund der unterschiedlich zu bewertenden Kaufkraft der einzelnen Währungen
kann es sich bei dieser Summe nur um einen groben Schätzwert handeln. Die
Grundtendenz dieser Bilanz ist unübersehbar: In finanzieller Hinsicht war der
Zweite Weltkrieg kein Verlustgeschäft für Deutschland.
Bereits fünf Jahre später, im Frühjahr 1938, waren als Folge der
nationalsozialistischen Diskriminierungen und Boykottaufrufe ca. 60-70 Prozent
der jüdischen Unternehmen "arisiert" worden, d.h. in die Hände nicht-jüdischer
deutscher Besitzer übergegangen. In dieser Phase der "Arisierung" wurde der
Schein der Legalität noch gewahrt: Nachdem den jüdischen Eigentümern der Verkauf
unter massivem Druck (Inhaftierung, willkürliche Anklagen wegen angeblicher
Vergehen, tätliche Angriffe) "nahe gelegt" worden war, wechselten Unternehmen
und Eigentum ganz offiziell und vertraglich geregelt den Besitzer, allerdings
zu einem Bruchteil des tatsächlichen Wertes. Bei der Vertragsunterzeichnung
saßen sich Profiteure und Betrogene von Angesicht zu Angesicht gegenüber; die
Gestapo überwachte das ganze "diskret".
Nach der Reichsprogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 begann eine noch
brutalere Phase der Zwangsarisierung. Jüdische Unternehmen, die noch nicht
verkauft waren, wurden unter die Verwaltung von Regierungsbeauftragten
gestellt, deren Aufgabe es war, das Unternehmen zu "arisieren". Für diesen
"Aufwand" wurde eine Gebühr erhoben, die einen Großteil des Verkaufspreises
betrug. Zusätzlich wurde allen deutschen Juden im November 1938 die Zahlung
einer so genann¬ten "Sühneleistung" auferlegt. Diese Sonder¬steuer wurde auf die
bei der Arisierung erziel¬ten Verkaufserlöse und sonstigen Geldver¬mögen
deutscher Juden erhoben und betrug 20 bis 25 Prozent. Ab 1939 verloren Juden die
Verfügungsgewalt über ihre Konten und konnten nur noch einen monatlichen
Mini-malbetrag für den Lebensunterhalt abheben.
Diejenigen Juden, die nach 1938 noch auswan¬dern konnten, wurden gezwungen,
ihren Be¬sitz der Reichsvertretung der deutschen Juden zu "schenken". Das Geld
wurden auf einem "Auswanderungskonto" gesammelt, das unter Kontrolle der Gestapo
stand. Nach dem Beginn der Massendeportationen ab 1940 wurde das Vermögen der
Deportierten dann endgültig beschlagnahmt. Immobilien kamen unter die Verwaltung
der Städte und Gemeinden, Mö¬bel und Wertsachen fielen an den Staat. Man kann
davon auszugehen, dass das Eigentum jüdischer Deutscher in Deutschland während
der NS-Zeit so gut wie vollständig in Staats¬oder (nicht jüdischen) Privatbesitz
gelangt ist.
Der Gesamtwert dieses Vermögens wurde zu Beginn des Jahres 1933 auf 12
Milliarden Reichsmark geschätzt. Nach heutigen Berech¬nungen sind das zwischen
120 und 150 Milli¬arden DM (siehe Tabelle S. 203) (Quelle: W. Mönninghoff, "Die
Enteignung der Juden", Hamburg 2001, S. 208). Dieser Betrag lässt das jüdische
Vermögen außerhalb Deutsch¬lands, das während der NS-Zeit zusammen¬geraubt
wurde, noch völlig unberücksichtigt. Verglichen mit dieser Zahl scheint die
Ent¬schädigungssumme von 85 Milliarden DM vergleichsweise bescheiden - zumal
darin nicht die geringste Entschädigung für physisches und psychisches Leid der
Opfer enthalten ist. Der NS-Staat und die deutsche Wirtschaft be¬reicherten sich
jedoch nicht nur an jüdischem Eigentum. Auch die Sklaven- und Zwangsar¬beit der
KZ-Insassen und der ausländischen Zwangsarbeiter, die ab 1939/40 ins Deutsche
Reich verschleppt wurden oder "freiwillig" an¬geworben wurden, trug in
erheblichem Aus¬maß zur Mehrung deutschen Vermögens bei.
Über 2.500 deutsche Firmen profitierten un-mittelbar vom System der
Zwangsarbeit, der Staat verdiente durch Sondersteuern auf die Löhne der
Zwangsarbeiter (z.B. von Polen und russischen "Ostarbeitern") kräftig mit. Ins¬gesamt gab es während der Naziherrschaft ca. 13,5 Millionen Zwangsarbeiter,
die zu ei¬nem Großteil mit einem Hungerlohn unter elenden und menschenunwürdigen
Bedingun¬gen leben mussten.
Die meisten dieser Zwangsarbeiter erhielten lange Zeit keinerlei Entschädigung.
Ihre An¬sprüche wurden als Teil der (auf Eis gelegten) Reparationsforderungen
betrachtet. Erst mit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Abschluss des
"2-plus-4-Vertrages" 1990, der allgemein als Friedensvertrag betrachtet wird,
änderte sich die Situation. Deutschland zahlte nochmals insgesamt etwa 1,65
Milliarden DM Entschädigung an verschiedene osteuropäische Staaten. Seit Juni
2001 -56 Jahre nach Kriegs¬ende - wurde außerdem damit begonnen, überlebende
ehemalige Zwangs- und Sklaven¬arbeiter individuell zu entschädigen. Die
Bun¬desregierung hat sich zusammen mit einem
Verband deutscher Wirtschaftsunternehmen dazu verpflichtet, insgesamt 10
Milliarden DM (siehe Tabelle S. 203) zu diesem Zweck zur Verfügung zu stellen.
Ehemalige Zwangs¬arbeiter erhalten etwa 2.500 Euro, Sklaven¬arbeiter 7.000 Euro
als Entschädigung. Viele der ehemaligen Zwangsarbeiter sind allerdings
mittlerweile verstorben, nur etwa 1,5 Millio¬nen leben noch.
Vorausgegangen war dem Entschädigungs-beschluss ein jahrelanger Hickhack um die
"Rechtssicherheit" der deutschen Wirtschaft, d.h. um einen Schutz vor allen
zukünftigen Entschädigungsklagen. Erst als die Bundesre¬gierung im Jahr 2000
entsprechende Abkom¬men mit den Regierungen der betroffenen Staaten geschlossen
hatte, sicherte die deut¬sche Wirtschaft ihren Beitrag zu dieser Entschä¬digung
zu - und brauchte nochmals fast ein Jahr, um ihren Anteil an der Summe zur
Ver¬fügung zu stellen. Da mit einer Entschädigung erst begonnen wurde, nachdem
der volle Be¬trag beisammen war, brachte diese Verzöge¬rung nochmals
Zehntausende von ehemaligen Zwangsarbeitern um ihre Ansprüche - sie star¬ben in der Zwischenzeit.
Im Übrigen relativiert sich auch die Höhe die¬ser Entschädigungssumme, wenn
man sie der Summe des durch Zwangsarbeit erzielten Pro¬fits gegenüberstellt.
Nach einem von der Bremer Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts in
Auftrag gegebenen Gutach¬ten stünden den Zwangsarbeitern nach heuti¬gem Geldwert
insgesamt eigentlich 180,5 Mil¬liarden DM (siehe Tabelle S. 203) zu (Quelle:
Thomas Kuczynski: Entschädigungsansprüche für Zwangsarbeit im "Dritten Reich"
auf der Basis der damals erzielten zusätzlichen Ein¬nahmen und Gewinne, in:
1999, Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, 15 (2000),
S. 15-63). Dieser Betrag ist der Gegenwert zu den 16,3 Milliarden Reichsmark,
die die deutsche Wirtschaft laut diesem Gut¬achten durch nicht gezahlte Löhne
einsparte. Eine Entschädigung für zugefügtes Leid ist auch in diesem Betrag noch
nicht enthalten.
Die Zahlungen Deutschlands an die EU haben mit dem Zweiten Weltkrieg nichts zu
tun. Es handelt sich dabei um Mitgliedsbeiträge. Die¬se Beiträge errechnen sich
zur Hälfte aus dem deutschen Anteil an der europäischen Gesamt¬bevölkerung und
aus dem Anteil am Brutto¬inlandsprodukt der EU. Da die Bundesrepublik in beiden
Kategorien an der Spitze steht, sind diese Beitragszahlungen entsprechend hoch.
Deutschland zahlt zwar per Saldo, andererseits fließen von der EU auch
Subventionen und Fördergelder in Milliardenhöhe - vor allem für die
Landwirtschaft oder z.B. für die Opfer von Katastrophen - an Deutschland zurück.
Darüber hinaus profitiert die stark export¬orientierte deutsche Wirtschaft auch
von der Unterstützung anderer Länder durch die EU.
Ausgabenverteilung im EU-Haushalt 2002
^ - " \ gemeinsame Agrarpolitik 46,3%
2,7% Vorbeitrittshilfen 0,7% Reserven 5,4% Verwaltungsausgaben-
4,9% Externe Politiken -
6,4% Interne Politiken V
Strukturmaßnahmen 33,6%
(Quelle: Bundesfinanzministerium)
>> Lüge No. 43:
»Das
System besteht nur aus unfähigen und korrupten Politikern. Wir leben in
einer Scheindemokratie.«
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