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Greenpeace-Geschäftsführer: Dr. Walter Homolka
Dr. Walter Homolka (33) wurde
vom Aufsichtsrat zum Ersten Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland
bestellt. Er übernimmt seine Aufgabe am 1. März 1998.
Der jüdische Theologe und
amtierende Rabbiner begann seinen Berufsweg im Bankwesen und wechselte dann
in die Verlagsbranche. Nach der kaufmännischen Leitung der Verlage Wolf
Jobst Siedler und Albrecht Knaus (Berlin) ist Homolka augenblicklich Leiter
des Vorstandsstabs der Bertelsmann Buch AG München.
"Es gibt keine andere
Organisation, die sich mit solcher Konsequenz für die globale Erhaltung der
Lebensgrundlagen einsetzt, wie Greenpeace", sagte Homolka zu seinem Wechsel.
"Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind von jeher zentrale Anliegen
für mich als Rabbiner und als Manager. Deshalb hat der Einsatz für
ökologisch-ethische Weichenstellungen in Wirtschaft und Gesellschaft für
mich eine hohe Priorität."
Walter Homolka stammt aus
Landau (Bayern) und studierte Theologie, Philosophie, Erwachsenenpädagogik
und Wirtschaftsethik in München, Leipzig, London und Wales. Er hat zu Themen
des Öko-Ratings, der alternativen Finanz, Schuldenkrise und zu Medienfragen
veröffentlicht.
Pressemitteilung
Greenpeace
(c) Greenpeace / Kirchhof
Taz vom 24.9.97
Der Superschnelle
Ein Portrait des neuen Geschäftsführers
Walter Homolka
Sie haben lange gesucht, aus 120 Bewerbungen ausgewählt und
nun endlich einen neuen Chef gefunden, die deutschen Greenpeacer. Er heißt
Walter Homolka und erblickte vor 33 Jahren im bayerischen Landau an der Isar
das Licht der Welt.
Laut seinem Lebenslauf ist er ein unglaublich fixer Mensch: Er
studierte Theologie, Philosophie, Erwachsenenpädagogik (wichtig im neuen
Job!) und Wirtschaftsethik.
Schon bevor er 1990 in Greenwich seinen ersten Doktor baute (Ph.D. in
Banking), startete er seine Karriere bei der Bayerischen Hypotheken- und
Wechselbank in München, im Wertpapiergeschäft. 1992 folgte dann am King's
College in London der Doktor in Religious Studies. Im gleichen Jahr
wechselte er als Vorstandsassistent zur Bertelsmann Buch AG - einer der
typischen begehrten Posten für aufstiegswillige Jungmanager. 1993 schloß er
schließlich noch einen Magister in "Jüdische Studien" ab. Homolka leitete
zwei Verlage und ist derzeit Chef des Vorstandsstabes bei Bertelsmann
Buch. Er entwickelte auch den nach eigenen Angaben ersten ethischen
Anlagefonds in Deutschland.
Nebenbei schrieb er auch noch diverse Veröffentlichungen zu
Umwelt-Geldanlagen und religiösen Fragen des modernen Judentums. Ach ja:
Rabbiner ist Homolka auch noch.
Bei Greenpeace Deutschland war ein neuer Geschäftsführer nötig
geworden, weil Vorgänger Burkhard Gnärig im Dezember 1996 nach nur einem
halben Jahr das Handtuch schmiß. Gnärig war von Terre des Hommes gekommen
und begründete seinen Abgang mit "zu hohen Belastungen als
Hauptgeschäftsführer". Sein Vorschlag, einen weiteren Geschäftsführer
einzustellen, war abgelehnt worden.
Den Laden schmissen danach die beiden Stellvertreterinnen Birgit
Radow und Brigitte Behrens alleine - wie schon nach der Beförderung von
Thilo Bode dem Großen zum Chef von Greenpeace International in Amsterdam.
Homolka wird am 1. März in Hamburg anfangen. Zum neuen Posten
schwelgte er am Montag in schönem Bewerbungsdeutsch: "Es gibt keine andere
Organisation, die sich mit solcher Konsequenz für die globale Erhaltung der
Lebensgrundlagen einsetzt wie Greenpeace. Gerechtigkeit und Bewahrung der
Schöpfung sind von jeher zentrale Anliegen für mich als Rabbiner und
Manager." Zuvorderst muß er in nächster Zeit aber Image und Bankkonten von
Greenpeae bewahren.
rem
Text (c) Die Tageszeitung, Berlin
Die Freie Jüdische Umschau
Internationale Presseschau 1998 / 5758 |