Rabbiner Dr. Jakob Teichman
SEIN LICHT IN DEINER HAND
ZEITNAHE BETRACHTUNGEN ZU DEN FÜNF BÜCHERN
MOSCHES, NACH DER SYNAGOGALEN LESUNG GEORDNET
Herausgegeben vom Rabbinat der
Israelitischen Cultusgemeinde Zürich, Rabbiner Dr. Zalman Kossowsky
Erschienen bei
MORASCHA
(2000)
Neuherausgabe der Bände "Sein Licht in Deiner hand" (1976) und "Am Fuße des
Berges" (1978). Gestiftet im Angedenken an Klara und Jacques Pomeranz-Dym
s'l.
Zum Werdegang von
Rabbiner Dr. Jakob Teichman
Jakob Teichman wurde am
15. Januar 1915 im ungarischen Tallya als jüngster von drei Geschwistern in
einer orthodoxen Familie geboren. Sein Vater Jehuda Teichman führte den
"Morenu" Titel und betrieb zusammen mit seiner Frau Rosa Schwarz eine
"Kritschme" (Schenke). Wichtig war seinem Vater, seinen Kindern persönlich
die Heilige Sprache beizubringen. Bei ihm lernte Jakob Teichman jenen
sorgfältigen, präzisen Umgang mit Sprache, den er in jeder Sprache, in
welcher er sich auszudrücken lernte, systematisch weiterentwickelt und
verfeinert hat und von dem auch die hier veröffentlichten Texte Zeugnis
ablegen.
Nach der Maturität im Gymnasium des
Rabbinerseminars in Budapest im Jahre 1936 nahm er gleichzeitig die Studien
am Rabbinerseminar sowie an der philosophischen Fakultät der Universität von
Budapest in semitischen Sprachen auf und erteilte daneben auch Unterricht,
um seine Eltern finanziell zu entlasten.
1940 promovierte Jakob Teichman zum
Doktor der Philosophie mit der Dissertation "Die Farben in der Bibel". 1942
erhielt er die S'micha (Rabbinerdiplom). Er musste direkt danach zum
Zwangsarbeitsdienst einrücken. Nach seiner Rückkehr konnte er sein Amt als
Gemeinde- und Jugendrabbiner antreten und im Auftrag der jüdischen Gemeinde
Budapest Religionsunterricht an öffentlichen Schulen erteilen.
Am 27. Februar 1944 - kurz vor dem
Einmarsch der Deutschen in Budapest im März 1944 - heiratete er Agnes
Porjes. Es folgte die Zeit der Deportationen - seine Mutter und seine zwei
älteren Schwestern sind in Auschwitz umgekommen. Er selber konnte im Herbst
1944 für sich, seine Frau und seine Schwiegermutter Schutzpässe des
Schweizer Konsuls Karl Lutz erhalten, was ihnen ermöglichte, die Monate bis
zur Befreiung im Januar 1945 unter schwierigsten Verhältnissen im
sogenannten Glashaus des Schweizer Konsulat zu überleben.
Nach dem Krieg wirkte Jakob
Teichman als Gemeinde- und Jugendrabbiner, aber auch, wie schon während
der Zeit der Bombardierungen, als "Friedhofsrabbiner".
1947 wurde der erste Sohn Jehuda
geboren. 1950-1956 war Jakob Teichman Mitglied des Rabbinats in Budapest
und amtierte als Gemeinderabbiner im Stadtteil Ujpest.
1956 flüchtete er mit seiner
Familie nach Wien, von wo er weiter nach Israel reiste. Dort wirkte er
als Mittelschullehrer für Tora und Talmud und als wissenschaftlicher
Mitarbeiter an der Gedenkstätte Jad vaSchem. An der Hebräischen
Universität Jerusalem erwarb er das Diplom eines
Bibliothekswissenschaftlers und wurde leitender Bibliothekar an der
Bar-Ilan-Universität in Tel-Aviv.
1959 wurde der jüngere Sohn
Daniel in Jerusalem geboren. Im selben Jahr erfolgte die Berufung von
Jakob Teichman nach Zürich, wo er zusammen mit Oberrabbiner Dr. Taubes
als Rabbiner der Israelitischen Cultusgemeinde tätig wurde.
Nach dem Rücktritt von Rabbiner
Dr. Taubes 1965, fungierte Jakob Teichman bis 1967 allein als Rabbiner
der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich, ein Amt, das er danach mit
Rabbiner Dr. Jacob Posen teilte.
In der Schweiz wurde Jakob
Teichman nicht nur in der jüdischen, sondern auch in der nichtjüdischen
Bevölkerung bekannt. Sein vielfältiger Einsatz, das Judentum der
nichtjüdischen Umgebung näher zu bringen, sein Anliegen, durch
Verbreitung von Wissen über das Judentum dem Antisemitismus
entgegenzuwirken, sind ein wesentlicher Teil seines beruflichen und
persönlichen Engagements. In der Öffentlichkeit kennt man ihn durch
seine Vorträge an Volkshochschulen und in Kirchgemeinden, sowie von
seinen Auftritten am Radio und im Fernsehen (u.a. 1980: die Ausstrahlung
seines Portraits am Schweizer Fernsehen "Als Jude geboren - zum Juden
gemacht"). Während mehreren Jahren sprach er am Fernsehen die "Worte zum
Feiertag". In Kursen instruierte er unzählige Krankenschwestern über den
Umgang mit jüdischen Patienten. Besonders großen Anklang fanden seine
regelmäßigen Synagogenführungen für Schulen und Vereine.
Vor allem aber stand er während 28 Jahren offiziell im Dienste seiner
Gemeinde, und wirkt seither als ihr Rabbiner Emeritus. 1987 ist er offiziell
von seinem Amt zurückgetreten. Seit einigen Jahren ist er jedoch auch als
"Surbtaler Rabbiner" tätig, insbesondere mit regelmässigen Besuchen im
Altersheim Lengnau, wo er als Rabbiner an den Feiertagen, sowie auch bei
speziellen Anlässen in der Gemeinde Endingen fungiert.
Als Rabbiner
Emeritus der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich, mit deren Familien er
auch noch in seinem heutigen "Unruhestand" Freud und Leid teilt,
übernimmt er bis heute Vertretungsfunktionen für seinen Freund und
Kollegen, Rabbiner Dr. Zalman Kossowsky.

Publikationen:
- "Der Geist des Judentums",
1941, Budapest
- Zahlreiche Artikel im
Israelitischen Wochenblatt, der Jüdischen Rundschau und anderen
Zeitschriften
- "Unser Gebet" 1, 11(1969-1973)
- Artikelserien und
Erläuterungen zu den Wochenabschitten im Israelitischen Wochenblatt,
die als "Sein Licht in Deiner Hand" (1976) und "Am Fusse
des Berges" (1978), in zwei Bänden erstmals herausgegeben
wurden.
- "Erwünschet den Frieden
Jerusalems", in: "Aus den Psalmen leben; das gemeinsame Gebet von
Kirche und Synagoge neu erschlossen", Herder-Verlag 1979.
- "Glaube, Gebete, Gesetze" in:
"Juden in der Schweiz", Zürich 1982.
Wajelech

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