Das
Antwortschreiben:
Sehr geehrte Damen und Herren,
die obige Frage kann an Geistliche aller
monotheistischen Religionen und auch an Säkulare gestellt werden. Sie hat
keine spezifisch jüdische Komponente. Trotzdem will ich eine Antwort
versuchen.
Der Hintergrund der Frage:
"Ein elfjähriges Mädchen fragte mich, warum
Gott männlich ist und nicht als Göttin oder SIE, Mutter udgl. bezeichnet
wird."
Die Frage muss in zwei geteilt werden:
- Ist Gott männlich?
- Wie beantwortet man Kindern solche Fragen?
Zur ersten Frage:
- Gott wird vermutlich in allen Sprachen mit
dem maskulinen Substantiv bezeichnet. Das wird wohl zwei Gründe haben: 1.
Das Wort "Gott" wurde bereits in der Frühphase der Kulturen gebildet. Die
Vorstellung von Gott war damals die eines allmächtigen Herrschers,
mindestens entsprach sie einer Vaterfigur. 2. Hätte man in späterer Zeit die
Idee gehabt, Gott als ungeschlechtlich darzustellen oder anzusprechen, z.B.
in der Zeit, als Gott Abraham offenbart wurde, hätten die Sprachen diese
Möglichkeit nicht geboten: Das Hebräische z.B. kennt nur Maskulin und
Feminin.
- Die jüdische Religion hat sich seit ihren
Anfängen mit dem Verbot, sich ein Bildnis von Gott zu machen, zu einem puren
Monotheismus entwickelt, in der die Schule des Maimonides sich in der
Theologie durchgesetzt hat, nämlich, dass alle Bezeichnungen und Attribute
Gottes nur einen symbolischen Charakter haben können. Was wirklich dahinter
steht, wird der Mensch nie erfassen können. Tatsächlich ist das schon in der
Tora so angelegt, wenn man bedenkt, dass der eigentliche Name Gottes, JHWH
(das sogenannte Tetragramm), dessen Aussprache uns unbekannt ist, bis zur
Zerstörung des Tempels zu Jerusalem nur vom Hohepriester einmal im Jahr, am
Jom Kipur, ausgesprochen werden durfte.
Zur zweiten Frage:
- Die meisten Kinder haben eine Vorstellung
von Gott, denn in der einen oder anderen Weise werden sie – auch wenn sie in
einer säkularen Umgebung aufwachsen - mit diesem Begriff konfrontiert.
Einige stellen Fragen, ähnlich wie die hier gestellte. Die Antwort hierauf
sollte auf keinen Fall – und hier rede ich als Pädagoge – eine
"kindergerechte" sein, wie etwa Gott ist männlich weil… oder weiblich weil…
oder nichts von beiden weil... Gott befinde sich im Himmel (ja wo, auf einem
Stern wie etwa der kleine Prinz?), oder er ist überall, also auch im
Schlafzimmer und sieht alles (was eine paranoische Vorstellung fördern
könnte).
Man sollte versuchen, dem Kind das zu
erklären, was man selbst denkt. Und wenn das Kind es nicht versteht, dann
ist es immer noch besser, als etwas Falsches zu sagen. Man muss nicht
grundsätzlich den Kindern alles erklären können. Können Sie einem Kind
erklären, warum mit Anknipsen des Schalters die Birne leuchtet? Wissen Sie
selbst (nun eine polemische Frage), was elektrischer Strom ist, wie er im
Kabel fließt, im Inneren einer Glaskugel Feuer erzeugt, das sich in Licht
umwandelt? Und was das Licht eigentlich ist? Und wenn Sie es wissen, können
Sie das einem Kind klar machen? Es gibt eben bei Kindern (auch bei
Erwachsenen) unterschiedliche Verständnisstufen. Unbedingt falsch wäre es,
dem Kind gerade in Bezug auf Gott eine "kindergerechte" Erklärung zu geben,
zumal das Wesen Gottes für alle Menschen unergründlich ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ben Rabbi Nathan |
Die Anfrage:
Sehr geehrte Damen und Herren,
vor kurzem fragte mich ein 11 jähriges Mädchen, warum Gott
"männlich" ist und nicht als Göttin oder sie, Mutter usw. bezeichnet
wird. Ich muss gestehen, zunächst war ich etwas überrascht, da ich
mir als Kind nie diese Frage stellte. Aber so ändern sie die
Generationen.
Ich habe versucht es ihr zu erklären. Doch nun möchte ich mich an
Sie wenden, und Sie fragen, wie könnte ich es dem Mädchen Kind
gerecht erklären?
vielen Dank für Ihre Mühe
F.R.
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