Essen und Trinken
Essen ist nicht bloss eine
Notwendigkeit sondern auch ein Genuss. In
Israel sollten Sie diesem Vergnügen so oft
und soviel wie möglich huldigen. An den
Straßen und Stränden, überall in der
Öffentlichkeit und ganz bestimmt in jedem
Heim: Lassen Sie es sich gut gehen.
Die biblischen Bewohner des Landes
Kanaan ernährten sich von der Fruchtbarkeit und Vielfalt des Landes, in dem
"Milch und Honig fließt". Die Milch stammte meistens von Schafen und Ziegen
und der Honig von Datteln, Feigen und Johannisbrot. Die Ernte hing von der
Sonne, dem Regen und den Jahreszeiten ab, die Mahlzeiten waren einfach, dem
Gelage folgte oft die Hungersnot. Die Zeiten haben sich geändert— jedenfalls
auf kulinarischem Gebiet.
So wie Israel selbst ein
Schmelztiegel der verschiedensten Kulturen ist, so ist auch seine Küche eine
Mischung vieler Geschmacksrichtungen mit allen ihren Gegensätzen und
Gemeinsamkeiten. Es gibt ganz bestimmt keine typische israelische Küche, so
wie es auch keinen typischen Israeli gibt. Die einzigartige Mixtur aus Ost
und West resultiert in einem Überfluß an kulinarischen Genüssen.
Der dominierende Stil ergibt sich aus
der geographischen Lage des Landes— irgendwo zwischen der Küche des
Mittleren Ostens und des Mittelmeeres. Lassen Sie sich bei der Suche nach
einem Restaurant nicht von der Bezeichnung "orientfrische Küche" verwirren,
es werden Ihnen keine Gerichte aus dem Fernen Osten, sondern Speisen aus dem
Mittleren Osten, der semitischen Region angeboten.
"Orientalische" Juden, oder
Sepharden, stammen aus Spanien, Italien, Griechenland, der Türkei und
verschiedenen arabischen Ländern. Alle jüdischen ethnischen Gruppen, ob aus
Marokko, Lybien, Tunesien, dem Jemen oder dem Irak stammend und die im Lande
geborenen Sabra, haben sowohl im Alltag als auch an den Feiertagen ihre
spezifischen Gerichte.
Die Speisen sind zwar ähnlich, sind
jedoch deutlich von einander zu unterscheiden. Kumin (oder Kreuzkümmel),
frischer und getrockneter Koriander, Minze, Knoblauch, Zwiebeln, Gelbwurz,
schwarzer Pfeffer und manchmal Kardamon und frische grüne Chilischoten sind
die wesentlichen Kräuter und Gewürze. Dunkles, fruchtiges Olivenöl bringt
eine weitere eigene Geschmacksnote.
Auch die arabische Küche wird als
"orientalisch" bezeichnet. Sowohl arabische als auch jüdische Mahlzeiten
beginnen mit einer Auswahl an würzigen Salaten. Humus ist ein Dip aus
gemahlenen Kichererbsen, gewürzt mit Tahina, einer Sesampaste, Zitronensaft,
Knoblauch und Kümmel und als Mittelding zwischen Salat und Brotaufstrich
sehr beliebt. Dazu gibt es Auberginen (die Königin des Gartens) in
zahlreichen Varianten, als Auberginen in Tahina, gebratene Auberginen in
Scheiben, Auberginenwürfel mit Gemüse, kleingeschnittene Auberginen mit
Leberfüllung und andere. Auch verschiedene eingelegte Gemüsesorten werden
als Salat gereicht.
Sie können einige Salate anstelle
einer Hauptmahlzeit bestellen. Oder Sie essen nach der Vorspeise Kebabs
(herzhafte Hackbällchen vom Grill), Schischlikim (Spieße mit gegrilltem
Lamm- oder Rindfleisch), Seniya (Rind- oder Lammfleisch in Tahinasoße),
gefüllte Hühnchen oder Tauben, Lammkoletts oder ein Fischgericht.
Weder in einem
koscheren noch in einem muslemischen Restaurant wird
Schweinefleisch serviert, beide Religionen verbieten den Verzehr.
Meeresfrüchte sind Juden verboten Muslimin jedoch erlaubt.
Versuchen Sie den Fisch, vor allem in
der Gegend von Tiberias, Tel Aviv, Jaffa und Elat (es gibt übrigens keine
Fische im Toten Meer). Forellen, graue und rote Meerbarben, Seebarsche und
Petersfische werden meistens gebraten oder gegrillt serviert, oft in einer
pikanten Soße. Authentische nordafrikanische Restaurants offerieren Harimeh,
ein scharf gewürztes Fischgericht mit Knoblauch, Tomaten, Kümmel und einer
Prise Cayennepfeffer.
Wenn Sie dann noch Raum haben, gibt
es Nachtisch! In den arabischen Restaurants kann es Baklava sein,
Blätterteig mit Nüssen und süßem Sirup, eine andere kalorienreiche Süßspeise
oder Obst. In einem orientalischjüdischen Restaurant gibt es in der Regel
Caramelcreme, Schokoladencreme oder eine aus Eiweiß bestehende Köstlichkeit
rnit Schokoladensirup, die unverständlicherweise "bayrische Krem" genannt
wird. Türkischer Mokka oder mit frischer Minze gewürzter Tee schließen das
Mahl ab; wenn Sie Ihr Getränk ohne Zucker wünschen, dann sagen Sie das dem
Ober vorsichtshalber bei der Bestellung.
Jemenitische Speisen enthalten fast
alle Gewürze, die auch in der sephardischen Küche verwendet werden, nur eben
in größeren Mengen. Authentische jemenitische Restaurants kochen Suppen, die
dem Besucher aus dem Westen seltsam anmuten, es gibt "Fußsuppen",
"Schwanzsuppen" und "Eutersuppen"; aber auch konservativere Varianten wie
Linsen-, Gemüse- und Rindfleischsuppen werden serviert. Alle sind wohl
abgerundet und sehr aromatisch. Mehrere Brotsorten werden angeboten:
Mallawah (knusprig gebratene, köstliche Kalorienbomben), Lahuh (leichte
Pfannkuchen) und Jahnoon (strudelähnlicher Teig mit hohem Fettanteil). Diese
Brotsorten müssen extra bestellt werden, während Pita-Brot automatisch als
Beilage gereicht wird. Versuchen Sie sie mit einem gemischten Gemüsesalat,
Humus und/oder Ful (Favabohneneintopf), Haminados (langsam gekochte braune
Eier mit kremigem Dotter).
Die Temanim (Jemeniter) haben ihre
eigenen speziellen Gewürzmischungen und Zutaten, die alle gesund und
besonders bei der Verdauung behilflich sein sollen. Dies sind Hilbe (eine
bittere, aber interessante Zubereitung aus Fenugreek), das bei der
Behandlung von Diabetes hilfreich sein soll, und S'chug (frischer Koriander
mit grünen oder roten Chilischoten und Gewürzen), das den Kreislauf positiv
beeinflussen soll. In jemenitischen Lokalen werden beide als Beilage
serviert. Vielleicht möchten Sie das Mahl mit einem "Jemenitischen Kaffee"
beenden, das ist ein Kaffee, der mit Hawajg gewürzt ist, einer Mischung
ähnlich dem indischen Garam Masala.
Wenn Sie sich nach askenasischer oder
osteuropäischer jüdischer Küche sehnen, dann finden Sie dort natürlich
gefilte Fisch, gekochtes Huhn, gelbe Rüben, gehackte Leber, Borscht
(Rotebeete-Suppe), ungarischen Gulasch und russische Peroshki (gebratene
oder gebackene Teigwaren mit pikanter Füllung). Diese Gerichte gehören nicht
zum Alltagsmahl der meisten Einwohner und sind nur in einem
Spezialitätenrestaurant zu haben.
Seit der Aufnahme eines ungewöhnlich
hohen Kontingents vietnamesischer Bootsflüchtlinge, wie auch von Chinesen
aus Taiwan, Hong Kong, Thailand und den Philippinen gibt es eine Menge
chinesischer Lokale, die von der einheimischen Bevölkerung gerne
frequentiert werden.
Elegante Restaurants gehören
ebenfalls zum Angebot, wie ihre Gegenstücke in anderen Ländern bieten sie
eine reiche Auswahl an Gourmetspeisen, einige halten sich strikt an die von
ihnen angestrebte Küche, andere richten sich etwas nach dem hiesigen
Geschmack. Es ist einer neuen Generation israelischer Köche zu verdanken,
daß Bewegung in die Kochszene gekommen ist, sie bemühen sich um eine für
Israel spezifische Haute Cuisine, die französische Küche mit einheimischen
Zutaten kombiniert.
Das Ergebnis sind Gerichte wie "Lamm
in Bulgarteig mit Leberpastetenfüllung" oder "Kalbsbries mit Avocadofüllung
in Avocadosoße", die das Fremde und das Vertraute vereinen.
Um einen besseren Einblick in die
Landesküche zu bekommen, sollten Sie sich Supermärkte, Gemüsehändler und
Märkte anschauen und kleine, abseits gelegene Lokale in Jerusalem, im
jemenitischen Keren haTemanim und im haTikvah-Viertel in Tel Aviv, im Hafen
von Jaffa und auch in den kleineren Dörfern auskundschaften.
Knabbereien
Da das Essen soviel Spass macht,
spielen auch Knabbereien eine große Rolle. Sehr populär sind Nüsse und
Sonnenblumenkeme sowie mit Sesamkörnem bestreute Brotringe (Begele), die man
nur in den "ethnisehen" Vierteln wie der Altstadt von Jerusalem mit S‘atar
bekommt, einer Gewürzmisehung mit viel Oregano. Pizzas, Blintzen, Waffeln
und diverse Hamburger sind modebedingt. Am beliebtesten sind und bleiben
Felafelim, gebratene Kugeln aus Kichererbsenpüree mit verschiedenen Gemüsen
in ein Pita-Brot verpackt. Auf den Bürgersteigen der großen Straßen finden
Sie meistens gleich mehrere Falafel-Stände, hier können Sie ihr Pitabrot so
oft mit allen möglichen Zutaten nachfüllen, wie das Brot es aushält. Shuk
Bezalel in Tel Aviv ist wahrscheinlich das bekannteste Felafel-Zentrum.
Diese Straße am Karmelmarkt ist voller Felafel-Stände mit der vermutlich
besten Auswahl an Salaten diesseits des Mittelmeers.
Obst und Gemüse
Israels Obst und Gemüse hat einen
legendären Ruf. Die Ernte gelangt nur wenige Stunden nach dem Pflücken zu
den Marktständen, und auf den Freiluftmärkten wie Mahaneh Jehudah in
Jerusalem oder dem Karmelmarkt in Tel Aviv bereitet sich eine wahre Fülle
aus, von Äpfeln, Artischocken über Kohlrabis und Sellerie bis zu
Zitrusfrüchten. Unter den subtropischen Obstsorten finden Sie Kiwis, Mangos,
Dattelpflaumen, Loquats, Passionsfrüchte, Cheromoya und Papayas. Je nach
Saison gibt es frische Datteln, Feigen, Granatäpfel und die größten
Erdbeeren, die Sie je gesehen haben.
Die Ware wird nach Gewicht verkauft. Obst ist auf den Märkten wesentlich
preiswerter und frischer als in den Supermärkten.
Fleisch und Geflügel
Die Hühnchen und Puten sowie die
Gänse und Mullardenten, eine israelische Züchtung, die in den besseren
Restaurants serviert werden, sind äußerst schmackhaft und stammen aus dem
Lande selbst, während das Rindfleisch zumeist importiert ist.
Milchprodukte
In der biblischen Zeit war Wasser
rar und unrein, und so entwickelte sich Milch zu einem Hauptbestandteil der
Speisen. Ziegenmilch wurde als sehr gesund und nahrhaft angesehen, gefolgt
von Schafsmilch und Kuhmilch.
Die Tradition aus der Zeit, in der in
Israel "Milch und Honig floß", wird heute mit einer Vielfalt an Käsen
fortgesetzt, es gibt Schweizer Käse, Camenbert, Brie und Gouda, vollfetten
Quark sowie zahlreiche Joghurt- und Käsesorten aus Ziegen- und Schafsmilch.
Bei einem Besuch im Supermarkt werden
Sie einheimische Frischkäsesorten sehen, die entweder in Papier eingewickelt
oder in Tüten verpackt sind. Die aufgedruckte Nummer gibt den Fettgehalt an.
Versuchen Sie Tuw Ta‘am, einen weichen weißen Streichkäse mit nur 5%
Fettgehalt, oder Leben und Eshel, Milchprodukte mit dem gleichen Fettgehalt
wie Joghurt.
Getränke
Das Leitungswasser in Israel ist
trinkbar, aber natürlich gibt es auch Flaschenwasser. An Imbißständen
bekommen Sie neben den bekannten Erfrischungsgetränken auch frisch gepreßten
Zitrus- oder Möhrensaft. Israel hat delikate Weiß- und Rotweine zu bieten
und dunkles sowie helles Bier. In Bars und Restaurants werden neben den
teuren importierten Alkoholika auch einheimische Spirituosen ausgeschenkt.
Festtagsspeisen
Wenn es Sufganiot (Berliner) gibt,
dann sind
Chanukah
und die Kartoffellatkes (Kartoffelpuffer) nicht weit.
Purim ist die Zeit für Osnej Haman, auch Hamentashen genannt,
dreieckige, gefüllte Plätzchen.
Wenn Sie während der Feiertage in
Israel sind, dürfen Sie die Festtagsspeisen nicht versäumen. Zum
Pesach
gibt es Mazzenknejdl, Kokosmakronen, Nuss- und Mandelkuchen. Zu Shavuot gibt
es köstliche Milchspeisen. Sukkot und Tu b'Shvat werden mit Dörrobst und
Nüssen gefeiert. An Freitagnachmittagen werden für das Mittagessen am Sabbat
die geflochtenen Challas zubereitet und Tschulent, oder bei den Sepharden
Hamin, ein Eintopf mit Fleisch und weißen Bohnen.
Guten Appetit, beT'awon!
|