Israel will den Gazastreifen abstoßen

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„Ich verwerfe alle Versuche Israels, sich seiner Verantwortung für den Gazastreifen zu entziehen und sie Ägypten aufzubürden.“ Das sagte Ägyptens Präsident Hosni Mubarak. Er reagierte auf einen Vorschlag des israelischen Verkehrsministers Israel Katz, wonach Israel sich jeglicher Kontakte mit dem von der radikalislamischen Hamasorganisation beherrschten Gazastreifen entledigen sollte…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 24. Juni 2010

Weil der Gazastreifen trotz des Rückzugs Israels im Sommer 2005 aus Sicht der internationalen Gemeinschaft weiterhin als „israelisch besetzt“ gilt, liefert Israel etwa 70 Prozent des benötigten Stroms, Brennstoffe und Trinkwasser in den Gazastreifen, neben anderen Hilfsgütern und Nahrungsmitteln. Immer wieder hat Israel versucht, den zwischen 1949 und 1967 von Ägypten besetzten Gazastreifen abzustoßen und erneut unter ägyptische Verantwortung zu stellen. Das würde bedeuten, dass dann Ägypten den Landstreifen mit Strom, Wasser und anderen Gütern versorgen müsste. Doch Ägypten lehnt das ab, mit unterschiedlichen Argumenten, obgleich „die palästinensische Frage in unserer Außenpolitik höchste Priorität hat“, wie Mubarak erklärte. Gleichwohl beteiligt sich Ägypten an der israelischen Blockade des Gazastreifens, versucht die Schmugglertunnels unter seiner 11 Kilometer langen Grenze zum Gazastreifen zu zerstören und den Bau neuer Tunnel durch Stahlplatten, die in den Sandboden getrieben werden, zu unterbinden. Seit einigen Tagen hat Ägypten den Grenzübergang bei Rafah für Personenverkehr geöffnet, mutmaßlich in Absprache mit den Israelis. Wie jetzt erst bekannt wurde, hat Uzi Arad, der Sicherheitsberater des israelischen Ministerpräsidenten, am 6. Juni heimlich Kairo besucht, um mit dem ägyptischen Geheimdienstchef Omar Suleiman über die Folgen der blockadebrechenden Schiffe zu reden.

Derweil befürchtet Israel die Ankunft weiterer Schiffe, diesmal aus „feindlichen Ländern“ wie Libanon und Iran. „Die finstersten Kräfte der Erde – Iran, Hizbollah und Hamas – die die Welt ins Mittelalter zurückkehren lassen wollen, Frauen daran hindern, sich frei zu kleiden, arbeite und auszudrücken… wollen jetzt ein Frauenschiff als Propaganda gegen Israel organisieren“, sagte Netanjahu im Beisein des österreichischen Kanzlers Werner Faymann. Die Zeitung Jedijot Achronot berichtet über 20 weibliche Soldaten des Grenzschutzes, die jetzt schon trainieren, um das Frauenschiff zu entern. Den libanesischen Schiffen wolle Israel wie einer „feindlichen Attacke“ begegnen, zumal die zur Zeit noch im Nordlibanesischen Hafen Tripoli liegende „Julia“ einem Neffen des syrischen Präsidenten Baschar Assad gehöre. „Wenn ein feindliches Schiff gegen die israelische Souveränität verstößt, wird es eine entsprechende Reaktion geben“, behaupteten „hohe Sicherheitsleute“. Ein gewaltsames israelisches Vorgehen könnte einen Krieg auslösen, weshalb mehrere europäische Staaten, darunter Frankreich und Deutschland laut israelischen Medienberichten entsprechende Warnungen an die libanesische Regierung weitergegeben hätten. Ähnlich äußerte sich auch Verteidigungsminister Ehud Barak gegenüber der amerikanischen Außenministerin Hillary Clinton. „Die Regierung des Said Hariri im Libanon trägt die Verantwortung für jede Aktion gegen Israel“, sagte Barak, fügte aber besorgt hinzu, dass Hariri wohl keine Kraft habe, sich gegen Absichten und Pläne der radikalislamischen Hisbollah im Libanon zu stemmen.

Derweil mehren sich unbestätigte Gerüchte über israelische Vorbereitungen zu einem Militärschlag gegen den Iran. So habe Saudi Arabien einem Überflug israelischer Kampfflugzeuge zugestimmt, hatte vor zehn Tagen die Londoner Times berichtet. Saudische Soldaten trainieren angeblich, alle Vorwarngeräte abzuschalten. Dann meldete die iranische Nachrichtenagentur Fars, dass israelische Transportflugzeuge militärisches Gerät zum Tabuk-Stützpunkt in Saudi Arabien, 200 Kilometer von Israels Grenze entfernt, gebracht und entladen hätten. Die saudische Luftfahrtbehörde habe deshalb viele Flüge umgeleitet und gestrandete Passagiere in Hotels untergebracht, damit niemand die israelischen Flugzeuge sehen könne. Aus Ägypten kam die Meldung, dass unter großen Sicherheitsvorkehrungen 11 amerikanische Kriegsschiffe und ein israelisches Raketen-Boot den Suezkanal durchquert hätten.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

10 Kommentare

  1. @Hans-Dieter Matthies

    Wenn wir was gelernt haben und ganz speziell von euch deutschen.

    Vertraue auf Niemanden
    Ausser auf unseren Gott und eine starke Israelische Armee gute Ausbildung und Kluge Köpfe.

    Und das haben wir alles Gott sei Dank.

     

  2. @ Jane
    Salam Fayyad soll neuerdings zur Fatah-Partei gehören? Ich hätte ihn bei Dritter-Weg-Partei / Third-Bloc-Party – oder wie auch immer übersetzt – untergebracht…
    Mit Korruption und Plumpheit wird er ja nun sonst weder von Kritikern noch von Anhängern bzw. Befürwortern in Verbindung gebracht.
    Und dass Energielieferungsprobleme ursächlich mit Zahlungs- oder Zahlungsflussproblemen in Zusammenhang gebracht werden, hat man auch schon in deutschsprachigen Publikationen gefunden.

  3. Israel hat europäischen Außenministern einen Besuch im Gaza-Streifen angeboten. Sie sollen sich ein Bild von der humanitären Situation der Palästinenser in dem Gebiet machen.

    Wie unfair, David!
    Pfui Teufel!

  4. Das einzige noch verbliebene Kraftwerk in Gaza, welches von Israel nicht zerstört worden war, musste am Samstag wegen Treibstoffmangel seinen Dienst einstellen.

    Bei der Gelegenheit erfahren wir auch, dass Treibstoff und Elektrizität, welche von Israel geliefert werden keineswegs Spenden sind, wie man vielleicht leichthin annehmen möchte, sondern von der Hamas bezahlt werden.

    ‚…..The head of the Gaza Power Authority, Kan’an Obeid, blamed Palestinian Prime Minister Salam Fayyad, of the rival Fateh party, for failing to pass on a payment to Israel for a shipment of industrial fuel. Obeid said that the people of Gaza had made the payment, despite their 80% rate of unemployment, but that Israel required that the payment go through the rival government in the West Bank, which Gazans consider corrupt and inept.‘

    http://www.imemc.org/article/59010

  5. @Baruch ZionEs muß wohl unheimlich viel Spaß machen, das Volk mit Gespenstern – hier der Atombombe des Iran- zu ängstigen. Der alte Georg Dabbeljuh Busch hat es ja bereits mit dem ach so bösen Sadam Hussein vorexerziert —- und letzlich ging es nur um Politik, Macht und Öl —– nur dem Land ( in diesem Falle z.B. Irak ) hat es keinen Frieden oder gar Freiheit und Gerechtigkeit ( was immer das sei ) – gebracht.Daß der Herr Ahmadinedshad ein Großmaul ist, das weiß jedes Kind, daß ihm einmal zugehört hat. Aber warum muß nun immer wieder diese stereotype Verdächtigung auf Atom-Waffen-Interessen hervorgezerrt werden —- oder ist Israel und sind die USA so schreckhaft, daß jedes Gespenst, daß da einal HuHu macht ernstgenommen wird ????  Es gibt doch für alle und jede Situation passende Psychologen ….. also laßt Euch behandeln; auch Ihnen Herr B.Z. sei vielleicht eine solche empfohlen ( wie wohl auch vielen Ihrer Glaubens- oder Leidensgenossen )

  6. Na, das wäre doch eine sehr bequeme Sache gewesen, wenn man den Gazastreifen den Ägyptern hätte „unterjubeln“ können. Dann wäre Ägypten für die wirtschaftliche Seite ( Versorgung …) und auch für die politische ( innere Ruhe und Sicherheit ) verantwortlich gewesen. Gut gedacht … aber

    Israel hatte sicherlich in seiner Planung, daß man dann im Süden „den Rücken“ einigermaßen frei hätte, um sich um so eher den vermeintlichen „Feinden“ im Norden widmen zu können. Und deshalb paßt der Berichtsteil betreffend Kriegsvorbereitung contra Iran (Libanon) sehr wohl auch hierher.

    Spionagesatellit im Weltraum – nun ja; muß wohl sehr dringlich sein. 

  7. @ Fiebig

    Es gibt darüber nichts zu schreiben weil es keinen geben wird.

    Die Araber und die Amerikaner werden sich um den Iran kümmern, denn die haben mehr Angst vor einem Schiitischen Iran mit einer Atombombe.

    Immer schön über den deutschen Tellerrand schauen, Sie werden erstaunt sein was in Deutschland nicht zu lesen bekommen.

  8. Die haben dann endlich Zeit für die Länder wie Syrien, Libanon, Irak, Türkei, Iran, China, Jemen, Äthiopien, Sudan, Ägypten, Saudi Arabien, Russland und und und
    …. um dort
    Menschenrechte, Gleichberechtigung für Frauen und Männer Arm oder Reich, Recht auf Schulbildung für Mädchen, Unabhängige Justiz,
    Abschaffung der Todesstrafe, Relegionsfreiheit, Minderheitenrechte,
    und und und und  nach Europäischer Vorstellung zu erkämpfen.

    Aber in diesen Ländern wird ja kurzer Prozess mit den Friedenaktivisten gemacht.
    Die werden an der erst besten Laterne aufgehangen oder der Kopf wird über Web Cam abgeschnitten.

    Das ist es doch einfacher wenn man sich die Juden nimmt und denen alle Schuld gibt. Denn mit denen kann man es ja machen, das war schon immer so und so kann es auch bleiben.

    Es kommt immer als man Denkt besonders beim Volk Israel

  9. Wären die israelischen Vorbereitungen zu einem Militärschlag gegen den Iran nicht einen eigenen Artikel wert gewesen? Das passt hier doch gar nicht rein!
     Abgesehen davon hat Israel den Gazastreifen doch schon vor Jahren de facto aufgegeben und abgestoßen.

  10. „Israel will den Gazastreifen abstoßen“

    Und wer denkt an das Seelenheil beschäftigungsloser „Friedensaktivisten“?
    So nicht, und schon gar nicht so!

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