Von Heide Kramer, Hannover, März 2006

Foto: Archiv Gedenkstätte Bernburg
|
Am 12. Februar 1908 wird Olga Benario als Tochter eines
jüdischen Rechtsanwalts in München geboren. Der Vater ist Mitglied
der SPD. Schon als Schülerin distanziert sich Olga von der
Geborgenheit ihres großbürgerlichen Elternhauses. Den der damaligen
Zeit angepassten Bildungsweg einer "höheren Tochter" mag das
eigenwillige zielbewusste Mädchen nicht gehen.
Zum Unmut der Eltern schließt sich Olga früh kommunistischen
Jugendgruppen an und nimmt schon als Fünfzehnjährige
Führungspositionen ein. Olga Benario ist bereits in jungen Jahren
eine starke Persönlichkeit. Die Polizei der Weimarer Republik stuft
die engagierte Jungkommunistin als "kommunistische Agitatorin" ein
und behält sie so im Visier.
1926 verlässt Olga ihre Heimatstadt München und zieht nach
Berlin, um dort für die Kommunistische Partei zu arbeiten. Als ihr
Freund und Genosse Otto Braun wegen Hochverrats angeklagt und in das
Untersuchungsgefängnis Moabit eingewiesen wird, organisiert seine
Freundin unter der KPD-Führung eine bewaffnete Befreiungsaktion, die
auch gelingt. Olga Benario und Otto Braun fliehen nach Moskau.
In Moskau besucht Olga zeitweilig die Lenin-Schule. Sie
konzentriert sich außerdem auf ihre bevorstehende Aufgabe als
Delegierte des V. Weltkongresses der Kommunistischen
Jugend-Internationale. 1931 löst sie aus politischen und
persönlichen Gründen die Verbindung mit Otto Braun. Sie arbeitet in
der Sowjetunion, Frankreich und England zu Gunsten der
Internationalen Arbeiterbewegung.
Die Begegnung mit dem ehemaligen Hauptmann der Brasilianischen
Armee Luiz Carlos Prestes verändert Olgas Leben grundlegend. Sie
folgt Luiz Carlos Prestes 1934 nach Rio de Janeiro, um mit ihm die
antifaschistische Revolution vorzubereiten. Als jedoch 1935 der
Putsch gegen das diktatorische Vargas-Regime scheitert, muss das
inzwischen verheiratete Paar untertauchen. 1936 verhaften die
brasilianischen Behörden die schwangere Olga Benario-Prestes und
liefern sie nach Deutschland an die Gestapo aus. Am 27. November
1936 kommt im Berliner Gestapo-Gefängnis Barnimstraße die Tochter
Anita Leocardia Prestes zur Welt.
1938 wird Olga von ihrer Tochter Anita getrennt. Olgas
Schwiegermutter Leocardia Prestes nimmt das Kind in ihre Obhut. Nur
der liebevollen innigen Beziehung Olgas zu ihrer Schwiegermutter ist
es zu verdanken, dass Anita am Leben bleibt.
Olga Benario-Prestes gerät in das Konzentrationslager
Lichtenburg, später in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück.
Hier verbleibt sie drei Jahre. 1942 wird ihr die "Landes-Heil- und
Pflegeanstalt" Bernburg zum tödlichen Schicksal. Olga
Benario-Prestes wird in den dortigen Gaskammern ermordet.
Von den auferlegten 46 Jahren Haft im Jahre 1936 bleibt Luiz
Carlos Prestes 10 Jahre inhaftiert. Eine Amnestie ermöglicht ihm
1946 die Emigration. Er bleibt unbehelligt.