Auszeichnung für den Geschichts-Podcast „Omas Tasche und das Hitler-Attentat“

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Foto-Montage: BR

Der Alternative Medienpreis würdigt zum 26. Mal Medienschaffende, die offen denken, objektiv sind und Orientierung bieten. Nun stehen die fünf Gewinnerbeiträge beim Alternativen Medienpreis 2025 fest. Zuvor hatte die Vorjury aus Journalist*innen und Medienexpert*innen aus den 193 Einsendungen zum Wettbewerb 36 Beiträge aus den Kategorien Macht, Geschichte, Vernetzung, Leben und Zukunft für die Endauswahl nominiert.

Zwei Preise für Berlin, einer für München und zwei für Nürnberg: In der Kategorie Leben geht der Preis an Carolin Heilig, Lea-Sophie Rohde und die Volontärinnen des Verlags Nürnberger Presse für den Podcast „Podcast Bye Bye Baby Boom – Wollen wir keine Kinder mehr?“ Für ihr Feature „Ausgebrannt. Wenn politisches Engagement krank macht“ auf Deutschlandfunk Kultur Audio gewinnt Madeleine Hofmann den Alternativen Medienpreis in der Kategorie Macht.

Den Alternativen Medienpreis in der Kategorie Geschichte erhält Thies Marsen vom BR Bayerischer Rundfunk für seinen Podcast „Omas Tasche und das Hitler-Attentat“. Christa Roth gewinnt in der Kategorie Vernetzung den Preis für das sagwas Online-Debattenportal „Lust auf Streit?“ der FriedrichEbert-Stiftung. Für den Film „Willkommen in Nuetopia – Visionen für Nürnberg“ wird Annette Link von der Medienwerkstatt Franken in der Kategorie Zukunft mit dem Alternativen Medienpreis ausgezeichnet.

Die Preisträgerinnen und Preisträger sowie alle 36 nominierten Medienschaffenden sind auf
https://www.alternativer-medienpreis.de/ veröffentlicht.

„Omas Tasche und das Hitler-Attentat“

Es beginnt mit einem Anruf der Oma. Darin erzählt sie ihrem Enkel, dem Journalisten Thies Marsen, dass sie am berühmten Hitler-Attentat vom 20.Juli 1944 beteiligt war. Sie habe nämlich die Aktentasche besorgt, in der Claus Graf Schenk von Stauffenbergs Bombe platziert war.

Eine Geschichte, die sie in der Familie immer wieder erzählt hat, die ihr aber niemand so recht abnimmt. Auch Marsen nicht, zu gut weiß er, dass so mach einer die eigene Biografie schönredete nach 1945. Er macht sich auf die Spurensuche, die anfängliche Skepsis wich der journalistischen Neugierde. Entstanden ist daraus der vierteilige Podcast „Omas Tasche und das Hitler-Attentat“, der so einige Erkenntnisse zu Tage fördert. Mit großem Feingefühl, vor allem aber mit aller Offenheit gräbt Marsen in Unterlagen, liest sich durch Briefkorrespondenzen, führt Gespräche mit Verwandten, Historikern, Experten und vor allem immer wieder mit der Oma. 

Eine sehr persönliche Reise, die einiges an Details zur Militärkarriere des Großvaters während des Nationalsozialismus aufdeckt, der aber tatsächlich auch gute Kontakte zu den späteren Attentätern des 20. Juli hatte. Die Spurensuche ist spannend zu hören, gut gemachtes Radio, großer Respekt für die große Offenheit des Autors. Beeindruckend auch, dass er inmitten der Suche einen Exkurs einlegt und die Perspektive wechselt. Was genau hat das Attentat für Verfolgte des NS-Regimes bedeutet? 

Ein unbedingter Hör-Tipp! Auch wenn so eine Geschichte, von der Oma und der Aktentasche, schon etwas sehr Besonderes ist, vielleicht regt der Podcast den einen oder anderen sogar an, die eigene Familiengeschichte genauer unter die Lupe zu nehmen, wie Thies Marsen treffend meint. (al)

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