Der Krieg mit dem Iran ist zu Ende. Jetzt ist die Zeit für ein Abkommen in Gaza, das den Krieg auch dort beendet und die verbliebenen 50 Geiseln nach Hause bringt. Das forderten gestern die Familien von Geiseln und Überlebende der Hamas-Gefangenschaft auf dem Platz der Entführten in Tel Aviv.
„Wenn wir in einem Land mit einem echten Vertrag zwischen Staat und Bürgern leben würden, wären mein Sohn Matan und 49 weitere Menschen nicht am 630. Tag in Gaza gefangen. Wir werden erst aus den Ruinen auferstehen, wenn die letzte Geisel zurückkehrt“, mahnte inav Zangauker, Mutter von Matan Zangauker. „Und wenn Matan nach Hause kommt, wenn all jene, die vergessen wurden, zurückkehren, werden wir diesen Vertrag neu schreiben – nicht mit Tinte, sondern mit Tränen, Schmerz, Liebe und dem Blut der Gefallenen. Ein Vertrag, in dem das Leben eines einzelnen mehr wert ist als jeder politische Gewinn. Ein Vertrag, in dem niemand vergisst, dass Führung Verantwortung mit sich bringt.“

Liri Albag, eine der fünf Späherinnen, die im Januar frei kam, appellierte an Netanyahu und Trump: „Diese Woche habe ich fünf Monate Freiheit gefeiert – fünf Monate des Atmens, des Lebens. Aber es sind auch fünf weitere Monate vergangen, in denen meine Brüder und Schwestern immer noch in der Hölle sind. Nach allem, was wir erreicht haben – nach dem Angriff auf den Iran und seine Stellvertreter – sind nur noch die Geiseln übrig. Jetzt ist der Moment gekommen. Das Volk fordert ihre Rückkehr. Ich appelliere an Premierminister Netanjahu und Präsident Trump: Sie haben mutige Entscheidungen in Bezug auf den Iran getroffen. Treffen Sie jetzt die mutige Entscheidung, den Krieg in Gaza zu beenden und die Geiseln nach Hause zu holen. Nicht schrittweise. Nicht mit Teilabkommen. Alle. Jetzt. Das ist unsere moralische Verpflichtung. Das ist der einzig wahre Sieg.“

Sharon Aloni-Cunio wurde am 7. Oktober gemeinsam mit ihrem Mann David Cunio und ihren beiden Töchtern Emma und Julie entführt. Sharon und die Zwillinge kamen im November 2023 frei, David wird noch immer in Gaza gefangen gehalten. „Am Mittwoch werden unsere Töchter fünf Jahre alt. Wieder werden sie sich wünschen, ihr Vater möge nach Hause kommen. Wieder werde ich keine Antwort haben. Wie soll ich ihnen sagen, dass in diesem Land – ihrem Land – niemand ihren Vater zurückgebracht hat?“, so Sharon. „Der Krieg mit dem Iran endete mit einem Abkommen. Ebenso der Krieg mit dem Libanon. Jetzt ist es an der Zeit, den Krieg in Gaza zu beenden – mit einem Abkommen, das alle Geiseln nach Hause bringt. Nicht schrittweise. Nicht einige jetzt, einige später. Alle. David, ich werde dich nicht aufgeben. Und ich bitte dieses Land: Gib auch ihn nicht auf. Dies ist der Moment für moralische, historische Entscheidungen. Für die Entscheidung für das Leben.“
Zeitgleich fand in Tel Aviv eine weitere Kundgebung vor dem Armeehauptquartier in der Begin Straße statt, wo ebenfalls Angehörige der Entführten sprachen, hier mit deutlich größerer Kritik an der Regierung. Aber auch hier war die Hoffnung zu spüren, dass US-Präsident Trump den nötigen Druck auf Premier Netanyahu ausüben wird, der letztlich die Geiseln endlich nach Hause holen könnte.

