„Kehren Sie zum echten Dialog zurück!“

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Foto: Paulina Patimer

Die wöchentliche Kundgebung am Platz der Entführten in Tel Aviv stand unter dem Eindruck der Rückkehr von Edan Alexander. Die großen Hoffnungen, die in US-Präsident Trump gesetzt werden, war in allen Reden zu hören. Der Besuch Trumps in der Region ging jedoch zu Ende, ohne dass es einen Durchbruch gegeben hat. Eine massive Ausweitung der Militäroffensive Israels in Gaza hat bereits begonnen. Zumindest aber finden seit gestern wieder Verhandlungen zwischen Israel und Hamas in Katar statt. Sie sind der letzte Hoffnungsschimmer für ein Abkommen, das aber auch nur einen Teil der Geiseln nach Hause bringen wird. Verhandelt wird derzeit über einen Vorschlag, nach dem zehn lebende Geiseln freikommen.

„Edans Rückkehr ist ein Wunder – aber auch eine Mahnung“, sagte Levy Ben Baruch, der Onkel von Edan gestern Abend. „Eine Mahnung daran, was möglich, was notwendig ist und was geschehen muss – jetzt. Edan ist zurückgekehrt, um uns daran zu erinnern, dass Krieg nicht nötig ist, um zurückzukehren! Dass wir reden können. Dass wir alle zurückbringen können – nicht einen, nicht zehn – alle.“ Die Zeit läuft ab, warnte Levy Ben Baruch. „Die Kämpfe gehen über den Köpfen der Geiseln weiter, und heute wissen wir, dass sie sie deutlich hören, spüren, darunter leiden und dass sie sie in jedem Moment, in jeder Minute gefährden. Darüber hinaus gefährden sie uns als Gesellschaft, drohen unsere Herzen zu betäuben, unseren Geist zu brechen. Von hier aus appelliere ich an Premierminister Benjamin Netanjahu: Reichen Sie uns die Hand. Kehren Sie zum echten Dialog zurück. Zeigen Sie mutige Führung – nicht der Konfrontation, sondern der Hoffnung.“

Levy Ben Baruch, Foto: Alon Gilboa

Dalia Kushnir-Horn, Schwägerin von Iair Horn, der die Gefangenschaft überlebt hat, und Eitan Horn, der noch immer in Gaza ist, wandte sich an US-Präsident Trump: „Wir begrüßen die Freilassung von Edan Alexander als einen hoffnungsvollen ersten Schritt in Präsident Trumps mutigem Plan. Aber wir können nicht vorankommen, solange Eitan und 57 andere in Gefangenschaft bleiben. Präsident Trump, vielen Dank. Ihr unerschütterlicher Fokus auf unsere Geiseln hat die Hoffnung in unseren Herzen erneuert. Wir vertrauen Ihnen. Wir glauben an Ihre Mission. Premierminister Netanjahu, Sie müssen handeln. Sie müssen Ihrer moralischen Pflicht nachkommen und die sofortige Freilassung aller Geiseln – der Lebenden und der Toten – erreichen. Diesen Moment für ein Abkommen zu verpassen, wäre ein Verrat an der Geschichte – ein Makel, der niemals verblassen wird. Dieser Albtraum muss ein Ende haben.“

Dalia Kushnir-Horn, Foto: Paulina Patimer

Yifat Hayman, die Mutter von Inbar Hayman, deren Leiche in Gaza festgehalten wird, sagte in ihrer verzweifelten Rede: „Meine Inbar … Fast 590 Tage habe ich auf dich gewartet und du bist immer noch nicht hier. Ich habe kein Grab, das ich besuchen kann, keinen Ort, um eine Kerze anzuzünden, keinen Platz, um eine Blume niederzulegen. Wie kann ich um dich trauern und mit dir reden, wenn du weit weg und verlassen in Gaza bist?“

Yifat Hayman, Foto: Lior Rotstein

Unter den Rednern war auch Mia Schem, die selbst als Geisel in Gaza war und im November 2023 frei kam. Mia wurde vom Nova Festival entführt und schwer verletzt. Ein Video von Hamas zeigte sie mit verletztem Arm. Mia Schem sprach von dem schwierigen Umgang mit den traumatischen Erfahrungen: „Edan ist zu seiner Mutter zurückgekehrt, aber er weiß noch nicht, was ich bereits verstehe: Jetzt beginnt Kapitel Zwei“. Die betonte, dass die Heilung erst dann vollständig sein wird, wenn alle Geiseln zurück sind. Angstattacken gehörten zum Leben der freigelassenen Geiseln. „Jeder weitere Tag, an dem unsere Brüder und Schwestern die emotionale und physische Folter der Hamas-Monster erleiden müssen, wird es schwieriger machen, sich zu regenerieren und die Scherben aufzusammeln.“

Mia Schem, Foto: Paulina Patimer