Die neuen Fernsehtipps

0
171
Foto: Pexels

Von 1. bis 15. Mai 2025

Do., 1. Mai · 03:30-05:00 · ZDF
Terra X History: Roadtrip 1945

„Roadtrip 1945“ zeigt die abenteuerliche Reise des jungen Manfred Gans quer durch Trümmerdeutschland – auf der Suche nach seinen von den Nationalsozialisten verschleppten jüdischen Eltern. Historiker und „Terra X“-Host Mirko Drotschmann folgt den Spuren von Manfred Gans, Kampfname Frederick „Freddie“ Gray, der als Angehöriger einer britischen Spezialeinheit alles versuchte, um Vater und Mutter zu finden, die er im KZ Theresienstadt vermutete. 1938 konnte Manfred Gans NS-Deutschland noch Richtung England verlassen, anders als seine Eltern, die nicht entkommen konnten. Sieben Jahre später kehrte er als „Freddie“ Gray mit der überwiegend jüdischen Eliteeinheit „X Troop“ unter britischer Flagge in seine alte Heimat zurück. Seine Erlebnisse und Begegnungen schrieb er kurz nach seiner Reise minutiös auf. Unmittelbar nach der deutschen Kapitulation macht sich Frederick Gray auf den gefährlichen wie abenteuerlichen Weg durch das Trümmerland, auf der Suche nach seinen Eltern, die von den Nationalsozialisten verschleppt worden waren, immer in der Ungewissheit, ob er sie finden wird oder sie überhaupt noch leben. Mirko Drotschmann folgt „Freddie“ Grays Spuren, reist seiner Route nach und trifft einige seiner Nachfahren. Anhand des persönlichen Berichtes, weiterer Notizen, von Tagebucheinträgen und nicht zuletzt der Briefe an seine große Liebe Anita – einer 1938 nach New York emigrierten Jüdin, mit der er später eine Familie gründen wird – ist es möglich, das Schicksalsjahr 1945 aus einer bislang noch nicht gezeigten Perspektive vor Augen zu führen. Dabei gewähren vor allem die Reisenotizen authentische Einblicke in die Lebensumstände und Umbrüche im Deutschland der Zeitenwende.

Do., 1. Mai · 20:15-21:00 · PHOENIX
Ruth Maier – Die österreichische Anne Frank

Kaum jemand kennt die 1920 in Wien geborene Ruth Maier, deren Tagebücher und Briefe seit 2014 Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes sind. Ruth Maiers zu Papier gebrachte feinsinnige, analytische und akribische Beobachtungen ihrer Umgebung, aber auch der politischen Entwicklungen in Österreich vor und nach dem Einmarsch deutscher Truppen mitsamt der darauffolgenden Flucht, machen sie nicht von ungefähr zur Anne Frank von Österreich. Ihre Tagebücher sind Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes Memory of the World. In ihrer Heimat Österreich aber ist sie kaum bekannt: Ruth Maier, 1920 in eine jüdische Familie in Wien geboren, schrieb akribisch Tagebuch über ihre private Situation, aber auch die politischen Entwicklungen in Österreich vor und nach dem Einmarsch deutscher Truppen. Ebenso über ihre Flucht 1939 nach Norwegen und ihre Zeit als Fremde und Flüchtling. Die Eintragungen enden erst kurz vor ihrer Deportation nach Auschwitz, wo sie am 1. Dezember 1942 vergast wurde. Es sind feinsinnige und analytische Beobachtungen einer außergewöhnlich sensiblen und begabten jungen Frau. Nicht von ungefähr hat Ruth Maier daher heute oft den Beinamen Anne Frank von Österreich. Für einen Platz in einem Kindertransport schon zu alt, hat Ruth Maier das Glück, im Jänner 1939 zu einer Gastfamilie in Norwegen fliehen zu können. Dort will sie Matura machen und danach zu ihrer Familie weiterfahren, die nach England fliehen konnte. Aber einen Monat vor der Matura marschiert die Wehrmacht in Norwegen ein. Ruth vermerkt in ihrem Tagebuch: Jetzt wieder. Kein Unterschied. Ich bin allein. Als jüdischer Flüchtling kann Ruth Maier auch unter deutscher Besatzung zumindest anfangs noch ohne Einschränkungen und selbstbestimmt leben. Einen gewalttätigen und mörderischen Antisemitismus wie in Wien erlebt sie in der norwegischen Bevölkerung nicht. Mit mehrmaligen freiwilligen Meldungen zum Arbeitsdienst sichert sie ihren Lebensunterhalt. In einem dieser Lager lernt sie Gunvor Hofmo kennen, deren Familie sich dem kommunistischen Widerstand angeschlossen hat. Die beiden jungen Frauen verlieben sich und beginnen eine Beziehung, die bis zur Deportation Ruth Maiers anhält. Nach Ruth Maiers Ermordung verblieben ihre Tagebücher bei Gunvor Hofmo und mehr als ein halbes Jahrhundert lang in der Öffentlichkeit unbekannt. Hofmo wird nach dem Zweiten Weltkrieg zwar eine bedeutende norwegische Schriftstellerin, doch ihre Versuche, die Tagebücher zu publizieren, scheiterten. Nach Hofmos Tod 1997 fand sie der norwegische Schriftsteller Jan Erik Vold in ihrem Nachlass und veröffentlichte sie 2007. Bis heute wurden sie weltweit in mehr als zehn Sprachen publiziert. Die Wirkung von Ruth Maiers Schilderung der norwegischen Gesellschaft zwischen Kollaboration mit und Widerstand gegen die NS-Besatzung war so nachhaltig, dass ihre Tagebücher auf norwegische Initiative seit 2014 Teil des Weltdokumentenerbes sind.

Fr., 2. Mai · 00:40-01:25 · PHOENIX
Morbus K – Die Krankheit, die die Nazis fernhielt

Es gibt Krankheiten, die gibt es gar nicht. Und dazu retten sie auch noch Leben. Das beweisen jedenfalls die Ereignisse, die sich 1943 in einem römischen Krankenhaus abspielten. Dorthin hatten sich viele Juden geflüchtet. Dass sie an diesem Ort vor den deutschen Besatzern sicher waren, verdanken sie der genialen Idee dreier Ärzte: Diese behaupteten gegenüber der SS, dass es sich bei dem Teil des Krankenhauses, in dem sich Juden befanden, um eine Isolierstation handele. Alle Patienten dort litten unter Morbus K, einer hochinfektiösen und äußerst gefährlichen Krankheit. „Morbus K“ ist eine der seltenen Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg, die jahrzehntelang im Dunkeln blieb und selbst in Italien noch immer eine vergessene Geschichte von Heldenmut ist. Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte dreier mutiger römisch-katholischer Ärzte, die unzählige Juden vor der Gaskammer retteten. Mit Papierkram und gefälschten Symptomen überzeugten sie die Nazi-Generäle an den Türen des Krankenhauses, dass diese Menschen mit einer hochgradig tödlichen und ansteckenden Krankheit infiziert waren, die die Ärzte Morbus K nannten.

Fr., 2. Mai · 18:00-18:30 · PHOENIX
Befreiung aus dem KZ – Die Weißen Busse 1945

Mitten in den letzten Kriegsmonaten kamen die Retter. Sie fuhren in 75 ungepanzerten weiß gestrichenen Bussen von Malmö aus quer durch das zerstörte Deutschland, leichte Beute für Jagdflugzeuge. Ihre Mission: Die Befreiung der skandinavischen Gefangenen aus deutschen Lagern. Eingefädelt hatte die Aktion Graf Bernadotte, ein Neffe des schwedischen Königs und hoher Funktionär des Roten Kreuzes. Sein Verhandlungspartner auf deutscher Seite war Heinrich Himmler, Chef der Gestapo und der SS. Am 17. April 1945 erreichte eine Kolonne der weißen Busse auch Theresienstadt und rettete dort alle 450 dänischen Juden. Unter den Geretteten ist ein junges Mädchen: Ruth (Mädchenname Toronczyk) Die 18 Monate, die sie im Lager verbrachte, hat sie nie vergessen: Die Fahrt im Güterwagon durch halb Europa, der kahlgeschorene Kopf, der Hunger. 80 Jahre später reist Filmemacher Tilmann Bünz für phoenix mit Ruths Tochter Marianne auf den Spuren ihrer Mutter quer durch Europa, von Stockholm über Padborg bis nach Theresienstadt – durch alle Höhen und Tiefen von Verrat, Verschleppung bis zur Befreiung. Marianne Prager stellt sich dabei der dramatischen und bewegenden Familiengeschichte und erfährt, wie die Mutter das Überleben lernte. Mit den weißen Bussen kamen 1945 15.000 bis 20.000 KZ-Gefangene frei. Der Film erinnert mit Originalaufnahmen und Graphic-Novel-Elementen an eine der größten und beispiellosesten Rettungsaktion des zweiten Weltkrieges, die heute zu Unrecht fast vergessen ist.

Sa., 3. Mai · 09:40-10:07 · ZDF
PUR+ – Als jüdisches Kind im Holocaust

Evas jüdische Familie wurde im Zweiten Weltkrieg von den Nazis ermordet. Was hat sie durchgemacht, und wie konnte sie überleben? Das erzählt die heute 94-Jährige an Schulen und in „PUR+“. Nach einer glücklichen Kindheit erlebt Eva das Ghetto Theresienstadt, das Konzentrationslager Auschwitz und einen sogenannten Todesmarsch. 80 Jahre nach dem Krieg berichtet sie davon als eine der letzten Überlebenden, damit junge Menschen sich für Frieden einsetzen.

Sa., 3. Mai · 18:45-20:15 · One
Herbe Mischung

Zahra und Benni sind seit einem Jahr ein glückliches Paar. Gerade haben sie in München eine gemeinsame Wohnung bezogen. Während Benni seinen Doktor in Botanik macht, hat Zahra einen kleinen Teeladen. Alles ist möglich, alles ist gut. Doch als Bennis Opa stirbt, wird das junge Glück auf eine harte Probe gestellt. Denn Benni ist Jude, seine Familie lebt in Tel Aviv, Zahra ist Halb-Araberin – zumindest der Herkunft nach – aber eigentlich hat sie sich damit nie wirklich auseinandergesetzt. Warum auch? Sie ist in München geboren und durch und durch deutsch, im Geburtsort ihres Vaters war sie gerade zwei Mal und das ist Jahrzehnte her. Jetzt muss sie sich wohl oder übel damit befassen. Denn als sie mit Benni zur Beerdigung des Opas nach Tel Aviv reist, steht plötzlich im Mittelpunkt, was in München keine Rolle spielte. Bei der Beerdigung bekreuzigt sich Zahra am Grab, woraufhin Bennis Familie, die durch ein Missverständnis annahm, Zahra sei Jüdin, schockiert ist. Und es wird nur allzu deutlich: Bennis Vater Ephraim, ein General a.D., ist in den Jahren seiner Pension regelrecht zum Araberhasser mutiert und hat sein Haus in ein Fort Knox verwandelt. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Araber den Großvater quasi auf dem Gewissen hat, denn der Opa bekam den tödlichen Herzinfarkt nach der Detonation einer Rakete nahe seines Hauses. Wohl kaum der richtige Zeitpunkt, entscheiden Zahra und Benni, jetzt mit Zahras pikantem Halbblut herauszurücken. Denn beide wollen nur zwei Tage bleiben und Bennis Familie hat Zahra dann doch schnell ins Herz geschlossen. Bis auf eine: Tante Edna, eine alte Jungfer, die nicht tolerieren kann, dass eine „Schickse“ sich ihr geliebtes „Bubbele“ geangelt hat. Sie ist es auch, die belauscht, dass Zahra mit Nachnamen Abdullah heißt – nur leider kann sie das nicht mehr beweisen, denn Bennis Oma hat Zahras Pass verschwinden lassen. So müssen Zahra und Benni gezwungenermaßen übers Wochenende bleiben, an dem Edna nichts unversucht lässt, Zahra zu überführen. Vater Ephraim versucht ungelenk, sich seinem Sohn anzunähern, der vor drei Jahren nach einem Streit mit ihm die Familie und Israel verließ. Zwischen Zahra und Benni beginnt es zu kriseln, denn Zahra erkennt langsam ihren Freund nicht mehr wieder. Die Situation eskaliert.

Sa., 3. Mai · 19:20-20:00 · 3sat
Kunstretter – Im Sturm auf die Moderne

Durch mutige Aktionen Einzelner konnten Werke, die für die Nazis als „entartet“ galten, vor der Zerstörung bewahrt werden. Eine Spurensuche, die dieser Kunst und ihren Rettern ein Gesicht gibt. Mit der Machtergreifung beginnen die Nazis einen Kulturkrieg gegen die moderne Kunst. Nur wenige Menschen trauen sich, sich den Anordnungen zu widersetzen, indem sie Werke verstecken, ins Ausland verkaufen oder geschickt Beschlagnahmungen manipulieren. Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Pablo Picasso und Otto Dix – für die Kunst dieser Meister der Moderne haben die Nationalsozialisten nur tiefe Verachtung übrig. Avantgardistische Stilrichtungen in der Kunst lehnen sie pauschal als „undeutsch“, „krank“ und „jüdisch-bolschewistisch“ ab. Die Reichskulturkammer hat unter dem Vorsitz von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels für die Neuordnung des künstlerischen Schaffens zu sorgen. Der Kampf gegen die Moderne Kunst eskaliert mit der Beschlagnahmung von rund 21.000 Werken, die die Nationalsozialisten als „entartet“ diffamieren. Aus über 100 Museen in Deutschland werden Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Druckgraphiken des Expressionismus, Futurismus, Kubismus sowie sozialkritische und von jüdischen Kunstschaffenden stammende Werke konfisziert. 1937 wird in München die Ausstellung „Entartete Kunst“ eröffnet, in der die Werke und die, die sie erschaffen haben, verhöhnt werden. Viele Gemälde werden anschließend zerstört. Doch einige wenige Menschen sind bereit, alles zu riskieren, um diese Kunstwerke zu retten, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben. Die Dokumentation „Kunstretter – Im Sturm auf die Moderne“ zeichnet Geschichten von weitestgehend unbekannten Menschen nach, die sich den Plänen der Nazis in den Weg stellen. Ihr Lebenswerk wird bis heute erforscht und inspiriert die Arbeit junger Kunstschaffender wie Maximilian Prüfer, der mit einem speziellen Verfahren zerstörte Bilder wiederherstellt und sich so gegen das Vergessen stemmt.

Sa., 3. Mai · 22:40-23:10 · 3sat
Kurzfilmtage Oberhausen: Outside

Ein Kurator, ein Archivar, eine Galeristin und eine Angehörige beschreiben eine Künstlerin, die sich mit einer erfundenen Biografie als Holocaustopfer ausgegeben hat. Der Kurzfilm kreist in einer szenischen Versuchsanordnung um eine deutsche Malerin, die als Outsider Artist rezipiert wurde, mit Bildern, in denen sie vorgeblich ihre Erfahrungen als jüdische Überlebende mehrerer Konzentrationslager verarbeitet hat. Erst nach dem Tod der Künstlerin werden Zweifel an ihrer Selbstdarstellung laut. Interviews mit Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern, inszeniert als Monologe in stilisierten Studiosettings, führen Überlegungen zu möglichen Motivationen, Kontexten und Konsequenzen dieser Fehlidentifikation zusammen. Maria Maylands Film wurde 2024 von der Jury des Deutschen Wettbewerbs der „Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen“ mit dem 3sat-Nachwuchspreis ausgezeichnet.

So., 4. Mai · 00:00-00:45 · PHOENIX
Jahrhundertzeugen: Prof. Shaul Ladany

Zweimal entkam Shaul Ladany, 1936 in Belgrad geboren, dem Tod in Deutschland: als Kind im KZ Bergen-Belsen und als Athlet beim Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 in München. Trotz dieser traumatischen Erlebnisse wurde Ladany ein erfolgreicher Wissenschaftler und Ingenieur an der Ben- Gurion-Universität in Beersheva. Zudem hält er als Leistungssportler den Weltrekord über 50 Meilen Gehen.

So., 4. Mai · 09:00-09:30 · RBB
Laufen bis zum Umfallen – Die Schuhtester von Sachsenhausen

Unsere Schuhe bergen ein dunkles Geheimnis. Viele Materialien und Verarbeitungsformen, die noch heute Verwendung finden, wurden maßgeblich durch brutale Menschenversuche im KZ Sachsenhausen entwickelt. Auf der so genannten „Schuhprüfstrecke“. Ein düsterer Ort, der bis vor kurzem ein dunkles Geheimnis barg: Die so genannte Schuhprüfstrecke im KZ Sachsenhausen. Hier mussten Häftlinge auf einer speziell angelegten, 700 Meter langen Prüfstrecke, die abwechselnd mit Split, Schotter, Lehm, Schlacke und anderen Straßenbelägen ausgelegt war, bis zu 48 Kilometer am Tag in Testschuhen zurücklegen. Hunderte starben hier den Erschöpfungstod oder durch Folter der brutalen SS Wachmannschaften. Das so genannte „Schuhläuferkommando“ war daher als Strafkommando unter Häftlingen besonders gefürchtet, war es doch für viele ein Todesurteil. Erst vor kurzem deckte die Historikerin Anne Sudrow auf: Die Schuhprüfstrecke diente fast der gesamten damaligen Schuhindustrie und ihren Zulieferfirmen dazu, ihre Produkte zu testen und weiter zu entwickeln. Darunter auch solche, die bis heute erfolgreich sind. Der Ort ermöglichte ihnen eine preiswerte Forschung und Entwicklung. Die Testreihen auf der Schuhprüfstrecke sind die einzigen nicht medizinischen Humanexperimente, die in einem KZ durchgeführt wurden und nur wirtschaftlichen Zwecken dienten. Heute leben noch fünf Zeitzeugen dieser menschenverachtenden Experimente. Einer von ihnen ist der 93 jährige Joop Snep. Er kam ins KZ, weil er Juden zur Flucht verhalf. Wir treffen ihn in Amsterdam, wo er uns aus seinem bewegten Leben erzählt. Anlässlich der offiziellen Feier zur 70 jährigen Befreiung des KZ kommt er, von seiner Tochter begleitet, noch einmal nach Sachsenhausen. Wie hat er die damalige Tortouren verarbeitet? Wie geht er mit seinen Erinnerungen um? Empfindet er Wut oder gar Hass? UND: Wir fragen nach bei deutschen Unternehmen, deren Vorgängerfirmen ihre Produkte im KZ testen ließen. Sehen sie sich in der Verantwortung?

So., 4. Mai · 10:45-11:30 · HR
Das Raubkunst-Puzzle

Den jüdischen Familien, die Deutschland damals verließen, war versprochen worden, ihr Eigentum mitnehmen zu können. Doch ihr Hab und Gut blieb oft im Land – beschlagnahmt von der Gestapo. Statt die Gegenstände ihren Besitzern nachzuschicken, wurden sie versteigert. Die meisten Gegenstände sind bis heute verschollen. Die Dokumentation begleitet eine Provenienzforscherin, die sich der Aufklärung dieses Verbrechens widmet und für Gerechtigkeit sorgen möchte: Das große Ziel ist es, diese Objekte den Familien zurückzugeben, so Kathrin Kleibl. Ein gigantischer Raubzug der Nationalsozialisten ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt: Der organisierte Kunstraub an jüdischen Familien, die aus Nazi-Deutschland zur Ausreise genötigt worden waren. Bis heute suchen Erben nach ihrem Eigentum, oft vergeblich. Dr. Kathrin Kleibl, norddeutsche Provenienzforscherin, widmet sich der Aufklärung dieses Verbrechens.

So., 4. Mai · 12:00-13:30 · RBB
Die Aufseherin – Der Fall Johanna Langefeld

Johanna Langefeld, Oberaufseherin der Frauenkonzentrationslager Ravensbrück und Auschwitz, floh mit Hilfe ihrer früheren polnischen Gefangenen 1946 aus dem Gefängnis in Krakau, wo sie für ihren Prozess gegen Nazi-Verbrecher gefangen gehalten wurde. Danach hielt sie sich elf Jahre lang in Polen versteckt und lebte noch bis 1974 unbehelligt in Bayern. Wer war Johanna Langefeld? Auf der Grundlage von Archivmaterial und Aussagen von Zeitzeugen nähern sich die beiden Filmautoren aus Polen und Deutschland einer hochrangigen Nazi-Täterin, die gleichzeitig das Leben einzelner Gefangener gerettet hat.

So., 4. Mai · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Gidon Lev – Hoffen, so lange wir leben

Gidon Lev ist Holocaustüberlebender – und eine der wohl außergewöhnlichsten Stimmen auf Social Media. Dieser Zeitzeugenbericht erzählt von seinem bewegten Leben. Gidon Lev wächst als einziges Kind seiner jüdischen Eltern im böhmischen Ort Karlsbad auf. Seine Mutter ist Hutmacherin und sein Vater hat ein Alteisengeschäft. Aber mit dem Münchner Abkommen von 1938 endet Gidons Kindheit. Familie Löw, wie sie damals noch heißt, flieht zunächst nach Prag, wird dann aber ins Lager Theresienstadt deportiert. Was er hier erlebt hat, wie er die Filmaufnahmen des NS-Propagandaministeriums in Theresienstadt wahrgenommen hat, und was ihn heute antreibt, seine Geschichte einem Millionenpublikum auf TikTok und Instagram zu erzählen, davon berichtet dieser Film.

So., 4. Mai · 22:20-23:50 · RBB
Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben

Berlin, im Kriegsjahr 1943. Die großbürgerliche Witwe Martha Liebermann (Thekla Carola Wied) hätte sich niemals vorstellen können, ihre geliebte Heimat im Alter von 85 Jahren verlassen zu müssen. Als Jüdin bleibt ihr jedoch nur die Wahl, ins Ausland zu gehen oder auf ihre Deportation ins Konzentrationslager zu warten. Noch geben ihr das hohe Ansehen und die wertvollen Bilder ihres weltberühmten Ehemanns Max Liebermann (Rüdiger Vogler) Schutz. Doch wie lange noch? Marthas Freunde drängen sie zu einem illegalen Verkauf, um damit ihre Flucht mithilfe der Widerstandsgruppe von Hanna Solf (Fritzi Haberlandt) zu finanzieren. Gestapo-Kommissar Teubner (Franz Hartwig) mit seinem Handlanger (Daniel Noël Fleischmann) sieht nun seine perfide Chance, den couragierten Regimegegnerinnen eine Falle zu stellen. Der für die Nazis arbeitende Kunstexperte Solbach (Wanja Mues), der seinen Geliebten Benjamin (Vladimir Korneev) in Sicherheit bringen möchte, ist undurchsichtig. Kann man ihm trauen? Als sich die Lage dramatisch zuspitzt und sie sogar um ihre treue Haushälterin Luise (Lana Cooper) fürchten muss, zeigt Martha Liebermann ihre wahre Klugheit und Größe. Die vielfach ausgezeichnete Thekla Carola Wied beeindruckt in „Martha Liebermann – ein gestohlenes Leben” als jüdische Titelheldin, die sich von dem NS-Regime ihre Würde nicht nehmen lässt. Ihren bewegenden Überlebenskampf verbindet das historische Drama mit der bislang recht wenig bekannten Geschichte des Solf-Kreises, einer von Frauen angeführten Widerstandsgruppe.

So., 4. Mai · 23:35-01:18 · Das Erste (ARD)
Plan A – Was würdest du tun?

Max (August Diehl) hat die Grauen des Konzentrationslagers überlebt, aber seine Familie und den Glauben an die Zukunft verloren. Getrieben von Wut und Rache schließt er sich der Jüdischen Brigade an, einer Einheit der britischen Armee, die im Geheimen Nazi-Kriegsverbrecher jagt und hinrichtet. Als die Brigade abberufen wird und Max nach Palästina auswandern soll, steht er plötzlich vor der Entscheidung: Soll er der ehemaligen Partisanin Anna (Sylvia Hoeks) nach Nürnberg folgen, wo Abba Kovner (Ishai Golan) eine großangelegte Racheaktion plant, oder soll er Deutschland verlassen? Als Max sieht, wie die Deutschen ihre Vergangenheit und ihre Verantwortung ignorieren, radikalisiert er sich. Er schließt sich Kovner an, der die Aktion Nakam plant: die Vergiftung des Trinkwassers in deutschen Großstädten, um möglichst viele Deutsche zu töten. Max findet in der Gruppe zunächst einen neuen Lebenssinn und bereitet die Aktion in Nürnberg vor, indem er sich in ein Wasserwerk als Arbeiter einschleust. Während Kovner ins Ausland geht, um das Gift zu besorgen, wartet Max mit Anna in Nürnberg. Ihm kommen zunehmend Zweifel. Ist das Unternehmen nicht eine Wahnsinnstat? Ein Offizier der Jüdischen Brigade (Michael Aloni) versucht, Max und die Gruppe aufzuhalten.

So., 4. Mai · 23:50-01:30 · RBB
Die Kinder der Villa Emma

Wien, im Frühjahr 1941: Die Nazis haben die Stadt besetzt, Juden sind nicht mehr sicher. Auf Veranlassung ihres besorgten Vaters findet sich die 14-jährige Betty (Sophie Stockinger) in einer Gruppe jüdischer Kinder wieder, die von einer Hilfsorganisation nach Palästina geschleust werden soll. Betty verliert alles: ihr Zuhause, ihre Familie und ihre beste Freundin. Auf dem beschwerlichen Weg findet die Gruppe in einem Landhaus bei Zagreb kurzzeitig Unterschlupf. Als ihr Begleiter Georg (August Zirner) erschossen wird, müssen die Kinder, nun angeführt vom jungen Josko (Ludwig Trepte) und dessen Helferin Helga (Nina Proll), ganz auf sich gestellt ihre Flucht fortsetzen. Schließlich erreichen sie das italienische Dorf Nonantola und beziehen dort eine leerstehende Villa. Für einen Moment können die Jungen und Mädchen wie andere Gleichaltrige sein: Freundschaften finden sich und romantische Gefühle kommen auf. Schon bald werden die Flüchtenden von der harten Realität des Kriegs eingeholt. Auf ihrer gefährlichen Reise ins Ungewisse müssen sie erneut weiterziehen. Nach wahren Begebenheiten erzählt das bewegende Drama „Die Kinder der Villa Emma“ von einer gefährlichen Flucht, die sich während des Zweiten Weltkriegs zugetragen hat. 1942/1943 war das italienische Dorf Nonantola tatsächlich Zufluchtsort von 73 jüdischen Kindern, die sich auf ihrem Weg ins ‚gelobte Land‘ Palästina dem gnadenlosen Zugriff der Nationalsozialisten entziehen wollten. Regisseur Nikolaus Leytner schildert die gefährliche Reise als spannende Bewährungsprobe, dargestellt von einer talentierten jungen Besetzung. Angesicht des Schicksals von Kindern und Jugendlichen, die heute unbegleitet vor Kriegen auf der Flucht sind, entfaltet die historische Geschichte eine besondere Aktualität.

Mo., 5. Mai · 00:20-02:10 · WDR
Der Trafikant

Österreich, in den späten 1930er Jahren: Der 17-jährige Franz Huchel (Simon Morzé) kommt aus dem Salzkammergut nach Wien, um bei dem „Trafikanten“ Otto Trsnjek (Johannes Krisch) in die Lehre zu gehen. In dem Tabakgeschäft des Kriegsinvaliden lernt er die bürgerlichen Kreise kennen, die sich sogar die berühmten Importzigarren aus Cuba leisten können, die Franz in liebevoller Handarbeit frischhalten muss. Unter den Stammkunden ist der hochangesehene Psychologe Sigmund Freud (Bruno Ganz), zu dem der junge Mann schon bald Vertrauen fasst. An ihn wendet sich Franz, als er sich unglücklich in die böhmische Varietétänzerin Anezka (Emma Drogunova) verliebt. Dass die Liebe selbst dem berühmten Psychoanalytiker unlösbare Rätsel aufgibt, hilft dem unerfahrenen Franz leider nicht weiter. Als Österreich im Jahr 1938 für den Anschluss an das nationalsozialistische Deutsche Reich stimmt, beginnen schwere Zeiten für Franz und seinen Meister, der politisch aufrecht bleibt und weiterhin jüdische Kunden bedient. Erst verwüsten antisemitische Schläger den Laden, dann wird Otto aus fadenscheinigen Gründen verhaftet. Nun muss Franz auf sich allein gestellt das Geschäft führen und für Trsnjek kämpfen. Rat sucht er bei dem 82-jährigen Freud, der jedoch selbst in Gefahr ist. „Der Trafikant“ erzählt die Geschichte des Erwachsenwerdens eines jungen Mannes zu Zeiten des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938. Der Nachwuchsschauspieler Simon Morzé beeindruckt als Trafik-Lehrling Franz Huchel, der im Sog der dramatischen Ereignisse seinen Weg finden muss. Eine ungewöhnliche Freundschaft verbindet ihn mit Sigmund Freud, gespielt von Bruno Ganz. In Zentrum des liebevoll gezeichneten Zeitporträts steht die Trafik, ein für Wien typischer Tabakladen.

Mo., 5. Mai · 11:45-12:05 · ARD-alpha
RESPEKT kompakt: Holocaust – Erinnern ohne Zeitzeugen

Wie kann das Wissen über den Holocaust weitervermittelt und niemals vergessen werden? 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Ende des Nazi-Regimes in Deutschland gibt es nur noch wenige Überlebende, die von dem Grauen in den Konzentrationslagern berichten können. Wie kann Erinnern gelingen, wenn die letzten Zeitzeug*innen verstorben sind? Als „Holocaust“ wird der Völkermord der Nationalsozialisten an den Juden bezeichnet. Wie viele jüdische Menschen Opfer des Holocaust wurden, lässt sich nur schätzen: zwischen 5,6 und 6,3 Millionen. Damit so etwas nie wieder passiert, darf die systematische und organisierte Ermordung von Menschen niemals in Vergessenheit geraten. Doch wie kann die Erinnerung bewahrt werden? Vor allem, wenn die letzten Zeitzeug*innen nicht mehr da sind, um ihre Stimme mahnend zu erheben? Dieser Frage geht RESPEKT-Moderatorin Verena Hampl nach. Dazu ist sie in die Oberpfalz in das ehemalige Konzentrationslager Flossenbürg gefahren. Mit dem Leiter der KZ-Gedenkstätte, Jörg Skriebeleit, und Jugendlichen der evangelischen Jugend Weiden spricht sie darüber, wie mit neuen Wegen in der Museumspädagogik das Erinnern an einem historischen Ort auch künftig möglich sein kann. Wie können diese neuen, digitalen Wege des Erinnerns aussehen? Diese Frage stellt Verena Hampl auch Vertreter*innen von Yad Vashem. Yad Vashem in Jerusalem ist die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt und wird jährlich von zwei Millionen Menschen besucht. Einen neuen Weg des Erinnerns sind der israelische Hightech-Millionär Mati Kochavi und seine Tochter Maya gegangen, mit einem Instagram-Projekt. 1944 wurde im deutschen Vernichtungslager Auschwitz auch die 13-jährige Ungarin Eva Heymann ermordet. Nach ihrem Original-Tagebuch ist im letzten Jahr die Web-Serie „Eva Stories“ entstanden. Verena Hampl konnte dazu Macher*innen sprechen. Weitere Gesprächspartner*innen von Verena Hampl sind der KZ-Überlebende Ernst Grube sowie die Autorin Lena Gorelik.

Mo., 5. Mai · 22:45-23:30 · BR
Als die Amis nach Garmisch-Partenkirchen kamen

Mai 1945. Der ehemalige Vorzeigeort der Nationalsozialisten ist ein Pulverfass. 36.000 Menschen drängen sich hier: Einheimische, Flüchtlinge, Kriegsgefangene, ehemalige KZ-Häftlinge, Displaced Persons, nationalsozialistische Verbrecher, Schieber, Gangster. Binnen weniger Tage muss die amerikanische Militärregierung eine neue Ordnung aufbauen und die Menschen in Garmisch-Partenkirchen in den Frieden führen. Keine einfache Aufgabe. An einem Nachmittag im April 1945 findet der elf Jahre alte Karl Bischoff auf einem Acker ein abgeworfenes Flugblatt der Amerikaner: „Garmisch wollen wir schonen, wir wollen darin wohnen“, steht darauf. Karl Bischoff ahnt nicht, dass er die Zukunft in den Händen hält. Bereits wenige Tage später nähern sich amerikanische Panzer aus Richtung Oberammergau der Marktgemeinde. Nur dem Verhandlungsgeschick einiger Wehrmachtsleute ist es zu verdanken, dass der Ort friedlich übergeben wird. Niemand stirbt. Die Nationalsozialisten haben das Rathaus bereits verlassen, nun zieht die amerikanische Militärregierung unter Major H. Snapp ein und übernimmt das Kommando im Ort. „Eine gewaltige Aufgabe, die mich schlaflos macht. Einzig der Blick auf die Zugspitze macht mich hoffnungsvoll“, schreibt er am 2. Mai seiner Frau in Ohio. Als Erstes muss Snapp sicherstellen, dass die Menschen zu essen haben und die Wasserversorgung steht. Vor dem Krieg hatte Garmisch-Partenkirchen 18.000 Einwohner, nun drängen sich 36.000 in der Marktgemeinde: Einheimische, Flüchtlinge, Kriegsgefangene, ehemalige KZ-Häftlinge, Displaced Persons, nationalsozialistische Verbrecher, Schieber und Gangster. In keinem Ort in Deutschland prallen diese Lebenswelten auf so engem Raum aufeinander und kaum irgendwo ist die Gefahr von Unruhen und Racheakten so groß wie in Garmisch-Partenkirchen. Die Dokumentation zeigt unbekanntes Filmmaterial aus den ersten Tagen nach dem Krieg, Tagebucheinträge, Briefe und Fotos von Major H. Snapp und lebhafte Erinnerungen von Zeitzeugen aus Garmisch-Partenkirchen. Dies sind spannende und unterhaltsame Einblicke in eine Zeit, in der das Alte noch nicht vorüber war und das Neue erst noch gefunden werden musste.

Mo., 5. Mai · 22:50-00:20 · Das Erste (ARD)
Hitlers Volk – Ein deutsches Tagebuch 1939 – 1945

Fünf Jahre, acht Monate und acht Tage dauerte der Zweite Weltkrieg in Europa. Wie erlebten ihn die Menschen in Deutschland? Wer waren sie 1939, als der Krieg begann? Wer waren sie 1945, als er endete? Tagebücher erzählen in „Hitlers Volk“ vom Leben der Deutschen im Krieg. Sieben Lebenslinien, sieben Schicksale aus Deutschland – zwischen Gefolgschaft, Karriere, Zerrissenheit, Anpassung, Verzweiflung und Tod. Im Mai 2025 jährt sich zum 80. Mal der Sieg über die Deutschen im Zweiten Weltkrieg und das Ende der NS-Herrschaft. „Ich habe es von ganzem Herzen herbeigesehnt“, schreibt die 20-jährige Ortrun Koerber in ihrem Tagebuch. Inge Thiele, eine junge Nationalsozialistin, die ihr erstes Kind erwartet, notiert: „Das ist das Ende des Dritten Reiches, an das wir geglaubt haben. Vielleicht geht es besser ab, als wir glauben.“ Willy Cohn, seine Frau Trudi und die beiden Töchter Susanne und Tamara erleben das Kriegsende nicht, sie wurden im November 1941 von den Nazis ermordet. 14 Tage vorher hatte Cohn in sein Tagebuch geschrieben: „Wir müssen die Wohnung räumen und werden voraussichtlich verschickt werden. Gott wird uns schon helfen!“ „Hitlers Volk“ erzählt von sieben Menschen und ihren Familien. Schreibende, die dokumentierten, was sie tagtäglich erleben, wie sie fühlen, was sie denken. Sie schreiben aus der Unmittelbarkeit des Tages und der Situation der Zeit heraus. Die Tagebuchschreiberinnen und -schreiber kommen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, politischen Lagern und religiösen Zugehörigkeiten, sie leben verteilt über Deutschland. Sie sind Anhänger der Nazis, Gegner, Ausgestoßene und Opfer der NS-Herrschaft. Sieben Lebenslinien, sieben Schicksale aus Deutschland: Die Würzburger Schülerin Ortrun Koerber, der Wittlicher Gastwirt Matthias Mehs, der Breslauer Lehrer Willy Cohn, der Funktionär im Reichsarbeitsdienst Egon Oelwein, die Hamburger Hausfrau Luise Solmitz, eine Gärtnerin und ein Wehrmachtssoldat.

Di., 6. Mai · 20:15-21:00 · MDR
Zug ins Leben – Die Befreiung der SS-Geiseln

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, vor achtzig Jahren, ereignet sich in der Nähe des Dorfes Farsleben nördlich von Magdeburg ein Wunder. Am 12. April 1945 kommt hier ein Todeszug zum Stehen, darin eingepfercht 2.500 jüdische Häftlinge, vor allem Frauen und Kinder, die aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen kommen.

Di., 6. Mai · 21:00-21:45 · MDR
Spurensuche in Gardelegen – Das Massaker in der Isenschnibber Feldscheune

Gerhard Thiele gilt als der Hauptverantwortliche für das Massaker von Gardelegen – eines der schwersten NS-Verbrechen wenige Tage vor Ende des 2. Weltkriegs. 1.016 KZ-Häftlinge werden damals in eine Scheune bei Gardelegen getrieben. Die Scheune wird in Brand gesteckt, wer fliehen will, erschossen. Wolfgang Kauffmann ist erst neun Jahre alt, als seine Familie in Berlin-Buch überraschend Besuch bekommt. Die Gäste, die da im August 1962 vor der Tür stehen sind seine Tante Rosemarie aus dem Harzer Städtchen Thale mit ihrem Mann, Gerhard Thiele. Er erinnert sich: „Mein Bruder und ich wurden recht schnell aus dem Zimmer geschickt. Warum, wussten wir nicht.“ Was Dr. Wolfgang Kauffmann erst Jahre später erfährt: Sein Onkel, Gerhard Thiele, ist ein gesuchter Nazi-Verbrecher. Gerhard Thiele gilt als der Hauptverantwortliche für das Massaker von Gardelegen – eines der schwersten NS-Verbrechen wenige Tage vor Ende des 2. Weltkriegs. 1.016 KZ-Häftlinge werden damals in eine Scheune bei Gardelegen getrieben. Die Scheune wird in Brand gesteckt, wer fliehen will, erschossen. In der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen wurde nach langem Ringen am 6. April 2020 ein neues Dokumentationszentrum eröffnet – und an das Massaker von Gardelegen mit erschreckenden Original-Aufnahmen erinnert. Doch der Hauptverantwortliche, Gerhard Thiele, ist nie zur Verantwortung gezogen worden. 1962, als er bei den Kaufmanns zu Besuch ist und in aller Seelenruhe Kaffee trinkt, gilt sein Aufenthaltsort offiziell als unbekannt! Erst nach der deutschen Wiedervereinigung ergeht ein Haftbefehl wegen Mordes gegen Gerhard Thiele. Das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt führt die Ermittlungen. 1997 kann Gerhard Thiele endlich aufgespürt werden. Doch da ist es bereits zu spät! Thiele hat jahrzehntelang unter falschem Namen in Düsseldorf gelebt und ist 1994 als unbehelligter Bürger gestorben. Erst nach seiner Pensionierung findet Dr. Wolfgang Kauffmann Zeit, um sich mit diesem dunklen Kapitel seiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Er begibt sich nach Gardelegen und trifft dort einen Mann, der sich mit dem Massaker von Gardelegen intensiv beschäftigt hat – den ehemaligen NVA-Offizier Torsten Haarseim. Bis heute lastet dieses Verbrechen schwer auf der Stadt in der Altmark. Der Film geht gemeinsam mit den beiden Männern in Gardelegen auf Spurensuche.

Di., 6. Mai · 22:05-22:55 · arte
Tagebücher der Befreiung: Wie Frauen das Kriegsende 1945 erlebten

Wie erlebten Frauen den Zweiten Weltkrieg? Wie überlebten sie Nazi-Terror und Zerstörung? Drei Frauen aus drei Ländern – Deutschland, Frankreich und Italien – vertrauen ihren Tagebüchern an, was sie mitten im Krieg nicht laut sagen durften: Magda, Dichterin und Mutter zweier Kinder, berichtet vom lebensgefährlichen Widerstand im faschistischen Italien. Die 22-jährige Madeleine erzählt von ihrem Leben als junge Frau im besetzten Paris – und die 36-jährige Berlinerin Käte davon, wie es ist, als deutsche Frau auf der Seite von Kriegsverbrechern und am Ende auch von Kriegsverlierern zu stehen. So unterschiedlich die drei Frauen sind, so ähnlich sind ihre Erfahrungen: Magda muss miterleben, wie Frauen im italienischen Widerstand willkommen sind, nach dem Krieg aber von den Männern wieder an den Rand gedrängt werden. Madeleine erlebt nach der Befreiung von Paris 1944, wie sich der Volkszorn zunächst gegen Französinnen richtet, die sich mit den deutschen Besatzern eingelassen haben. Und Käte, die im Ostteil Berlins lebt, berichtet von den zahlreichen Vergewaltigungen durch die einmarschierenden Russen nach Kriegsende. Die „Tagebücher der Befreiung“ erzählen von Krieg und Terror, von den Traumata der Frauen, aber sie sind auch Zeugnisse weiblicher Selbstermächtigung, des Widerstands und der Resilienz. Die Dokumentation verwebt auf innovative Weise historisches Archivmaterial mit Tagebuchauszügen und Animationen aus dem Alltag der drei Protagonistinnen, kommentiert und eingeordnet von Historikerinnen und Historikern, die die privaten Schicksale mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs verbinden.

Di., 6. Mai · 22:10-22:55 · MDR
Unter Deutschen – Zwangsarbeit im NS-Staat 1/3

Mehr als 13 Millionen oftmals junge Menschen wurden zwischen 1938 und 1945 als Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich geholt, um die Kriegswirtschaft am Laufen zu halten: UNTER DEUTSCHEN erzählt aus internationaler Perspektive vom Schicksal der Opfer und der Täter. Im Fokus der dreiteiligen Serie stehen dabei deren Kinder und Enkelkinder. Das mit dem deutsch-tschechischen Journalistenpreis ausgezeichnete Autorenduo Matthias Schmidt und Vít Poláček zeigt, warum die NS-Zwangsarbeit über Jahrzehnte aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden war und warum die Aufarbeitung bis heute Zündstoff ist. Episode 1: „Verlorene Jugend“

Di., 6. Mai · 22:55-23:50 · arte
Der vergessene Spion – Verkürzte ein Verrat den Zweiten Weltkrieg?

Während des Zweiten Weltkriegs reist ein schwedischer Ölhändler durch das Deutsche Reich und kundschaftet die Benzinfabriken der Nazis aus. Sein Name: Eric Erickson. Er sammelt Informationen, die den alliierten Bomberkommandos helfen sollen, die Werke in Leuna, Lützkendorf oder Böhlen auszuschalten. Der Legende nach ist dies einer der größten Coups des US-Geheimdienstes, der den Krieg entscheidend verkürzt haben soll. Ericksons abenteuerliche Geschichte kommt sogar in die Kinos: Der Hollywoodfilm „The Counterfeit Traitor“ feiert 1962 Premiere – der Geschäftsmann hätte als einer der berühmtesten Spione in die Geschichte eingehen können, als Held des Zweiten Weltkriegs. Doch Zweifel sind angebracht, denn Erickson erhält viele seiner kriegswichtigen Informationen durch lukrative Geschäfte mit führenden Industriellen der deutschen Ölwirtschaft. Vor allem seine Nähe zu Nazigrößen lässt Zweifel an seinen wahren Motiven aufkommen. Seine Geschichte, je länger man sich mit ihr beschäftigt, wirft immer wieder Fragen auf. Die Dokumentation folgt einer kriminalistischen Spurensuche in verschiedenen Ländern – auf der Suche nach verstreuten Dokumenten und geheimnisvollen Hinweisen zu Eric Erickson. Selbst unter Historikern ist Erickson kaum bekannt. Warum geriet Erickson in Vergessenheit? Was waren seine wirklichen Beweggründe? War der Kriegsheld mit dem US-Orden in Wahrheit ein Nazi-Kollaborateur?

Do., 8. Mai · 00:05-01:05 · BR
Zeugin der Zeit: Beate Klarsfeld

Mehr als ein halbes Jahrhundert nach ihrer legendären Ohrfeige gegen den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, gibt die deutsch-französische Nazijägerin Beate Klarsfeld in diesem exklusiven Interview und mit selten gesehenem Archivmaterial tiefe Einblicke in ihren jahrzehntelangen Kampf gegen die Verdrängung. Gemeinsam mit ihrem Mann Serge Klarsfeld, selbst Überlebender der Shoah, Anwalt und Historiker, ging Beate Klarsfeld seit den 1960er Jahren auf die Suche nach NS-Tätern, die nach 1945 unbehelligt Karriere machen konnten. Darunter Kurt Lischka, Herbert Hagen oder Ernst Heinrichsohn. Letzterer war als einstiger SS-Mann direkt an Deportationen französischer Juden beteiligt gewesen, konnte aber zwischen 1960 und 1980 problemlos CSU-Bürgermeister einer bayerischen Gemeinde werden. Auch im Ausland konnten Karrieren fortgesetzt werden. Wie etwa die von Klaus Barbie, der einstige Folterspezialist der SS mit Beinamen „Der Schlächter von Lyon“. Er und andere lebten als Mitarbeiter vom US-Geheimdienst und auch unterstützt vom deutschen Außennachrichten-dienst im Kampf gegen den Kommunismus in Südamerika. Das Nazijäger-Ehepaar Klarsfeld weigerte sich, zur Tagesordnung überzugehen. Sie machte es sich zur Lebensaufgabe, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Ein zentraler Moment in Beate Klarsfelds Kampf gegen das Vergessen war ihre spektakuläre Ohrfeige gegen Bundeskanzler Kiesinger am 7. November 1968. Kiesinger, der während der NS-Zeit als Mitglied der NSDAP und im Auswärtigen Amt tätig gewesen war, stand für sie exemplarisch für die fehlende Aufarbeitung und die Verdrängung der NS-Vergangenheit in der jungen Bundesrepublik.

Do., 8. Mai · 00:30-01:55 · 3sat
Das Weiterleben der Ruth Klüger

Ruth Klüger (1931-2020) gehört zu den renommiertesten Literaturwissenschaftlerinnen im deutschen Sprachraum. Ihr autobiografisches Buch „Weiter leben – eine Jugend“ wurde zum Bestseller. Als Jüdin teilte sie im Kindesalter das Schicksal unzähliger Juden unter der Naziherrschaft: Theresienstadt, Auschwitz, bis ihr auf einem Todesmarsch 1945 die Flucht gelang und sie 1947 schließlich in New York „landete“. Ruth Klüger lebte ein selbstgewähltes Leben zwischen allen Stühlen, eine unabhängige Frau in materieller und vor allem geistiger Hinsicht. Unkonventionell, messerscharf im Denken, kompromisslos in ihrer sprachlichen Genauigkeit. Drei Jahre lang hat Renata Schmidtkunz die aus Österreich stammende Holocaust-Überlebende Ruth Klüger begleitet: nach Irvine in Kalifornien, wo sie Ordinaria für Germanistik an der Universität von Kalifornien war und bis zu ihrem Tod lebte, nach Göttingen, wo Klüger 20 Jahre lang immer wieder als Gastprofessorin gelehrt hat und nach Wien, wo sie gemeinsam mit ihrem zweitgeborenen Sohn Dan Angress ihr Elternhaus besucht. Der Film folgt der Frage, wie sich ein Weiterleben nach dem Überleben gestaltet und lebt von der großen Nähe zu Ruth Klüger.

Do., 8. Mai · 20:15-23:05 · arte
Das Urteil von Nürnberg

Nürnberg ist weithin noch eine Trümmerstätte, als der hochbetagte US-amerikanische Richter Dan Haywood einige Zeit nach Abschluss der Verfahren gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher den Vorsitz im Prozess gegen vier ehemalige Juristen des NS-Regimes übernimmt. Chefankläger Lawson nennt das Verfahren einmalig, weil den Angeklagten Verbrechen zur Last gelegt werden, die sie im Namen der damaligen deutschen Gesetze begangen haben. Unter den Angeklagten zieht Dr. Ernst Janning das meiste Interesse auf sich. Einst ein angesehener Jurist, bleibt er auf der Anklagebank lange stumm. Richter Haywood ist um einen fairen Prozess bemüht; mehr als einmal weist er den Ankläger in die Schranken, umgekehrt lässt er nicht zu, dass der deutsche Verteidiger Hans Rolfe den Zeugen während ihrer erschütternden Aussagen allzu hart zusetzt. Haywood will die Mentalität der Deutschen verstehen und sich ein Bild davon machen, wie es zu all den schrecklichen Taten kommen konnte; dabei hilft ihm die Begegnung mit der Generalswitwe Bertholt, deren Mann nach dem Krieg zum Tode verurteilt wurde. Als Dr. Janning endlich sein Schweigen bricht, erreicht der Prozess seinen dramatischen Höhepunkt … Den historischen Hintergrund des Films bilden die 13 Kriegsverbrecherprozesse, die von 1945 bis 1949 in Nürnberg stattgefunden haben. Maximilian Schell wurde in der Rolle des deutschen Verteidigers zum Weltstar und mit dem Oscar für den besten Hauptdarsteller ausgezeichnet, ebenfalls Abby Mann für das beste Drehbuch. Beide gewannen auch den New Yorker Filmkritikerpreis.

Do., 8. Mai · 22:40-23:10 · MDR
Y-History: War mein Uropa ein Nazi?

MDR DOK bietet spannende Dokumentationen und Dokumentarfilme aus den Bereichen Geschichte, Gesellschaft, Wissen, Natur und vielen mehr. Sein Uropa war bei der SS, das weiß Reporter Adrian Oeser. Aber was genau hat er eigentlich im Nationalsozialismus gemacht? War er einer von den tausenden Mördern, die nach dem 2. Weltkrieg ungeschoren davonkamen? Oder war er „nur“ Schreibtischtäter? Adrian Oeser geht in Archive, spricht mit Täter-Forschern. Und das nicht nur in eigener Sache. Er merkt auch: es gibt eine offizielle Gedenk-Kultur – und es gibt die eigene Familie. Mit deren Vergangenheit tun sich viele Deutsche immer noch schwer.

Do., 8. Mai · 23:05-01:10 · arte
Persischstunden

1942 gerät der belgische Rabbinersohn Gilles im besetzten Frankreich in die Fänge eines SS-Erschießungskommandos, kann sich aber dank eines zuvor durch Tausch erworbenen Märchenbuchs als Perser ausgeben und retten. Denn der auswanderungswillige Kommandant eines nahe gelegenen Lagers, Klaus Koch, möchte die persische Sprache Farsi lernen, weshalb er dem ihm überstellten Gilles befiehlt, ihn in seiner vermeintlichen Muttersprache zu unterrichten. Des Persischen nicht mächtig sieht sich Gilles gezwungen, eine Fantasiesprache zu entwickeln. Die Wahrung seiner falschen Identität gerät für Gilles nicht nur durch seine steigende Arbeitslast und die zunehmend komplexer werdende Sprachschöpfung in Gefahr, sondern überdies durch den von Beginn an misstrauischen Rottenführer Max Beyer und die durch die Beförderung von Gilles degradierte Elsa Strumpf. Auf dünnem Eis versucht Gilles, sich durchzumogeln und zu überleben. Ähnlich wie Roberto Benignis „Das Leben ist schön“ (1997) nähert sich „Persischstunden“ mit einer eigenwilligen Mischung aus berührendem Drama und Momenten ins Groteske reichender (Situations-) Komik seinem herausfordernden Handlungsort eines nationalsozialistischen Lagers. Auf eindrückliche Weise setzt sich Perelmans Film mit dem Erinnern auseinander, insbesondere in seinem bewegenden Ende, und mit dem menschlichen Überlebenswillen.

So., 11. Mai · 12:10-13:00 · 3sat
Der Wiener Jugendstil – Aufbruch in die Moderne

Wien um 1900: eine Stadt der radikalen Kontraste. In den Arbeitervierteln verelendet ein Teil der Bevölkerung, im Zentrum der k.-u.-k.-Metropole aber weht geradezu ein Sturm des Aufbruchs. Wissenschaft und Wirtschaft, Kunst und Kultur entfalten sich explosionsartig. Filmemacher Rudolf Klingohr erzählt von der Zeit, als Wien den Weg in die Moderne beschritt – und von den meist jüdischen Mäzenen, die als Förderer Künstler zu Weltgeltung verhalfen.

So., 11. Mai · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Eva Szepesi – Die Angst weicht nie

Eva ist zwölf Jahre alt, als sie vor den Nationalsozialisten aus Budapest fliehen muss. Sie erlebt Dinge, die an Unmenschlichkeit nicht zu übertreffen sind. Sie verliert alles, was ihr lieb ist. Und: Sie überlebt Auschwitz. Nun erzählt sie ihre Geschichte.

So., 11. Mai · 23:40-00:35 · arte
Ich tanz und mein Herz weint: Jüdische Musiklabel im Nationalsozialismus

Im Rahmen des von den Nationalsozialisten propagandistisch genutzten „Jüdischen Kulturbundes“ konnten bis 1938 mitten in Nazi-Deutschland einige jüdisch geführte Plattenfirmen weiterhin Musik von und mit jüdischen Künstlern produzieren, darunter die Label „Semer“ und „Lukraphon“. In der Reichspogromnacht im November 1938 wurden Label und Musik mitsamt ihren Originalmatrizen, Texten und Noten vollständig vernichtet. Zwei Musikenthusiasten ist es zu verdanken, dass diese verloren geglaubte Musik durch jahrelange Recherchearbeit teils wieder rekonstruiert werden konnte. Die Schellack-Platten der beiden Labels sind eine Fundgrube der besonderen Art: Damals, im politisch brisanten Berliner Klima der 1930er Jahre, offenbarten sie ohne Scheu die widersprüchlichen Seiten jüdischer Identität. Nach dem Verbot jüdischer Künstler 1933 wurden die Labels zu einem Zufluchtsort für Musiker und Kabarettisten, denen die Auftrittsmöglichkeiten in Deutschland genommen wurden. Mit Schellackplatten, die aus den entlegensten Winkeln der Welt zusammengetragen wurden, und der neu arrangierten Musik des international hochkarätig besetzten Semer Ensembles um den amerikanisch-jüdischen Musiker Alan Bern erzählt die Dokumentation die unglaubliche Geschichte der beiden jüdischen Plattenfirmen, vom Schicksal ihrer Interpreten und von einer Musik, die bis heute nichts von ihrer Aktualität und Brisanz verloren hat.

So., 11. Mai · 23:45-00:30 · ZDF
Terra X History: Bittbriefe an den Papst. Pius XII. und der Holocaust

Sensation in Rom: Im März 2020 öffnet der Vatikan die Geheimarchive von Papst Pius XII. – auch aus der NS-Zeit. Darin Tausende Bittbriefe verfolgter Juden, mit ergreifenden Schicksalen. Ilan Claudio Jacobi und seine Familie tauchten in einem Frauenkloster am Stadtrand unter, als die deutsche Sicherheitspolizei am 16. Oktober 1943 das Ghetto in Rom abriegelte und alle Juden verhaftete, die sich nicht rechtzeitig verstecken konnten. Die Razzia erstreckte sich nicht nur auf das Ghetto, die SS-Kräfte führten an jenem Tag jüdische Familien aus ihren Wohnungen im ganzen Stadtgebiet ab. Zwei Tage später rollten vom römischen Bahnhof Tiburtina Viehwaggons mit über 1000 Jüdinnen und Juden in das Vernichtungslager Auschwitz. Nur 16 von ihnen überlebten, darunter kein einziges Kind. Ilans Mutter hatte sich vorher schon in einem Brief direkt an den Papst gewandt und um finanzielle Hilfe gebeten. Ihr Flehen wurde erhört. Etwa 10.000 solcher Bittbriefe erreichten in jenen Jahren den Vatikan. Der jüdische Mediziner Victor van der Reis, Direktor der Danziger Klinik und bedeutender Wegbereiter der modernen Darmforschung, rettete sich über Umwege nach Rom. Von dort gelang ihm mithilfe des Vatikans die Flucht nach Brasilien. Der Stuttgarter Jüdin Elisabeth Einstein blieb dieses Glück verwehrt. Als der Heilige Stuhl das Geld für ihre rettende Schiffspassage endlich überwies, konnte sie es nicht mehr abfordern, weil das amerikanische Konsulat inzwischen geschlossen war. Elisabeth Einstein, ihr Mann und ihre drei Kinder wurden in die Vernichtungslager der Nazis deportiert und bis auf einen Sohn ermordet. Viele dieser unbekannten Geschichten lassen sich nun dank der freigegebenen Dokumente erzählen. Seit vier Jahren untersucht ein deutsches Forschungsteam der Universität Münster unter Leitung von Professor Hubert Wolf diese Archive aus dem Pontifikat Pius XII. Die Dokumente zeigen, dass der Vatikan die jüdischen Bittsteller keinesfalls ignorierte. „Wir haben den Eindruck, es wurde überwiegend vom Vatikan geholfen, aber nach außen wahrte der Papst unter allen Umständen die Neutralität.“ Mithilfe der freigegebenen Akten lässt sich erstmals rekonstruieren, was der Papst über den Holocaust wusste und wer die Entscheidungen in der Kurie traf, denn nicht alle Briefe hat Pius XII. persönlich gelesen. „Der Papst war hervorragend über die Lage der Juden informiert“, sagt Hubert Wolf. „Etwa zehn Prozent der Bittschreiben erreichten ihn persönlich. Über den Rest entschieden Mitarbeiter.“ Die Akten machen deutlich, wie das Hilfsnetzwerk des Vatikans funktionierte, welche Stärken und Schwächen es hatte. Sie zeigen aber auch die Ambivalenz eines Papstes, der bis heute umstritten ist wie kein anderer Stellvertreter Christi des 20. Jahrhunderts.

Mi., 14. Mai · 00:25-01:25 · arte
Geschichte der Juden in Polen: Das Ringen um Wahrheit

In der Geschichte Polens gibt es einen blinden Fleck, dessen fehlende Aufarbeitung die polnische Demokratie schwächt. Es geht um das Schicksal der polnischen Juden während des Zweiten Weltkriegs und ihre Ermordung. Im Jahr 2000 veröffentlichte der damals in den USA lebende polnische Historiker Jan Tomasz Gross das Buch „Nachbarn. Der Mord an den Juden von Jedwabne“ über ein Pogrom, das polnische Dorfbewohner 1941 an ihren jüdischen Mitbürgern verübt haben sollen. Gross stützte sich dabei vor allem auf die Aussagen von Samuel Wasserstein, einem Überlebenden. Das Buch löste in Polen einen erbitterten Streit aus, der bis heute andauert: Auf der einen Seite die Forderung nach Aufarbeitung, auf der anderen Seite der Wunsch nach Verdrängung. Die unterschiedlichen Versionen der Ereignisse machen deutlich, dass die Betrachtung der Geschichte der Juden in Polen nie einfach war. Die PiS-Regierung weigerte sich, eine Mitschuld anzuerkennen. Wissenschaftler und Historiker, die das Schweigen brechen wollten, wurden oft angefeindet. Sie kommen in dieser Dokumentation zu Wort, damit die Aufarbeitung für die nachfolgenden Generationen beginnen kann.