Biographie über Benno Neuburger und Erinnerungszeichen für Familienangehörige
Der Münchner Jude Benno Neuburger (1871 – 1942) protestierte auf anonymen Postkarten gegen die Verbrechen des NS-Regimes. „Mörder von 5 000 000“: So bezeichnete er Hitler auf einer Karte vom Januar 1942. Wenig später verhaftete ihn die Gestapo. Im Juli 1942 wurde er durch den berüchtigten „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt und am 18. September 1942 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet. Seine Postkarten sind seltene Zeugnisse des jüdischen Widerstands. Nun ist seine Biographie erschienen: „Benno Neuburger. Münchner Jude – Warner vor dem Holocaust“ von Bernward Dörner, Bruce Neuburger und Maximilian Strnad.
Die Autoren stellen das Buch am 10. April um 19 Uhr im Jüdischen Museum München vor. Der Eintritt ist frei. Der Co-Autor Bruce Neuburger – Benno Neuburgers Enkel – reist dazu aus seiner US-amerikanischen Heimat an. Am Tag zuvor, dem 9. April, bringt die Landeshauptstadt Erinnerungszeichen für sieben seiner Familienmitglieder an: Alfred, Benno, Hedwig, Martha und Willi Holzer sowie Cäcilie und Wilhelm Spatz. Die Gedenkveranstaltung findet um 16 Uhr im Staatlichen Gymnasium Max-Josef-Stift statt, unter Beteiligung zahlreicher Schülerinnen und Schüler. Im Anschluss werden die Erinnerungszeichen in der Trogerstraße 44 gesetzt. Für Benno Neuburger und seine Frau Anna Neuburger wurden hier bereits 2022 Erinnerungszeichen angebracht.

Die Holzers waren eine in Traunstein sehr angesehene Familie. Die Brüder Ludwig und Willy Holzer bauten seit 1902 ein Viehhandelsgeschäft auf. Ludwig Holzer zog in den 1920ern mit seinen drei Töchtern nach München und eröffnete in der Landsberger Straße einen erfolgreichen Pferdehandel. Tochter Cäcilie heiratete in Wolfratshausen in die Viehhändlerfamilie Spatz ein. Willy Holzers Familie blieb in Traunstein. In der „Reichskristallnacht“ 1938 inszenierten SA und NSDAP einen Krawall vor seinem Haus, danach floh auch er mit seiner Familie nach München. Nach der Einweisung in das „Judenhaus“ in der Trogerstraße 44 lebten sie dort bei ihren Verwandten Anna und Benno Neuburger. Fünf Familienmitglieder wurden am 20. November 1941 nach Kaunas deportiert und dort ermordet: Willy Holzers Söhne Benno und Alfred Holzer, dessen Frau Martha sowie Cäcilie Spatz und ihr Sohn Wilhelm. In den kommenden Jahren wurden auch Willy Holzer und seine Tochter Hedwig deportiert und ermordet.
Mittwoch, 9. April 2025, 16 Uhr
Gedenkveranstaltung
Staatl. Gymnasium Max-Josef-Stift (Aula), Mühlbaurstraße 15
17.15 Uhr
Anbringen der Erinnerungszeichen
für Alfred, Benno, Hedwig, Martha und Willy Holzer sowie Cäcilie und Wilhelm Spatz
am ehemaligen Wohnort, Trogerstraße 44
Donnerstag, 10. April, 19 Uhr
Buchpräsentation: „Benno Neuburger. Münchner Jude – Warner vor dem Holocaust“
von Bernward Dörner, Bruce Neuburger und Maximilian Strnad
(erschienen im Verlag Hentrich & Hentrich, 96 Seiten, 9,90 Euro)
Jüdisches Museum München, St.-Jakobs-Platz 16
Eintritt frei
Begrüßung: Jutta Fleckenstein, Moderation: Dr. Maximilian Strnad
Zu den Erinnerungszeichen: Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild.
Weitere Informationen: www.erinnerungszeichen.de