Sagui, Yair und Sasha

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Shay Dickmann, die Cousine von Carmel Gat, die in Gefangenschaft ermordet wurde, am Platz der Entführten mit den Bildern von Sagui, Sasha und den Horn Brüdern, Foto: Adar Eyal

Heute morgen sind erneut drei israelische Geiseln freigekommen – nach 498 Tagen: Sagui Dekel Chen (36), Yair Horn (46) und Sasha Trupanov (29). Ein Moment des Glücks, wunderbare Bilder von glücklichen wieder vereinten Familien und eine schmerzhafte Erinnerung daran, dass noch immer 73 Geiseln in Gaza zurückbleiben.

Yair Horn wurde gemeinsam mit seinem Bruder Eitan aus dem Kibbutz Nir Oz entführt, wo Yair ein Pub führt. Eitan hatte ihn über das Wochenende besucht. Die Brüder wurden in Argentinien geboren und wuchsen dort auf. Alle kamen im Laufe der Jahre nach Israel, auch der dritte Bruder Amos und Mutter Ruthi. Yair ist leidenschaftlicher Fan von haPoel Beersheva und der Helikopter, der ihn ins Krankenhaus flog, drehte eine Runde über dem Stadium. Yair ist bei seiner Familie, sein Bruder Eitan ist weiter in Gaza gefangen.

Sagui Dekel Chen, der auch US-Bürger ist, wurde ebenfalls aus Nir Oz entführt. Er hielt sich in der Werkstatt des Kibbutz auf, als der Angriff der Hamas begann, von wo er entführt wurde. Seine Frau Avital und seine beiden Töchter hatten sich im Schutzraum zuhause eingeschlossen. Saguis Mutter Neomit wurden ebenfalls entführt, der Golfwagen wurde auf dem Weg nach Gaza von einem Helikopter der israelischen Armee beschossen. Neomit konnte schwer verletzt zurückkehren und wurde gerettet. Avital, die zu dem Zeitpunkt schwanger war, brachte zwei Monate später Saguis dritte Tochter zur Welt. Heute konnte sie ihn endlich in die Arme schließen und erzählen, wie seine Tochter heißt: Schachar Masal. „Masal“ (Glück) war der Spitzname, den Sagui dem ungeborenen Baby gegeben hatte, „Schachar“ ist die Morgendämmerung.

Und auch Sasha Tropanov wurde aus Nir Oz entführt, zusammen mit seiner Mutter Yelena, Großmutter Irena und seiner Lebensgefährtin Sapir. Die drei Frauen kamen Ende November 2023 frei. Sein Vater Vitaly wurde am 7. Oktober ermordet. Sasha wurde vom Islamischen Jihad entführt und gefangen gehalten.

Vor drei Monaten hatte die Terrororganisation ein Video von Sasha veröffentlicht. Heute Morgen, Stunden vor der Freilassung, hatte der Jihad zwei weitere Videos veröffentlicht, das erste zeigte Sasha am Strand von Gaza, beim Fischen und spazieren gehen, das zweite zeigte, wie ihm seine Freilassung mitgeteilt wurde und er sich bedankt. Der Zynismus kennt keine Grenzen.

Sasha musste auf der Bühne der Hamas Dankesworte sprechen

Apropos Zynismus, Yair hat von Hamas ein besonderes „Geschenk“ mit auf den Weg bekommen, eine Sanduhr mit den Bildern von Matan Zangauker, der noch als Geisel in Gaza ist, und seiner Mutter Einav, die als radikalste Kämpferin für die Freilassung der Geiseln bekannt ist. Unter der Sanduhr ist auf Hebräisch zu lesen: „Die Zeit läuft aus“. Die Sanduhr stand zunächst auf dem Tisch, an dem die „Bürokratie“ erledigt wurde, Unterschriften und der obligatorische Stempel von Hamas und Unterschriften des Roten Kreuz‘ auf pseudo-formellen Papieren der Übergabe. Yair musste die Sanduhr dann bis zum Auto des Roten Kreuz vor sich her tragen.

Yair Horn (l.) und Sagui Dekel Chen auf der Bühne der Hamas

Wiederum eine Machtdemonstration für Israel. Hamas zeigte außerdem einige Terroristen in israelischen Uniformen und mit israelischen Waffen, das Auto, das die Geiseln vorfuhr stammte angeblich ebenfalls aus den israelischen Siedlungen im Gaza-Umland. Vor allem aber gelten diese Inszenierungen den Palästinensern in Gaza selbst. Es ist die „best show in town“, in einem völlig zerstörten Teil des Gazastreifens. Hamas will die eigene Vormachtstellung in Gaza sichern, egal wie selbstbewusst das Auftreten der Terrororganisation ist, sie braucht dazu das Abkommen und ist an weiteren Verhandlungen für die nächste Phase sehr interessiert. Deswegen auch die Androhung, den Deal platzen zu lassen. Am Mittag teilte die Terrororganisation mit, dass die Freilassung der Geisel „den Feind verpflichtet, sich an das Abkommen und das humanitäre Protokoll zu halten und mit den Verhandlungen der zweiten Phase zu beginnen.“