Ein schwarzer Tag

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Avera im Hubschrauber, der in nach Tel Aviv bringt, Foto: IDF Sprecher

Ein schwerer, schwarzer Tag für Israel. Heute wurden die sterblichen Überreste von vier israelischen Geiseln übergeben: Shiri Bibas, ihre Kinder Ariel und Kfir Bibas und Oded Lifshitz.

Shiri, Ariel und Kfir sind die bekanntesten Gesichter unter den Geiseln. Die Bilder von Shiri, in ein Laken gehüllt, die ihre beiden wunderschönen rothaarigen Buben an sich gedrückt hält, mit verzweifeltem Gesicht, sind um die Welt gegangen. Es gibt eine weitere Aufnahme, die sie im südlichen Gazastreifen zeigt, danach fehlt jede Spur. Hamas behauptete früh, dass die drei bei israelischen Luftangriffen ums Leben gekommen sind und hat dies auch Yarden, Shiris Mann, der getrennt von ihr entführt wurde, mitgeteilt. Einen Beweis dafür gab es bis jetzt nicht. Noch gestern bat die Familie darum, die offizielle Bestätigung abzuwarten. 

Shiri war von Beruf Buchhalterin und eine hingebungsvolle Mutter, bekannt für ihre grenzenlose Freundlichkeit. Ariel, der zum Zeitpunkt seiner Entführung gerade einmal vier Jahre alt war, liebte Batman und spielte gerne mit Traktoren im Garten. Baby Kfir, noch nicht einmal ein Jahr alt, als er entführt wurde, hatte wunderschöne rote Haare und ein Lächeln, das jeden Menschen dahinschmelzen lassen konnte.

Oded Lifshitz (84) gehört zu den Gründern des Kibbutz Nir Oz. Oded war Journalist und Friedensaktivist, glaubte an ein friedliches Miteinander mit den Palästinensern. Mit seiner Frau Yocheved fuhr er kranke Gaza-Bewohner in israelische Krankenhäuser. Seine Enkel nannten ihn wegen seiner Weisheit und Liebe „Super-Opa“. Am 7. Oktober wurden Yocheved und Oded aus ihrem Haus gezerrt, Yocheved erzählte, dass sie sich nicht verabschieden konnte, Oded sei ohnmächtig gewesen. Getrennt voneinander wurden sie nach Gaza entführt. Yocheved wurde nach zwei Wochen freigelassen. Oded wurde mit einer anderen Geisel in einer Wohnung in Khan Yunis festgehalten. Am 20. Tag fühlte er sich nicht gut und wurde fortgebracht. Danach gab es keine weiteren Hinweise mehr über seinen Zustand.

 

Hamas hat wiederum eine grausam zynische Übergabe-Zeremonie inszeniert. Auf der Bühne in Khan Younis im südlichen Gazastreifen waren vier schwarze Särge mit den Bildern und Namen der vier Israelis aufgebahrt. Unter den Propagandabildern mit Netanyahu als blutsaugendem Vampir, die Israel für den Tod der Geiseln verantwortlich machten, gab es auch Reden in Englisch, damit die Welt die Version von Hamas zu hören bekommt. Das Rote Kreuz hat diesmal Maßnahmen ergriffen, um die Propaganda von Hamas nicht zu unterstützen, stellte Trennwände auf, um die Särge zumindest teilweise vor den Kameras der Terrororganisation zu schützen und umhüllte die Särge sofort nach der Übergabe mit weißen Tüchern. Auf israelischer Seite sind die Straßen mit Menschen gesäumt, die den vier Toten die letzte Ehre erweisen wollten. Nach einer kurzen Zeremonie unter Beteiligung eines Militärrabbiners werden die Särge ins Pathologische Institut Abu Kabir nach Tel Aviv gebracht, wo die Identität bestätigt wird. Die Familien Bibas und Lifshitz werden dann zumindest Gewissheit haben. Für den Kibbutz Nir Oz, ein Viertel der Bewohner des Kibbutz wurden ermordet oder entführt, ist es noch immer nicht vorbei, auch wenn nun wiederum vier seiner Bewohner zurück gekommen sind. Denn noch immer werden 15 Geiseln aus Nir Oz in Gaza gefangen gehalten.

„Sie waren nicht nur Namen – sie waren geliebte Menschen mit Familien, die sie schätzten, denen ihre Träume und ihre Zukunft geraubt wurden“, heißt es in einer Stellungnahme des Forums der Familien der Entführten. „Wir werden nicht ruhen. Wir werden nicht aufhören, für jede Geisel zu kämpfen, die nicht Teil des aktuellen Deals ist – für diejenigen, die noch am Leben sind, um ihr Überleben kämpfen und verzweifelt versuchen, zu ihren Lieben zurückzukehren und mit der Heilung zu beginnen. Und für diejenigen, von denen wir wissen, dass sie verstorben sind – ihre Familien haben ein Recht auf einen würdevollen Abschluss, das Grundrecht auf ein ordentliches Begräbnis ihrer Lieben.“