Jeden Dienstag treffen sich in Tel Aviv am Platz der Entführten Familienangehörige der Geiseln und Unterstützer zu einer Kundgebung unter dem Motto „Gemeinsam singen für ihre Rückkehr“. Gestern kamen Tausende, um den Familien ihre Unterstützung und Solidarität zu zeigen, während die Meldungen über ein Abkommen sich verdichten.
„Ich appelliere mit einer einfachen, aber dringenden Bitte an Sie, die internationale Gemeinschaft: Helfen Sie uns, die Geiseln nach Hause zu bringen. Es geht hier nicht um Politik – es geht um Menschlichkeit und den gemeinsamen Glauben, dass niemand im Dunkeln zurückgelassen werden sollte. Dies sind Kinder, Eltern, Brüder und Schwestern – Menschen mit Träumen, Hoffnungen und Angehörigen, die sich nach ihrer Rückkehr sehnen“, sagte Moran Stela Yanai, die selbst nach 54 Tagen in Gefangenschaft freigelassen wurde.
Eli Bibas, Vater von Yarden Bibas und Großvater von Ariel und Kfir, sagte: „Am kommenden Samstag wird unser Kfir seinen zweiten Geburtstag in Gefangenschaft feiern. Wie ist es möglich, dass mein Enkel, der im Alter von 8,5 Monaten entführt wurde, seinen zweiten Geburtstag in der Hölle feiert? Wie ist es möglich, dass er noch keinen Geburtstag mit seinem Vater, mit seiner Familie, in seinem Zuhause und in seinem Land gefeiert hat? (…) Das vergangene Jahr symbolisiert für uns als Volk ein Jahr der Verwüstung, der Zerstörung. Der Albtraum, der im vergangenen Jahr zu unserer Realität geworden ist, muss ein Ende haben.“

Ruby Chen, Vater des verstorbenen Itay Chen wandte sich an Netanyahu, um ihn zu erinnern, dass sein Bruder Yoni Netanyahu, „der mit der Mission betraut war, 105 Geiseln in Entebbe zu befreien, losging, um alle Geiseln zurückzuholen, und nicht sagte: ‚Ich werde kämpfen und 25 Geiseln freilassen und in einem Monat zurückkommen, um den Rest zu holen.‘ Als wir uns mit dem Premierminister trafen, stellten wir ihm eine einfache Frage: Wann wird meine Familie Schiwa sitzen können, so wie Ihre Eltern für Yoni Schiwa sitzen konnten? Herr Premierminister, in diesen kritischen Stunden, in denen ein entscheidender Moment näher rückt, weisen Sie das israelische Verhandlungsteam an, einer Klausel zuzustimmen, die den Übergang von Phase A des Abkommens zu Phase B garantiert, die die Freilassung aller Geiseln ermöglicht.“
Die Sorge unter den Familien ist berechtigt, dass das Abkommen, wie es sich nun abzuzeichnen scheint, zunächst nur die Rückkehr von ca. 35 Geiseln garantiert. Die übrigen lebenden Geiseln, sowie die Leichen der Ermordeten werden in diesem Abkommen erst in späteren Phasen geplant.