Der Deutsche Chorverband (DCV) lobt in Zusammenarbeit mit dem deutsch-israelischen Forschungsvorhaben „Projekt 2025 – Arche Musica“ und Schott Music einen Arrangement-Wettbewerb zum „Deutsch-Jüdischen Liederbuch von 1912“ aus. Ziel des Wettbewerbs ist es, Impulse für eine aktive chormusikalische Erinnerungskultur und Beschäftigung mit jüdischer Musikkultur anzuregen.
Es ist der erste internationale Arrangement-Wettbewerb für musikalische Erinnerungskultur. Aufgrund seiner internationalen Bedeutung wurde er mit einem Preisgeld von 20.000 Euro hoch dotiert. Zusätzlich werden drei ausgezeichnete Kompositionen bei Schott Music verlegt. Für die gegenwärtige Musikgeneration in Deutschland und Israel ergibt sich die einzigartige Chance, durch innovative Arrangements wirkungsvolle
Impulse für eine neue Form der Erinnerungskultur und für das gemeinsame musikalische Erbe zu geben.
Dr. Felix Klein, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus sowie Schirmherr der Neuauflage des „Deutsch-Jüdischen Liederbuchs von 1912“, würdigte dieses besondere Liederbuch bei der Eröffnung als „ein nahezu perfektes Zeugnis der Symbiose, die beide Kulturen über Jahrhunderte miteinander eingegangen sind. Gerade in den heutigen Zeiten, in denen
jüdisches Leben in Deutschland wieder massiv unter Druck steht, unterstütze ich ausdrücklich dieses willkommene Unterfangen, jüdische Musik und damit jüdische Lebensfreude als Teil der deutschen Alltagskultur zu etablieren.“ Christian Wulff, Bundespräsident a.D. und Präsident des Deutschen Chorverbands e.V., betonte: „Musik kann die Menschen auf ganz besondere Art und Weise berühren und erfahrbar machen, was wir miteinander teilen. Musik macht Erinnerungskultur lebendig! Wir feiern 2025 die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel vor 60 Jahren. Mit dem Liederbuch und dem Wettbewerb erinnern wir uns an unsere langjährige gemeinsame kulturelle Geschichte und schreiben sie fort.“
Am Arrangement-Wettbewerb können israelische und deutsche Staatsbürger:innen teilnehmen sowie in Israel oder Deutschland wohnhafte Personen. In Auseinandersetzung mit musikalischer Erinnerungskultur erstellen die Komponist:innen zwei neue Arrangements von je einem Titel aus dem hebräisch- und dem deutschsprachigen Teil des Liederbuchs.
Zur vollständigen Ausschreibung:
https://www.deutscher-chorverband.de/erinnerungskultur
Eine paritätisch aus israelischen und deutschen Chormusikexpert:innen zusammengesetzte Jury unter dem Vorsitz von Danny Donner (Dirigent, Komponist und Leiter der Musikabteilung der Tel Aviv School of Arts) und Stephan Doormann (Chordirigent, Musikpädagoge und Künstlerischer Leiter der chor.com) bewertet die Kompositionen unter anderem nach ihrem Innovationswert, Kompositionskonzept und der Idee der musikalischen Erinnerungskultur. Ein wesentliches Kriterium für die Jury ist auch die praktische Umsetzbarkeit der Kompositionen für Amateurchöre. Der Deutsche Chorverband begleitet den Wettbewerb über die Zeit der Ausschreibung hinaus mit innovativen Veranstaltungs- und Begegnungsformaten zum Themenkomplex und erarbeitet Materialien für Schulen und Chöre, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.
Über das „Deutsch-Jüdische Liederbuch von 1912“
Das „Deutsch-Jüdische Liederbuch von 1912“ ist in seiner Art und Konzeption weltweit einzigartig. Der Autor Abraham Zvi Idelsohn (1882–1938) schuf es als Sammlung der beliebtesten hebräischen und deutschen Lieder und konzipierte es als grundlegendes musikpädagogisches Werk für den Musikunterricht in Kindergärten, Volks- und höheren Schulen in Osteuropa, Palästina, Deutschland und in der Diaspora. Herausgegeben vom Berliner „Hilfsverein der Deutschen Juden“ wurde es maßgeblich vom Berliner Mäzen James Simon, dem Gründer und Vorsitzenden des Vereins, finanziert. Es ist ein herausragender Beleg der gleichberechtigten Verwendung hebräischer und deutscher Musik am Beginn des 20.
Jahrhunderts.
Außergewöhnlich ist die zweisprachige Anlage des Liederbuchs, wobei im hebräischen Teil der Liedersammlung die Notenschrift analog der hebräischen Schrift von rechts nach links notiert ist. Es ist das erste dokumentierte Werk dieser Art. Dasin der Israelischen Nationalbibliothek von Jerusalem erhaltene Original bildete die Grundlage der 2022 von Schott Music herausgegebenen Neuausgabe. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Gila Flam, der Direktorin des Musikarchivs der Israelischen Nationalbibliothek Tel Aviv, erfolgte die wissenschaftliche Bearbeitung der insgesamt 149 Titel, das heißt insbesondere die Transliteration der hebräischen Texte und die Übertragung des Notenmaterials der etwa 100 jüdischen Lieder.
Das vollständige Material ist digital zugänglich unter:
www.arche-musica.org/work/sefer-ha-shirim-das-buch-der-lieder