Am 13. Dezember 1204 starb einer der bedeutendsten Gelehrten des Mittelalters: Moses ben Maimon (1135-1204), auch als Maimonides oder Maimuni bekannt. Nach den Anfangsbuchstaben seines Namens, Rabbi Moses ben Maimon = RMBM, wird er auch als Rambam bezeichnet. Sein wissenschaftliches Werk hat nicht nur die Entwicklung des Judentums in außerordentlich starkem Masse beeinflusst, sondern auch auf die europäische Scholastik, namentlich auf Albertus Magnus und Thomas von Aquino eingewirkt.
Maimonides sah es als seine Aufgabe an, aristotelische Philosophie und Offenbarungsreligion zu einer Synthese zu bringen, und zwar nicht auf dem Wege der weitgehenden Identifizierung, wie es Abraham ibn Daud letztlich erfolglos versucht hatte, sondern durch die Abgrenzung des wissenschaftlich Beweisbaren von demjenigen, das als Offenbarung hingenommen werden muss. (Anm. Sein wichtigstes und deutlichstes Werk in dieser Richtung ist der „Moreh Newukhim“).
Durch die starke Wirkung über den jüdischen Kreis hinaus ist Maimonides der wohl allgemein bekannteste jüdische Denker des Mittelalters geworden. Die Formulierung, er sei der größte mittelalterliche jüdische Philosoph gewesen, sollte man allerdings vermeiden, ohne dass auf diese Weise seine wissenschaftliche Bedeutung eingeschränkt oder herabgesetzt wird: Er war nach seinem Selbstverständnis kein Philosoph, denn als Philosophen wurden diejenigen bezeichnet, die die Philosophie, vor allem die aristotelische, als alleinigen Forschungsgegenstand und als Basis ihres Weltbildes akzeptierten. Es kann auch in Frage gestellt werden, ob der Versuch, Wissenschaft und Religion zu harmonisieren, die höchste Aufgabe der Philosophie sei. Jedenfalls wäre das Aufstellen einer Rangordnung gemäß der Bedeutung der Gelehrten Ergebnis einer weitgehend subjektiven Wertung.
Über das Leben des Maimonides sind wir relativ gut in formiert, besser als über das der anderen jüdischen Denker des Mittelalters. Er wurde 1138 in Cordova geboren und entstammte einer vornehmen und einflussreichen Gelehrtenfamilie. Sein Vater war Mitglied des Rabbinatskollegiums und hat sich durch eine Reihe wissenschaftlicher Werke einen Namen gemacht. Als im Jahre 1148 Cordova in die Hand der vor allem gegen Andersgläubige intoleranten Almohaden fiel, verließ die Familie die Stadt und hielt sich einige Jahre in verschiedenen Orten Spaniens auf. Gegen 1159 siedelte sie dann nach Fes in Nordafrika über. Da auch diese Stadt zum Herrschaftsbereich der Almohaden gehörte, ist es nicht klar, warum die Familie des Maimon sich gerade dorthin wandte, denn die Verhältnisse dürften in Fes im Prinzip kaum günstiger gewesen sein als in Spanien.
H. Simon und M. Simon
Aus: Geschichte der jüdischen Philosophie
Moses ben Maimon
Aus dem „Führer der Unschlüssigen“
Brief des RaMBaN an seinen Sohn
Diesen Brief über Bescheidenheit schickte Rabbi Moses Ben Nachman, der RaMBaN, gesegnet sein Andenken, von Acco nach Katalonien an seinen Sohn und befahl ihm, wöchentlich einmal ihn zu lesen. Auch andere sollten mit ihm lernen, damit sie ihn auswendig können und sich schon in der Jugend an G’ttesfurcht gewöhnen.
Schloschah-Asar Ikarim – Die Dreizehn Glaubenssätze
Diese Grundsätze entstanden um das Jahr 1200 C. Verfasst wurden Sie von Rabbiner Moshe Ben Maiman (auch RaMBaM oder Maimonides genannt). Vorausgegangen war der Wunsch, dass auch das Judentum, ähnlich wie andere Religionen, ein allgemein anerkanntes Glaubensbekenntnis besäße – auf welches man sich dann, in Diskussionen mit Anhängern, v.a. des Islam und des Christentums, berufen könnte.
Nachwirkungen des Maimonidischen Systems auf das Denken der Folgezeit
Mit Maimonides gelangt die arabischsprachige Philosophie bei den Juden zu einem Höhepunkt. Zugleich jedoch schließt sie mit ihm ab. Das ist nicht in dem Sinne zu verstehen, dass nach Maimonides kein Jude mehr in arabischer Sprache über philosophische Probleme geschrieben hätte. Es lassen sich noch einige Autoren und ihre Werke nennen, aber diese Gelehrten haben die Philosophie nicht über den von Maimonides erreichten Stand hinaus weiterentwickelt.
Der Kampf gegen den RaMBaM
Die jüdische Welt spaltete sich im Laufe des 13. Jahrhunderts in Rationalisten und Antirationalisten. Doch blieb auch Raum für eine seltsame Mittelstufe, für eine Denkform, die sich zum unbedingten Glauben wie zur unbedingten Vernunft nebeneinander bekennt und so, da ihr die Synthese nicht gelingen will, zum Dualismus ihre Zuflucht nimmt.