Steht ein Abkommen, das zumindest einen Teil der Geiseln bald nach Hause bringt unmittelbar bevor? Seit einigen Tagen wird in den israelischen Medien dazu intensiv berichtet, auch wenn die Details nicht wirklich bekannt sind. Offensichtlich befinden sich die Verhandlungen jedoch in der letzten Phase und vorsichtiger Optimismus ist angebracht.
Am heutigen Donnerstag wird Premier Netanyahu weitere Konsultationen in kleinem Rahmen abhalten. Dass so wenig bekannt ist über die Einzelheiten des sich abzeichnenden Abkommens, liegt auch daran, dass Netanyahu heftigen Widerstand aus seiner Regierungskoalition zu erwarten hat. Von hochrangigen Beamten hieß es den Medien gegenüber, dass die letzten Einzelheiten innerhalb weniger Tage festgelegt werden könnten. Auch arabische Medien berichteten über Fortschritte der Verhandlungen und dass in den meisten Fragen eine Einigung erzielt wurde. Strittig ist derzeit offensichtlich noch, wieviele israelische Geiseln in der ersten Phase frei kommen sollen und welche palästinensischen Gefangenen dafür entlassen werden.
Die Familien der Entführten arbeiten weiter unermüdlich dafür, dass es ein Abkommen gibt, das ALLE Geiseln nach Hause bringt. Groß ist die Sorge, dass das jetzt verhandelte Teilabkommen dazu führt, dass die in Gaza verbleibenden Geiseln nicht mehr lebend nach Hause kommen.
Gestern sprach erstmals ein Familienangehöriger vor dem UN-Sicherheitsrat. Michael Levy, der Bruder von Or Levy, der beim NOVA-Festival entführt wurde, konnte bei der Eröffnung der Sitzung eine kurze Rede per Videozuschaltung halten. „Was würden Sie tun, wenn es sich um Ihren Liebsten handeln würde?“, fragte Michael Levy. „Die Aktionen der Hamas sind nicht nur ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht – sie sind ein Angriff auf die Menschheit selbst. Zivilisten als Geiseln zu nehmen – Männer, Frauen, Kinder – ist ein Verstoß gegen die Prinzipien, zu deren Schutz dieser Rat geschaffen wurde. Und dennoch ist Ihr Schweigen ohrenbetäubend! Ihre Untätigkeit ist erdrückend!“
In Israel demonstrierten am Mittwoch unter dem Motto „Mit dem ersten Läuten“ Schülerinnen und Schüler für die Freilassung der Geiseln. Mehr als 200 Schulen in ganz Israel waren daran beteiligt, u.a. in Tel Aviv, Jerusalem, Beer Sheva, Ashkelon, Haifa, im Regionalrat Eshkol und in Schulen der Evakuierten im Norden. Einav Zangauker, die Mutter von Matan, der gestern seinen 25. Geburtstag in Gefangenschaft hatte, nahm an dem Protest an der Kreuzung Kfar Hayarok teil.