Paralelluniversen – zur Weihnachtszeit wird es besonders deutlich. Juden und Christen leben in völlig verschiedenen Welten.
Von Ramona Ambs
Während die einen von Adventsfeier zu Weihnachtsmarkt hoppen, tauschen sich die anderen über die neusten Übergriffe aus und fragen sich, wo es überhaupt noch sicher ist. Und während die nichtjüdische Community Bilder vom Glühweintrinken postet, teilt die jüdische Gemeinschaft die neusten Schreckensvideos der Geiseln. Immer wieder lanciert die Hamas eines – und dann bleibt der angehörigen Familie die Luft weg, während sie gleichzeitig aufatmen. Diese Art des Psychoterrors, sowohl für die Geiseln, die mittlerweile über 420 Tage in Geiselhaft sind, als auch für ihre Angehörigen, schafft es nahezu nie in die Wahrnehmung der nichtjüdischen Welt.
Die ist derzeit ja auch sehr beschäftigt.
Unmengen an Weihnachtsfeiern und dann noch das Adventssingen. Dass jüdische Veranstaltungen und Ausstellungen gleichzeitig aus Sicherheitsgründen abgesagt oder aus antisemitischen Gründen direkt gecancelt werden, passt leider leider nicht mehr in den Wahrnehmungskalender unserer paulanischen Geschwister. Und nachdem im letzten Jahr schon zahlreiche Krippen Gaza geweiht wurden, wundert man sich auch nicht weiter, dass der Papst mittlerweile das Jesus-Kind auf einer Keffiyeh (dem bekannten Palästinenser-Tuch) anbetet. Man darf sich da keine weiteren Illusionen machen: Empathie wird von dieser Seite nicht zu erwarten sein. Zumal selbst gegen den Kinofilm „Mary“, über die Jesusmutter Maria, mittlerweile eine Kampagne läuft, weil die Jüdin von einer Jüdin gespielt wird. Das ist natürlich ein Skandal, wo man es doch mittlerweile fast geschafft hat, ganz Weihnachten zu palästinenserisieren. Kurioserweise wird diese Art der kulturellen Aneignung, die ja eigentlich eine antisemitische Umwidmung ist, in vielen christlichen Kreisen begrüßt. Man hat es ja schon immer gewusst… die Juden… die Christusmörder…
Das will man eigentlich nicht, dass die Mutter des Messias eine von denen ist: Jahrzehntelang war sie deshalb auch in zahlreichen Darstellungen so blond und arisch, dass man sich klischee-optisch so weit wie nur eben möglich entfernt hatte, von den aus Palästina stammenden Juden… nun wiederum soll sie einfach nur Palästinenserin sein, aber ebenfalls safe wieder nicht jüdisch…
Da bleibt einem doch glatt der Spekulatius quer im Halse stecken…
In der Physik gibt es für das Problem Paralleluniversum Hoffnung… man spricht dort von Verzweigung und sucht nach Neutronen jenseits unseres kosmischen Horizonts… aber da unsere Parallelwelten hier in ein und demselben Universum vorhanden sind und wir Tür an Tür leben, müssten wir natürlich anders an die Sache rangehen. Für den Anfang würde es ja vielleicht schon mal reichen, über den eigenen Tellerrand zu schauen und- wie es zu Weihnachten so schön heißt: sein Herz zu öffnen für die Wahrheit….