Jiddisch. Jüdisch. Taitsch.

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Eine neue und interaktiv gestaltete Sonderausstellung in der Ehemaligen Synagoge Kriegshaber über Jiddisch – eine jüdische Sprache, die über 800 Jahre in Schwaben gesprochen wurde. Während der Ausstellung wird die Ehemalige Synagoge Kriegshaber zu einem Kulturzentrum, in dem Veranstaltungen rund um die jiddische Sprache stattfinden.

Rund acht Jahrhunderte lang wurde in Süddeutschland Jiddisch gesprochen. Alltägliche Begriffe wie „Boazn/Beisl“, „Kaff“ oder „schmusen“ stammen aus dem Jiddischen und erinnern noch heute an das enge Zusammenleben jüdischer und nichtjüdischer Menschen in Schwaben. Die Ausstellung „Jiddisch. Jüdisch. Taitsch.“ lädt dazu ein, die Spuren einer fast vergessenen Sprache zu entdecken. Von mittelalterlichen jiddischen Heldengeschichten bis zu moderner Popkultur, von Jiddisch als Gebetssprache bis zu jiddischem Kitsch – die Ausstellung zeigt Jiddisch als lebendige Sprache zwischen Kult und Kultur. Mit Beispielen aus Augsburg, Schwaben und der ganzen Welt richtet sich die Ausstellung an alle, die neugierig auf eine alte, neue Sprache sind.

Wer sprach in Schwaben Jiddisch? Wie klingt die Sprache? Und wie wird Jiddisch geschrieben? Die Ausstellung gibt einen umfassenden Überblick über die Vielfalt einer kleinen Sprache, die im deutschen Sprachraum entstand und zur Weltsprache wurde. Auch in Schwaben und Augsburg entstanden im 16. Jahrhundert wichtige Buchdrucke von Chaim Schwarz in jiddischer Sprache. Über Jahrhunderte war Jiddisch auch die Alltagssprache vieler über ganz Schwaben verstreuter Familien, deren Briefe und Postkarten noch heute daran erinnern. In Mitteleuropa entstanden, ist die Sprache heutzutage weltweit verbreitet – und lebt weiter! Aktuelle Beispiele, wie eine jiddische Ausgabe der Harry-Potter-Bücher zeigen, dass sich die Sprache ständig weiterentwickelt.

Bildpostkarte „A happy New Year“, Williamsburg Post Card Co. New York,
vermutlich Anfang 20. Jahrhundert. © JMAS.

Interaktiv gestaltete Ausstellung für Groß und Klein

Besucher*innen können sich auf eine interaktiv gestaltete Ausstellung freuen, die für Erwachsene und Kinder viel zu entdecken bietet. Mitmach-Stationen laden zum Hören, Lesen, Sehen, Anfassen und Ausprobieren ein. So können Besucher*innen an Video- und Audiostationen jiddischen Liedern und Geschichten lauschen oder auf gemütlichen Sesseln historische und moderne jiddische Bücher entdecken. An Mitmach-Stationen kann jede*r selbst aktiv werden und beispielsweise Jiddisch schreiben – mit Schablonen für die jiddischen Buchstaben. Zusätzliche Texte in Leichter Sprache stellen sicher, dass jede*r die Ausstellung besuchen kann.

Eine Ausstellung als Kulturraum – Begleitprogramm zum Mitmachen, Zuhören und Zuschauen

Jiddisch wird weltweit gesprochen – aber an allen Orten sind Jiddischsprecher*innen eine sprachliche Minderheit, umgeben von einer oder mehreren Umgebungssprachen. Deshalb gibt es an vielen Orten jiddische Kulturzentren. Auch unsere Ausstellung versteht sich als eine Art jiddisches Kulturzentrum, in dem Veranstaltungen stattfinden. Ende November können in einem eintägigen Jiddisch-Workshop erste Worte und Redewendungen kennengelernt werden – Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Einen jiddischen Film kann man in Originalsprache mit Untertitel im Januar sehen. Im Februar findet ein Konzert mit der Kabarettistin und Künstlerin Susanne Weinhöppel statt. Sie singt jiddische Lieder, begleitet von ihrer Harfe. Monatliche Führungen mit der Museumsdirektorin Dr. Carmen Reichert oder der Kuratorin Dr. Malin Drees geben einen tieferen Einblick in die Ausstellung und ihre Entstehung.

Vernissage der Ausstellung

Die Ausstellung wird am 14. November um 19 Uhr eröffnet. Eine Podiumsdiskussion und eine Einführung in die Ausstellung, gehen insbesondere der Frage nach: „Wie stellt man eine Sprache aus?“ Um Jiddisch auch live zu hören, wird eine kurze Rede des Nobelpreisträgers Isaak Baschewis Singer vorgetragen, der bisher als einziger jiddischer Schriftsteller den Nobelpreis für Literatur erhalten hat. Für die passende musikalische Umrahmung sorgt Susanne Weinhöppel, die Harfe spielt und jiddische Lieder singt.

Laufzeit: 14.11.2024 – 29.6.2025
Ausstellungsort: Jüdisches Museum Augsburg Schwaben, Ehemalige Synagoge Kriegshaber, Ulmer Straße 228, 86156 Augsburg
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag: 14-18 Uhr
Eintritt: 6,00 € | 3,00 € ermäßigt
Barrierefreiheit: Die Ausstellungstexte sind neben Deutsch auch auf Englisch und in Leichter Sprache. Der Ausstellungsort ist eingeschränkt barrierefrei.
Kuratorisches Team: Dr. Carmen Reichert, Dr. Malin Drees, Lara Theobalt

Informationen für Besucher*innen: Auf der Website des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben unter https://jmaugsburg.de/ausstellungsarchiv/jiddisch-juedisch-taitsch/