„Jetzt ist die Zeit zum Handeln“

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Foto: Paulina Patimer

Wieder ein Shabbat. Wieder eine Kundgebung am Platz der Geiseln. Was gibt es noch zu sagen? Wie können die Familien der Geiseln noch die Kraft finden, weiter dort zu sprechen? Es ist unvorstellbar. Und doch tun sie es. Jeden Tag aufs Neue, jede Woche aufs Neue. Diesen Shabbat stand die Kundgebung im Zeichen der Kinder. „Jedes Kind verdient Sicherheit, Freiheit und die Liebe seiner Eltern. Genug der Verzögerungen, genug der Versprechungen. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln“, so das Forum der Familien.

Noch immer werden 101 Geiseln in Gaza gefangen gehalten. Seit 407 Tagen. Unter ihnen sind auch Kinder, Ariel und Kfir Bibas. Der bevorstehende Internationale Kindertag – ein Tag, der für das Recht jedes Kindes auf Sicherheit, Freude und Freiheit steht – erinnert an die unerträgliche Wahrheit: Zwei kleine Kinder bleiben in Gefangenschaft und warten darauf, nach Hause zu kommen.

Ofri Bibas, die Schwester von Yarden Bibas und Tante von Kfir und Ariel, sagte gestern auf der Kundgebung: „Kfir, Ariel, ich vermisse euch. Es tut mir leid, dass ihr nicht hier seid. Aber ihr seid jede Sekunde des Tages bei mir – euer Lächeln, euer Lachen, eure Albernheiten. Ich möchte wie ein Kind schreien: „Das ist nicht fair!“ Es ist nicht fair, dass alle Kinder zurückgekehrt sind und ihr immer noch da seid. Es ist nicht fair, dass eure Tage seit über einem Jahr von Angst und Schrecken, Unsicherheit und Ungewissheit erfüllt sind. Es ist nicht fair, dass ihr 407 Tage lang dort seid, während die Welt schweigt und das Leben weitergeht.“

Ofri Bibas, Foto: Paulina Patimer

Ofri Binas appellierte an alle Staats- und Regierungschefs der Welt, an Präsident Biden und den designierten Präsident Trump: „Geben Sie die Geiseln nicht auf. Zwei Kinder, ihre Eltern und 97 weitere Geiseln warten darauf, gerettet und zu ihren Familien nach Hause gebracht zu werden. Ich appelliere an Sie, heute und an jedem anderen Tag zu handeln, die Führung zu übernehmen, Druck auszuüben und ein Abkommen zu unterzeichnen. Tun Sie, was getan werden muss, um sie JETZT nach Hause zu bringen. Wir haben keine Zeit. SIE haben keine Zeit.“

Eitan Yahalomi wurde am 7. Oktober alleine nach Gaza entführt. Seine Mutter Bat-Sheva, die mit den beiden Töchtern fliehen konnte, sagte gestern: „Diese Woche begehen wir den Internationalen Kindertag – einen Tag, der die Rechte von Kindern überall auf der Welt in den Vordergrund rücken soll. Ich möchte Ihnen von meinen Kindern und ihren Rechten erzählen.“ Eitan trage noch immer die Narben seiner Tortur in der Gefangenschaft: „Angst vor dem Schlafen, Albträume, Haarausfall, Ruhelosigkeit und verlorene Unschuld. Seine und unsere Heilung kann erst beginnen, wenn sein Vater und die anderen Geiseln zurückkehren.“ Eitans Vater Ohad ist einer der 101 Geiseln, die noch in Gaza sind.

„Am 7. Oktober wartete ich“, erzählte Avital Dekel-Chen, die Ehefrau von Sagui Dekel-Chen. „Ich war im neunten Monat schwanger, kauerte mich mit meinen beiden Töchtern in das Versteck und wartete darauf, dass jemand kommt und uns rettet. Seit Tagen und Wochen bin ich nun von dem unerträglichen Warten und dem Ungewissen verzehrt. Selbst heute, ein Jahr später, warte ich und werde gequält von dem Gedanken daran, was Sagui in Gefangenschaft erdulden muss. Auch meine Töchter sind in diesem endlosen Warten gefangen. Meine Jüngste, gerade einmal drei Jahre alt, summt Lieder über die Erlösung von Gefangenen. Ein dreijähriges Kind, das für die Rückkehr ihres Vaters singt.“