Die neuen Fernsehtipps

0
88
Café Schindler, Foto: © ZDF und ORF

Vom 1. bis 15. Dezember 2024

So., 1. Dez · 09:03-09:30 · ZDF
37°Leben: Against all Gods: Shalom, Namasté, Peace out

„37°Leben“ wagt ein Sozialexperiment: Ein Jude, ein Muslim, eine Katholikin, eine Hinduistin, ein Buddhist und eine Nichtgläubige sechs Tage zusammen unter einem Dach. Kann das gelingen? Sie sind jung, divers, fast ausnahmslos streng gläubig und wagen einen längst überfälligen Versuch: Sie ziehen zusammen in eine WG, um in sechs Tagen herauszufinden, was sie trennt und eint und um mal gründlich aufzuräumen mit falschen Klischees und Vorurteilen. Der letzte Tag in der WG ist angebrochen. Zeit zu klären, hat sich etwas verändert in den Köpfen? Erneut wird wild diskutiert, doch es werden auch Hände gereicht und gegenseitig Tränen getrocknet. Das Experiment scheint tatsächlich etwas bewegt zu haben, denn: Viele sitzen nicht mehr da, wo sie Anfang der Woche noch saßen. Die Stimmung wird bereits abschiedsvoll rührend, da klingelt es noch einmal an der Tür: Jürgen Trittin ist zu Besuch und möchte mit der WG über Religion, zwischen Krieg und Frieden diskutieren. Wieder kommt der Nahostkonflikt auf den Tisch. Omar ist der Erste, der diesen verlässt. Und zur allgemeinen Überraschung ist es Josi, die in dieser Situation die richtigen Worte findet, um die Gruppe wieder zusammenbringen und einen Moment des Friedens in einem hitzigen Gespräch zu schaffen. Am Nachmittag dann der Abschied: Die Protagonisten haben aufgeschrieben, was sie voneinander gelernt haben, worauf sie miteinander anstoßen wollen. Es wird gelacht und geweint. Am Ende, da ist die Gruppe sicher, ist ihnen geglückt, wofür sie angetreten sind: ein Zeichen zu setzen gegen den Hass und für eine friedlichere Welt, in der wir uns begegnen können als Allys – trotz aller (göttlichen) Widrigkeiten. Wie sie sich wiedersehen werden, weiß Omar: auf einen Wein im Paradies.

Mo., 2. Dez · 00:35-01:20 · ZDF
Terra X History: Die einsamen Helden. Lebensretter in Zeiten des Todes

Sie bewahrten Menschlichkeit in unmenschlicher Zeit und setzten dem Terrorstaat ihre Zivilcourage entgegen. Etwa 20.000 Deutsche halfen Juden, dem Massenmord zu entkommen. Es waren nur wenige, und oft riskierten sie dabei ihr eigenes Leben. Heute ehrt sie die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“. Diese Dokumentation erzählt ihre bewegende Geschichte. Hans Rosenthal war in den 70er- und 80er-Jahren einer der beliebtesten Fernsehunterhalter. Was viele damals nicht wussten: Er überlebte den Holocaust nur dank der wagemutigen Unterstützung couragierter Frauen, die ihn in einer Berliner Gartenlaube verborgen hielten. Ebenso erging es Michael Degen, später ein bekannter Schauspieler, und Ruth Winkelmann, deren jüdische Väter im Vernichtungslager ums Leben kamen. Dem mutigen Einsatz der Helfer ist es zu verdanken, dass die Geretteten den Glauben an ihr Land bewahren konnten. Einer der Retter ist der in der NS-Zeit populäre Filmschauspieler Hans Söhnker („Große Freiheit Nr. 7“), der verfolgte Juden verborgen hielt, was erst nach seinem Tod bekannt wurde. Auch Söhnker wird heute in Yad Vashem geehrt. Den Familien von Walter Frankenstein und Ruth Abraham gelang es dank engagierter Helfer sogar, mit neugeborenen Kindern auf schier unglaubliche Weise im Untergrund zu überleben. Oft kamen die Retter selbst vom Rand der Gesellschaft. Aber auch Funktionsträger des Regimes wie der Kreisbaumeister Helmut Kleinicke bewahrten zahlreiche Juden vor dem Tod. Viele von ihnen verschwiegen nach dem Krieg ihren mutigen Einsatz. Erst Jahrzehnte später wird nun bekannt, wie sie in barbarischer Zeit menschlich blieben.

Mo., 2. Dez · 01:05-02:35 · HR
Schalom und Hallo – mit Susan Sideropoulos

In dieser 90-minütigen Dokumentation begibt sich Schauspielerin Susan Sideropoulos auf eine spannende und unterhaltsame Reise durch 1.700 Jahre deutsch-jüdische Geschichte und auf die Spuren ihrer eigenen Vorfahren. Immer mit Blick auf die Gegenwart erzählt sie vom Köln zu Römischer Zeit, von den mittelalterlichen SchUM-Städten Speyer, Worms und Mainz, vom Frankfurt der frühen Neuzeit sowie von Leipzig, Hamburg, München oder Berlin. Dabei stehen nicht nur historische Figuren und Ereignisse im Mittelpunkt, sondern vor allem ‚Menschen von heute‘ wie die Rabbinerin Jasmin Andriani, Folk-Musiker Daniel Kahn, Filmregisseur Peter Kahane, die Literaturwissenschaftlerin und Buchhändlerin Rachel Salamander, Autorin Linda Sabier oder Gastronomin Shani Leiderman. Ferner zählen der Publizist Josef Joffe, Historiker Julius Schoeps sowie Museumsdirektorin Miriam Wenzel zu den Interviewpartner:innen. Viele wissen heute zwar von der Schoah (dem Holocaust), haben gehört von den Pogromen der Kreuzritter und kennen die angespannte Lage zwischen Palästinensern und Israelis. Doch ansonsten ist weniger bekannt über Juden, ihren Alltag und ihre Rituale sowie die gemeinsame deutsch-jüdische Geschichte.

Mi., 4. Dez · 14:15-16:00 · arte
Kommt ein Vogel geflogen

Die fünfjährige Sarah lebt mit ihrer Familie in einer kleinen Stadt in Süddeutschland. Sarahs Vater Nathan sitzt an einer scheinbar niemals endenden Doktorarbeit und ihre Mutter Birgit ist Leiterin des lokalen Tierheims. Die Kleine hat es nicht leicht, im Kindergarten wird sie für ihr Stottern gehänselt – und so verbringt sie mehr Zeit mit ihrer Mutter als unter Gleichaltrigen. Als Sarah sich wieder einmal weigert, im Kindergarten zu bleiben, und stattdessen ihre Mutter ins Tierheim begleitet, trifft sie dort auf den Gelbbrust-Ara Marlene. Da der Papagei ihrer Tochter beim Sprechen zu helfen scheint, lässt sich Birgit überreden, den Vogel zunächst in der Familiengarage unterzubringen, denn im Tierheim ist kein Platz. Birgit hat leider nicht gleich realisiert, dass Marlenes verstorbener Vorbesitzer dem Ara einen großen Wortschatz von Nazi-Parolen beigebracht hat. Als das herauskommt, ist es zu spät: Sarah hat Marlene bedingungslos ins Herz geschlossen und will, dass ihre neue gefiederte Freundin bleiben darf. Widerwillig lässt sich Birgit darauf ein, aber nur unter der Bedingung, dass Sarah dem Vogel andere Worte beibringt. Denn der Zeitpunkt, einen verfassungsfeindlichen und gleichzeitig artengeschützten Vogel im Haus zu haben, ist für Birgit gerade denkbar ungünstig. Nicht nur haben sich aus Frankreich Nathans jüdische Eltern angekündigt, auch ist Birgit in den laufenden Bürgermeister-Wahlkampf involviert, um ihr von der Schließung bedrohtes Tierheim zu retten. Natürlich bleibt Marlene nicht lange unentdeckt, und als auch noch der Lokaljournalist André Kalkhoff auf den Vogel aufmerksam wird, gerät Birgit von allen Seiten unter Druck. Was soll sie nur tun mit dem Nazi-Ara?

Do., 5. Dez · 11:45-12:10 · 3sat
Café Schindler – Apfelstrudel und Antisemitismus

Das „Café Schindler“ in Innsbruck hat viel zu erzählen. 1922 von Hugo Schindler gegründet, entwickelte sich das Kaffeehaus bald zum Szenetreff mit Apfelstrudel, Tanz und Livejazz. Als 1938 die Nationalsozialisten einmarschierten, war die Glanzzeit vorbei. Die jüdischen Besitzer wurden enteignet, misshandelt und vertrieben. Meriel Schindler, die Enkelin des Kaffeehausgründers, lebt als Rechtsanwältin und Autorin in London. Sie erzählt die Geschichte ihrer jüdischen Familie in dem sehr persönlichen Buch „Café Schindler“. Einigen Familienmitgliedern gelang die Flucht, andere wurden in Konzentrationslagern ermordet. Es ist auch die Geschichte der Stadt Innsbruck mit allen Höhen und Tiefen. Der erfolgreiche Roman kommt im April 2024 als Theaterstück auf die Bühne des Tiroler Landestheaters. Die Dokumentation begleitet Meriel Schindler an die Schauplätze der Erzählung und das junge Theaterteam beim Entwickeln des aktuellen Stücks. Es geht nicht um trockenen Geschichtsunterricht, sondern um das Erzählen von Geschichten, die unter die Haut gehen. Dabei lässt sich auch ein Stück Schindler-Apfelstrudel genießen.

Fr., 6. Dez · 07:35-08:05 · WDR
planet schule: Nahostkonflikt – Wie fing das an?

Gaza und Israel – hat es je eine Chance auf Frieden gegeben für Juden und Palästinenser? Reporterin Jana Forkel taucht ein in die dramatische Geschichte des Konflikts und trifft Menschen, die verschiedene Perspektiven darauf haben. Zum Beispiel Jouanna Hassoun, die in einem palästinensischen Flüchtlingslager aufwuchs, oder Meron Mendel, der aus Israel nach Deutschland kam, um hier das Gedenken an den Holocaust zu unterstützen. Überraschend für die Reporterin ist, dass bereits seit dem Ende des Ersten Weltkriegs über eine Zweistaatenlösung verhandelt wird. Über die Entstehung und den Verlauf des Konflikts spricht Jana Forkel mit dem Nahost-Experten Daniel Gerlach. Der Konflikt hat auch Spuren in Deutschland hinterlassen: Jahrzehntelang standen DDR und BRD auf unterschiedlichen Seiten im Nahostkonflikt. Und heute löst der neue Gewaltausbruch in Israel und Gaza auch in Deutschland große Emotionen und scharfe Auseinandersetzungen aus.

Fr., 6. Dez · 21:00-21:45 · ARD-alpha
alpha-retro: Soldaten (1972)

Ralph Giordano untersuchte 1972 an exemplarischen Beispielen des Einzelnen wie der Gruppe, welche Rolle der Soldat in der Gesellschaft hat, welche Haltung die Gesellschaft dem Soldaten gegenüber einnimmt. Ralph Giordano hat für seine Dokumentation Soldaten in der Schweiz, in der BRD, in Frankreich, England, Israel, im Vatikan, in Chile, in den USA und bei der 6. US-Flotte im Mittelmeer gefilmt.

Sa., 7. Dez · 03:30-04:15 · PHOENIX
Tatort Kunst – Das Raubkunst-Puzzle

Den jüdischen Familien, die Deutschland damals verließen, war versprochen worden, ihr Eigentum mitnehmen zu können. Doch ihr Hab und Gut blieb oft im Land – beschlagnahmt von der Gestapo. Statt die Gegenstände ihren Besitzern nachzuschicken, wurden sie versteigert. Die meisten Gegenstände sind bis heute verschollen. Die Dokumentation begleitet eine Provenienzforscherin, die sich der Aufklärung dieses Verbrechens widmet und für Gerechtigkeit sorgen möchte: Das große Ziel ist es, diese Objekte den Familien zurückzugeben, so Kathrin Kleibl. Ein gigantischer Raubzug der Nationalsozialisten ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt: Der organisierte Kunstraub an jüdischen Familien, die aus Nazi-Deutschland zur Ausreise genötigt worden waren. Bis heute suchen Erben nach ihrem Eigentum, oft vergeblich. Dr. Kathrin Kleibl, norddeutsche Provenienzforscherin, widmet sich der Aufklärung dieses Verbrechens.

Mo., 9. Dez · 09:00-09:55 · arte
Unternehmen Barbarossa – Vernichtungskrieg im Osten (1/2)

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs feiert das Nazi-Regime eine Reihe militärischer Erfolge: Berauscht von den schnellen Siegen in Norwegen, den Niederlanden, Belgien und Frankreich bereitet die Wehrmacht ein geheimes Manöver im Osten vor, fest davon überzeugt, nach wenigen Monaten wieder zuhause zu sein. Niemand ahnt, dass Hitler damit einen Konflikt von unvorstellbarer Gewalt entfesselt, der Millionen Tote fordern wird. Mit mehr als drei Millionen Soldaten griff die Wehrmacht ohne Kriegserklärung auf breiter Front zwischen Ostsee und Schwarzem Meer an. Die Wucht des Angriffs sollte die Reihe der „Blitzkrieg“-Erfolge deutscher Truppen fortsetzen. Hitler hatte bereits im März 1941 in seinen Anweisungen an den Chef des Wehrmachtsführungsstabes formuliert: „Dieser kommende Feldzug ist mehr als nur ein Kampf der Waffen; er führt auch zur Auseinandersetzung zweier Weltanschauungen. Die jüdisch-bolschewistische Intelligenz, als bisheriger Unterdrücker des Volkes, muss beseitigt werden.“ Zudem ging es auch um die wirtschaftliche Ausbeutung der eroberten Gebiete. Viele Akteure und Betroffene dieser Tragödie – Deutsche wie Sowjets, Soldaten ebenso wie Zivilisten – hielten ihre erschütternden Erlebnisse in Amateurfilmen, Briefen und Tagebüchern fest. Diese eindringlichen Schilderungen des deutschen Angriffskriegs im Osten haben nichts mit der offiziellen Kriegsberichterstattung und der Staatspropaganda zu tun. Die Berichte der Frauen und Männer, die inmitten des Infernos um ihr Überleben kämpften, dokumentieren das Grauen beider Kriegsparteien.

Mo., 9. Dez · 09:55-10:50 · arte
Unternehmen Barbarossa – Vernichtungskrieg im Osten (2/2)

Die Doppelschlacht von Wjasma und Brjansk hatte zum Ziel, die Verbände der Roten Armee vor Moskau zu zerschlagen und anschließend die Stadt selbst zu erobern. Der Wehrmacht gelang es zunächst, die sowjetischen Verteidiger einzukesseln und aufzureiben. Regen und Schlamm brachte den deutschen Vorstoß dann aber zum Erliegen. Erst als nach gut zwei Wochen Frost einsetzte und Truppenbewegungen wieder möglich waren, begann die eigentliche Schlacht um Moskau. Tausende Zivilisten wurden herangezogen, um die Verteidigungsanlagen um die Metropole auszubauen. Dennoch befahl Stalin am 16. Oktober die Evakuierung der Stadt. Es kam zu Panik und Plünderungen, drei Tage später wurde der Belagerungszustand erklärt und das Kriegsrecht verhängt. Trotz großer Nachschubprobleme startete Mitte November eine neuerliche deutsche Offensive, die letztlich fehlschlug. Die sowjetischen Truppen konnten bis zum Frühjahr 1942 große Teile des im Herbst verlorenen Geländes zurückgewinnen. Im weiteren Kriegsverlauf gilt auch die deutsche Niederlage von Stalingrad 1943 als ein entscheidender Wendepunkt. Von nun an ging es an allen Frontabschnitten unaufhaltsam zurück, auch die Zweifel der Deutschen am „Endsieg“ nahmen massiv zu, ungeachtet der Sportpalastrede von Goebbels. Hitlers Propagandaminister rief am 18. Februar 1943 zum „totalen Krieg“ auf. Das „Unternehmen Barbarossa“ scheiterte und mündete schließlich in der bedingungslosen deutschen Kapitulation im Mai 1945.

Mi., 11. Dez · 22:45-23:55 · BR
Jamel

Jamel, ein 38-Seelen-Dorf im Norden von Mecklenburg-Vorpommern, hat bundesweit den Ruf als „Nazidorf“. Hier zogen in der Vergangenheit gezielt Neonazis zu. Mit rechten Parolen und Symbolen beanspruchen sie ganz offen die Deutungshoheit im Dorf. Mittendrin: das Künstlerehepaar Birgit und Horst Lohmeyer. Auf der Suche nach ländlicher Idylle sind die Lohmeyers 2004, die Situation dort unterschätzend, in den Ort gezogen, wo sie auf rechtsextreme Denkart und Ablehnung bis hin zur Bedrohung treffen. Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte des Ehepaars, das schnell beschließt: „Wenn du hier bestehen willst, musst du an die Öffentlichkeit.“ Es gründet 2007 das Musikfestival „Jamel rockt den Förster“, das mittlerweile jährlich mehr als 3.000 Besucher*innen in das kleine Dorf lockt.