Und die draußen sieht man nicht…

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Während das Feuilleton schnappatmig diskutiert, dass bei der Antisemitismusresolution nur die israelische Politik kritisiert, aber nicht über das Existenzrecht des jüdischen Staates nachgedacht, werden darf, werden draußen auf den Straßen Juden gejagt.

Von Ramona Ambs

Das ist natürlich ziemlich unkultiviert, aber das ist ja draußen – und nicht drinnen in der gemütlichen Intellektuellenblase, wo man sich gegenseitig für seine Liberalität so lange auf die Schultern klopft, bis alle eine Rotatorenmanschetten-Ruptur haben. Schließlich gehört man doch zu den Guten! Man arbeitet ja in und für die Kultur, und da setzt man sich ja zwangsläufig irgendwie für Juden ein.

Aber dass Juden eins auf die Nase bekommen, ist ja nichts Neues.

Und es zu thematisieren doch moralischer Rigorismus. Also echt unsexy.
Lieber fabuliert man über die Juden, die auch darüber nachdenken wollen, ob Israel nicht ein Aphartheitsstaat ist. Diese Juden hat man sehr lieb! Vor allem, wenn sie so hübsche israelische Namen haben. Die sind sehr wichtig. Sie sind ja quasi eine verfolgte Minderheit, die sich aber trauen das auszusprechen, was der kultivierte Deutsche ohnehin denkt, nämlich: Israel ist schuld.

Und nun sollen diese armen jüdischen Menschen und viele andere Kulturschaffende, die bisher mit ihrem Antisemitismus prima durchgekommen sind, zumindest nicht mehr für alle Projekte staatlich alimentiert werden. Das grenzt ja wirklich an Verfolgung! Bei der taz wittert man sogar, dass „diese Resolution einschneidende Folgen haben für das Leben von Migrant:innen, für die Arbeit von Ak­ti­vis­t:in­nen – die sowieso schon massiven Repressionen ausgesetzt sind -, für die Kultur und auch für die Forschung.“ – Ja. Die Aktivist:innen habens wirklich schwer, Universitäten blockieren und das bei dem Wetter derzeit – das ist echt hart! Und dabei doch künstlerisch so wertvoll! Soo authentisch!… und deshalb ist es evident: Diese Antisemitismus-Resolution gefährdet Deutschland!
Also all jene, mit denen man doch soo gerne abends ein Glas Rotwein trinkt!

Da ist mindestens die Meinungsfreiheit in Gefahr- wenn nicht sogar das ganze Abendland!…. meint das Feuilleton.
Derweil werden draußen auf den Straßen Juden gejagt.
Aber das ist ja draußen – und nicht drinnen.