Am kommenden Mittwoch, den 20. November 2024, wird das letzte Erinnerungszeichen in diesem Jahr gesetzt. Mit diesem wird der Kunsthändlerin Anna Caspari gedacht, die 1941 in Kaunas ermordet wurde. An der Gedenkveranstaltung um 15 Uhr in der Galerie Baumgartl (Prannerstraße 7) werden Angehörige ihrer Familie teilnehmen. Um ca. 16.20 Uhr wird das Erinnerungszeichen für Anna Caspari am Standort ihrer einstigen Galerie in der Brienner Straße 12 angebracht.
Anna (Aniela) Naphtali wurde am 19. Mai 1900 in Breslau geboren. Ihre jüdischen Eltern gehörten der Kulturelite der Stadt an und besaßen eine bedeutende Kunstsammlung. Sie kam früh mit der Kunstszene in Berührung. Ab 1920 studierte sie an der LMU München Kunstgeschichte, Philosophie und Literatur. 1921 konvertierte sie zum evangelischen Glauben, 1922 heiratete sie den Kunsthändler Eugen Georg Caspari. Er betrieb eine renommierte Galerie im Palais Eichthal in der Brienner Straße 52 (heute 12), in der Kunst und Antiquitäten aus dem 19. Jahrhunderts sowie berühmte Kunstwerke der Moderne gezeigt wurden. 1922 und 1926 kamen ihre Söhne Ernst Karl Ludwig und Paul Ernst Hugo zur Welt.
Nach dem Unfalltod ihres Mannes 1930 führte Anna Caspari die Galerie allein weiter und sorgte für ihre Söhne. Ab 1933 wurde sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ausgegrenzt und verfolgt. Sie musste 1935 ihre Galerie von der Brienner Straße, die wie der nahe Königsplatz zu einem Aufmarschzentrum der Nationalsozialisten wurde, in die Ottostraße 6 verlegen und durfte nur noch als Gutachterin arbeiten. Sie wohnte nun im Hotel „Continental“.
Anna Caspari gelang es, ihre Söhne in einem Internat in England unterzubringen. Ihre Bemühungen, ihnen folgen zu können, blieben erfolglos. Im Dezember 1938 wurde sie wegen eines angeblichen Devisenvergehens verhaftet. Die Gestapo durchsuchte im Januar 1939 ihre Räume im Hotel „Continental“ sowie das noch bestehende Lager in der Brienner Straße 52 und raubte 22 Gemälde, 140 Bücher und zahlreiche Grafiken. Kurz darauf wurde die Galerie aus dem Handelsregister gelöscht. Sechs Wochen später musste Anna Caspari in eine „Judenwohnung“ ziehen. Die Gestapo deportierte Anna Caspari mit fast 1000 Münchner Jüdinnen und Juden am 20. November 1941 nach Kaunas in Litauen, wo die SS sie fünf Tage später erschoss. Ihre verwitwete Mutter wurde 1943 in Theresienstadt ermordet.
Zu den Erinnerungszeichen: Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild.
Weitere Informationen: www.erinnerungszeichen.de