Der 7. Oktober und Rosch ha-Schana

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Am Rande der Karpaten in Siebenbürgen/Transsilvanien verbrachte ich herrliche Herbsttage in einer Landschaft der Superlative. Ein jähes Ende nahmen die bezaubernden Tage, als das Land Israel und die gesamte Welt in einen furchtbaren Schreck versetzt wurden. Es war der 7. Oktober 2023, der Tag als Israel von der Terroristenhorde der regierenden Hamas,  grenzüberschreitend bei Nacht und Nebel vom Gaza aus überfallen wurde. 1200 Menschen töteten sie auf brutalste Art und Weise, vergewaltigten Frauen und 250 Geiseln schleppten sie in den Gazastreifen.

Von Christel Wollmann-Fiedler, Hermannstadt/Sibiu – Rumänien

Eine perfide, kaum vorstellbare Aktion an den jüdischen Nachbarn war geschehen. Die Situation hält bis heute die Menschen in Atem, nichts hat sich zum Guten gewendet in den zwölf Monaten, die bereits vergangen sind.  

Vor einer Woche kam ich in der mir sehr vertrauten Gegend am Rande der Karpaten an und schon vor Tagen, am 2. Oktober 2024, feierten wir alle zusammen in der kleinen jüdischen Gemeinde im Gemeinderaum neben der Hermannstädter Synagoge Rosch ha-Schana. Ein gutes Neues Jahr 5785 sollte gefeiert werden, wie all die Jahre. Tage zuvor warf die Mörderbande Hisbollah von Norden Bomben über das Land der Juden, die Bevölkerung flüchtete voller Angst in ihre Schutzräume. Wie wird das Jahr weitergehen?

Die kleine jüdische Gemeinde in Hermannstadt/Sibiu hat keinen Rabbiner, Tiberiu Baruch, der Vorsteher der jüdischen Gemeinschaft  im Kreis Sibiu, empfängt die Gemeindemitglieder und die Gäste aus nah und fern. Die Schriftstellerin Adriana Moscicki, die mehrere Jahre in Israel lebte, erklärt die Symbolik der verschiedenen Speisen, die an Rosch ha-Schana auf den Tisch serviert und verspeist werden. Auch der Rotwein fehlt nicht. Mindestens 2000 Jahre alt ist diese Tradition. Das Schofarhorn liegt einsam in der Ecke. Schana Towa wird gewünscht.

Traurigkeit verspüre ich. Der tägliche Gedanke an die Grausamkeiten im Nahen Osten an der wunderschönen levantinischen Küste macht nicht froh. Bomben werden nach Israel gefeuert. Meine uralten Freundinnen, die den Holocaust überlebt haben, die nach dem 2. Weltkrieg in das rettende Land  kamen, haben viel erlebt, doch der 7. Oktober vor einem Jahr ist unvorstellbar für diese Menschen. Wie verzweifelt mögen die Hinterbliebenen der Ermordeten sein, wie viel Hoffnung steckt in den Verwandten und Freunden, die auf ihre Verschleppten warten? Die Hoffnung geht langsam zu Ende.

Die sonnigen Herbsttage 2024 werden quälend, niemand kann das kommende jüdische Jahr voraussagen.