Rund 80 Jahre nach den Grauen des Nationalsozialismus herrscht immer noch Schweigen in vielen Familien über das, was sie in dieser Zeit erlebt haben. Auch bei der jüdischen Künstlerin Ilana Lewitan ist das seit der Kindheit so. Der Vater hat bis zu seinem Tod nicht über die Vergangenheit gesprochen.
Doch 2021 erhält Ilana Lewitan plötzlich eine E-Mail. „Mein Großvater hatte noch drei Überlebende aus der Zeit seiner Tätigkeit im Warschauer Ghetto gefunden, einer davon war Ihr vermutlicher Vater.(….) In einer besonderen Situation hat mein Großvater sogar einhundert Juden das Leben gerettet.“ Diese Zeilen stammen von einem Enkel, der seit Jahren zu seinem Großvater, dem SS-Offizier Willy Schmidt, recherchiert, vor allem in den Unterlagen zu den Nachkriegs-Gerichtsverfahren gegen NS-Verbrecher. Hier findet er Zeugenaussagen, die darauf hinweisen, dass der Großvater Juden gerettet hat, darunter auch die Zeugenaussage von Robert Schmusch, dem Vater von Ilana Lewitan.
Durch den Kontakt mit Norman Baltrusch erfährt Ilana Lewitan Stück für Stück die Geschichte ihres Vaters. Dass er im Warschauer Ghetto war, dass er Zwangsarbeiter war, dass er flüchten konnte. Und dass er unter dem SS-Offizier Willy Schmidt in einer Werkstatt arbeitete. Doch vieles bleibt im Dunkeln. Die meisten Unterlagen wurden am Ende der NS-Diktatur vernichtet.
Norman und Ilana beschließen, sich in Warschau gemeinsam auf Spurensuche zu machen. Was ist vor über 80 Jahren wirklich passiert? Warum hat der SS-Offizier Schmidt 100 Juden das Leben gerettet? Wie ist es Robert Schmusch ergangen? Auf der Suche nach dem Vergangenen entdecken eine Tochter und ein Enkel, wie nah die Vergangenheit ihnen selbst kommt.
Andrea Roth und ein Kamerateam des Bayerischen Rundfunks begleiten sie auf ihrer Reise in die Geschichte ihrer Familien. Ihr Film „Das Schweigen“ ist am Mittwoch, 09.10.2024, um 22.45 Uhr im BR Fernsehen, sowie in der Mediathek zu sehen.