Solidarität heißt Handeln

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„Alles, was wir seit dem 7. Oktober erlebt haben, haben wir so noch nie erlebt. Im negativen Sinne, aber auch im positiven Sinne“, sagt Anita Haviv-Horiner, Autorin eines neuen Bandes der Bundeszentrale für politische Bildung, der das einzigartigen Engagement und die sofortige Hilfsbereitschaft der israelischen Zivilbevölkerung zum Thema hat. Sofort nach dem Überfall der Hamas rückten die Israelis zusammen und halfen, wo es nur möglich war. Sie spendeten Blut, Geld, Sachgegenstände, organisierten Unterkünfte, Verpflegung und Ausrüstung für Soldaten, sie übernahmen psychologische Hilfestellung, sprangen als Erntehelfer ein und organisierten Babysitter für Reservedienst-Familien. Eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft.

„Solidarität heißt Handeln“ lässt in 17 Interviews Israelinnen und Israelis aus allen Gruppen der Gesellschaft zu Wort kommen und zeigt die Vielfalt des Engagements nach dem 7. Oktober, von praktischer Hilfe im Alltag der Betroffenen, über Therapieansätze bis hin zu innovativen Formen des Gedenkens und Tierrettungsaktionen. Dem Hauptteil ist eine Einführung von Wladimir Struminski vorangestellt. Unter der Überschrift „Der Tag, der nicht enden will“ zeigt er die Auswirkungen des 7. Oktober auf die israelische Gesellschaft und Wirtschaft und stellt den innenpolitischen und gesellschaftlichen Kontext vor.

Das Buch ist auch als Instrument der politischen Bildung im deutsch-israelischen Dialog zu verstehen. Ihr Anliegen sei es, „im Ausland wenig bekannte Aspekte der israelischen Gesellschaft aufzuzeigen, die Werte widerspiegeln, die erstens aus der jüdischen Tradition kommen und zweitens einen integralen Teil der israelischen Gesellschaft darstellen“, so Haviv-Horiner im Vorwort. In Wien als Tochter von Holocaustüberlebenden geboren, lebt Anita Haviv-Horiner seit 1979 in Israel und ist als Bildungsexpertin auf unterschiedliche Facetten des deutsch-israelischen sowie österreichisch-israelischen Dialogs, Antisemitismus, Gedenkkultur, die Perzeption Israels und die Rolle von Lebensgeschichten spezialisiert.

Tatsächlich bietet das Buch Einblicke in unbekannte gesellschaftliche Aspekte Israels und zeugen von der Resilienz so vieler Menschen in Israel und ihres Beharrens auf Selbstbestimmtheit. Haviv-Horiner geht aber weiter und fragte ihre Interviewpartnerinnen und -partner auch danach, was sie Menschen in Deutschland raten, die in ihrem eigenen Umfeld Initiative ergreifen möchten. „Widme dich einem Anliegen, denn das gibt dir die Kontrolle zurück. Handeln und Solidarität helfen uns, das Trauma zu überwinden“, sagt Yaniv Hegyi aus dem Kibbuz Be’eri.

Ein inspirierendes Buch, das viel über Israels Gesellschaft, Resilienz und Traumabewältigung verrät.

Buchvorstellung mit der Autorin am 7. Oktober 2024, 18.30 Uhr im Jüdischen Museum Wien, –> Zur Anmeldung

Das Buch ist für Euro 4,50 über den BpB Shop zu beziehen.