Die neuen Fernsehtipps

0
186
"Jud Süß 2.0", © Blueprint Film / ALAVA

Von 1. bis 15. September 2024

So., 1. Sep · 11:10-11:40 · SWR
Heute noch müssen wir fort

Ein schöner, warmer Spätsommertag- es ist Freitag, das Wochenende steht vor der Tür und auf beiden Seiten der heutigen saarländisch-lothringischen Grenze springen die Kinder ins erfrischende Wasser der Blies. Ein Idyll, könnte man meinen. Doch dieser sonnige Freitag ist der 1. September 1939, der Tag, an dem die deutsche Wehrmacht Polen überfällt und Nazideutschland Europa mit einem unbeschreiblichen Grauen überzieht, das fünfeinhalb Jahre dauern wird. Für die Bevölkerung an der Grenze, in der Roten Zone auf deutscher und der zone rouge auf französischer Seite, hat das unmittelbar Folgen: Evakuierung. Weg. Sofort. Und jeder darf nur wenige Kilo Gepäck mitnehmen. Menschen, von denen die meisten bislang kaum über die Grenzen ihrer Gemeinde hinausgekommen sind, brechen nun gezwungenermaßen auf, in großer Sorge darüber, wie sie in der Fremde aufgenommen werden und was sie erwartet, wenn sie zurückkehren.

Mo., 2. Sep · 01:10-02:35 · HR
Die Ungewollten – Die Irrfahrt der St. Louis

Ein altes Grammofon, Briefe und ein Tagebuch. Auf dem Dachboden einer Hamburger Villa lag jahrelang unentdeckt eine alte Seekiste, der Nachlass von Gustav Schröder. Er war Kapitän auf dem Transatlantik-Passagierschiff der HAPAG, der „St. Louis“. Sein Name erinnert in der Internationalen Holocaust Gedächtnisstätte Yad Vashem in Jerusalem an die dramatischen Ereignisse an Bord der „St. Louis“. Voller Zuversicht verlassen 937 jüdische Flüchtlinge 1939 den Hamburger Hafen. Nazi-Deutschland hinter sich, die Freiheit vor sich. Ein Visum für Kuba verspricht ein Leben ohne Angst. Doch Havanna verweigert die Einreise. Kapitän Schröder nimmt Kurs auf die USA. Auch Washington lässt die „St. Louis“ nicht in einen sicheren Hafen. Als auch noch Kanada die Aufnahme verweigert, gerät die Fahrt in die Freiheit zur Odyssee auf dem Atlantik. An Bord machen die Worte Selbstmord und Meuterei die Runde. Knapp einen Monat nach dem Verlassen des Hamburger Hafens läuft die „St. Louis“ in Antwerpen (Belgien) ein. Fast ein Drittel der Passagiere werden in den folgenden Jahren von den Nazis ermordet. Die größte Krise mit Geflüchteten in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg und aufkeimender Antisemitismus lassen die Ereignisse an Bord der „St. Louis“ erschreckend aktuell erscheinen. 2019 erinnerte die „Washington Post“ an die Ereignisse aus dem Jahr 1939, Kanadas Premierminister Justin Trudeau entschuldigte sich bei den Familien der jüdischen Geflüchteten, die einst von Kanada abgewiesen wurden.

Mo., 2. Sep · 02:45-03:30 · MDR
Mitteldeutschland unterm Hakenkreuz 2/2

Es waren keine professionellen Wochenschaukameramänner, die die Bilder vom Alltag in Mitteldeutschland während der NS-Zeit festhielten. Es waren Hobbyfilmer, die das normale Leben jenseits der offiziellen NS-Propaganda abbildeten: auf 8mm-Film und vor allem – die eigentliche Sensation – in Farbe! Das, wofür sie bereit waren, einen kostbaren Streifen Film zu opfern, wirkt zufällig, harmlos. Ein Mädchen hält ihre Puppe stolz in die Kamera, ein Bauer führt seine Pferde in die Saale zum sonntäglichen Bad. Eine Frau schält Obst und legt Gurken ein. Doch bei aller Privatheit ist die Politik allgegenwärtig: Beiläufig wird der rechte Arm zum Gruß gehoben, von jedem öffentlichen Gebäude, von jedem Ausflugsdampfer grüßt die Nazi-Fahne – und an beinahe jedem Wochenende gibt es irgendwo einen Aufmarsch mit Marschmusik: zum Betriebssportfest, zum 1. Mai, zum Erntedankfest. Es sind Aufnahmen von Seltenheitswert: Schloss Colditz umfunktioniert als Gefangenenlager für polnische Kriegsgefangene; die Festung Königstein zweckentfremdet, um französische Offiziere und Generäle unterzubringen; ein Lager in Königsbrück bei Dresden, in dem sowjetische Soldaten vor sich hin vegetieren. Gefilmt hat diese Bilder der Wehrmachtsoffizier Walther Lenger aus Leipzig. Teil 2 der Dokumentation „Mitteldeutschland unterm Hakenkreuz“ erzählt vom Alltag während des zweiten Weltkrieges: von der Musterung im Freibad in Bitterfeld, von der Rationierung der Lebensmittel in Leipzig, vom Warten auf den Alarm in einer Flakstellung bei Halle, von der Evakuierung der Kinder aus den von Bombenangriffen bedrohten Großstädten ins thüringische Ranis. Es liegt ein unterschwelliges Grauen in den Bildern der Amateurfilmer – die Katastrophe selbst zeigen sie nicht. Zu den letzten Bildern gehören Aufnahmen des unzerstörten Dresden – und die vermutlich einzigen Farbaufnahmen der weltberühmten Silhouette mit der Frauenkirche, bevor die Stadt im Februar 1945 in Schutt und Asche sank.

Mo., 2. Sep · 10:30-11:20 · arte
Jud Süß 2.0 – Vom NS- zum Online-Antisemitismus

Der Antisemitismus ist weltweit auf dem Vormarsch und alltäglicher Judenhass bleibt von erschreckender Aktualität. Als Begleiteffekt der globalen Corona-Pandemie beobachten internationale Recherche- und Monitoring-Stellen, wie (ur)alte antijüdische Feindbilder und Verschwörungsmythen im digitalen Raum recycelt werden. Millionenfach werden antisemitische Inhalte gepostet und auf Video-Plattformen und Social Media geteilt. Antisemitische Memes, mediale Codes und Bilderwelten erreichen völlig neue Zielgruppen und wirken tief in den Mainstream hinein. Messenger-Dienste werden zu Resonanzräumen für Hass und Hetze. Es mehren sich die Anzeichen, dass judenfeindliche Online-Radikalisierung zu physischer Gewalt wie zum Beispiel dem Anschlag auf die Synagoge von Halle 2019 führen kann. „Jud Süß 2.0“ dokumentiert die visuellen Wurzeln dieses neuen Antisemitismus und wirft dabei den historischen Blick zurück auf die Bildpropaganda des Nationalsozialismus: Wirken Klischees, Stereotype und Narrative von NS-Filmen wie „Jud Süß“, „Die Rothschilds“ oder „Der ewige Jude“ bis heute? Wo finden sich Kontinuitäten der Filmsprache dieser bis heute nicht freigegebenen NS-Propagandawerke zu Inhalten auf rechten Plattformen oder in Wahlkampagnen rechtsextremer Politiker? Extremismus-Forscherinnen, internationale Historiker und Online-Aktivistinnen decodieren alte und neue Stereotype, geben Einblicke in den geschichtlichen Kontext in Frankreich und Deutschland, und folgen den Spuren judenfeindlicher Verschwörungserzählungen, die direkt an alte Feindbilder aus Joseph Goebbels‘ Propagandaministerium anzuknüpfen scheinen.

Di., 3. Sep · 22:25-23:30 · 3sat
Gestrandet – Deutsche Flüchtlinge in Dänemark 1945

Rund 250.000 deutsche Flüchtlinge stranden am Ende des Zweiten Weltkriegs im von den Nazis besetzten Dänemark – meist Kinder, Frauen und alte Menschen aus Pommern, Ost- und Westpreußen. Die Bevölkerung des kleinen Landes ist gespalten angesichts der großen humanitären Herausforderung: helfen oder nicht? Vier überlebende Zeitzeugen – damals Kinder – erinnern sich an dramatische Monate. Und an ein Happy End.

Di., 3. Sep · 23:30-00:15 · 3sat
1945 – Frauen als Kriegsbeute

Die deutsche Wehrmacht wütet sechs Jahre lang grausam in Europa, bis im Frühjahr 1945 der Zweite Weltkrieg auf europäischem Boden vorbei und das Naziregime besiegt ist. Doch ein Kapitel, das nun folgt, bleibt bis heute weitestgehend vergessen: Mindestens 860.000 Frauen und Mädchen werden in Deutschland von Soldaten der Alliierten sexuell missbraucht. Viele schweigen aus Scham und Angst vor der Schande ihr ganzes Leben lang. Die Dokumentation „1945 – Frauen als Kriegsbeute“ wagt sich an dieses bis heute tabuisierte Thema und zeigt, wie tief diese dunkle Erfahrung der deutschen Nachkriegsgeschichte bis in unsere heutige Zeit nachwirkt. Neben Historikerinnen und Historikern kommen auch Betroffene und die Kinder- und Enkelgeneration zu Wort.

Mi., 4. Sep · 22:55-23:50 · arte
Kunst als Waffe – John Heartfield

Was vermag politische Kunst? Hat sie das Potential, eine Gesellschaft besser zu machen oder gar eine Diktatur wirksam zu torpedieren? Der Animationsfilm untersucht am Beispiel des Pioniers der politischen Aktionskunst, John Heartfield, die Rolle von Kunstschaffenden in unsicheren Zeiten und nutzt dabei Heartfields eigene grafische Montagetechnik. Bertolt Brecht nannte ihn einen der bedeutendsten europäischen Künstler. Rosa Luxemburg überreichte dem überzeugten Kommunisten 1918 persönlich das Parteibuch. Mitten im Ersten Weltkrieg änderte Helmut Herzfeld aus Protest gegen die deutsche Kriegstreiberei seinen Namen in John Heartfield. Für Hitler und die Nazis wurde der Vater der politischen Fotomontage schnell zum gefährlichen Staatsfeind. Denn Heartfield setzte seine Kunst konsequent als politische Waffe ein. Mit seinen politischen Fotomontagen erfand er so etwas wie eine frühe Form von Social Media. Blitzschnell und pointiert kritisiert er in seinen Werken das Erstarken der Nazis, Hitlers Kriegspolitik und den Faschismus. Doch Heartfield ist permanent auf der Flucht: 1933 muss er nach Prag auswandern, später weiter nach London. Als der Kommunist der ersten Stunde 1950 aus dem englischen Exil in die DDR übersiedeln will, begegnet man ihm mit Misstrauen. Für die Parteiführer in Ostberlin war er schlicht im „falschen Exil“, sie verdächtigen ihn als Spion. Er wird Opfer einer Verschwörung und wird aus der Partei ausgeschlossen. Der Kampf um Anerkennung und gegen die Kleingeistigkeit der Kulturfunktionäre in der DDR, zehren Heartfield aus.

Do., 5. Sep · 22:10-22:40 · MDR
Heimat Exil – Migration als Ausnahme- und Normalzustand

Unter dem Titel „Heimat im Exil – Migration als Ausnahme- und Normalzustand in einer fragilen Welt“ werden im Foyer des Deutschen Nationaltheaters Weimar vier hochkarätige Gäste das Kunstfest diskursiv einläuten: Die Schatten politischer, religiöser und kultureller Konflikte liegen über der Exilgesellschaft. Leben im Exil – was bedeutet das eigentlich für den Einzelnen? Für die Kultur derer, die auswandern? Für die Kultur der Aufnahmeländer? Über diese Themen diskutieren die russische Oppositionelle und Historikerin Irina Scherbakowa (Schirmherrin des Kunstfest Weimar 2024), der israelisch-deutsche Psychologe und Autor Ahmed Mansour, der arabisch-palästinensischer Herkunft ist, der iranische Journalist Omid Rezaee und die chinesisch-deutsche Dichterin und Bloggerin Xu Pei. Die Moderation übernimmt die MDR-Moderatorin Yara Hoffmann. Gesprächsgäste: • Dr. Irina Scherbakowa: Historikerin und Menschenrechtlerin, 1988 Mitgründerin von Memorial, seit dem russischen Überfall auf die Ukraine in Deutschland im Exil, Vorsitzende von Zukunft Memorial e.V. • Ahmad Mansour ist arabischer Israeli und lebt seit 2004 in Berlin. Er ist Diplom-Psychologe und Autor. Er arbeitet für Projekte gegen Extremismus und engagiert er sich gegen Antisemitismus. Von ihm liegen zahlreiche Bücher zu Fragen der Integration und über religiösen Extremismus vor. • Omid Rezaee war Chefredakteur einer Studentenzeitung im Iran, was ihm zwei Monate Haft einbrachte. 2012 floh er in den Irak und landete mit einem humanitären Visum 2015 in Hamburg. Heute schreibt er als freier Autor für deutsche Medien, betreibt eine eigene Webseite und einen Podcast. • Xu Pei ist eine chinesisch-deutsche Schriftstellerin und Lyrikerin, die seit Ende 1988 im Exil in Deutschland lebt und hier in Germanistik promovierte. Ihr viel beachteter fünfter Gedichtband „Himmelsauge“ erschien vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking und brachte sie in ihrer Heimat als chinakritisch und „antichinesich“ in Verruf.

Sa., 7. Sep · 21:45-22:30 · 3sat
Der Wiener Jugendstil – Aufbruch in die Moderne

Wien um 1900: eine Stadt der radikalen Kontraste. In den Arbeitervierteln verelendet ein Teil der Bevölkerung, im Zentrum der k.-u.-k.-Metropole aber weht geradezu ein Sturm des Aufbruchs. Wissenschaft und Wirtschaft, Kunst und Kultur entfalten sich explosionsartig. Filmemacher Rudolf Klingohr erzählt von der Zeit, als Wien den Weg in die Moderne beschritt – und von den meist jüdischen Mäzenen, die als Förderer Künstler zu Weltgeltung verhalfen. „Ver Sacrum“ – „heiliger Frühling“ – lautet der Titel der von der Wiener Secession herausgegebenen Zeitschrift – und er treibt üppige Blüten, dieser Frühling. Ein Gutteil der Künstlerschaft hatte sich von den Fesseln des Historismus befreit. Gustav Klimt wird zum ersten Präsidenten der Secession, der Jugendstil zur prägenden Kunstrichtung jener Jahre. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfolgt das Kaiserhaus eines seiner gigantischsten Prestigeprojekte: den Bau der Wiener Ringstraße, der „Via Triumphalis“ habsburgischer Machtentfaltung. Mit der Schleifung der Stadtmauer wird viel Bauland frei, und dank einer geänderten Gesetzeslage können Juden dort Parzellen erwerben. Es sind finanzkräftige Industrielle oder Bankiers aus den Kronländern und aus Deutschland, die sich jetzt mit ihren Bauten im Stadtbild wiederfinden und zu den wichtigsten Financiers der Ringstraße werden. Die Familien Schey und Ephrussi zählen zu den prominentesten Investoren. Und Karl Wittgenstein, ein ewiger Ausreißer und Schulabbrecher, der sich lieber als Barmusiker in New York verdingte, bevor er zum Industriellen, wichtigen Vertreter der Gründerzeit und Förderer der Künstler wurde. Waren die Palais und Repräsentationsgebäude der Ringstraße ganz dem Historismus verpflichtet, so brechen die Sezessionisten radikal mit der Tradition. In Anlehnung an den französischen Art nouveau wird der Jugendstil Wienerischer Prägung zur bestimmenden Kunst- und Architekturrichtung. Gustav Klimt malt Porträts seiner prominenten Auftraggeber, die deren Reputation befördern. Josef Hoffmann gehört zu den Architekten, die deren Eigenheime erbauen und sie mit seinen Designarbeiten aus der Wiener Werkstätte ausstattet. Heute sind diese Arbeiten teure Sammlerstücke oder als Exponate in den großen Museen der Welt zu sehen. Kontakte werden in den Salons umtriebiger Netzwerkerinnen wie Berta Zuckerkandl geknüpft. Hinter der Förderung des Jugendstils durch jüdische Mäzene stand auch der Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung. So ergab sich eine große Symbiose zwischen den Künstlerinnen und Künstlern der Secession und den wohlhabenden Familien des späten 19. Jahrhunderts. Die Akzeptanz jüdischer Großbürger und Industrieller blieb allerdings über weite Strecken bloßer Wunschtraum. Selbst in ihrer Hochblüte wurden viele von ihnen vom alten Establishment als „Parvenus“ ausgegrenzt. Erstrecht die politische Agitation des antisemitischen Bürgermeisters Karl Lueger und das Aufkommen der Nazis ließen diese Erzählung im frühen 20. Jahrhundert enden.

So., 8. Sep · 09:03-09:30 · ZDF
37°Leben: Kontra Klischee – Junge Juden klären auf

Shelly, 28, will jüdisches Leben sichtbar machen. Sie organisiert Begegnungen von jüdischen mit nicht-jüdischen Menschen. Yahya, 33, kam als Kind aus Aserbaidschan, er kennt Antisemitismus. Der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 mit über 1.200 Opfern hat für die jüdische Bevölkerung in Deutschland sehr viel verändert. Shelly und Yahya versuchen, sich dazu durch verschiedene Aktionen zu positionieren, indem sie über jüdisches Leben aufklären. Shelly beteiligt sich am Aufklärungsprojekt „Meet a Jew“, das Begegnungen mit Juden und Jüdinnen in Schulen, Vereinen oder Unis organisiert. Sie nimmt teil am „Run For Their Lives“, einem Solidaritätslauf für die israelischen Geiseln in Gaza. Yahya stellt mit der Videoserie „Our Story“ den Alltag von jungen jüdischen Erwachsenen dar und veröffentlicht sie online. Die Zahl antisemitischer Vorfälle hat sich im Jahr 2023 auf fast 4.800 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. „Meet a Jew“ ist ein Initiative des Zentralrats der Juden in Deutschland unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.

So., 8. Sep · 14:50-16:30 · BR
Festakt in Nürnberg: 150 Jahre Einweihung der ehemaligen Hauptsynagoge

Am 8. September 2024 jährt sich die Einweihung der ursprünglichen Hauptsynagoge in Nürnberg am Hans-Sachs-Platz, die 1938 von den Nationalsozialisten zerstört wurde, zum 150. Mal. Am selben Tag vor 40 Jahren wurde das Gemeindezentrum in der Arno-Hamburger-Straße, die aktuelle Synagoge, eingeweiht. Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums führt die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg mit einem Festakt und einer öffentlichen Prozession bis hin zur jüdischen Gemeinde eine neue Thora-Rolle ein. Anlässlich dieses 150-jährigen Jubiläums der Einweihung der ursprünglichen Hauptsynagoge in Nürnberg am Hans-Sachs-Platz wird die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg mit einem Festakt und einer öffentlichen Prozession bis hin zur jüdischen Gemeinde eine neue Thora-Rolle einführen. Der Thora-Rolle werden auf dem Hans-Sachs-Platz von einem Sofer (Schreiber) noch die letzten Buchstaben zugefügt – ein besonderer Moment. Die Fertigstellung der Thora-Rolle wird musikalisch durch den jüdischen Chor begleitet. Als besondere Gäste und Redner werden dabei sein unter anderen Ministerpräsident Markus Söder, Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König, Jo-Achim Hamburger, 1. Vorsitzender der IKG Nürnberg und Rabbiner Steven Langnas. Der Festakt endet mit einer bedeutsamen Prozession der neuen Thora-Rolle zur heutigen Synagoge in der Arno-Hamburger-Straße. Aus Nürnberg überträgt das BR Fernsehen ab 15.00 Uhr live den Festakt direkt vom Hans-Sachs-Platz. Zuvor wird in einen kurzen Beitrag der geschichtliche Kontext der Synagoge sowie der Thora-Rolle erklärt.

Mo., 9. Sep · 00:45-02:15 · HR
Die Liebe des Hans Albers

„Der blonde Hans“ – Hans Albers, Schauspieler, Sänger, Idol der Deutschen. Und Liebling der Nazis. Seine große Liebe Hansi Burg flieht 1938 vor dem Antisemitismus nach London. Albers aber bleibt in Deutschland und filmt weiter. 1946, ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs, treffen sie sich wieder: Hansi Burg kehrt zurück in das Land der Mörder ihrer Eltern, sucht Hans Albers in dessen Villa am Starnberger See auf. Er lebt dort mit einer anderen Frau. Die muss gehen, dann kommt es zu einer spannungsgeladenen Aussprache – ein Tag und eine Nacht lang, in der der blonde Hans sich unbequemen Fragen und noch unbequemeren Wahrheiten stellen muss …

Mo., 9. Sep · 22:25-23:45 · 3sat
Endzeit

Für Rebecca und ihre Familie aus dem indischen Manipur beginnt ein neues Leben. Denn für Rabbi Michael Freund gehören sie zu einem verlorenen jüdischen Stamm – und damit nach Israel. Als Langzeitbeobachtung folgt der Dokumentarfilm dieser Reise in eine neue Welt, die von amerikanischen Juden und Evangelikalen finanziert wird – verbunden im Glauben an die biblische Prophezeiung der Endzeit. Aber auch Politik spielt hier eine Rolle. Für Rebecca Manlun und ihre Eltern ist es eine große Chance: In der indischen Provinz Manipur gehören sie zur jüdischen Minderheit, die sich „Bnei Menasche“ nennt und für sich in Anspruch nimmt, die Nachfahren einer der zehn verlorenen Stämme Israels zu sein. Nun können sie mithilfe von Michael Freund und seiner Organisation „Shavei Israel“ die Alija vollziehen, die Rückkehr des israelischen Volks in das Heilige Land. Damit dürfen sie nach Israel einwandern, wo sie einen Pass, eine Wohnung, einen Sprachkurs und finanzielle Unterstützung bekommen. Davor hatten sie einen komplexen Eignungstext zum orthodoxen Judentum bestehen müssen, was vor allem für Rebeccas betagten Vater eine Herausforderung war. In mehreren Drehperioden von 2014 bis 2022 folgte Dokumentarfilmer Robert Cibis mit seinen sehr unterschiedlichen Protagonistinnen und Protagonisten den Verbindungen zwischen religiösem Idealismus und politischem Machtstreben in Israel und den USA, wo viele Geldgeber dieses „Rückführungsprogramm“ unterstützen. Im Mittelpunkt des Films steht die mit einem Business-Diplom gut ausgebildete Rebecca. Sie findet in Israel einen Job, einen jüdischen Ehemann und schließlich als Mutter ihr persönliches Glück, auch wenn all dies seinen Preis hat. Der aus den USA stammende Michael Freund, Gründer der Organisation „Shavei Israel“ und ehemaliger Medienberater von Benjamin Netanjahu, steckt mit seinem hartnäckigen Einsatz den ideologischen Rahmen dieser ungewöhnlichen Odyssee mit ab. Denn „Shavei Israel“ und seine „Rückführungen“ sind nicht unumstritten, wie der in USA lebende palästinensische Christ, Aktivist und Rechtsanwalt Tarek Abuata aufzeigt. Seine Familie war von jüdischen Siedlern von ihrem Land vertrieben worden.

Di., 10. Sep · 20:15-21:05 · arte
Unter Deutschen – Zwangsarbeit im NS-Staat, (1/3) Verlorene Jugend

Europa in den 1930er Jahren: Unbeschwert lebt die jüdische Familie Hertzberger in Rotterdam. Nur wenige Hundert Kilometer entfernt hofft der junge Deutsche Wilhelm Frank auf ein Wiedererstarken der deutschen Nation und wird zum Anhänger Hitlers. Ellis Hertzberger und Wilhelm Frank sind die beiden Antipoden, die den Grundton dieser Episode setzen. Die Dokumentation folgt ihren Enkelinnen in das Spannungsverhältnis, das ihre Vorfahren zu Opfern und Tätern werden ließ. 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg, der die Welt für immer verändert. Zuerst bekommt dies der junge Josef Bednarz in Polen zu spüren. 1941 wird er verschleppt, um als Zwangsarbeiter in Süddeutschland zu arbeiten. Dieses Schicksal teilen auch Irma Trksak, eine Widerstandskämpferin aus Wien, und der junge Tscheche Jan Šefl. Alle eint ein Schicksal: das Zerbrechen ihrer jugendlichen Träume, der Verlust ihrer Heimat und die erzwungene Arbeit für den Feind.

Di., 10. Sep · 21:05-22:00 · arte
Unter Deutschen – Zwangsarbeit im NS-Staat, (2/3) Verbotene Liebe

1940 rückt die deutsche Wehrmacht in Paris ein. Der junge François Cavanna wird bald darauf zur Zwangsarbeit eingezogen und nach Berlin verschleppt. Er landet in der Großindustrie, welche die Kriegsmaschinerie der Deutschen antreibt. Für 14 Millionen Wehrmachtssoldaten, die an der Front kämpfen, kommen 13 Millionen Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich. Vladimír Matoušek aus dem tschechischen Brünn arbeitet in den Eisenhütten von Donawitz in Österreich. Der Tscheche Jan Šefl muss im von Deutschen besetzten Norwegen U-Boot-Bunker bauen. Ganz Europa schuftet für seine Besatzer. Die Dokumentationsreihe folgt den Protagonisten aus Tschechien, Österreich, den Niederlanden, Polen und Frankreich in ihr Schicksal an den Werkbänken der Nazis. Nur selten erfahren die jungen Männer und Frauen Fürsorge oder Liebe, denn ein menschlicher Umgang mit den Zwangsarbeitern ist den Deutschen strengstens verboten.

Di., 10. Sep · 22:00-22:55 · arte
Unter Deutschen – Zwangsarbeit im NS-Staat, (3/3) Vergessenes Trauma

1943, nach der Schlacht bei Stalingrad, wendet sich das Kriegsgeschehen. Britische und amerikanische Bomber, die Deutschland von den Nazis befreien, töten auch Tausende Zwangsarbeiter. Opfer wie Täter leben nun in ausgebombten Städten. Die Zwangsarbeiter in den Konzentrationslagern, wie die junge Wienerin Irma Trksak oder der junge Niederländer Ellis Hertzberger, erleben und überleben den industriellen Massenmord der letzten Kriegsjahre. Andere, wie der Franzose François Cavanna, verstümmeln sich selbst, um der Arbeit in der Rüstungsindustrie des Feindes zu entkommen. Als der Krieg für die Deutschen 1945 endet, geht er für die Zwangsarbeiter weiter: Als „Displaced Persons“ können nur wenige an ihr altes Leben anknüpfen. Manche, wie der junge Pole Josef Bednarz, bleiben sogar im ehemaligen Feindesland. Die letzte Folge der Reihe geht den Kriegstraumata der Protagonisten nach und fragt, warum das Schicksal der Zwangsarbeiter in den vergangenen Jahrzehnten in der europäischen Erinnerung marginalisiert und vergessen worden ist.

Mi., 11. Sep · 20:45-21:15 · MDR
Nie wieder ist jetzt! Die Thüringer Zivilgesellschaft und die AfD

Was kommt nach der Wahl? Wird es uns und unsere Arbeit dann noch geben? Der Film „Nie wieder ist jetzt“ begleitet VertreterInnen der Thüringer Zivilgesellschaft, Engagierte, Migrantinnen und Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen in den Wochen vor der Wahl. Ostdeutschland im Wahljahr. Die rechtsextreme AfD kämpft um die Macht. Die Positionen der extremen Rechten sind vielerorts mehrheitsfähig. Wissenschaftler und Beratungsstellen warnen – der Rechtsruck in den Parlamenten beflügelt auch die gewaltorientierte Neonazi-Szene. Sie sieht sich 2024 im Aufwind. Das spüren vor allen Dingen Menschen mit Migrationsgeschichte, Minderheiten und jene Engagierte, die seit Jahren gerade auf dem Land gegen Hass und Hetze kämpfen. Sie werden bedroht und angegriffen. Der Einsatz für Demokratie war schon früher mühsam und sogar gefährlich. Doch nun stoßen die Ehrenamtlichen immer häufiger an ihre Grenzen. In Zeiten von neuen politischen Mehrheiten drohen außerdem Fördergelder für Beratungsstellen und Demokratieprojekte wegzubrechen. Doch die sind essentiell, um die Zivilgesellschaft bei ihrem Einsatz gegen Rechtsextremismus und für ein demokratisches Miteinander zu stärken. „Nie wieder ist jetzt – Die Thüringer Zivilgesellschaft und die AfD“ porträtiert diejenigen, die sich mit dem Rechtsruck, mit Hass und Ausgrenzung nicht abfinden wollen. Für sie geht es 2024 um ihre finanzielle Existenz, ihre körperliche Unversehrtheit und um nicht weniger als eine wehrhafte Demokratie.

Do., 12. Sep · 19:40-20:15 · arte
Re: Brücken bauen in Zeiten des Krieges

Hédi Bouden ist Lehrer für Deutsch, Politik und Kunst in Hamburg-Wilhelmsburg. Über 90 Prozent seiner Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund, viele von ihnen sind muslimisch. Ihnen beizubringen, sich als vollwertige Mitglieder der deutschen Gesellschaft wahrzunehmen – das ist Hédis Ziel als Lehrer. Dazu gehört auch, sich mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen und diese als Teil ihrer Identität anzuerkennen. Seit Jahren organisiert Hédi deshalb den Austausch mit palästinensischen und jüdischen Jugendlichen aus Israel. Am 7. Oktober 2023 ist im spanischen Córdoba ein Treffen seiner Klasse mit Jugendlichen aus Israel geplant. An diesem Tag greifen Terroristen der Hamas Israel an. Seitdem ist auch auf europäischen Straßen und in Schulen der Nahostkonflikt neu entflammt. Was kann Hédi als Lehrer dem Hass auf beiden Seiten entgegensetzen? Gemeinsam mit seinen Schülerinnen und Schülern sowie dem jüdischen Künstler Nir Alon quartiert er sich in einer Kunsthalle ein, um dort zehn Tage lang einen Ort der Begegnung zu schaffen, an dem alle Narrative zum Nahostkonflikt Platz haben sollen. Wird es ihnen gelingen, in Zeiten des Hasses ein Zeichen des Friedens und der Hoffnung zu setzen?

So., 15. Sep · 10:30-11:20 · 3sat
Israel in Not – die existenzielle Gefahr der vielen Fronten

Fast ein Jahr nach dem Horror des 7. Oktobers scheint die Lage im Nahen Osten gefährlicher denn je. Israel führt nicht nur einen Krieg in Gaza, es ist auch international unter Druck. Und wehrt Angriffe Irans, des Hizbullah und der Huthi ab. Wird die Summe der Bedrohungen zu einer existenziellen Gefahr? Richard C. Schneider ist deutscher Journalist und Nahostexperte. Der NZZ-Chefredakteur Eric Gujer spricht mit ihm über die Lage vor Ort.