Die neuen Fernsehtipps

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Concerned Citizen, © Bild: rbb/Salzgeber/Guy Sahaf

Von 16. bis 31. August 2024

Fr., 16. Aug · 18:00-18:30 · PHOENIX
Kippa, Klassenkampf und Culture Clash – Jüdisch-Sein in Ostdeutschland

In Ostdeutschland jüdisch zu sein war nach 1945 kein Spaziergang. Die „MDR Zeitreise“ begibt sich auf eine bewegende Reise durch Generationen, von den Nachkriegsjahren bis heute. Treffen Sie Akiva Weingarten, den Rabbi aus New York, der in Dresden eine Gemeinde für Aussteiger gründet. Zwischen Umbrüchen und Antisemitismus: ein Blick zurück, der die Seele berührt. Wie geht das denn: Jüdisch sein in Ostdeutschland? Eine Frage, die sich seit 1945 viele Menschen gestellt haben. Die Antwort war meist nicht leicht. Die „MDR Zeitreise“ trifft Menschen aus verschiedenen Generationen: Menschen, deren Eltern und Großeltern nach dem Krieg in der DDR Fuß fassen wollten und die, die heute lebendiges jüdisches Leben etablieren. Wie er: Akiva Weingarten, ursprünglich in New York geboren, seit kurzem in Dresden Rabbi einer jüdischen Gemeinde, die Aussteigern aus der jüdischen ultra-orthodoxen Szene Anschluss bietet. Alle haben eins zu bewältigen: das Erbe der Umbrüche, Veränderungen und Jahre voller Schwierigkeiten. Die „MDR Zeitreise“ verbindet die Lebenswelten mit einem Blick zurück. In eine Zeit, in der jüdische Gemeinden von der Staatsicherheit bespitzelt worden und die jüdischen Gemeinden immer kleiner wurden. Dazwischen die Menschen: mit ihren Bedürfnissen, Unsicherheiten und dem weiterhin schwelenden Antisemitismus.

Sa., 17. Aug · 05:30-06:25 · arte
Ein Leben für den Film – Lotte Eisner

Lotte Eisner, geboren 1896 in Berlin, gestorben 1983 in Paris, war in der deutschen und französischen Filmszene des vergangenen Jahrhunderts eine Institution – und zwar sowohl im Berlin der Stummfilmzeit wie auch nach dem Krieg in Paris. Zusammen mit Henri Langlois baute sie die Cinémathèque française auf, dank ihrer Filmpassion überlebte sie als Jüdin in Frankreich. Sie war als deutsche Exilantin ein Teil der Pariser Kulturszene, der sie viel vom deutschen Kino vermittelte. In ihrem epochalen Werk „Die dämonische Leinwand“, erschienen 1952 in Frankreich, setzte sie sich mit dem Weimarer Kino auseinander und begleitete in den 1960er Jahren den Jungen Deutschen Film; insbesondere Werner Herzog und Wim Wenders verehrten sie und widmeten ihr Filme. Das Filmporträt stellt die biografischen Stationen von Lotte Eisners bewegtem Leben vor. Ausgehend von ihrem Zufluchtsort Figeac, einem kleinen französischen Dorf, in dem Henri Langlois seine Filmsammlung im Krieg untergebracht hatte, beleuchtet der Dokumentarfilm Lotte Eisners Wirken als Filmkritikerin in den 1920er Jahren in Berlin, ihre Emigration nach Frankreich und ihre Arbeit als Chefkuratorin in der Cinémathèque française, die bis zu ihrem Lebensende ihre geistige Heimat war. Der Film stellt die scharfsichtige Autorin Lotte Eisner vor, die neben der „Dämonischen Leinwand“ auch Bücher über Fritz Lang und F. W. Murnau veröffentlichte, und schildert ihre persönliche Verbundenheit mit den Regisseuren des Neuen Deutschen Kinos, dem sie dank ihrer Reputation als unbestechliche Filmkritikerin zu internationalem Renommee verhalf.

So., 18. Aug · 22:30-23:15 · PHOENIX
Damals in Amerika – Die Geschichte der Einwanderer

1886 machte Frankreich Nordamerika die Freiheitsstatue zum Geschenk: Gebt mir eure Müden und Armen, eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren!, verkündet die Inschrift. Seitdem hat Lady Liberty im Hafen von Ellis Island Millionen von Einwanderern aus aller Welt empfangen. Auf frühen, nachträglich mit Farbe versehenen Aufnahmen der Filmgeschichte, sieht man die Erleichterten, die die Torturen der Überfahrt und das Prozedere der Einwanderungsbeamten überstanden haben, wie sie sich mit Donuts stärken. Von New York aus ziehen sie in alle Teile des Landes, um ihr Glück zu versuchen. Seltene Privataufnahmen zeugen vom Versuch, sich niederzulassen, anzupassen, dazu zu gehören. Firmen wir Ford helfen mit Einbürgerungskursen- und filmen Vorzeige-Amerikaner aus den Neuankömmlingen zu machen. Sind Amerikas Arme anfangs weit offen, setzen sich schnell mehr und mehr Beschränkungen durch. Mitte der 1920er Jahre ist das Bild der erwünschten Immigranten klar umrissen: Asiaten sind ausgeschlossen, Süd- und Osteuropäer, darunter viele Jude, wenig willkommen. Erwünscht sind weiße Westeuropäer, und auch die nur noch in Kontingentzahlen. 1939 wird die St. Louis mit 900 Juden an Bord wieder des Hafens verwiesen, weil das Kontingent ausgeschöpft ist. Für berühmte Flüchtlinge Nazi-Deutschlands wie Albert Einstein oder Marlene Dietrich wird Amerika dagegen eine zweite Heimat. Selbst, wenn es auch hier, wie seltene Bilder von Jugendlagern und Massenveranstaltungen im Madison Square Garden eindrucksvoll belegen, faschistische Organisationen gibt. Mit Kriegseintritt Amerikas ruft nicht nur der italienisch-stämmige Regisseur Frank Capra filmisch zu den Waffen. Alle Einwanderer haben ihre Loyalität zu beweisen. Wer aus Kriegsgegner-Ländern kommt, wie Deutsche, Italiener oder Japaner, wird in Internierungslagern kaserniert. Fremdenfeindlichkeit und Antikommunismus durchziehen die Haltung gegenüber Immigranten.Im Nachkriegsamerika der 50er Jahre entsteht die typisch amerikanische Massenkultur, die ihren Siegeszug um die Welt antreten wird:. Mit Pizza und Frank Sinatra ist sie nicht unwesentlich von der großen italienischen Einwanderergemeinde geprägt. Homemovies der Familie De La Cova, die wie viele Kubaner nach Castros sozialistischer Revolution 1959 in die USA kommen, beenden die Geschichte des Schmelztiegels der Kulturen.

Mo., 19. Aug · 23:25-00:45 · arte
Under a Blue Sun

1987 war Sylvester Stallone Star des Films „Rambo III“. Der Zerfall der Sowjetunion löste gezielte Militärhilfen der US-Geheimdienste sowie der CIA für die afghanischen Mudschaheddin aus. Als Drehort für die Hollywood-Großproduktion der Firma TriStar wurde die israelische Wüste Negev ausgewählt. Sylvester Stallone sagte einem lokalen Reporter: „Israel bietet die perfekte Kulisse, es ähnelt Afghanistan. Hier herrscht extreme Trockenheit und Israel ist ein Land im Krieg“. Der Beduinen-Aktivist Bashir Abu Rabi‘a stammt aus der Negevwüste und arbeitete als Assistent für Pyrotechnik und Spezialeffekte an dem Blockbuster mit. Doch „Rambo III“ sollte nicht der letzte Film sein, der die Wüste als Drehort nutzte. Nach den Dreharbeiten gab Israel das Beduinenland jahrzehntelang als unbewohnt aus und machte es zum „militärischen Sperrgebiet“. Bisher unveröffentlichte Archivaufnahmen und Dokumente der israelischen Armee geben Einblick in Verträge zwischen israelisch-amerikanischen Produzenten und Armeeoffizieren, Pitches für Filme und Verpflichtungen von Stars. Die israelische Armee stellte Drehorte, Kriegsgerät und ihre Infrastruktur gegen Kostenvoranschlag für den Filmdreh zur Verfügung, und nutzte das Gebiet gleichzeitig als Übungsgelände. Bashir Abu Rabi‘a sammelte Luftaufnahmen, um eines Tages vor dem Internationalen Gerichtshof die „legitime Anerkennung“ des Territoriums erwirken zu können, auf dem seit Generationen Beduinenstämme leben. „Under a Blue Sun“ wirft einen differenzierten Blick auf geopolitische Konflikte an einem symbolträchtigen Drehort.

Do., 22. Aug · 22:40-23:10 · MDR
Kirche und die AfD

Es brodelt in deutschen Kirchengemeinden. Dabei geht es um politische Meinung und Positionierung. Die deutschen katholischen Bischöfe haben in einer Erklärung im Februar 2024 unmissverständlich formuliert: „Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar. Die Verbreitung rechtsextremer Parolen – dazu gehören insbesondere Rassismus und Antisemitismus – ist überdies mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Dienst in der Kirche unvereinbar.“ Die Evangelische Kirche in Deutschland hat sich dem angeschlossen und warnt vor einer Schwächung der Demokratie. Sympathien und politische Überzeugungen werden zur Gewissensfrage. Doch was bedeutet das für die christlichen Gemeinden? Werden AfD-Sympathisanten künftig vor der Kirchentür abgewiesen? Werden AfD-Funktionäre vom Gemeindeleben ausgeschlossen? Verweigert man AfD-Wählern die Handreichung zum Friedensgruß im Gottesdienst? Im Osten, Norden, Süden und Westen der Republik geht ein Riss durch Kirchengemeinden. Eine Bestandsaufnahme.

Sa., 24. Aug · 05:10-06:05 · arte
Der Mythos vom Ewigen Juden – Eine Kulturgeschichte

In einer ungenannten europäischen Stadt geht ein alter Jude seiner Wege. Sein Äußeres, einem Landstreicher ähnelnd, ruft Verachtung und Furcht hervor. Dieses Bild wurde vom Spätmittelalter bis zum frühen 20. Jahrhundert in Volkssage und -poesie verbreitet. Es ist das Bild des sprichwörtlichen Ewigen Juden, der Jesus auf dessen Kreuzweg eine kurze Rast an seiner Haustür verweigerte. Dafür wurde er von ihm dazu verurteilt, rastlos und unsterblich durch die Welt zu ziehen. Dem sogenannten Ewigen Juden wurden unterschiedlichste Fähigkeiten wie Wahrsagekunst, Allgegenwart und Unsterblichkeit zugeschrieben. Für die christlichen Völker war dieser Mann keine imaginäre Gestalt, sondern ein Wesen aus Fleisch und Blut. In den Berichten, die im Laufe der Jahrhunderte über ihn verfasst wurden, spiegeln sich zumeist Abscheu oder Mitleid wider. Selten wurde er zu einer beliebten Figur. Durch das Hauptmerkmal der Rastlosigkeit zeichnet sich hier indirekt eine andere Geschichte ab: die des jüdischen Volkes. Die Figur durchquerte die Jahrhunderte, von ihrer Erfindung in den mittelalterlichen Klöstern bis hin zu den von ihr inspirierten „Superhelden“ in den US-amerikanischen Comics. Man begegnet ihr in allen Gesellschaftsschichten, den ärmsten wie den reichsten, von der Jerusalemer Altstadt bis zu den österreichischen Palästen. Im 20. Jahrhundert wurde die Figur des sogenannten Ewigen Juden eines der antisemitischen Stereotype der nationalsozialistischen Propaganda. In seinem Film lässt der französische Regisseur Pierre-Henry Salfati das Bild des sogenannten Ewigen Juden durch die Jahrhunderte in Literatur, Musik, Film und bildender Kunst mit reichem Archivmaterial auferstehen.

So., 25. Aug · 10:00-10:15 · HR
Bethlehem (Palästina) – Heiliger Ort zwischen Mauern und Massentourismus

Bethlehem liegt an der uralten Straße von Jerusalem nach Hebron. Heute ist diese Straße nur über einen israelischen Checkpoint passierbar, eine schmale Lücke in der acht Meter hohen Mauer, die die Stadt seit 2003 einschließt. Für Touristen ist es ein kurzer Zwischenstopp, für viele Palästinenser ein unüberwindbares Hindernis. Diese „Pilgerstraße“ wurde ebenso wie die Klöster und Kirchen um die Geburtsgrotte von der UNESCO zum Welterbe erklärt.

So., 25. Aug · 10:10-10:40 · 3sat
Schreiben gegen die Angst – Robert Schindel im Porträt

Im Zentrum seines Werks steht, mit Heinrich Heine gesprochen, der „große Judenschmerz“: Der Schriftsteller Robert Schindel wurde 1944 in Bad Hall als Kind jüdischer Kommunisten geboren. Er überlebte nach der Verhaftung seiner Eltern unter dem Namen Robert Soel. Sein Überleben im jüdischen Kinderspital in der heutigen Tempelgasse hat er zwei Frauen zu verdanken, die er als seine „zwei Lebensretterinnen“ bezeichnet: Franziska Löw und Mignon Langnas. Sie verhinderten seine Deportation in die Konzentrationslager Auschwitz und Theresienstadt. Robert Schindels Vater wurde im KZ Dachau ermordet, die Mutter überlebte die Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück und kehrte 1945 nach Wien zurück, wo sie ihren Sohn wiederfand. Robert Schindel sollte später selbst für ein paar Jahre aktives Mitglied der KPÖ werden, studierte Philosophie und zwei Semester Rechtswissenschaft, als seine „wirkliche Universität“ bezeichnet er das „Café Hawelka“. Heute gilt er als einer der wichtigsten österreichischen Autoren nach 1945. Sein vielgestaltiges Werk ist nicht nur ein sprachinnovativer Reflexionsort für Geschichte und Gegenwart Österreichs, es hat die Geschichte des Landes entscheidend mitgeprägt im Sinne von Aufklärung und Aufarbeitung von geschehenem Grauen.

So., 25. Aug · 22:20-22:50 · MDR
MDR Zeitreise: Schicksalswahl Thüringen – kann sich Geschichte wiederholen?

Am 1.September 2024 wird in Thüringen ein neuer Landtag gewählt. In den Umfragen führen seit Monaten die Rechtspopulisten von der AfD, angeführt von ihrem Landes-Chef Björn Höcke. Was folgt, wenn die AfD stärkste Kraft in Thüringen wird? Schon einmal, vor einhundert Jahren, gab es eine sogenannte Schicksalswahl in Thüringen. Damals traten bürgerliche und konservative Parteien mit dem Ziel an, die Linksregierung von KPD und SPD abzulösen. Doch die Wahl am 10. Februar 1924 brachte keine absolute Mehrheit für die im „Thüringer Ordnungsbund“ zusammengeschlossenen bürgerlichen Parteien. Um dennoch eine Regierung stellen zu können, ließ sich der Bund von der „Vereinigten Völkischen Liste“ tolerieren, einer antisemitischen Partei, der auch Mitglieder der nach dem Hitlerputsch verbotenen NSDAP angehörten. Dies hatte massive Folgen in Thüringen: Der Antisemit Artur Dinter leitete damals die „Vereinigte Völkische Liste“. Er forderte: in das Kabinett dürfen nur „arische Männer“ aufgenommen werden. Der liberale Eduard Rosenthal, Jura-Professor in Jena, wurde gezwungen, sein Landtagsmandat niederzulegen. Der von der SPD entsandte Landesbankpräsident Walter Loeb trat zurück. Nur einen Monat nach der Wahl wurde auf Dinters Betreiben im März 1924 das Verbot der NSDAP aufgehoben. Im restlichen Deutschland war das erst im Februar 1925 der Fall. Dem als „jüdisch unterwandert“ geltenden Bauhaus wurden 50% der Mittel gestrichen, sodass es sich zum Umzug nach Dessau genötigt sah. Der Jenaer Historiker Andreas Braune sieht auch heute vergleichbare Entwicklungen, wenn Björn Höcke fordert, man müsse den Ideologiestaat zurückdrängen. „Wenn die Rechten dann erst einmal an der Macht sind, werden sie alles dafür tun, sozusagen eine Gegenöffentlichkeit, eine Gegen-Zivilgesellschaft in ihrem Sinne aufzubauen.“, so Braune. Dagegen versucht der Weimarer Verein „Distanz e.V.“ anzukämpfen. Peer Wiechmann leitet den Verein. Er und seine Mitstreiter gehen an Schulen, wenn es dort von Schülern antisemitisches oder rechtsradikales Verhalten gibt. Die Lage heute ist eine andere als 1924, glaubt Wiechmann, die Demokratie ist gefestigter. Trotzdem ist sie wieder von rechts bedroht. Damit sie nicht fällt, machen er und seine Leute vom Verein mit ihrer Arbeit weiter. Ebenso wie Jens-Christian Wagner von der Gedenkstätte Buchenwald, der AfD-Politikern Hausverbot für das Gelände des früheren Konzentrationslagers erteilt hat. Die forderten daraufhin seine Absetzung. Das schreckt Wagner nicht. Im Interview mit der „MDR Zeitreise“ attestiert er Björn Höcke ein völkisches Konzept wie die Nationalsozialisten zu verfolgen. „Wir wissen, zu welchen Folgen das geführt hat im Nationalsozialismus. Deshalb sollten wir da sehr wachsam sein.“, so Wagner.

Di., 27. Aug · 20:15-21:45 · arte
Durch Mord zur absoluten Macht – Hitler dezimiert die SA

Eine dreitägige Mordaktion der Nationalsozialisten vom 30. Juni bis 2. Juli 1934, bekannt als „Nacht der langen Messer“, hatte zum Ziel, Gegner und Konkurrenten in den eigenen Reihen und im bürgerlichen Lager auszuschalten. Um sich die uneingeschränkte Macht im Reich zu sichern und seine Visionen von der deutschen Vorherrschaft über Europa voranzutreiben, musste Hitler die Schlagkraft der SA brechen. Die Sturmabteilung war mit 3,5 Millionen Mitgliedern deutlich größer als die 100.000 Mann starke Reichswehr. Ernst Röhm, sein Waffenbruder und Vertrauter, forderte eine „zweite nationale Revolution“ mit einer radikalen sozialen Umgestaltung. In „seiner“ SA sah er den Kern einer neu zu gründenden „Volksmiliz“, der er auch die Reichswehr einverleiben wollte. Hitler jedoch wollte keinen erfahrenen Militärführer neben sich haben und beschloss, Röhm auszuschalten. Mit gezückter Pistole stürmt er am Morgen des 30. Juni das Hotel Hanselbauer in Bad Wiessee am Tegernsee, in dem Ernst Röhm und weitere SA-Funktionäre logieren. Ihn als Verräter beschimpfend verhaftet der Reichskanzler seinen alten Kampfgenossen persönlich. Alle im Hotel zum Teil noch schlafenden SA-Führer werden von der SS verhaftet und in die Strafanstalt München-Stadelheim gebracht, 19 werden von einem Exekutionskommando der SS sofort erschossen. Das letzte Opfer ist am 1. Juli 1934 Ernst Röhm. Im Zuge der Aktion wurden insgesamt etwa 200 Menschen von SS, SD und Gestapo liquidiert. Die nationalsozialistische Propaganda stellte die Morde als präventive Maßnahme gegen einen bevorstehenden Putsch der SA unter Röhm – den sogenannten Röhm-Putsch – dar. In Wirklichkeit handelte es sich um eine Säuberungsaktion. Die Erschießungen wurden post factum per Gesetz zur sogenannten Staatsnotwehr erklärt. Der Dokumentarfilm rollt die Ereignisse chronologisch auf und lässt zahlreiche Historiker aus Deutschland und Frankreich zu Wort kommen.

Di., 27. Aug · 22:25-23:10 · 3sat
Hitlers Macht (1/3) Der Aufsteiger

„Der Aufsteiger“ heißt die erste Folge der dreiteiligen ZDF-Dokumentation „Hitlers Macht“, die das ZDF 90 Jahre nach Hitlers Regierungsübernahme am 30. Januar 1933 zeigt. Wie konnte aus einem „Niemand“ in wenigen Jahren ein Machtmensch werden, der eine Demokratie zu Fall bringt? Wo liegen die Momente, die Hitler zu Geltung und Einfluss verhalfen? Wer waren seine Unterstützer? Welche Stimmungen in der Bevölkerung kamen ihm entgegen? Die NS-Propaganda stilisierte ihn zum Erfüller einer „deutschen Mission“. Hitler selbst verstieg sich in dem Wahn von der eigenen „Vorsehung“. Tatsächlich war er nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ein bedeutungsloser Niemand. Der Gefreite des Krieges entschied sich nicht aus eigenem Antrieb für die Politik, vielmehr wirkte er wie ein vagabundierender Opportunist, ein Suchender, der nach der deutschen Niederlage zwischen linken und rechten Extremen lavierte. Es war die Reichswehr, die Hitler 1919 in München zum Propagandisten ausbildete, die Militärs unterstützten gezielt rechtsextreme Gruppierungen. Hitlers Talent als fanatischer Redner machte ihn zwei Jahre später zur Führungsfigur in der NSDAP. Die deutsche Misere gehe allein auf innere und äußere Feinde zurück, hämmerte er seinem Publikum ein, fand dabei dankbare Gläubige. Der Antisemitismus, den er schon in Wien erlebt hatte, rückte vom Rand ins Zentrum seines Weltbildes. Damit einher ging die Behauptung von einem ewigen Kampf der Völker um Lebensraum, in dem sich die „höherwertige Rasse“ durchsetzen würde. Im November 1923 griff Hitler zum ersten Mal nach der Macht – und scheiterte. Der sogenannte Marsch auf die Feldherrnhalle, der zum Sturz der Berliner Regierung führen sollte, endete im Kugelhagel der Münchner Polizei. Hitler wurde verhaftet. Die Richter hatten es in der Hand, seine Karriere zu beenden und einen weiteren Aufstieg zu verhindern. Doch die Justiz zeigte sich erstaunlich nachsichtig. Hitler konnte den Gerichtssaal als Propagandabühne nutzen und nach vorzeitiger Entlassung einen neuen politischen Anlauf wagen – unterstützt von nationalkonservativen Kultur- und Wirtschaftskreisen, die ihn regelrecht aufbauten. Als Ende der Zwanzigerjahre heftige Krisen Deutschlands Wirtschaft und Politik erschütterten, sah Hitler seine Stunde gekommen. Mit gezieltem Terror und zügellosen Versprechungen schlug er Kapital aus der Unsicherheit. Die Weimarer Republik galt als glücklos und chaotisch, Hitler verhieß vermeintlich neue Größe und das Ende allen Übels. Gleichschritt statt Vielfalt, Volksgemeinschaft statt Parteien, Ordnung statt Freiheit, Führerwille statt Demokratie, solche Parolen verfingen bei vielen Deutschen. Bei den Reichstagswahlen 1930 erlangte Hitler zwar einen erstaunlichen Sieg, aber auch danach nie die absolute Mehrheit. Durch Intrige, Irrtümer und die Initiative demokratiefeindlicher Kräfte gelang es ihm schließlich, an die Macht zu kommen. Die Steigbügelhalter unter den Nationalkonservativen hofften, ihn zu zähmen und für eigene Zwecke einspannen zu können – bis zu dem Zeitpunkt, als er sie entmachtete. Redaktionshinweis: Anlässlich des Antikriegstags am 1. September, an dem sich der Überfall Deutschlands auf Polen und damit der Beginn des Zweiten Weltkriegs zum 85. Mal jährt, erinnert 3sat von Dienstag, 27. August, bis Freitag, 6. September, mit insgesamt 13 Programmbeiträgen an die verheerenden Folgen von Krieg, Gewalt und Faschismus. Bereits im Vorfeld fragt der Dreiteiler „Hitlers Macht“, wie Adolf Hitler binnen weniger Jahre eine solche Machtfülle erlangen konnte. Am Donnerstag, 29. August, um 22.55 Uhr, folgt der Dokumentarfilm „Edelweißpiraten – Teenager gegen Hitler“ von Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann. Er erzählt die Geschichte einer ursprünglich unpolitischen Jugendbewegung, die von den Nazis verboten und verfolgt wurde. In der Dokumentation „Hitlers Zorn – Die Kinder von Bad Sachsa“ des preisgekrönten Filmemachers Michael Heuer kommen im Anschluss, um 23.40 Uhr, ehemalige „Kinder des 20. Juli“ zu Wort, die von den Nazis in ein Kinderheim verschleppt worden waren, darunter auch die Kinder von Claus Graf Schenk von Stauffenberg.

Di., 27. Aug · 23:10-23:55 · 3sat
Hitlers Macht (2/3) Der Herrscher

„Der Herrscher“ heißt die zweite Folge der dreiteiligen ZDF-Dokumentation „Hitlers Macht“, die das ZDF 90 Jahre nach Hitlers Regierungsübernahme am 30. Januar 1933 zeigt. Wie gelang es Hitler, in kurzer Zeit eine Republik in einen „Führerstaat“ umzuformen? Wie vollzog sich die „Gleichschaltung“ der Gesellschaft? Wie bereitwillig reihten die Deutschen sich ein? Wie weit reichte der Gleichklang von „Führer und Volk“? Nachdem Hitler am 30. Januar 1933 ins Amt des Reichskanzlers gehoben worden war, begann er mit der endgültigen Zerstörung der Demokratie und der Errichtung einer totalitären Diktatur. „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“, lautete die zentrale NS-Parole – mit dem Anspruch, dass nur eine Macht und eine Meinung in Staat und Gesellschaft herrschen sollten. Es folgte die „Gleichschaltung“ der Länder, Parteien, Medien, Gewerkschaften, vieler weiterer Organisationen und der Kultur, was oft auch „Ausschaltung“ bedeutete. Auch das Militär schwor Hitler auf sich ein, den „Führer und Reichskanzler“. Politische Gegner, innerparteiliche Rivalen, Andersdenkende wurden beseitigt, angebliche „Volksschädlinge“ wie die Juden ausgegrenzt und verfolgt. Gewalt war Hitlers Credo, Teil seines Denkens, seines Weltbildes. Es ging dem Diktator nicht nur um Macht. Er gehörte zu den Herrschern, die sich geradezu wahnhaft in eine Ideologie verstiegen, um sie ohne Skrupel in die Tat umzusetzen, sobald sich die Möglichkeit dazu bot. Ohne Hitler war das „Dritte Reich“ nicht denkbar, doch er umgab sich mit Helfern, die sich ganz in seine Dienste stellten, um die Gunst ihres „Führers“ buhlten. Sie waren Garanten seiner Macht. Angesichts der Rivalität von NS-Institutionen und Behörden konnte der Diktator nach dem Prinzip „teile und herrsche“ taktieren und regieren. Helfershelfer fanden sich in allen Schichten der Bevölkerung. Viele versprachen sich nach Jahren der Unsicherheit durch den Beitritt zur NSDAP Vorteile. Hitlers Volk setzte sich in seiner Mehrheit nicht aus durch Gewaltandrohung verängstigten Untertanen zusammen. Es war eine Diktatur, die während der Vorkriegsjahre die Zustimmung der Massen suchte und auch fand. Terror und Zwang waren dosiert und auf bestimmte Gruppen konzentriert. Unerschütterlich war auch das Trugbild vom wirtschaftlichen Aufschwung der NS-Zeit, der in Wirklichkeit auf hemmungsloser Verschuldung und später auf Ausbeutung anderer Völker gründete. Viele Zeitgenossen fühlten sich gut aufgehoben in der Illusion einer vermeintlich unterschiedslosen Volksgemeinschaft. Nie zuvor in der Geschichte hat eine derart – auch technisch – perfektionierte Propagandamaschinerie ein totalitäres Regime so weitreichend befördert. Nach den Schritten, die dazu dienten, die NS-Herrschaft um jeden Preis zu sichern, geriet die Außen-, Rassen- und Kriegspolitik immer mehr ins Zentrum von Hitlers Streben nach uneingeschränkter Macht.

Di., 27. Aug · 23:55-00:40 · 3sat
Hitlers Macht (3/3) Der Zerstörer

„Der Zerstörer“ heißt die letzte Folge der dreiteiligen ZDF-Dokumentation „Hitlers Macht“, die das ZDF 90 Jahre nach Hitlers Regierungsübernahme am 30. Januar 1933 zeigt. Wie hat Hitler „sein“ Volk in einen mörderischen Eroberungskrieg führen können? Warum funktionierte die Maschinerie des Vernichtungskrieges und des Judenmordes so reibungslos? Wie sicherte sich der NS-Führer die Gefolgschaft – bis zum bitteren Ende? Hitler betonte nach außen den Friedenswillen, doch hinter den Kulissen schwor er die führenden Militärs seit seiner Machtübernahme auf einen Vernichtungskrieg ein, der dem Deutschen Reich die Vorherrschaft in Europa und „Lebensraum“ im Osten sichern sollte. Das Sterben der Bevölkerung in den eroberten Gebieten war Teil des mörderischen Plans. Verträge wie der Nichtangriffspakt mit Stalin dienten neben den verschwiegenen kriegerischen Absichten vor allem der Täuschung. Der Überfall auf Polen wurde zur Abwehr eines Angriffs durch den Nachbarn erklärt. So, wie jeder künftige Feldzug von der Lüge begleitet war, man sei dem Feind nur zuvorgekommen, wodurch Hitler Zustimmung erlangte. Durch die sogenannten Blitzsiege 1939/40 brachte der angeblich „Größte Feldherr aller Zeiten“ (Generalfeldmarschall Keitel) Kritiker im eigenen Land zum Verstummen und frenetisch jubelnde Massen hinter sich. „Führer befiehl, wir folgen“, lautete die Parole, die auch in der Wehrmachtsführung galt. Auch in der Zeit der Niederlagen und Entbehrungen durch Kriegseinwirkung konnte er weiterhin auf Loyalität setzen. Systematisch ließ die nationalsozialistische Führung die besetzten Gebiete, vor allem im Osten, ausplündern, um die Versorgung an der Heimatfront zu sichern. Selbst unter den Bedingungen des Bombenkrieges funktionierte die Verwaltung und Kontrolle. Im größenwahnsinnigen Glauben an die eigene Unfehlbarkeit riss Hitler mehr und mehr die militärische Planung an sich und diktierte vom Kartentisch aus Weisungen bis auf Bataillonsebene. Dennoch blieb er auf den Sachverstand hoher Militärs angewiesen und lenkte ein, wenn sie geschlossen eine andere Meinung vertraten, sodass sie nicht, wie nach dem Krieg oft behauptet, von Hitler aus der Verantwortung genommen wurden. Fehlentscheidungen führte Hitler auf mangelnden Gehorsam der Befehlsempfänger zurück, versammelte zunehmend Jasager und devote Generäle um sich, bis er in der Endphase jeglichen Realitätssinn verlor. Das Überleben des Attentats am 20. Juli 1944 gab seinem Glauben an die „Vorsehung“ neue Nahrung, viele Volksgenossen ließen sich beeindrucken von der scheinbaren „Unverwundbarkeit“ ihres „Führers“. Hauptschuldige an allem, was Deutschland schadet, waren aus der Sicht Hitlers ohnedies die Juden. Er machte sie schon im Voraus verantwortlich für den kommenden Weltenbrand, den er selbst entfesselte. Die Dimension des millionenfachen Mordens überschritt jede Grenze des bislang Vorstellbaren, auch die aufwendige, nahezu reibungslose Logistik des Verbrechens. Die arbeitsteilige Durchführung und Berufung auf den „Führerwillen“ erleichterte es den Ausführenden, sich nicht für die Tat verantwortlich zu fühlen, zudem handelten viele aus Überzeugung. Die Ahnung, dass angesichts der von Deutschen verübten Verbrechen die Folgen einer Niederlage verheerend sein würden, bestärkte das militärische Durchhalten und die Gefolgschaft gegenüber dem NS-Regime bis in die letzten Kriegstage. Erst Hitlers Tod setzte dem Spuk ein Ende, wobei es noch Jahrzehnte dauern sollte, bis die Niederlage von der Mehrheit der Besiegten als Befreiung begriffen wurde.

Do., 29. Aug · 22:55-23:40 · 3sat
Edelweißpiraten – Teenager gegen Hitler

Köln im Herbst 1944: In der kriegszerstörten Stadt leistet eine kleine Gruppe von Jugendlichen bewaffneten Widerstand gegen das Naziregime. Bartholomäus Schink, Franz Rheinberger und Fritz Theilen gehören zu den „Edelweißpiraten“, einer ursprünglich unpolitischen Jugendbewegung, die von den Nationalsozialisten verboten und verfolgt wurde. Der Dokumentarfilm erzählt ihre Geschichte.

Do., 29. Aug · 23:40-00:40 · 3sat
Hitlers Zorn – Die Kinder von Bad Sachsa

Eine Bombe im „Führerhauptquartier“ soll Adolf Hitler 1944 töten. Doch das Attentat der Gruppe um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg scheitert. Die Widerstandskämpfer werden hingerichtet, deren Kinder in das Nazikinderheim nach Bad Sachsa im Harz verschleppt. – Der mehrfach preisgekrönte Autor Michael Heuer hat die ehemaligen Kinder von Bad Sachsa getroffen. „Verräter“ wurden die Hitler-Attentäter des 20. Juli 1944 noch lange nach Ende des Zweiten Weltkriegs genannt. Nur wenige Stunden nach dem gescheiterten Attentat befahl Adolf Hitler: „Elemente, die jetzt unbarmherzig ausgerottet werden“. „Da ist Verräterblut drin“, warnte Reichsinnenminister Heinrich Himmler und verfügte die „absolute Sippenhaftung“. Die Kinder der Widerstandskämpfer waren „Verräterkinder“. Deren Väter wurden hingerichtet, ihre Mütter ins Gefängnis gesteckt. Die Töchter, Söhne und Enkel wurden in ein Nazikinderheim nach Bad Sachsa verschleppt: 46 Mädchen und Jungen im Alter von einem Monat bis zu 15 Jahren. So wurden die Kinder zu Geiseln und bekamen einen anderen Namen. In der Dokumentation von Michael Heuer sprechen die ehemaligen Kinder von Bad Sachsa im Fernsehen über ihr heutiges Leben: Wie haben sie das Trauma der Internierung verarbeitet? Welchen beruflichen Weg sind sie gegangen? Und: Was denken sie heute über den wieder erstarkten Rechtsextremismus in Deutschland? Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld, mit 90 Jahren der älteste Zeitzeuge, die Geschwister Helmtrud und Albrecht von Hagen, damals acht und elf Jahre alt, Friedrich-Wilhelm von Hase, der als Siebenjähriger allein ohne seine älteren Geschwister nach Bad Sachsa deportiert wurde, die drei Hansen-Geschwister Frauke, Karsten und Wolfgang und die Enkel Rainer und Carl Goerdeler, damals vier Jahre beziehungsweise 16 Monate alt. Ihr Großvater wäre nach einem geglückten Umsturz der Naziherrschaft Reichskanzler geworden. Fünf Erfahrungen einer verlorenen Kindheit, aber zugleich einer nie aufgegebenen Hoffnung: dass Menschen in der Lage sind, aus der Geschichte zu lernen.

Fr., 30. Aug · 22:30-23:00 · PHOENIX
Wo ist Familie Blach?

Wenn Mauern erzählen könnten, dann wären manche Geschichten kaum auszuhalten. Nicht oft kommen sie so zufällig wieder zum Vorschein wie in der Heilgeiststraße 89, einem barocken Giebelhaus in der Stralsunder Altstadt, das Friederike Fechner 2012 mit ihrem Mann kaufte. Die Stralsunder Cellistin beginnt, nachzufragen: Wer hat einmal in diesem alten Haus gelebt? Sie macht sich auf die Suche und gerät in einen Sog. Erste Spuren im Stadtarchiv lassen ihr keine Ruhe mehr: Blach, Julius Blach, Lederwarenhändler, jüdisch. Sein Sohn Friedrich Blach, letzter Besitzer des Hauses bis kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Und dessen vier Schwestern, die in Konzentrationslagern umgebracht wurden. Die Geschichte führt ins dunkelste Kapitel deutscher Vergangenheit. Beschämend, aufwühlend, tränenreich. Friederike Fechner setzt mühsam ein Puzzle wieder zusammen, das bisher lieber vergessen worden war. Was ist passiert? Gibt es Nachfahren der Blachs? Sie findet welche, auf der ganzen Welt verstreut. In Amsterdam, in New York, in Boston. Fast keiner weiß voneinander. Zu schmerzhaft ist die Erinnerung an die deutschen Wurzeln. Und nur wenige haben sich bisher getraut, direkt an den vernarbten Wunden zu kratzen. Die Musikerin treibt ein ähnliches Motiv. Auch in ihrer Familie wurde nicht geredet – nicht über das, was im Krieg mit den Juden geschah, nicht über Schuld, nicht über Verantwortung. Nicht mit dem Großvater, der im Krieg General gewesen war, nicht mit ihren Eltern. Aber jetzt trifft Friederike Fechner auf ihre Generation. Es ist die Enkelgeneration, die anfängt, sich auszutauschen, zu reflektieren, Schmerz zuzulassen. Während ihrer atemraubenden akribischen Recherche trifft Friederike in Amsterdam Peter, der als Kind Bergen-Belsen überlebt hat. In New York auf Casey, der an der Columbia University Professor für Amerikanische Geschichte ist. Auf Kate, Drehbuchautorin, und Christina aus Boston, die sich gut an ihren Großvater Friedrich, geboren in Stralsund, erinnert. Schließlich lädt Friederike alle zu einem Treffen nach Stralsund in ihr Haus ein. Wird es zustande kommen? An einem Ort, an dem Familie Blach einst von den Nachbarn verraten wurde?

Sa., 31. Aug · 01:45-02:15 · SWR
Masel Tov Cocktail

Dima (16) ist Jude und hat Mitschüler Tobi geschlagen. Dafür soll er sich entschuldigen. Leid tut es ihm nur bedingt. Auf dem Weg zu Tobi begegnet Dima einem Querschnitt der deutschen Gesellschaft und immer wieder einem Problem, das es auszuhandeln gilt: seine deutsch-jüdische Identität. Eine Bestandsaufnahme. Dima (16) ist Sohn russischer Eingewanderter, Schüler am Gymnasium – und Jude. Das wäre nicht der Rede wert, wenn nicht alle ständig darüber reden würden. Auch sein Klassenkamerad Tobi, der ihn eines Tages in der Toilette mit einem ziemlich schlechten Witz über das Schicksal der Jüdinnen und Juden in Deutschland provoziert. Dima könnte darüber hinweggehen, aber er haut Tobi eine rein. Dies hat einen Schulverweis zur Folge, verbunden mit der Auflage, sich bei Tobi zu entschuldigen. Sein Weg zu Tobi wird für Dima zu einem rasanten Roadtrip durch die Stadt mit einer Vielzahl von Begegnungen mit Menschen, die allesamt eine Haltung zu Jüdinnen und Juden, zum Judentum und zu dem, was sie für erwähnenswert halten, haben. Am Ende trifft er an unerwarteter Stelle auf Tobi und erneut reden sie über Jüdinnen und Juden. Diesmal könnte alles gut werden.