Am 11. und 17. Juli werden in Schwabing und im Glockenbachviertel Erinnerungszeichen für sechs Münchnerinnen und Münchner gesetzt. Darunter ist die bekannte Schriftstellerin Carry Brachvogel (1864 – 1942), die über 40 Romane veröffentlichte und in der Herzogstraße einen viel beachteten literarischen Salon unterhielt. 1913 gründete sie den Münchner Schriftstellerinnen-Verein. 1933 musste sie als Jüdin aus dem Verein austreten und durfte nicht mehr publizieren. Seit 1936 lebte ihr Bruder bei ihr, der jüdische Historiker Prof. Dr. Siegmund Hellmann (1872 – 1942), den die Nationalsozialisten seines Lehrstuhls in Leipzig enthoben hatten. Auch Julie Weinmann (1849 – 1936), die sich mit ihrem Mann für wohltätige Zwecke engagierte und in ihrer Villa am Starnberger See, dem heutigen Haus Buchenried der Münchner Volkshochschule, viele Künstlerinnen und Künstler empfangen hatte, verbrachte ihre letzten Lebensmonate in der Wohnung von Carry Brachvogel. Im Juli 1942 wurden die Geschwister in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Siegmund Hellmann wurde dort am 20. November, Carry Brachvogel am 7. Dezember 1942 ermordet.
Am kommenden Donnerstag, 11. Juli um 16 Uhr findet zu Ehren von Carry Brachvogel, Prof. Dr. Siegmund Hellmann und Julie Weinmann eine Gedenkveranstaltung in der Seidlvilla statt. Teilnehmen werden Stadtrat Stefan Jagel in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München und Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Im Anschluss werden gegen 17.15 Uhr Erinnerungszeichen am ehemaligen Wohnort in der Herzogstraße 55 gesetzt.
Am 17. Juli werden Erinnerungszeichen für die Geschwister Josef Hausner (1844 – 1935), Bernhard Hausner (1853 – 1942) und Henriette Heilbronner (1860 – 1942) am ehemaligen Wohnort der jüdischen Familie in der Hans-Sachs-Straße 13 angebracht. Über das Leben von Josef Hausner ist nur wenig bekannt. Sein Bruder Bernhard war Inhaber der Firma Gbr. Hausner, Woll- und Fellgroßhandel am Oberen Anger. Henriette Heilbronner geb. Hausner lebte nach der Scheidung von ihrem Ehemann seit 1907 in München bei ihren Brüdern. Sie und Bernhard Hausner wurden im Juni 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo Bernhard Hausner am 11. Oktober 1942, Henriette Heilbronner am 24. November 1942 ermordet wurden.
Um 16 Uhr eröffnet Stadträtin Nimet Gökmenoğlu in Vertretung des Oberbürgermeisters die Gedenkveranstaltung, anschließend spricht Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch ein Grußwort.
Zu den Erinnerungszeichen: Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild.
Weitere Informationen: www.erinnerungszeichen.de und www.map.erinnerungszeichen.de