Deutsch-jüdische Künstler, Architekten und Schriftsteller in Palästina/Israel
So einiges ist schon über die sog. Jeckes, die deutsch-jüdischen Einwanderer nach Palästina, geschrieben worden. Ita Heinze-Greenberg, emeritierte Professorin für Architekturgeschichte, legt nun ein neues Werk vor, dass nochmals einen sehr intimen Blick auf diese Einwanderergruppe wirft. Sie widmet sich dabei einem spezifischen Berufs- und Gesellschaftssegment, das sie über die Jahrzehnte hinweg erforschte: Künstler, Architekten und Schriftsteller.
Die Autorin lebte selbst 13 Jahre in Israel und konnte noch etliche ältere Jeckes selbst treffen und ihre Lebensgeschichten hören. „Zuflucht im Gelobten Land“ bringt ihre Recherchen von damals mit den zahlreichen Ergebnissen von Einzelstudien, die sie vorgelegt hat, zusammen. Entstanden ist ein beeindruckender Band, der die Emigration und das neue Leben in Palästina/Israel zu einer unterhaltsam lesbaren und klugen Gesamtschau zusammenfügt.
Ita Heinze-Greenberg stellt dabei sowohl die geschichtlichen Zusammenhänge dar, konzentriert sich aber vornehmlich auf persönliche Einzelschicksale. Denn „auch wenn es allgemeine Parameter für die deutsch-jüdische Emigration gibt – Einwanderungszahlen, Wirtschaftsstatistiken, politische Rahmenbedingungen –, setzt sich das Exil aus Einzelbiografien zusammen“, wie sie betont. Eine Annäherung
an die Thematik könne nur über die Einbeziehung von persönlichen Schicksalen geschehen.
Und von diesen kann sie viel erzählen. Etwa von dem Verleger Martin Feuchtwanger, der eine Suppenküche in Tel Aviv eröffnete, oder von Max Bronstein, der das Bauhaus nach Jerusalem brachte, oder von der Malerin Lea Grundig, die zu den Überlebenden des Flüchtlingsschiffs „Patria“ zählte. Während manche neue Betätigungsfelder suchten, konnten andere ihre Kunst auch in der neuen Heimat weiter umsetzen. Auf ein besonderes Dilemma trafen dabei die Schriftsteller und Lyriker, mussten sie sich doch mit dem „Widerstand der hebräischen Wörter“ auseinandersetzen. Viele blieben, in Tel Aviv, Ramot haSchawim, Naharija oder im Kibbutz haSorea, andere entschlossen sich, das Land wieder zu verlassen. Kein Schicksal gleicht dem anderen.
Die Konzentrierung auf Künstler, Architekten und Schriftsteller offenbart „wie unter einem Brennglas“, so Ita Heinze-Greenberg, „besonders eindringlich unterschiedliche, mitunter auch ambivalente Positionen zwischen Heimat und Exil, zwischen Resonanz und Distanz.“ Ein unbedingt lesenswertes Buch!
Ita Heinze-Greenberg, Zuflucht im Gelobten Land: Deutsch-jüdische Künstler. Architekten und Schriftsteller in Palästina/Israel, wbg Theiss 2023, 320 S., 50 schw.-w. Abb., Euro 29,00, Bestellen?