Die neuen Fernsehtipps

Vom 1. bis 15. Juli 2023

So., 2. Jul · 09:05-10:00 · arte
Josephine Baker, Ikone der Befreiung

Hundert Jahre vor Beyoncé lebte Josephine Baker. Sie wuchs in armen Verhältnissen in Missouri auf, wurde in Frankreich zur berühmten Tänzerin und Sängerin, setzte sich im Zweiten Weltkrieg an der Seite von General de Gaulle für die Résistance ein und adoptierte zwölf Kinder aus verschiedenen Teilen der Welt. Ihr Leben klingt wie ein Roman. Doch das ist nur die eine Hälfte der Wahrheit und sich damit zu begnügen, würde ihr nicht gerecht. Wer Josephine Baker wirklich verstehen will, muss ihre Ursprünge kennen. Ihr unstillbares Verlangen, alles zu verändern, ist einer Kindheit geschuldet, in der Gewalt und harscher Rassismus Alltag waren. Als Josephine Baker zur Welt kam, lag die Sklaverei erst 40 Jahre zurück. Im Mittleren Westen der USA, wo Baker aufwuchs, wurden Schwarze immer noch behandelt wie Menschen zweiter Klasse. Sie wohnten in Elendsvierteln und wurden regelmäßig von Weißen angegriffen, die den Ausgang des Bürgerkriegs nicht verkraften konnten. Aus dieser Situation floh Josephine Baker. Doch jedes Mal, wenn sie in ihre Heimat zurückkehrte, holten sie Hass und Rassismus wieder ein. Ihre USA-Reisen waren leidvolle Erfahrungen, die sie nachhaltig prägten. Fortan und bis ans Ende ihres Lebens nutzte Josephine Baker ihre Berühmtheit, um für ihre Ideale zu kämpfen. Die Dokumentation zeigt die Entwicklung von der Tänzerin im Bananenröckchen zur politischen Figur, die 1963 beim Marsch auf Washington als einzige Frau an der Seite Martin Luther Kings das Wort ergriff. Es ist die Geschichte des politischen Erwachens des ersten schwarzen Superstars.

So., 2. Jul · 10:30-10:45 · SWR
Lebensgeschichten in Farbe: Die Malerin Ilana Lewitan

Ilana Lewitans Bilder tragen Namen wie „Spuren aus der Vergangenheit“, „Das Geheimnis des Glücks liegt im Verborgenen“ oder „Versuche es, flüstert der Traum“. Die Münchner Malerin wählt nicht nur erzählerische Titel, ihre Werke muten selbst wie Geschichten an. Die Bilder und Objekte kommen „direkt aus ihrer Seele“, sagt sie. Ob es gesellschaftliche Themen sind wie die Technologien, die echte Begegnungen infrage stellen, oder Themen, die ein Stück ihrer eigenen Biografie sind. Ilana Lewitans Bilder tragen Namen wie „Spuren aus der Vergangenheit“, „Das Geheimnis des Glücks liegt im Verborgenen“ oder „Versuche es, flüstert der Traum“. Die Münchner Malerin wählt nicht nur erzählerische Titel, ihre Werke muten selbst wie Geschichten an. Die Bilder und Objekte kommen „direkt aus ihrer Seele“, sagt sie. Ob es gesellschaftliche Themen sind wie die Technologien, die echte Begegnungen in Frage stellen, oder Themen, die ein Stück ihrer eigenen Biographie sind. Ilana Lewitan ist die Tochter von polnischen Holocaust-Überlebenden. Sie wurde in München geboren, studierte Innenarchitektur und Architektur und arbeitete bei dem Architekten Richard Meier in New York. Doch nach einer Weile wurde ihr bewusst, dass sie etwas anderes suchte. Schon als Kind hatte Ilana Lewitan gemalt, auch während ihrer Zeit als Architektin machte sie nebenher Illustrationen. Zurückgekehrt nach München, studierte sie Malerei. Was an ihren Bildern „jüdisch“ sei? Sie wolle nicht darauf festgelegt werden, eine „jüdische Künstlerin“ zu sein, sagt Ilana Lewitan. Und doch seien bestimmte Facetten ihrer Arbeit, der Humor, die Rastlosigkeit und natürlich auch die biographischen Elemente sicher ein Teil ihres jüdischen Erbes.

Mo., 3. Jul · 06:15-07:10 · arte
Billy Wilder – Eine Hollywood-Legende

Samuel Wilder (1906-2002) war Sohn jüdischer Eltern und wuchs in Österreich auf. Nach der Machtübernahme der Nazis siedelte der ehemalige Journalist zunächst nach Paris und später nach Hollywood über. Aufgrund seines großen Talents kam Wilder trotz mangelnder Englischkenntnisse bei Paramount unter Vertrag. Gemeinsam mit dem antisemitischen WASP Charles Brackett schrieb er die Drehbücher zu zwei Werken seines Mentors und Vorbilds Ernst Lubitsch: „Blaubarts achte Frau“ und „Ninotschka“ wurden zu Kassenschlagern des Goldenen Zeitalters. Aber Wilder zieht es hinter die Kamera. Mit seinem ersten amerikanischen Erfolgsfilm „Der Major und das Mädchen“ bringt der Regisseur eine scheinbar leichtfüßige Liebesgeschichte mit pädophilen Zügen auf die Leinwand und zeichnet eine grausame und provokante Satire seiner neuen Wahlheimat. 1950 folgt „Boulevard der Dämmerung“ mit Gloria Swanson und William Holden in den Hauptrollen. Die beiden Schauspieler gehören neben Jack Lemmon zu Wilders Favoriten. Der Film steht mittlerweile auf der Liste der besten Hollywoodfilme aller Zeiten. Wenig später verlässt der unbestrittene Meister der Komödie Paramount, um seine Unabhängigkeit zu wahren. Wilders persönlicher Lieblingsfilm ist „Reporter des Satans“, eine scharfe Anklage gegen die Scheinheiligkeit so mancher Medien, die auch heute noch aktuell ist. Anhand von Ausschnitten aus seiner meisterhaften Filmografie und herrlich (selbst)ironischen Archiv-Interviews geht die Dokumentation dem Werk des legendären Billy Wilder auf den Grund.

Di., 4. Jul · 20:15-21:10 · arte
Der Ku-Klux-Klan – Eine Geschichte des Hasses (1/2)

1865 gründet eine kleine Gruppe von Bürgerkriegsveteranen aus den Südstaaten einen Geheimbund: den Ku-Klux-Klan. Schon bald verbreitet der Klan Furcht und Schrecken unter der schwarzen Bevölkerung, die gerade erst aus der Sklaverei befreit wurde. Bluttaten und Lynchmorde nehmen zu. In Washington beginnt der Kongress, gegen den unsichtbaren Feind vorzugehen, was 1871 zur offiziellen Auflösung des Klans führt. 1915 wird der Ku-Klux-Klan, angestoßen von David W. Griffiths Film „Die Geburt einer Nation“, allerdings neu gegründet. Unter seinen neuen Anführern passt sich der Klan an die gesellschaftlichen Veränderungen in den USA an und radikalisiert sein Programm: Der KKK wendet sich nun radikal gegen Einwanderung und Urbanisierung und wird antikommunistisch, antisemitisch und antikatholisch. Fast vier Millionen Amerikaner schließen sich der Gruppe an, die mittlerweile zu einem riesigen, einflussreichen Lobbyverband geworden ist. Ende der 20er Jahre wird die Bewegung durch Skandale und die Wirtschaftskrise geschwächt und nach dem Zweiten Weltkrieg ein weiteres Mal aufgelöst. Doch das sollte nicht ihr Ende bedeuten …

Di., 4. Jul · 21:10-22:10 · arte
Der Ku-Klux-Klan – Eine Geschichte des Hasses (2/2)

In Reaktion auf die Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre erlebt auch der Ku-Klux-Klan einen neuen Aufschwung – vornehmlich in den Südstaaten. In seinem rassistisch motivierten Terror zum Erhalt weißer Vorherrschaft in der US-Gesellschaft sind vielerorts sogar die Behörden verstrickt. 1963 begeht der Klan einen schrecklichen Bombenangriff auf eine Kirche in Birmingham, Alabama, und mehrere tödliche Attentate auf Bürgerrechtler. Die Verbrechen schockieren die Öffentlichkeit. Unter politischem Druck geht das FBI schließlich in die Offensive. In den 70er Jahren hat der Klan dann nur noch wenige Tausend Anhänger. Obwohl der neue Anführer David Duke dem Klan später eine gewisse Seriosität geben will, bleibt die Organisation ihrem tyrannischen Ruf treu. Viele Klansmänner tauschen ihre Kapuzen nun gegen Masken und Hakenkreuz-Tätowierungen. In Donald Trumps Amerika nehmen die Mitgliedszahlen des Klans und anderer rassistischer Gruppierungen wieder stark zu.

Di., 4. Jul · 21:45-22:15 · ARD-alpha
Vision Wüste – wie Israel die Zukunft baut

Die Zukunft Israels – dafür stand eigentlich immer die moderne Metropole Tel Aviv mit ihren glitzernden Wolkenkratzern, Start Ups, ihrem Lifestyle. Hunderttausende Pendler drängen täglich in die Stadt, die aus allen Nähten platzt. Immobilienpreise explodieren – ganz ähnlich wie in deutschen Metropolregionen, nur noch schneller. An seiner Attraktivität droht Tel Aviv zu ersticken. Mehr Luft zum Atmen gibt es dagegen in der Wüste. „Schon Israels Staatsgründer Ben Gurion wusste: Die Zukunft Israels liegt im Süden, in der Negev und der Arava-Wüste. Denn es war brachliegendes Land. Aber damit die Menschen die überfüllten Metropolen verlassen und hier Wurzeln schlagen, muss man ihnen echte Lebensqualität bieten, Arbeitsplätze, soziale Einrichtungen, alles was man für einen funktionierenden Wirtschaftskreislauf braucht,“ sagt Eric Narrow vom Jewish National Fund. Die neuen Pioniere wollen die Vision der Staatsgründer wiederbeleben: Die entlegenen Regionen im Süden und Norden Israels so attraktiv machen, dass sich mindestens eine halbe Million Menschen binnen der nächsten 25 Jahre dort ansiedeln und so die Metropolregionen um Tel Aviv und Jerusalem entzerren. Die Reise in die Zukunft beginnt in der Arava-Wüste. Dort im Nirgendwo wandeln sich Landwirte zu Biotechnologie-Unternehmern. Yossi Ben etwa hat im Umfeld seiner malerischen Antilopen-Range zusammen mit einem internationalen Forscherteam ein spezielles Kalzium-Carbonat entwickelt, das Hoffnung auf Heilung für schwere Krankheiten weckt. Investoren haben bereits 25 Millionen Euro zu seiner Geschäftsidee beigesteuert. Im nahegelegenen Tsukim hat Udi Segev seinen Lebenstraum verwirklicht. Der Anwalt hat mit seiner Familie das teure und laute Tel Aviv verlassen und sich am atemberaubenden Abhang eines Wüstenkraters eine Villa gekauft: „Dieser Ort ist heiß wie in der Hölle, aber schön wie das Paradies. Wenn ich auf der ganzen Welt einen Platz zum Leben wählen müsste, dann ist es dieser.“ Dank Internet kann er von hier aus arbeiten. Die 30-jährige Polly Gupailo nimmt uns mit ins Nachtleben der Wüsten-Stadt Beer Sheva. Mit ihren pinkgefärbten Haaren steht die Webdesignerin für das neue Gesicht der einstigen ärmlichen Arbeiterstadt. Denn sie hat nach ihrer Ausbildung nicht die Koffer gepackt wie so viele andere junge qualifizierte Menschen. Polly ist fest entschlossen, hier zu bleiben und den Aufbruch in Israels Zukunft in der Negev Wüste mitzugestalten. Nicht weit von Pollys Büro steht ein Symbol für den Wandel. Die Brücke, die scheinbar alles miteinander verbindet. Auf der einen Seite die Ben Gurion Universität, auf der anderen Seite der neue Hochtechnologie-Park, mit einer beachtlichen internationalen Cybertech-Szene, benachbart von Wohngebieten und alles erreichbar mit der Bahn. Doch die Städteplaner wissen, dass sie alle Teile der Gesellschaft auf dem Weg in die Zukunft mitnehmen müssen. Dazu gehören auch die Beduinen in der Negev-Wüste. Viele leben in Armut, in traditionellen Clan-Strukturen, einer Parallelgesellschaft. In der Beduinenstadt Rahat wurde deshalb ein Gründerzentrum errichtet. Dort bricht die 19-jährige Aisha Abu Jaber mit den Stereotypen einer traditionellen Stammesgesellschaft. Die Elektrotechnik-Studentin hat eine App entwickelt, mit der man an allen Tankstellen im Land bezahlen kann: „Anfangs gab es Widerstand. Die Leute fanden es merkwürdig, dass eine Beduinenfrau in die Welt der Unternehmer wollte. Heute akzeptieren sie es schon mehr“, sagt Aisha Abu Jaber. Die Initiativen in der Region fruchten bereits. Beer Scheva wächst wieder. Aber die Gehälter sind noch deutlich niedriger als in Tel Aviv oder Jerusalem. Der Mangel an Fachkräften in den entlegenen Regionen ist nach wie vor groß. Die neuen Pioniere nehmen die Herausforderungen an – und nehmen die Zuschauer mit auf ihre Reise in Israels Zukunft.

Di., 4. Jul · 22:10-23:05 · arte
Der schwarze Aufstand

Der Mord an George Floyd führt 2020 zu einer großen internationalen Protestbewegung gegen staatliche Polizeigewalt und rassistische Diskriminierung. Alicia Garza, eine der Gründerinnen von „Black Lives Matter“, sieht als Ziel der Bewegung eine gerechte Gesellschaft für alle: „Der Kampf gegen Rassismus kann nicht nur allein von Schwarzen geführt werden. Es müssen dafür Menschen aller Hautfarben, aller Rassen, aller ethnischen Gruppen und Nationalitäten eintreten.“ Die Dokumentation „Der schwarze Aufstand“ von Ulrich Stein und John Kantara zeigt die Entstehung der „Black Lives Matter“-Bewegung in den USA und ihren Einfluss in Europa. Auch in Frankreich und Deutschland gibt es seit der Kolonialzeit eine Geschichte von rassistischer Ungleichbehandlung. Lange Zeit war die Kolonialgeschichte ein blinder Fleck in der französischen und deutschen Erinnerungskultur. Erst in jüngster Zeit wurden von den Regierungen in Frankreich und Deutschland die während der Kolonialzeit begangenen Verbrechen offiziell eingestanden. Philonise Floyd und Assa Traoré, die beide einen Bruder durch Polizeigewalt verloren haben, erzählen von ihren Rassismuserfahrungen in den USA und Frankreich. Alicia Garza, die Mitbegründerin von „Black Lives Matter“, die Kongressabgeordnete Yvette Clarke, der Polizeioffizier Corey Pegues und die Aktivistinnen Chelsea Miller und Brittney Cooper kommen zu Wort. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysieren die Formen und Auswirkungen von Rassismus in den USA und im Europa von heute.

Do., 6. Jul · 01:00-02:25 · SWR
Der Tel-Aviv-Krimi: Tod in Berlin

Sara Stein ist Kriminalkommissarin in Berlin und Jüdin. Eigentlich spielt Religion keine Rolle für sie, doch dann muss sie den Mord an Tamar, einer israelischen DJ, aufklären. Unter dem Druck der Öffentlichkeit nimmt der Fall besondere Dimensionen an. Kann es ein antisemitischer Anschlag sein? Im Laufe der Ermittlungen gerät die Familie von Tamars Freund, einem Palästinenser, in den Fokus. Die junge Berliner Kommissarin Sara Stein (Katharina Lorenz) lebt in Kreuzberg, mittendrin im pulsierenden Brennpunkt so vieler unterschiedlicher Kulturen. Dass sie selbst Jüdin ist, spielte bislang in ihrem Leben eine untergeordnete Rolle, bis sie bei ihrem neuen Fall mit dem Mord an der jungen Israeli Tamar Levi (Hen Yanni) konfrontiert wird. Tamar war ein Star der Berliner Club-Szene, selbstbewusst, lebenshungrig, mit wechselnden Liebschaften. Und sie hat kurz vor ihrem Tod abgetrieben. Grund genug für ihren Freund, den Palästinenser Khalid (Camill Jammal), sie zu töten? Oder steckt der strenggläubige Avigdor (Aram Tafreshian), der Tamar aus Israel gefolgt ist, obwohl er mit ihrer Schwester Ronit (Neta Riskin) verlobt war, hinter der Tat? Oder hat das Verbrechen einen politischen Hintergrund? Für Sara eine Gratwanderung. Zum ersten Mal handelt sie nicht allein als Hauptkommissarin Sara Stein, sondern auch als Jüdin, zumindest in den Augen ihrer Umgebung. Eine unerwartete Wendung nimmt das Geschehen, als Khalid seinen Vater Tarik (Ramin Yazdani) beschuldigt und dieser den Mord gesteht. Fall gelöst? Für Sara eine viel zu einfache Lösung. Sie spürt, dass etwas nicht stimmt, und ermittelt beharrlich weiter. Sie verbeißt sich regelrecht in den Fall, auch wenn darunter ihr Privatleben leidet. Denn ausgerechnet jetzt lernt sie den israelischen Musiker David Shapiro (Itay Tiran) kennen, der sich auf den ersten Blick in sie verliebt – und sie sich in ihn. Führt ihr Weg sie nach Israel? Wenn es um Migration und Angekommensein in Deutschland geht, gibt es keine einfachen Antworten. Das merkt auch Sara Stein, als ihre Chefin sie mit der sachlichen Feststellung Sie sind doch auch Jüdin“ konfrontiert. Auf einmal fühlt Sara, was es heißt, anders zu sein. Mit feinem Gespür für solch leise Zwischentöne hat Regisseur Matthias Tiefenbacher diese erste Folge der neuen Reihe „Der Tel-Aviv-Krimi: Tod in Berlin“ inszeniert und die bewährte Zusammenarbeit mit Kameramann Holly Fink erfolgreich weitergeführt. Katharina Lorenz gibt der Hauptfigur Sara Stein eine entwaffnende Direktheit und Natürlichkeit, lässt ihr aber auch Raum für zarte und weiche Momente. Unterstützt wird sie von Katharina Marie Schubert, Kirsten Block und Aljoscha Stadelmann, ihren Kollegen, die Sara jeder auf seine Weise besonders fordern. Als Saras neue Liebe David ist der israelische Schauspielstar Itay Tiran zu sehen.

Do., 6. Jul · 22:30-23:00 · HR
#unterAlmans- migrantische Geschichte(n) – Heimat

Wie machte die junge Vietnamesin Huong Trute den Harz zu ihrer Heimat? Wie schaffte es Daniel Magel aus Kasachstan, heimisch zu werden in Bremen, auch wenn ihn als Aussiedler mit deutschem Pass zunächst niemand als deutsch akzeptierte? Unter welchen Voraussetzungen kann Deutschland in Zukunft mit Stolz sagen: „Wir sind ein Einwanderungsland und das ist auch gut so!“? Salwa Houmsi, Moderatorin von „13 Fragen“ und „Aspekte“, trifft Menschen, die in den letzten 70 Jahren nach Deutschland kamen. Sie erzählen ihre Geschichte von Deutschland Ost und West als zweiter Heimat, von ihren Hoffnungen und Enttäuschungen. Salwa Houmsi selbst sagt: „Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn die Leute mich als Syrerin ansprechen. Ich bin Berlinerin, genauer gesagt Kreuzbergerin!“ Die Moderatorin, gerade ausgezeichnet mit dem Deutschen Fernsehpreis, geht der Frage nach, was man aus den Etappen der Vergangenheit mitnehmen kann, und unternimmt eine bunte, generationenübergreifende, emotionale Reise durch die Jahrzehnte. Zu Wort kommen ausschließlich Menschen, die eine Migrationsbiographie haben und also „unter Almans“ – inmitten einer biodeutschen Mehrheitsgesellschaft – leben. Ihre Erfahrungen eröffnen eine neue Perspektive auf deutsche Geschichte. Salwa Houmsi formuliert daraus Fragen. Wie können durch Migration zerrissene Familien dieses Trauma überwinden und im Einwanderungsland eine Heimat finden? Was ist der gesellschaftliche Nährboden für Rassismus? Und wie umfassend nutzt Deutschland das Potential von Menschen mit Migrationsgeschichte?

Do., 6. Jul · 23:10-23:40 · MDR
Vorwärts und nicht vergessen – Der Komponist Hanns Eisler

Hanns Eisler – geboren am 6. Juli 1898 in Leipzig, gestorben am 6. September 1962 in Ostberlin – Jude, Komponist, Sozialist. Musik für die Massen wollte er schreiben, den Soundtrack der Weltrevolution. Seine Regieanweisung für die „Vier Stücke für gemischten Chor“. „Dieses Lied singt man eigentlich so: Zigarette im Mundwinkel, Hände in den Hosentaschen, leicht grölend, damit es nicht zu schön klingt und niemand erschüttert wird. Auf den Straßen zu singen.“ Dabei gilt der junge Eisler als hochbegabt. Arnold Schönberg unterrichtet ihn und beklagt sich über sein ungebührliches Benehmen. 1933 emigriert er: Frankreich, Dänemark, Großbritannien, Holland, USA. 1938 veranstalten einflussreiche Freunde für ihn und seine Familie sogar „Welcome Concerts“, die in der New York Times mehrfach beachtet werden. Eisler unterrichtet in Mexico City am Konservatorium und an der New York School, schreibt Filmmusiken für Hollywood – u.a. auch für Fritz Langs Anti-NS-Film „Auch Henker sterben“. Er komponiert Reklamemusik für die amerikanische Ölindustrie für die Weltausstellung 1939, natürlich auch Sinfonik, Kammermusik und Vokalwerke. Doch Eisler ist Kommunist, sein Haus ein Emigrantentreffpunkt. Ab 1943 überwacht das FBI den deutschen Dissidenten. Es folgen Ausweisung und die Emigration nach Mexiko. 1949 siedelt Hanns Eisler nach einigem Zögern in die DDR über. Johannes R. Becher unterstützt ihn. Und dann beginnt die neue Schaffensperiode des Hanns Eisler: Er komponiert die DDR-Nationalhymne, die Neuen Deutschen Volkslieder und wird Professor an der Berliner Musikhochschule. Trotz hoher Ehrungen kommt es immer wieder zu Spannungen mit dem SED-Regime. Mit dem Untergang der DDR verschwindet Eislers Werk scheinbar von den deutschen Konzertprogrammen. Inzwischen gibt es eine Eisler-Renaissance. Hat Hanns Eisler eine neue Chance auf „Unsterblichkeit“?

Sa., 8. Jul · 05:05-05:35 · arte
Stätten des Glaubens: Ungarn, die Dohány-Synagoge

Im 19. Jahrhundert schlossen sich die drei unabhängigen Städte Buda, Óbuda und Pest zur Einheitsgemeinde Budapest zusammen. Im jüdischen Viertel errichtete man unter Anwendung umfangreicher technischer Kenntnisse die berühmteste Synagoge der ungarischen Hauptstadt: die Dohány-Synagoge, auch Große Synagoge genannt. In der zweitgrößten jüdischen Gottesstätte der Welt werden heilige Thora-Rollen aufbewahrt, auf denen alle jüdischen Riten und Zeremonien aufbauen. Zsuzsanna Toronyi vom Ungarischen Jüdischen Museum demonstriert die Einsegnung einer Thora-Rolle und erklärt, dass das Judentum eine „Nomadenreligion“ sei, da jederzeit spontan eine Synagoge gegründet werden könne; einzige Voraussetzung für einen Gottesdienst sei die Anwesenheit zehn jüdischer Männer. Dann öffnet Frau Toronyi die Tore zu den weitläufigen Archivsälen mit ihren beeindruckenden Sammlungen heiliger Objekte. Schließlich bekommt der Zuschauer einen Einblick in eine Konzertprobe von Iván Fischer. Der Dirigent und Pianist zählt zu den berühmtesten Vertretern der ungarischen jüdischen Kultur.

Sa., 8. Jul · 05:35-06:00 · arte
Stätten des Glaubens: Die Synagogen des Ghettos von Venedig

Venedig ist vor allem als Stadt der Liebe und der Romantik bekannt. Nur wenige wissen, dass sich hier das älteste jüdische Ghetto der Welt befindet. Der Literaturprofessor Shaul Bassi erzählt die bewegte Geschichte seiner Vorfahren, die vor den Pogromen in Deutschland flohen und in der Lagunenstadt eine neue Gemeinschaft gründeten. Sie errichteten Synagogen und lebten nach strengen Regeln zusammen. Die Dokumentation gibt auch Einblicke in eine Bar-Mizwa-Feier in einer der fünf Synagogen des Ghettos. Die Zeremonie leitet Scialom Bahbout, der Oberrabbiner von Venedig: Er lebt und arbeitet im Ghetto und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die jüdische Kultur zu bewahren und an die nächsten Generationen weiterzugeben.

Sa., 8. Jul · 06:00-06:25 · arte
Stätten des Glaubens: Tunesien – Die Al-Ghriba-Synagoge

Auf der Insel Djerba vor der tunesischen Küste leben 150.000 Muslime und rund tausend Juden. Es handelt sich um eine der letzten jüdischen Gemeinschaften in der arabischen Welt. Wer durch die Alleen und Gassen schlendert, liest hier und dort die hebräischen Namen der örtlichen Goldschmiedewerkstätten. Das traditionelle Kunsthandwerk wurde hier bis heute bewahrt; Juweliere wie Youssef Gamoun haben es international bekannt gemacht. Die Al-Ghriba-Synagoge gehört zu den symbolträchtigsten und meistbesuchten Synagogen des afrikanischen Kontinents. In diesem „Vorzimmer Jerusalems“ sollen einige Steine des zerstörten Salomonischen Tempels zu sehen sein und zum jährlichen Fest Lag baOmer zieht die Glaubensstätte zahlreiche Pilger an. Die britische Ethnomusikologin Ruth Davis gibt Einblicke in die zahlreichen Rituale, die in der Synagoge vollzogen werden, um Frauen zu Gesundheit und Fruchtbarkeit zu verhelfen.

So., 9. Jul · 02:40-04:00 · arte
Get Me Some Hair!

Eigentlich möchte Lars Barthel von seiner Frau Antoinette nur wissen, warum sie oft falsches Haar trägt. Antoinette kommt aus Jamaika und ist mit ihrem Haar unzufrieden. Wie die meisten schwarzen Frauen kann sie die ihr von Natur aus mitgegeben Haare nicht annehmen. Zu kurz, zu struppig. Kurzum: inakzeptabel. Sie erteilt Lars den Auftrag, ihr von seinen Reisen nach Burma, wo er an der einzigen Filmhochschule Kamera unterrichtet, Haare mitzubringen. Auf Lars’ Haarmission wird ihm seine langjährige burmesische Freundin Aunty Mary zur Komplizin und hilft dem Filmemacher, den Haartraum seiner Frau zu erfüllen. Die Fremdhaare, die Lars dort kauft, stammen meist von jungen Frauen, die ihr oft hüftlanges Haar – nicht selten unter Tränen – abschneiden, um mit dem Haarhandel die finanziellen Sorgen ihrer Familien zu lindern. Denn der Handel mit den Haaren ist ein weltweit florierendes Geschäft. Die anfangs privat gestellte Frage nach Antoinettes Sehnsucht nach falschem Haar verwickelt den Filmemacher bald in komplexe Fragen von politischer Tragweite. Der Film ergründet, wie Haare von einem Kopf zum anderen wandern und eng mit Rassismus verflochten sind, und erzählt gleichzeitig eine interkulturelle Liebesgeschichte. Für seinen sehr persönlichen Film hat Lars Barthel über 20 Jahre lang in seinem engsten Umfeld gedreht. Er porträtiert seine große Liebe und Ehefrau Antoinette, seine drei Kinder und den gemeinsamen Alltag zwischen Berlin und Jamaika. Und wir erfahren: Die Tochter der beiden hat ihren ganz eigenen emanzipierten Blick auf die Geschichte mit den Haaren.
Bild oben: © Lars Barthel

Mo., 10. Jul · 23:05-23:50 · Das Erste (ARD)
Hitlers Zentrale des Terrors

Es war eine der schlimmsten Adressen Berlins: Ab 1933 entsteht in unmittelbarer Nähe des Potsdamer Platz die Zentrale des nationalsozialistischen Terrors mit dem Geheimen Staatspolizeiamt, der Reichsführung-SS und dem Reichssicherheitshauptamt. Diejenigen, die hier arbeiten, sind verantwortlich für Verhaftungen Andersdenkender, Judendeportationen und den Massenmord in ganz Europa. Hier residiert SS-Chef Heinrich Himmler und sein wichtigster Helfer, Reinhard Heydrich. Hier agieren keine Schreibtisch-, sondern Überzeugungstäter. Junge, akademisch gebildete Männer – der „think tank“ der Nazis. Sie bekämpfen jede Opposition gegen den Nationalsozialismus, konzipieren und praktizieren den Massenmord. An diesem Ort zeigt sich nach dem Krieg das Ausmaß der Verdrängung. Die Ruinen werden gesprengt – alle Spuren an den „Ort der Täter“ beseitigt. Das Areal im Schatten der Mauer wird zu innerstädtischem Brachland. Lange Jahre erinnert nichts mehr daran, dass hier die „Terror-Elite“ der Nazis agierte. Erst Ende der 1980er Jahre entsteht an diesem Ort die „Topographie des Terrors“. Über zwei Millionen Besucher jährlich informieren sich heute in dem Dokumentationszentrum über die Täter und ihre Taten, über die Opfer und ihre Schicksale. Die Doku erzählt von den Tätern und ihren Opfern, vom Terror als System. Tagebuchaufzeichnungen, Briefe und Protokolle belegen, welche Schrecken dieser Komplex in der Außenwelt und bei den direkten Opfern auslöste.

Di., 11. Jul · 22:00-23:30 · BR
Der Tel-Aviv-Krimi: Masada

Der Archäologe Aaron Salzman stirbt durch eine Explosion an der antiken Festung von Masada. Bei den Ermittlungen treffen die deutsch-jüdische Polizistin Sara Stein (Katharina Lorenz) und ihr Kollege Jakoov Blok (Samuel Finzi) auf Aarons Vater Avram (Michael Degen), ebenfalls ein berühmter Archäologe und Shoah-Überlebender. Sara ist tief beeindruckt von dem Mann, trotzdem nimmt sie seine Familie unter die Lupe. Und stellt schnell fest, dass diese einige Geheimnisse hat … Kommissarin Sara Stein und ihr Kollege Jakoov Blok werden zur antiken Festung von Masada gerufen. Es gab eine Explosion, bei der der Archäologe Aaron Salzman ums Leben kam. Aaron war nicht irgendwer, sondern der Sohn von Avram Salzman, dem „König“ der Archäologie, Entdecker von Masada und Überlebender der Shoah. Avram war bei der Explosion ebenfalls vor Ort, hat aber sein Gedächtnis verloren. Zwischen Sara und Avram stellt sich vom ersten Moment an eine eigenartige Vertrautheit ein. Sara, nicht sicher, ob sie an Avrams Amnesie glauben kann, sucht die Nähe dieses beeindruckenden Mannes, der so viel in seinem Leben durchlitten hat. Unterdessen gehen die Ermittlungen weiter und führen zu Philippe, Aarons jungem Assistenten. Sara und Blok erfahren, dass Aaron gemeinsam mit Philippe einen lukrativen Schmuggel mit antiken Fundstücken unterhielt. Der angesehene Wissenschaftler verkehrte in Kreisen, in denen Verbrechen an der Tagesordnung sind. Ist hier der Mörder zu suchen? Eine einfache Lösung, die Sara nicht zu überzeugen vermag. Sie spürt, dass die Wahrheit in Aarons Familie zu suchen ist, bei Aarons zuverlässigem, aber ungeliebtem Bruder Elia und bei Avram. Hartnäckig und unbestechlich wie sie ist, kommt Sara einer tragischen Familiengeschichte auf die Spur – der der Salzmans, aber auch ihrer eigenen.

Di., 11. Jul · 23:35-00:30 · arte
Blutiges Erbe

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs hofften viele Völker Osteuropas auf Freiheit und Selbstbestimmtheit. Sie wurden bis dahin beherrscht von den Großreichen Russland, Deutschland und Österreich-Ungarn – den Verliererstaaten des Krieges. Doch schon bald zeigte sich: Die kriegerischen Auseinandersetzungen endeten nicht, im Gegenteil. Polen kämpfte gegen Russland um Gebiete, auch im Baltikum herrschte Chaos. Die Dokumentation beschäftigt sich mit den heute noch spürbaren Folgen dieser Konflikte der Nachkriegszeit. Dies wird am deutlichsten in der Ukraine. Die Kämpfe zwischen dem Ostteil und dem Westen des Landes belegen das auf tragische Weise. Nach dem Ersten Weltkrieg war die heutige Ukraine aufgeteilt in Polen und Russland. So entstand eine Untergrundbewegung, die angeführt wurde von einem Mann, der bis heute in der Westukraine als Nationalheld verehrt wird: Stepan Bandera. Als die Nationalsozialisten 1941 die Sowjetunion überfielen, erkannte Bandera eine Chance für sich und seine Unabhängigkeitsbewegung; er und seine Befreiungsarmee kämpften an der Seite der Wehrmacht. Als deutsche Truppen Lemberg in der Westukraine besetzten, kam es zu Pogromen an Juden. Daran sollen auch die ukrainischen Nationalisten von Bandera beteiligt gewesen sein. Seine Person gilt aber heute noch in der Westukraine als Galionsfxigur für den Unabhängigkeitskampf. Und so fehlt sein Porträt nicht auf Demonstrationen von Nationalisten, die eins verbindet: der Hass auf Russland.

Do., 13. Jul · 01:00-02:30 · SWR
Der Tel-Aviv-Krimi: Shiv’a

Sara Stein, Polizistin aus Berlin, ist ihrer Liebe David nach Tel Aviv gefolgt. Dass David Jude ist, ist für Sara nebensächlich, ist sie doch selbst Jüdin, und weder für Sara noch für David spielt die Religion eine große Rolle. Sara arbeitet weiter als Polizistin. Schnell erkennt ihr Chef Shimon Ben Godin, wie gut sie ist. Dennoch muss, Sara muss um seine Anerkennung kämpfen. Sara Stein, Berliner Kriminalkommissarin mit jüdischen Wurzeln, ist inzwischen mit dem israelischen Musiker David Shapiro verheiratet und lebt in Israel. Noch bevor sie ihren Dienst im Kommissariat in Tel Aviv antritt, wird sie mit einem diffizilen Fall betraut: Chief-Inspektor Noam Shavit wurde ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. Mord an einem Kollegen – eine heikle Sache, denn natürlich ist der Kolleg:innenkreis persönlich getroffen. Dass dennoch objektiv ermittelt wird, soll Sara sicherstellen, sie wird Inspektor Jakoov Blok an die Seite gestellt. Eine Aufpasserin aus Deutschland? Kein leichter Anfang für Sara. Doch sie lässt sich nicht ins Bockshorn jagen. Sie verlässt sich wie immer auf ihren Instinkt und ihre eigenen Beobachtungen. Handelt es sich wirklich um einen Raubmord, wie es zunächst den Anschein hat?

Do., 13. Jul · 07:25-07:55 · HR
Verrückte Normalität – Jung und jüdisch in Deutschland

Etwa 200.000 Menschen jüdischen Glaubens leben heute in Deutschland. Sie gehen zur Schule, zur Arbeit, spielen Fußball. Doch bei jüdischen Menschen denken viele nicht an diesen Alltag, sondern meist an den Holocaust. Warum? Moderatorin Verena Hampl trifft junge jüdische Menschen, die ein lebendiges, vielfältiges Bild jüdischen Lebens in Deutschland vermitteln wollen.

Do., 13. Jul · 22:30-22:55 · HR
#unterAlmans- migrantische Geschichte(n) – Deutschsein

Unter welchen Voraussetzungen kann Deutschland in Zukunft mit Stolz sagen: „Wir sind ein Einwanderungsland und das ist auch gut so!“? Salwa Houmsi, Moderatorin von „13 Fragen“ und „Aspekte“, trifft Menschen, die in den letzten 70 Jahren nach Deutschland kamen. Sie erzählen ihre Geschichte von Deutschland Ost und West als zweiter Heimat, von ihren Hoffnungen und Enttäuschungen. Salwa Houmsi selbst sagt: „Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn die Leute mich als Syrerin ansprechen. Ich bin Berlinerin, genauer gesagt Kreuzbergerin!“ Die Moderatorin, gerade ausgezeichnet mit dem Deutschen Fernsehpreis, geht der Frage nach, was man aus den Etappen der Vergangenheit mitnehmen kann, und unternimmt eine bunte, generationenübergreifende, emotionale Reise durch die Jahrzehnte. Zu Wort kommen ausschließlich Menschen, die eine Migrationsbiographie haben und also „unter Almans“ – inmitten einer biodeutschen Mehrheitsgesellschaft – leben. Ihre Erfahrungen eröffnen eine neue Perspektive auf deutsche Geschichte. Salwa Houmsi formuliert daraus Fragen. Wie können durch Migration zerrissene Familien dieses Trauma überwinden und im Einwanderungsland eine Heimat finden? Was ist der gesellschaftliche Nährboden für Rassismus? Und wie umfassend nutzt Deutschland das Potential von Menschen mit Migrationsgeschichte? Folge 5: Deutschsein – wie hat sich das bereits verändert und welche Ideen für die Zukunft hat eine junge, selbstbewusste Generation von Migrantinnen und Migranten dazu? Das diskutiert Salwa mit unter anderem mit der Politikerin Aminata Touré, der Musikerin Queen Lizzy und der Migrationsforscherin Naika Forutan, die sich sicher ist: „In zehn Jahren ist Deutschland stolz darauf, ein Einwanderungsland zu sein!“

Sa., 15. Jul · 23:20-00:50 · SWR
Die Akte General

In der jungen Bundesrepublik, die Ende der 50er Jahre in Politik und Justiz immer noch von nur oberflächlich geläuterten Nazi-Seilschaften durchsetzt ist, führt der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer einen einsamen Kampf gegen die Vertuschung nationalsozialistischer Verbrechen und die restaurative Politik der Regierung Adenauer – er ist der festen Überzeugung, dass nur so die junge Demokratie gefestigt werden könne. Nicht nur seine Haltung, sondern auch sein aufbrausendes Temperament machen Bauer angreifbar, immer wieder formiert sich Widerstand aus Politik, Nachrichtendiensten und dem Justizapparat gegen den Einzelkämpfer. Wohl wissend, dass das Interesse an der Ergreifung Adolf Eichmanns in Deutschland gering ist, versucht Bauer, den israelischen Geheimdienst zu einer Verhaftung des in Argentinien vermuteten Organisators der Massendeportationen zu bewegen. Tatsächlich gelingt es Bauer in geheimen Verhandlungen, die Verhaftung Eichmanns durch den Mossad in Gang zu setzen. Unterstützt vom jungen Staatsanwalt Joachim Hell lässt Bauer auch danach nicht locker: Mit Material aus den Eichmann-Vernehmungen will er ein Verfahren gegen Kanzleramtschef Hans Globke erreichen, um dessen Verstrickung in die Deportationen zu ahnden, und wagt sich damit an Adenauers engsten politischen Vertrauten.