Spott-Light: Erste Skizzen für Roland Emmerich zu seinem neuen Blockbuster A Day Before (2026) – Streng geheim!

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Schweißgebadet wache ich auf: Netanjahu hat die Wahlen in Israel gewonnen, Bolsonaro jene in Brasilien – und Putin hat Bauspeicheldrüsenkrebs im Endstadium?

Von Christian Niemeyer

Irritiert streichele ich das Weiche und Warme neben mir – nein, alles normal: nicht Sammy, der brav unten im Körbchen schlummert, und auch ich bin nicht behaart von oben nach unten und belle nicht den Mond an! Als mir gleichwohl Böses schwant: Ich schleiche nach unten, zu Sammy, der mit den Füßen galoppiert, also wohl von Vinius träumt, dem Nachbarhund aus Australien, also einen Ausländer, gleichwohl sein bester Freund. Ich klappe auf der Suche nach einem Ghostwriter meinen PC auf und werde freudig begrüßt mit einem „Donnerstag, der 3. November 2022, 5:17“. Ich schaue mir die letzte Datei an und werde fündig: „Erste Skizzen für Roland Emmerich zu seinem neuen Blockbuster A Day Before (2026) – Streng geheim!“ Entsetzt laufe ich zum Kalender und entdecke da ein an sich überschaubares Programm: 8.00 VW zum TÜV, 10-12 Tennis im ITC, 18.00 „I.A.“ wg. Z. im …. in ….. Leicht aufzulösen: „I.A.“ steht für Esel, Z. für Zarathustra, es geht also um ein Fachgespräch mit einem Nietzscheforscher. Nicht etwa um ein konspiratives Treffen mit einem etwas störrischen Typen aus Putins Truppe.

Dann aber fällt mein Blick auf das blutrot unterstrichene Wort „deadline“ mit der Erläuterung: A. L. wg. Emmerich! Es ist also doch wahr: Heute – oder ich wäre geliefert, falls ich nicht lieferte! Und dies, wo mir, neulich während des Tennisspiels, nicht mehr eingefallen war als die Eingangsszene: Ich, neulich am Telefon, den großen Maxe gebend. Als plötzlich meine Tochter hereinkommt, interessiert. Also, bloß keine Schwäche zeigen: „Also Roland, noch mal, nur damit ich’s Deines Schwäbelns wegen auf den richtigen Punkt bekomme!“ Meine Tochter, neugierig: „Mit wem redest Du da, Pappi? Wer ist Roland?“ „Roland Emmerich, den kennst Du nicht!“ „Wie bitte? Den kennt doch jede! Das ist doch der mit den Katastrophenfilmen! Und der redet mit Dir!“ „Ja, mein Schatz! Jetzt muss ich mich aber sputen, denn in der Leitung wartet schon Marylin Monroe!“ Beleidigt zieht sie ab mit einem „Verarschen kann ich mich auch alleine!“ Hatte wohl noch mitbekommen, dass es in der Leitung schon geraume Zeit tutete. Nicht hingegen, dass ich mich persönlich beim Chef jener Firma beschweren wollte, die mir einem Glücksspiel-Preis hatte anbieten wollte, woraufhin ich den Roboter angeschnauzt hatte, ich verstünde kein Wort! Der hingegen, keineswegs Roboter und keineswegs auf den Mund gefallen, hatte zurückgerufen und mich gefragt: „Oh, mein Herr, Sie verstehen kein Deutsch? Wohl ein Ausländer, wie?“ Ganz schön clever, fand ich, für einen Ausländer! Dann aber fiel mein entsetzter Blick auf die Uhr: 6:20! Was machte ich bloß mit der deadline? Aus einer vagen Hoffnung heraus schaute ich mir die eben erwähnte Datei etwas genauer an. Da stand:

Putin ist, wie der Titel aussagen soll, Geschichte – und ob der Putinismus, etwa als Trumpismus, überleben wird, lässt sich noch nicht sagen. Nur eines gilt wohl nach diesem fast ein Jahr währenden Alptraum als gewiss, nicht ohne Absicht mit einem Kubaner gesprochen: „Wem die Stunde schlägt!“ Denn, belehrt durch die Zeichen „1945“ sowie „Nürnberg“, wird in der nächsten Zeit ab diesem Punkt ground zero nicht das ganze ABC abgearbeitet werden, sondern nur das A (wie Abrechnung) sowie, mit gewissem Abstand, das V (wie Versöhnung). Wie A auf Russisch ausbuchstabiert werden wird oder auf Ukrainisch, ist nicht mein Thema – wohl aber, wie es mit A (wie AfD) abrechnungstechnisch geredet, weitergeht. Mein Vorschlag dazu liegt mit diesem Buch vor: Es bringt eine Abrechnung mit dieser Partei, nicht an und für sich, sondern konzentriert auf jene Phase, in welcher sie als „im Sog von Putins Untergang“ befindlich wahrgenommen werden konnte. Die dunkle Seite sei dabei nicht verschwiegen: Ein Buch mit einer tickenden Atombombe im Rücken (tatsächlich war es nur die Küchenuhr!) und einem den täglichen Wahnsinn in Echtzeit abbildenden Nachrichtenticker vor Augen zu schreiben, ist kein Zuckerschlecken, wahrlich nicht. Apropos „Schlecken“: Mein allererster Dank gebührt Sammy und seiner beha(a)rlichen Präsenz zu meinen Füßen bei gleichbleibend treudoofem Hundeblick – ein Bild, aus welchem sich meine Frau bestimmt gleich das zuletzt verwendete Adjektiv herausklauben wird. So betrachtet scheint es mir etwas ungeschickt, als nächstes ihr zu danken und gleich danach den keineswegs „treudoofen“, sondern überaus aufgeweckten Studis aus meinem Seminar Der Think Tank der Neuen Rechten im Blick auf entscheidende Positionen und Personen im Wintersemester 2022/23 an der Evangelischen Hochschule Berlin. Ich tue es trotzdem und erinnere mich zugleich einiger banger Minuten in diesem vierstündigen Kurs, in welchem wir uns wechselseitig maßen in Sachen Weltkriegsangst. Bis mit heute, an einem Samstagmorgen in KW 43/2022, die rettende Idee kam, nein: nicht wie man Putin stoppen und ich mit ein paar Mails die Welt retten kann. Sondern, bescheidener und typisch für mich, wie meine Frau soeben spottete: wie ich dieses Buch vor Bedeutungslosigkeit schützen und am Ende gar einem CEO von Springer oder wenigstens doch dem Ullstein-Verlag einen künftigen Weltbestseller schmackhaft machen kann. Hören Sie diese auf den ersten Blick unglaubliche, geradezu marktschreierisch daherkommende Geschichte.

Also: Alles weitere Heil entspringt der Idee, dass nicht nur dieses Buch, sondern auch das als sein Nährboden anzusehende Seminar vielleicht dereinst wichtig sein könne als Vorlage für ein Drehbuch. Der unser aller Nerven (und auch jene vo Frank Engelhardt!) beruhigende Trick gründet im Zauberwort „dereinst“ (welches ohne unser aller Überleben keinen Sinn machte); der Nebentrick verbirgt sich im Zauberwort „Drehbuch“, konkretisierbar mittels der Vorstellung, die Verfilmung von Die AfD und ihr Think Tank im Sog von Putins Untergang werde spätestens 2026 die Kinos nicht nur in Kiew, sondern weltweit stürmen. Unter der Regie von Roland Emmerich und unter dem Titel The Day Before. Unter der Nutzung von Impulsen, die Emmerich zusätzlich zu den meinen dem Fernsehfilm The Day After (1983) seines Kollegen und Star-Trek-Spezialisten Nicholas Meyer entlieh. Abzusehen ist dabei natürlich von Albernheiten, also von dem, was mir, wie meine Frau gerade einwirft, an sich sehr schwer fällt. Etwa jener Albernheiten, dass von dem in Stuttgart geborenen Emmerich der Weg von Meyer hin zu Niemeyer fraglos kein steiniger ist. Konzentrieren wir uns also auf die Hauptsache: Meyers Fernsehfilm aus Vor-Gorbatschow- und also in Jung-Putin-Zeiten wusste 100 Millionen US-Fernsehzuschauer mit einem Szenario zu faszinieren, welches wir aktuell im Berliner Straßenverkehr tagtäglich studieren können: Durchgeknallte Mitdreißiger rasen, überholen rechts, bremsen aus und zeigen Stinkefinger, als gäbe es kein „Morgen“ mehr. Ähnlich also wie die Australier in Meyers Film von 1983 – nur dass diese wenigstens einen Grund hatten: Es gab für sie down under maximal noch ein paar days after mehr, bis die atomare Wolke unweigerlich auch sie erreichen würde, nach atomarem Erstschlag der UdSSR auf  Kansas City und unvermeidlichen atomaren Gegenschlag. Unvergleichlich mit der aktuellen Situation!

Wenngleich: Studieren Sie doch einmal die Gesichtszüge hysterisch nach Waffen oder nach dem Gegenteil Schreiender. Wobei das Angebot breit verfügbar ist. Und von grün (gemeint ist jetzt nicht die Gesichtsfarbe!), also Anton Hofreiter, über blau (Marie-Agnes Strack-Zimmermann) bis, was die angeblichen Pazifisten angeht, rot (Sarah Wagenknecht) bis braun (Alice Weidel) reicht. Wobei „reicht“, ergänzt um die Vorsilbe „es“, wohl das Rechte trifft, eingedenk von neu-rechten Journalisten, die…

Oben klingelte der Wecker meiner Frau: 6:48! Wenn ich jetzt nicht duschte und mich anzog, würde es nicht mehr klappen mit TOP 1: „VW zum TÜV!“ Mit einem Schulterzucken drückte ich die Sendetaste via Tel Aviv: Wenn ich mit dieser Nummer durchkam, war ich ein gemachter Mann! Und dürfe bestimmt bald das korrekte Drehbuch in ersten Auszügen vorlegen! Natürlich nur, wenn Roland zustimmte. Musste ihn deswegen unbedingt einmal anrufen!

Autor: Prof. Dr, Christian Niemeyer, Berlin

Trailer: The Day After Tomorrow