Projekt 2025 – Arche Musica

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Mit der Neuauflage eines 110 Jahre alten deutsch-jüdischem Liederbuch startet das „Projekt 2025 – Arche Musica“

Bis zum 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel, am 12. Mai 2025, entsteht eine mehrsprachige, digitale Musikbibliothek. Sie wird als aktives, musikalisches Gedächtnis – vergleichbar der „Arche Noah“ – die Kompositionen und Musikstücke aus der Zeit der jüdischen Emanzipation, des Holocaust und der DP-Camps digitalisieren, speichern und vor dem Vergessen bewahren. Das Original des „jüdisch-deutschen Liederbuchs von 1912“ ist das erste in der „Arche Musica“ veröffentlichte Werk. Alle transliterierten Texte und wissenschaftlichen Informationen werden ab dem 20. September 2022 veröffentlicht und für die musikalische Teilhabe zur Verfügung gestellt.

Das jüdisch‐deutsche Liederbuch von 1912 ist in seiner Art und Konzeption weltweit einzigartig. Der Autor Abraham Zwi Idelsohn (1882–1938) war seiner Zeit weit voraus und schuf es als Sammlung der beliebtesten hebräischen und deutschen Lieder. Er konzipierte es als grundlegendes musikpädagogisches Werk, um es für den Musikunterricht in Kindergärten, Volks- und höheren Schulen in Palästina, Deutschland und in der Diaspora einzusetzen.

Das in der Israelischen Nationalbibliothek von Jerusalem erhaltene Original ist ein herausragender Beleg der gleichberechtigten Verwendung hebräischer und deutscher Musik. Zugleich spiegelt es die Träume der Juden wider, in der deutschen Gesellschaft als gleichberechtigte Bürger angekommen zu sein. Dieser Traum zerplatzte 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Innovativ war Idelsohns Idee, das Liederbuch zweisprachig anzulegen und im hebräischen Teil der Liedsammlung die Notenschrift analog der hebräischen Schrift von rechts nach links zu notieren. Es ist das erste in dieser Art dokumentierte Werk mit enormer Relevanz für die heutige Gesellschaft.

Die Friede Springer Stiftung hat durch ihre Projektfinanzierung einen maßgeblichen Anteil an der Entschlüsselung des Liederbuchs. Die musikwissenschaftliche Bearbeitung der 149 Musikstücke nahm mehr als neun Monate Arbeitszeit in Anspruch. Realisiert wurden die Transliteration der Texte und die Übertragung der Noten maßgeblich durch Dr. Gila Flam, der Direktorin des Musikarchiv der Israelischen Nationalbibliothek. Sie zählt zu den führenden jüdischen Musikwissenschaftlerinnen weltweit. Auf dieser Datenbasis entstand, durch Schott Music, eine komplette Neuausgabe, die allen interessierten Musikerinnen und Musikern, Solisten und Chören die 149 Lieder des „jüdisch-deutschen Liederbuchs“ in moderner Notation präsentiert.

Verantwortlich für die Planung, Koordination, Durchführung und Finanzierung dieser Arbeiten ist das deutsch-israelische Projekt 2025 – Arche Musica unter der Leitung von Thomas und Andreas Spindler (Deutschland) sowie Danny Donner (Israel). Dr. Felix Klein, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, hat die Schirmherrschaft übernommen. Das Projektziel ist eine neue Form der musikalischen Erinnerungskultur.

Mehr zum Projekt: www.arche-musica.org

Foto: Bei der offiziellen Präsentation, v.l.: Bundespräsident a.D. Christian Wulff, Dr. Gila Flam (Direktorin Musikarchiv der Israelischen Nationalbibliothek, Jerusalem), Thomas Spindler (Projektleiter Deutschland – Projekt 2025-Arche Musica), Danny Donner (aus Tel Aviv, Projektleiter Israel – Projekt 2025 Arche Musica), Christian Müller (Projektleiter bei Schott Music Mainz), Foto: Rüdiger Schestag