20 Jahre Pluralität

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Das wegweisende Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 28.02.2002 hat die Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland bekräftigt

Die Grundsatzentscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 28. Februar 2002 bestätigte, dass dem Terminus »Jüdische Gemeinschaft« ein »erweitertes, gewissermaßen ›plurales‹ Verständnis zugrunde [liegt], das alle im Judentum vorhandenen Grundrichtungen einbezieht und das üblicherweise gemeint ist, wenn von ›Jüdischer Gemeinschaft‹ die Rede ist« (Az: BVerwG 7C 7.0).

Vorausgegangen war ein Rechtsstreit zwischen einer Mitgliedsgemeinde der 1997 gegründeten Union progressiver Juden in Deutschland (UpJ) und dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt um finanzielle staatliche Zuwendungen. In einem Staatsvertrag gewährte das Land Sachsen-Anhalt der »Jüdischen Gemeinschaft« bestimmte Leistungen. Diese »Jüdische Gemeinschaft« war nicht näher definiert; die staatlichen Zuwendungen kamen aber lediglich dem orthodox geführten Landesverband zugute. Das Urteil spiegelte die tatsächliche Vielfalt jüdischen Lebens wider und führte zu neuen Modellen der Teilhabe.

»Das wegweisende Urteil bekräftigte, dass Vielfalt einen Mehrwert hat, sagt Irith Michelsohn, Geschäftsführerin der UpJ. »Das deutsche Modell der Einheitsgemeinde soll ohnehin den unterschiedlichen religiösen Richtungen, orthodox und liberal, Raum unter einem gemeinsamen Dach bieten. In Berlin und Frankfurt bestehen beispielsweise gleichberechtigte Rabbinate und mehrere Synagogen und Gottesdienstformen. Wo das nicht geleistet werden kann, haben sich alternative jüdische Gemeinden und Landesverbände gegründet.«

Die Union progressiver Juden in Deutschland K.d.ö.R. ist neben dem Zentralrat der Juden in Deutschland der zweite jüdische Bundesverband mit Körperschaftsrechten. Das liberale Judentum, das vor 250 Jahren in Deutschland seinen Anfang nahm, ist heute die stärkste religiöse jüdische Bewegung weltweit. Die World Union for Progressive Judaism mit Sitz in Jerusalem vertritt über 1,8 Millionen Mitgliedern in über 50 Ländern: egalitär, zeitgemäß und offen für den Dialog.

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Foto: © JKG Bielefeld