Die neuen Fernsehtipps

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Vom 16. bis 31. Januar 2022…

So., 16. Jan · 02:00-02:45 · ARD-alpha
Geheimnisvolle Orte: Am Wannsee

Thema: 80. Jahrestag Wannseekonferenz Es ist viel passiert am Wannsee. Ein Ort zwischen Idylle und Schrecken. Hier spürt man die Zerrissenheit, die Ängste, aber auch die Freuden des 20. Jahrhunderts. Auf der einen Seite das quirlige Strandbad, auf der anderen die Villen der gediegenen Berliner Gesellschaft. Eine idyllische Gegend – und eine Gegend mit viel Geschichte. Es ist viel passiert am Wannsee. Ein Ort zwischen Idylle und Schrecken. Hier spürt man die Zerrissenheit, die Ängste, aber auch die Freuden des 20. Jahrhunderts. Auf der einen Seite das quirlige Strandbad, auf der anderen die Villen der gediegenen Berliner Gesellschaft. In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nisteten sich Nazis in zahlreiche Wannsee-Villen ein. Die Besitzer mussten fliehen, weil sie jüdischer Herkunft waren. Aus der einstigen „Colonie Alsen“, dem Sommersitz reicher Großbürger, wurde ein bedeutender Standort des Sicherheitsdienstes der SS. Im herrschaftlichen Landhaus Oppenheim wurde ein geheimes Institut eingerichtet, um die Ausbeutung Osteuropas vorzubereiten. Im „Haus der Wannseekonferenz“ koordinierten die Nationalsozialisten die Vernichtung der europäischen Juden, während jüdische Kinder und Jugendliche unter Bewachung der SS die Gärten der Umgebung pflegten. Nur ein paar hundert Meter weiter liegt ein Hochbunker, von dem aus im Zweiten Weltkrieg die Berliner Luftverteidigung koordiniert wurde. Nach dem Krieg wurde er zum „Notfallkrankenhaus“ umgebaut. Bis zu 600 Menschen sollten hier einen Atomangriff überleben können. In den Nachkriegsjahren entdeckten amerikanische Soldaten die Vorzüge des Wannsees – und verliebten sich in deutsche Fräuleins. Ursula Buchwitz-Wiebach, die Enkelin des legendären Droschkenkutschers „Eiserner Gustav“, erzählt von einer solchen „unmöglichen Liebesgeschichte“. Peter Zander, der schöne Kindertage im exklusiven „Seglerhaus“ erlebte, erinnert sich an die Ausgrenzung seiner Familie und den schweren Gang ins Exil. Und Peter Rieck berichtet, wie 1948 Luftbrücken-Flugzeuge hier „wasserten“. „Am Wannsee“ führt an Schauplätze, die kaum bekannt sind.

So., 16. Jan · 03:25-03:55 · RBB
rbbKultur – Das Magazin

• 80 Jahre Wannsee-Konferen: Was geschah vor 80 Jahren und was wurde aus den Teilnehmern? Wir begleiten den Historiker Jakob Müller, der im Haus der Wannsee-Konferenz arbeitet. • Buchveröffentlichung: „Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen“ Achim Doerfer geht mit der Deutschen „Erinnerungskultur“ und der deutschen Justiz hart ins Gericht und erinnert an jüdische Widerstandskämpfer.

So., 16. Jan · 05:05-05:15 · PHOENIX
Vilnius – Spurensuche im Jerusalem des Nordens

Wenn man wissen will, wie die Sowjetunion auf dem jüdischen Erbe herumgetrampelt hat, muss man mit Amit Belaite auf Spurensuche gehen. Startpunkt ist der Sportpalast. Es ist eine Reise auf der Suche nach der verlorenen Zeit. „Und dein Vater hatte dich gewarnt?“ – „Und mein Vater hat mich gewarnt: ‚Tritt nicht auf diese Stufen!‘ Und ich habe mich gefragt: Warum?“ Es gibt eine Generation, deren Wissbegier größer ist als der Schmerz. Und es weht ein neuer Wind durch Vilnius: Jetzt werden die Steine gesammelt – und wieder etwas in Ordnung gebracht. Niemand soll mehr auf jüdischen Grabsteinen herumtreten. Vilnius ist eine Stadt der Denkmäler, und pflegt seine Heroen. Manche werden geehrt wie John Lennon, andere nicht erwähnt, obwohl sie oder ihre Ahnen von hier stammen: Man könnte sich fragen, warum Lennon von den Beatles, der nie hier war, so ein Denkmal kriegt, und andere wie Leonard Cohen und Bob Dylan, deren Wurzeln in Litauen liegen, nicht vorkommen. Der Bürgermeister in seinem Büro, hoch über der Stadt, ist schon einen Schritt weiter. Er versucht ständig, Juden aus aller Welt zu einem Besuch in der alten Heimat zu überreden. Wir fragen: „Halb Hollywood stammt doch von hier. Und ihr früherer Kollege Michael Bloomberg – war er schon hier?“ In allem liegt eine Wehmut und Sehnsucht, etwa wenn Amit durch das frühere Ghetto streift und in die Hinterhöfe schaut. Fast alle litauischen Juden starben, umgebracht von SS-Truppen und einheimischen Helfershelfern:“Ich weiß nicht wer hier wohnte, vielleicht Deportierte oder Leute, die umgebracht wurden.“ (Amit Belaite) Die Fotos auf der Hauptstraße des früheren Ghettos wurden zwischen den Ruinen gefunden, Szenen einer besseren Zeit: Man sieht glückliche Menschen – und keiner weiß, ob so ein Leben jemals wieder nach Vilnius zurückkehrt. Die einzige Synagoge, die noch in Gebrauch ist: Es reicht auch ein Gotteshaus, für die kleine jüdische Gemeinschaft. Während der Sowjetzeit überlebt es als Lagerhalle für Arzneien: „Vilnius trug den Beinamen ‚Jerusalem des Nordens‘. Wir waren mal 250.000 Juden, fast jeder zweite Bewohner von Vilnius war Jude und wir hatten mehr als 100 Synagogen. Jetzt sind wir noch 2500 Leute in der Gemeinde. Wenn wir uns heute in der Siemens-Arena mit 10.000 Plätzen versammeln, dann sieht sie immer noch leer aus.“ (Simas Levinas, Vorsitzender der jüdischen religiösen Gemeinde Vilnius) Amit hat für sich einen Weg gefunden, ihre Familie zu vergrößern, die so klein geworden ist: Großvater und Großmutter waren die einzigen Familienmitglieder, die den Holocaust überlebten, so dachte sie jedenfalls. Sie blättert im Familienstammbaum. Dorf findet sie auch die Schwester ihres Großvaters, die, wie sie erst jetzt weiß, erst vor einem Jahr gestorben ist.

So., 16. Jan · 20:15-21:00 · ARD-alpha
November ’38 – Als auch im Westen die Synagogen brannten

Rückblick auf die Judenverfolgung im „Dritten Reich“ aus regionaler Perspektive und insbesondere die Novemberpogrome 1938, die gewalttätigen Ausschreitungen gegen die Juden in Deutschland als Beginn des millionenfachen Mordes. Der Film begibt sich auf eine historische Spurensuche und zeigt die drastischen Veränderungen im jüdischen Alltag nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933, angereichert mit persönlichen Erinnerungen von Zeitzeugen und historischem Filmmaterial.

So., 16. Jan · 22:30-23:00 · ARD-alpha
Zu Besuch im Jüdischen Museum Berlin

Wegen der Pandemie bleibt das Jüdische Museum in Berlin für das Publikum leider geschlossen. Deshalb begeben wir uns für Sie hinter die verschlossenen Tore des beeindruckenden Museumsbaus des berühmten Architekten Daniel Liebeskind. Die neue Museumsdirektorin Hetty Berg führt mit einer Studentin durch die neu gestaltete Sonderausstellung. Im Museum erfahren wir Details zu den Fundamenten des jüdischen Glaubens und der jüdischen Geschichte in Deutschland, sowie über die Vielfalt jüdischen Lebens.

So., 16. Jan · 23:45-00:25 · ARD-alpha
November ’38 – Als auch im Westen die Synagogen brannten

Rückblick auf die Judenverfolgung im „Dritten Reich“ aus regionaler Perspektive und insbesondere die Novemberpogrome 1938, die gewalttätigen Ausschreitungen gegen die Juden in Deutschland als Beginn des millionenfachen Mordes. Der Film begibt sich auf eine historische Spurensuche und zeigt die drastischen Veränderungen im jüdischen Alltag nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933, angereichert mit persönlichen Erinnerungen von Zeitzeugen und historischem Filmmaterial.

Mo., 17. Jan · 00:25-01:10 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Dr. Eva Umlauf – Die Gefühlserbin

Als Eva am 19.12.1942 im slowakischen „Arbeitslager für Juden“ in Nováky geboren wird, herrschen 20 Grad Minus. Das Wasser, das die Hebamme während der Geburt erwärmt, friert binnen kürzester Zeit wieder ein. Dr. Eva Umlauf, geborene Hecht, ist eines der wenigen Kinder, das im Lager geboren wird und später das Vernichtungslager Auschwitz überlebt. Dass sie ihre Geschichte der Nachwelt erzählen kann, gleicht einem Wunder. Vor diesem Hintergrund hat es sich der Bayerische Rundfunk zur Aufgabe gemacht, das Zeugnis von Holocaust-Überlebenden zu dokumentieren und für künftige Generationen zu bewahren. Die Reihe „Zeuge der Zeit“ spürt dem Schicksal von Menschen nach, die als Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene den Terror des NS-Regimes erleiden mussten. Menschen wie Aba Lewit, der lange geschwiegen hat und mit 94 Jahren zum ersten Mal im deutschen Fernsehen Einblick in seine Überlebensstrategien in nationalsozialistischen Konzentrationslagern gewährt. „Ich habe die ganze Zeit nicht damit gerechnet zu überleben“, sagt er rückblickend. „Es war ein Leben auf die Minute. Nicht auf den Tag. Auf die Minute.“ Fishel Rabinowicz schreibt es dem Glück zu, dass er den Holocaust überlebt hat, denn er war unter anderem in Autobahn-Baubrigaden eingeteilt, in denen die Sterblichkeitsraten der Häftlinge besonders hoch waren. „Ich hatte feuerrotes Haar, weshalb mich die Deutschen ‚Rotkopf‘ nannten und mir leichtere Arbeiten als den anderen Gruppenmitgliedern gaben“, erinnert er sich. Erst nach seiner Pensionierung fand Rabinowicz in der Malerei eine Möglichkeit, seine traumatische Lebensgeschichte aufzuarbeiten. Dennoch bleibt er – wie jeder einzelne Überlebende – psychisch von den Erfahrungen des Holocaust gezeichnet. Darüber, wie Verfolgung und Völkermord in der NS-Zeit ihr Leben geprägt haben, berichten außerdem die Zeitzeugen Esther Bejarano, Henry G. Brandt, Ruth Melcer, Mano Höllenreiner, Senek Rosenblum, Abba Naor, Max Volpert, Heinz Kounio und Ernst Grube.

Mo., 17. Jan · 12:45-13:15 · 3sat
Prag, da will ich hin!

Prag im Winter, da kann es schon mal schneien und kalt werden. Wie schön aber, dass die Stadt dann nicht so voller Touristen ist. Das genießt auch Moderatorin Kerstin Gallmeyer. Sie kommt ungehindert vorwärts, wenn sie auf dem berühmten Königsweg durch die Altstadt und über die Karlsbrücke bis hinauf zur Prager Burg läuft oder durch die Josefstadt mit der weltgewandten Pariser Straße streift. Prag ist eine alte Handelsstadt, ein Schnittpunkt der Kulturen – der jüdischen, der Wiener, der Pariser. Vom Mittelalter bis zur Moderne trifft man wie kaum sonst in einer Stadt auf alle historischen Baustile Mitteleuropas. Die Architektur in Prag ist es vor allem, die die Touristen in ihren Bann zieht. Gerade im Winter macht es Spaß, sich in einem der Jugendstil-Cafés aufzuwärmen oder die dekorative Kunst von Alfons Mucha zu bewundern. Abends besucht Kerstin Gallmeyer eine der Prager Bierkneipen: auf den Spuren des braven Soldaten Schwejk kehrt sie in dessen Stammkneipe ein, dem „Gasthaus zum Kelch“.

Di., 18. Jan · 00:05-02:25 · Tele 5
Unbeugsam

Ostpolen, im Zweiten Weltkrieg: Die vier jüdischen Bielski-Brüder Aron (George MacKay), Asael (Jamie Bell), Tuvia (Daniel Craig) und Zus (Liev Schreiber) flüchten in die Wälder, nachdem ihre Eltern von Antisemiten getötet worden sind. Versteckt in der Wildnis formiert sich die Gruppe neu, um Rache zu üben und sich gegen die deutsche Besatzungsmacht zu verteidigen. Im Laufe der Zeit entsteht eine eingeschworene Gemeinschaft aus Geflüchteten, die teils mit sowjetischer Unterstützung ums Überleben, ihre Heimat und die Freiheit kämpfen. Kriegsdrama von Edward Zwick, das auf dem Buch „Defiance: The Bielski Partisans“ der Schriftstellerin und Holocaustüberlebenden Nechama Tec beruht.

Di., 18. Jan · 20:15-21:50 · arte
Die Nazis, die Arbeit und das Geld

Der Dokumentarfilm basiert auf neueren wissenschaftlichen Forschungen der Professoren Adam Tooze von der Columbia University, Richard Overy von der University of Exeter, Frank Bajohr vom Institut für Zeitgeschichte in München und der Privatdozentin Marie-Bénédicte Vincent von der Universität von Angers. Sie zeigen in ihren Forschungen zur NS-Zeit, welch treibende Rolle wirtschaftliche Aspekte für das Familienleben, die Arbeitswelt und die Kriegsführung im Deutschen Reich gespielt haben. Animationen im Stil der Collage-Kunst der 30er Jahre veranschaulichen die außerordentlichen Währungsmanipulationen der Nationalsozialisten. Damit wird der Blick auf einen bisher wenig beachteten Kriegsschauplatz gelenkt, nämlich auf die Fabriken des Deutschen Reichs, auf die Sparbücher der deutschen Familien, die Planungsbüros der Manager und kaum bekannte Protagonisten, die agierten: der Generalfeldmarschall und Staatssekretär in Görings Reichsluftfahrtministerium Erhard Milch (1892-1972) etwa, der die gesamte Luftfahrtindustrie umstrukturierte und bereits 1954 aus der lebenslänglichen Haft entlassen wurde; der NSDAP-Gauleiter von Thüringen Fritz Sauckel (1894-1946), der in seiner Funktion als Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz für die Zwangsarbeit von Millionen von Menschen verantwortlich war und in Nürnberg hingerichtet wurde; oder SS-Mann Herbert Backe (1896-1947), der als Reichsminister und Leiter des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft die rigide kriegswirtschaftlich und rassenideologisch begründete Hungerpolitik in Osteuropa plante und organisierte und sich in Nürnberg durch Suizid der Verantwortung entzog. Der Dokumentarfilm zeigt, wie die Nationalsozialisten ihr rassistisches und antisemitisches Weltbild in allen Bereichen der Großindustrie, der Landwirtschaft und der Finanzwelt implementieren konnten. Sie schufen damit ein abscheuliches, auf Währungsmanipulation, Gewalt, Raub und Völkermord beruhendes Wirtschafts-„Modell“, das nur durch Krieg und Unterdrückung funktionierte und zur Zerstörung Europas führte.

Di., 18. Jan · 23:30-00:30 · arte
Algerien 1943. Der Betrug an den Juden

Algier, im Juni 1940: Während Frankreich kurz vor dem militärischen Aus stand und die Pariser Bevölkerung vor der vorrückenden deutschen Wehrmacht floh, blieb die algerische Hauptstadt von Luftangriffen und deutscher Besatzung verschont. Das von Frankreich beherrschte Algerien schloss sich vom Sommer 1940 bis zum Sommer 1943 mit großer Begeisterung der vom Vichy-Regime unter Marschall Philippe Pétain propagierten „Révolution nationale“ an. Dieses Frankreich sollte General Maxime Weygand repräsentieren, während des deutschen Vormarschs Oberbefehlshaber der französischen Armee, dann Verteidigungsminister unter Pétain. Anfang Oktober 1940 wurde er zum obersten Vertreter der Pétain-Regierung in Nordafrika ernannt. Er sollte die Politik von Vichy umsetzen, angefangen bei der strengen Anwendung des sogenannten „Judenstatuts“, dem in Algerien die Aufhebung des Décret Crémieux vorausging. 1870 hatte dieses Gesetz, benannt nach Adolphe Crémieux, die algerischen „eingeborenen Israeliten“, wie es hieß, zu französischen Staatsbürgern erklärt. Durch die Aufhebung wurden die Juden aus der Armee und von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen: Lehrer, Richter, aber auch Journalisten und Filmschaffende. Neue Gesetze legten Quoten für Ärzte und Rechtsanwälte fest. 3.500 jüdische Beamte wurden entlassen. Auch jüdische Schüler und Studenten waren von erniedrigenden und diskriminierenden Maßnahmen betroffen. Immer wieder wurden Aktionen „zur Säuberung der nationalen Gemeinschaft“ gefordert. Nach der erbarmungslosen Logik, Juden vom gesellschaftlichen Leben auszuschließen, organisierte Algier – genau wie die Vichy-Regierung – die Beschlagnahmung und „Arisierung“ von Unternehmen, Vermögen und Wertgegenständen der Juden. Zudem errichtete die Vichy-Regierung mehrere Konzentrationslager in Algerien. In Bedeau, südlich von Sidi Bel Abbès, wurden die ersten jüdischen Zwangsarbeiter interniert. Nach der Landung der Amerikaner im November 1942 erwarteten viele die Abschaffung des sogenannten „Judenstatuts“, doch dies geschah zunächst nicht. Erst knapp ein Jahr später, im Oktober 1943, annullierte Charles de Gaulle schließlich die Abschaffung des Crémieux-Dekrets. Gegen den hartnäckigen Widerstand seitens der europäischen Bevölkerung, die weiterhin auf ihren Privilegien beharrte.

Mi., 19. Jan · 00:30-01:20 · arte
Jud Süß 2.0 – Vom NS- zum Online-Antisemitismus

Der Antisemitismus ist weltweit auf dem Vormarsch und alltäglicher Judenhass bleibt von erschreckender Aktualität. Als Begleiteffekt der globalen Corona-Pandemie beobachten internationale Recherche- und Monitoring-Stellen, wie (ur)alte antijüdische Feindbilder und Verschwörungsmythen im digitalen Raum recycelt werden. Millionenfach werden antisemitische Inhalte gepostet und auf Video-Plattformen und Social Media geteilt. Antisemitische Memes, mediale Codes und Bilderwelten erreichen damit völlig neue Zielgruppen und wirken tief in den Mainstream hinein. Messenger-Dienste werden zu Resonanzräumen für Hass und Hetze. Immer mehr Anzeichen gibt es, dass judenfeindliche Online-Radikalisierung zu physischer Gewalt wie zum Beispiel dem Anschlag auf die Synagoge von Halle 2019 führen kann. „Jud Süß 2.0“ dokumentiert die visuellen Wurzeln dieses neuen Antisemitismus und wirft dabei den historischen Blick zurück auf die Bildpropaganda des Nationalsozialismus: Wirken Klischees, Stereotype und Narrative von NS-Filmen wie „Jud Süß“, „Die Rothschilds“ oder „Der ewige Jude“ bis ins Heute hinein? Wo finden sich Kontinuitäten der Filmsprache dieser bis heute nicht freigegebenen NS-Propagandawerke zu Inhalten auf rechten Plattformen oder in Wahlkampagnen rechtsextremer Politiker? Extremismus-Forscherinnen, internationale Historiker und Online-Aktivistinnen decodieren diese alten und neuen Stereotype, geben Einblick in den geschichtlichen Kontext in Frankreich und Deutschland und folgen den Spuren der judenfeindlichen Verschwörungserzählungen, die so direkt an alte Feindbilder aus Joseph Goebbels‘ Propagandaministerium anzuknüpfen scheinen.
Bild oben: © Blueprint Film/ALAVA, Verschiedene antisemitische Objekte aus dem Arthur Langerman Archiv in Berlin

Do., 20. Jan · 00:45-01:30 · ZDF
Krieg und Holocaust – Der deutsche Abgrund, Saat der Gewalt 1918-1922

Am Anfang steht die Verheißung von alter Größe und neuer Ordnung, am Ende millionenfacher Mord. Was dazwischen liegt, ist eine Warnung der Geschichte. Der verlorene Erste Weltkrieg – die Gebietsverluste und Entschädigungen an die Sieger – enttäuschen und verbittern viele Deutsche. Diese Stimmung machen sich radikale Hetzer zunutze. Die Macher des Versailler Vertrages belasten die junge deutsche Demokratie mit einer schweren Hypothek, wie der US-Jurist und Autor James Whitman feststellt: „Sie haben ein Umfeld geschaffen, das den Aufstieg von Kreaturen wie Hitler ermöglicht hat.“ Hass und Rachegelüste schwelen in den Köpfen vieler Deutscher. Das Aufeinanderprallen rechter und linker politischer Überzeugungen macht die Weimarer Republik zum Pulverfass. In den Juden, die nur ein Prozent der Bevölkerung ausmachen, meinen viele Deutsche die Ursache aller Übel auszumachen: Sittenverfall, Kommunismus, wirtschaftliche Not. Der Spielfilm „Stadt ohne Juden“ von 1922 – erst vor Kurzem wiederentdeckt – erscheint wie ein Menetekel: Er schildert lange vor Hitlers Aufstieg, wie ein rechter Populist eine Stadt dazu aufhetzt, ihre jüdische Bevölkerung zu vertreiben. Eine Schreckensvision, die dem Verfasser der Romanvorlage das Leben kostet: Er wird von einem NSDAP-Anhänger erschossen. Als in Italien die Faschisten 1922 mit Brutalität und Intrige die Macht erobern, nimmt sich ein bis dahin kaum bekannter Agitator namens Adolf Hitler – eine verkrachte und gescheiterte Existenz – den faschistischen Anführer Benito Mussolini zum Vorbild. Hitlers Ziel: die Macht in Deutschland zu erringen. Mit der zehnteiligen Doku-Reihe „Krieg und Holocaust – Der deutsche Abgrund“ setzt ZDFinfo einen filmischen Akzent gegen das Vergessen. Das Projekt erzählt aus internationaler Perspektive vom Aufstieg und Untergang des Nationalsozialismus und untersucht die Ursachen für den von Deutschen begangenen Zivilisationsbruch, der aus einer krisenhaften Demokratie in Krieg und Völkermord führt. Seltene, zum Teil neu entdeckte Film- und Fotoaufnahmen sowie 40 hochkarätige Experten wie Richard J. Evans, Mary Fulbrook, Peter Longerich, Moshe Zimmermann, Alexandra Richie und Götz Aly ermöglichen einen umfassenden Blick auf die Geschichte zwischen 1918 und 1948. Auf der Grundlage neuester Forschungsergebnisse steht neben den Motiven der Täter auch die Verantwortung eines erheblichen Teils der damaligen deutschen Bevölkerung im Fokus der Reihe. Was hat den Aufstieg der Nazis begünstigt, was den Weg zum Völkermord an den Juden ermöglicht?

Do., 20. Jan · 03:00-03:45 · ZDF
Krieg und Holocaust – Der deutsche Abgrund, Rassisten an der Macht 1933-1934

Kaum im Amt, lässt Reichskanzler Adolf Hitler seine Maske fallen und erstickt jede Opposition im Keim. In weniger als zwei Jahren macht er aus Deutschland eine Diktatur. Auffallend ist dabei: Hitler geht scheinbar legal vor, schafft für seine Maßnahmen Verordnungen und Gesetze. In scheinbar freien Wahlen und Volksabstimmungen sichert er sich Rückhalt, um zu signalisieren, dass die Deutschen hinter ihm stünden. Nach dem Reichstagsbrand 1933 unterschreibt Reichspräsident Hindenburg eine Verordnung, die die Meinungs- und Versammlungsfreiheit außer Kraft setzt. Die braunen Machthaber achten stets darauf, dass sie nur auf angebliche Bedrohungen der Gesellschaft reagieren, wie etwa bei der brutalen Unterdrückung der Kommunisten. Der Historiker Moshe Zimmermann ordnet ein: „Man muss betonen, dass die Nazipropaganda aufgrund der damaligen Mentalität Erfolg hatte. Sie beschwor eine ernsthafte Bedrohung durch den Kommunismus herauf, was auf breite Zustimmung in der Gesellschaft stieß.“ Die Machtübernahme wäre jedoch nicht möglich gewesen ohne Terror. Die ersten Konzentrationslager für politische Gegner werden eingerichtet – nicht etwa heimlich, sondern flankiert von großen Berichten in Zeitungen und Zeitschriften. Die Deutschen wissen davon. Da es zunächst nur die politischen Gegner und Minderheiten betrifft, stimmen die meisten schweigend zu. Doch wer, wie der jüdische Anwalt Ludwig Marum, in die Fänge der Nazis gelangt, bezahlt oft mit seinem Leben. Der Sozialdemokrat wird 1934 im KZ Kislau erdrosselt. Seine Familie flieht ins Ausland.

Do., 20. Jan · 03:45-04:30 · ZDF
Krieg und Holocaust – Der deutsche Abgrund, Jeder kann es sehen 1935-1938

Hitlers offensiv judenfeindliche Politik wird von Millionen Deutschen unterstützt. Vor aller Augen und unverhohlen werden Juden diskriminiert, entrechtet und verfolgt. Der zunehmende Rassismus und Antisemitismus in Deutschland führt zu Protesten im Ausland. Doch die Regierungen tun sich schwer damit, Maßnahmen gegen Hitlers Reich zu beschließen. In den Pogromen vom 9. November 1938 eskaliert die Gewalt gegen Juden in Deutschland. Im Oktober 1934 sitzt Hitlers Regime fest im Sattel – zum Entsetzen ausländischer Beobachter. Der amerikanische Soziologe Theodore Abel will herausfinden, was die Anhänger der NSDAP motiviert hat, und sammelt 700 Biografien von Parteimitgliedern. Sie enthüllen: Viele lassen tief sitzenden Judenhass erkennen. In den Rassengesetzen der USA sehen die Nazis einen willkommenen Vorwand für ihre eigenen „Nürnberger Gesetze“. Mit Ausgrenzung, Entrechtung und Gewalt beginnt schon in den 1930er-Jahren das, was heute als größtes Verbrechen der Menschheitsgeschichte gilt. Seltene Farb- und Schwarz-Weiß-Filme erzählen die tragische Geschichte des Bremer Schildermachers Walter Hachenburg, Sohn eines Juden, der sich ganz als deutscher Patriot begreift. Während er der Illusion nachhängt, von Hitlers Judenhass nicht betroffen zu sein, wird in Breslau der jüdische Lehrer Willy Cohn aus dem Staatsdienst entlassen. Wie viele deutsche Juden zu der Zeit überlegt auch Cohn, auszuwandern. Doch auch im Ausland, selbst in Amerika, sind Juden und Jüdinnen nicht willkommen. Cohn und ein Teil seiner Familie werden schließlich deportiert und ermordet, Hachenburg überlebt das KZ als gebrochener Mann.

Do., 20. Jan · 06:00-06:45 · PHOENIX
KL Dachau- Im Lager

Mehr als 200.000 Menschen aus ganz Europa waren im KZ Dachau inhaftiert, mindestens 41.500 von ihnen starben unter den Haftbedingungen oder wurden ermordet. Der Teil Im Lager behandelt die zwölf Bestandsjahre aus Sicht der Gefangenen des Systems. Über ihre Tagebucheinträge kommen die KZ-Häftlinge praktisch selbst zu Wort. Ein fränkischer Rechtsberater und eine Berliner Sekretärin, beide jüdischer Abstammung, ein Münchner Kommunist, ein slowenischer Kriegsgefangener, ein österreichischer Dissident und ein polnischer Priester. Sechs individuelle Biografien berichten über Leid, Mut, Rivalitäten und Solidarität im Lageralltag. 2020 jährt sich die Befreiung des KZs Dachau durch die US-Armee zum 75. Mal. In zwei Teilen aus unterschiedlichen Perspektiven wird in „KL Dachau“ in filmisch noch nie da gewesener Detailtiefe die Bestandszeit jenes Lagers nacherzählt, das länger existierte als jedes andere KZ, und das als Blaupause diente für alle anderen Konzentrationslager im Dritten Reich. In „Das System“ wird beschrieben, wie das KL Dachau zur „Schule“ wurde für die späteren SS-Kommandanten von Vernichtungslagern wie Auschwitz, und welche Mechanismen das Funktionieren der Mordmaschine sicherstellten, bevor sie Anfang 1945 im völligen Chaos zusammenbrach. „KL Dachau“ ist eine zweiteilige historische TV-Dokumentation über das KZ Dachau, die aus unterschiedlichen Perspektiven die Lagerzeit von März 1933 bis Ende April 1945 nacherzählt.

Do., 20. Jan · 09:30-10:00 · ARD-alpha
Glauben – was heißt das? ach so! fragen – forschen – verstehen: Glauben – was heißt das?

In dieser Folge von „ach so!“ erforscht Adan den Glauben der Menschen, ihr Bedürfnis, nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Er begegnet dabei einem jüdischen Rabbiner, christlichen Mönchen und einem muslimischen Jungen. Adan stellt fest, dass der Glaube den Menschen hilft sich zu orientieren und Werte festzulegen. Aber er erfährt auch, dass die Menschen sich wegen ihres Glaubens streiten und sich sogar bekriegen. Durch ein Spiel wird ihm klar, dass dies auf „Blindheit“ und mangelnde Gesprächsbereitschaft zurückzuführen ist. Und deshalb fasst er zusammen: „Der eine glaubt dies, der andere das und nur seines – und in Wirklichkeit ist alles doch nur eines!“

Fr., 21. Jan · 03:15-04:00 · PHOENIX
Amerikas neue Nazis

Gruppierungen weißer Nationalisten in den USA haben nach den Demos in Charlottesville im Juli 2017 an Stärke gewonnen: Sie unterwandern das US-Militär und planen terroristische Anschläge. Das Massaker in der Tree-of-Life-Synagoge im Oktober 2018 in Pittsburgh geschah im Dunstkreis der neuen rechten Bewegungen in den USA. Der Attentäter Robert Bowers wird in der Szene weißer Nationalisten als Held gefeiert. Die extremste Organisation der rechten Szene in den USA nennt sich „Atomwaffen Division“. Diese Gruppe hängt der Naziideologie an und predigt Hass auf Minderheiten, Schwule und Juden. Sie ruft zu Gewalttaten von Einzelkämpfern auf – solche wie bei dem Attentat in Pittsburgh. Die Ideologie der „Atomwaffen Division“ basiert einem Insider zufolge auf Schriften des Neonazis James Mason. Der hat in den 1980er-Jahren einen Rundbrief mit dem Titel „Siege“, also „Belagerung“, veröffentlicht. Mason gilt als letzter in einer langen Reihe von Nazi-Anführern, die ihre Rolle vom Gründer der amerikanischen Nazipartei, George Lincoln Rockwell, übernommen haben. Der hatte sich an Adolf Hitler orientiert. George Lincoln Rockwell war Veteran des Zweiten Weltkrieges. Genauso wie Richard Butler, der Gründer der „Aryan Nations“. Die US-amerikanische Historikerin Kathleen Belew, die zur Bewegung der weißen Nationalisten in den USA forscht, sieht einen Zusammenhang: „In der amerikanischen Geschichte gibt es immer eine Beziehung zwischen den Folgen eines Krieges und aufständischer Gewalt weißer Nationalisten. Nationalistischer Eifer und populistische Bewegungen treten typischerweise nach einem Krieg auf.“ Auch der „Grand Dragon“ des Ku-Klux-Klans, Louis Beam, war Vietnamkriegsveteran, der Bombenleger von Oklahoma City, Timothy McVeigh, Golfkriegsveteran. „Veteranen und aktiv dienende Soldaten in diesen Bewegungen machen zwar nur einen kleinen, statistisch nicht relevanten, Anteil aller Veteranen aus“, sagt Belew. „Innerhalb der Bewegung spielen ehemalige Soldaten aber eine wichtige Rolle für die Schulung im Waffengebrauch und für die Ausprägung einer paramilitärischen Mentalität.“ Und so wie Veteranen maßgeblich an der Gründung rechter Gruppierungen beteiligt sind, wird in jüngster Zeit umgekehrt das Militär infiltriert mit Anhängern dieser Bewegungen. Der ehemalige Kongressabgeordnete und jetzige Generalstaatsanwalt von Minnesota, Keith Ellison, sagt: „Für die ist das wohl eine strategische Initiative, dass sie ihre Leute ins Militär schicken.“ Die Bedrohung durch Unterwanderung des US-Militärs scheint ernst zu sein: Erst im Februar 2019 macht ein rechtsradikaler Offizier der US-Küstenwache Schlagzeilen, der Anschläge auf Demokraten und Journalisten geplant haben soll. Ermittler entdeckten in seinem Haus ein riesiges Waffenarsenal.

Sa., 22. Jan · 18:45-18:50 · MDR
Glaubwürdig: Lutz Balzer

Als er Mitte der 80er Jahre per Anhalter durch die Ostblockstaaten reiste, fotografierte Lutz Balzer auch jüdische Friedhöfe und Synagogen – bzw. das, was davon übrig war. Die Relikte der in der DDR langsam aussterbenden Religion zogen ihn an und berührten ihn. Dass seine Familie jüdisch ist, war ihm als Kind bewusst, doch religiös aufgewachsen ist er nicht. Als Jugendlicher fand er dann über die Texte jiddischer Lieder einen Zugang zur jüdischen Kultur und Religion. Jahrzehnte später wurden Spuren jüdischen Lebens in Erfurt wieder „ausgegraben“ – wie die Mikwe und die Alte Synagoge – und Lutz Balzer ist mit dem Misrach-Quartett so etwas wie ein Botschafter jüdischer Kultur in seiner Stadt. Einmal im Monat gestaltet er die Rundfunksendung „Radio Schalom“ und er ist in der jüdischen Landesgemeinde Thüringen aktiv. Lutz Balzer ist es wichtig, dass es nicht nur Denkmäler in Erfurt gibt, sondern lebendiges jüdisches Leben.

Sa., 22. Jan · 19:20-20:00 · 3sat
Schwarze Musiker und weiße Musik – Wie rassistisch ist die Klassik?

Schwarze Dirigenten wie Kevin John Edusei sind die absolute Ausnahme in der Klassikszene. Woran liegt das, wo doch viele andere Musikgenres ohne People of Colour gar nicht denkbar sind? Die klassische Musikszene gibt sich gern weltoffen und divers. Und auf den ersten Blick scheint es nur wenige Orte zu geben, an denen Menschen verschiedener Nationalität und Hautfarbe so harmonisch zusammenwirken wie in einem Sinfonieorchester oder Opernensemble. Der zweite Blick aber zeigt, dass hier eine Farbe fehlt. Gibt es deshalb so wenige Schwarze Dirigenten und Instrumentalisten, weil die Barrieren zu hoch sind? Sind Vorbilder aus anderen Bereichen zu mächtig? Oder liegt es an einem strukturellen Rassismus, der Schwarzen Musikerinnen und Musikern die „hohe klassische Kunst“ nicht zutraut – ein Rassismus, der vielen in der Branche vielleicht gar nicht bewusst ist? Sheku Kanneh-Mason ist als schwarzer Cello-Star absolut solitär in der Szene. Doch auch er hat in seiner noch jungen Karriere schon versteckte rassistische Anfeindungen erlebt. Auch der Dirigent Kevin John Edusei erfährt regelmäßig Rassismus: Ein „Obama für München“, titelte die Presse, als er 2014 Chef der Münchner Symphoniker wurde – für ihn eine rassistische Stigmatisierung, und zwar noch eine der harmloseren Art. Immer wieder, so erzählt er, werde er aufgrund seiner Hautfarbe als Reinigungskraft angesprochen. Stardirigent Christian Thielemann würde sich deutlich mehr Diversität in den Orchestern wünschen. Wie weit der Weg dahin sein kann, weiß die Geigerin Midori Seiler nur zu gut. Denn auch Musiker asiatischer Herkunft waren und sind immer noch rassistischen Vorurteilen ausgesetzt. Dennoch kann heute kein Orchester mehr auf sie verzichten. Diesen Weg haben Schwarze Musiker noch vor sich – so wie der 22-jährige Flötist Matthew Higham, Er ist der einzige Schwarze Musiker im hr-Sinfonieorchester. Auch er erlebt immer wieder rassistische Diskriminierung und beklagt das Fehlen von Vorbildern, die bei jungen Schwarzen ein Interesse für klassische Musik wecken könnten. Schwarze Musiker, davon ist Higham überzeugt, könnten der Klassikbranche ganz neue Impulse geben.

Sa., 22. Jan · 20:15-21:45 · ARD-alpha
Das Geheimarchiv im Warschauer Ghetto

Es ist eine der bemerkenswertesten und bislang unerzählten Geschichten des Holocaust: Der junge couragierte Historiker Emanuel Ringelblum initiierte und leitete im Warschauer Ghetto ein Untergrundarchiv. Dort wurden Tagebücher und Fotos, NS-Verordnungen und jiddische Poesie gesammelte und vergraben, um der Nachwelt ein authentisches Zeugnis zu geben vom Leben im Ghetto und den Verbrechen der NS-Besatzer. Seit 1999 ist das Ghettoarchiv Weltdokumentenerbe der UNESCO. „Wer schreibt unsere Geschichte? Wie können wir sicherstellen, dass unsere Erlebnisse, unsere Traditionen, unser Leid durch unsere eigenen Zeugnisse und nicht nur aus der menschenverachtenden Perspektive der Nazis überliefert werden?“ Getrieben von diesen Fragen und Motiven haben Emanuel Ringelblum und seine rund 60 Mitstreiter über Jahre hinweg ein Geheimarchiv betrieben und gefüllt. Zeitzeugenberichte und Kinderzeichnungen, Lebensmittelkarten und Plakate aus jüdischen Theatern, Zeugnisse des religiösen Lebens und die Benennung konkreter Verbrechen, sowohl von Deutschen als auch von Polen und Juden – das Archiv sollte ein möglichst breites und ungefiltertes Bild des dem Untergang geweihten Lebens im Ghetto widerspiegeln. Emanuel Ringelblum promovierte 1927 über die Geschichte der Warschauer Juden im Mittelalter. Er begann im Oktober 1939 mit der Organisation eines konspirativen Netzwerks. Seine Mitstreiter, die die verschiedensten politischen und kulturellen Richtungen repräsentierten, begannen in ihren jeweiligen Kreisen zu sammeln. Über die Arbeit im Archiv hinaus waren die Mitglieder der Gruppe auch in Hauskomitees, bei der Organisation von Suppenküchen und in anderen Selbsthilfeorganisationen aktiv, die das Überleben im Ghetto sichern sollten. „Oneg Shabbat“, „Freude am Shabbat“, war der Tarnname der Gruppe, die bis auf drei Mitstreiter im Zuge der Räumung des Ghettos ermordet wurden. So auch Emanuel Ringelblum, der im März 1944 zusammen mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn von Deutschen erschossen wurde. Eine der Überlebenden ist Rachel Auerbach, aus deren Perspektive der Film erzählt wird. Sie machte sich nach Kriegsende auf die Suche nach den verborgenen Kisten im zerstörten Warschau. Im September 1946 wurden zehn Blechkisten mit 1208 Archivalien tief unter den Trümmern eines Hauses wiedergefunden. Im Dezember 1950 konnten zwei große Milchkannen mit weiteren 484 Archivalien geborgen werden, andere Teile des Archivs blieben unauffindbar. Heute wird die Sammlung „Oneg Shabbat“ im Jüdischen Historischen Institut in Warschau aufbewahrt, sie umfasst etwa 25.000 Seiten. Der Film von Roberta Grossman erzählt von der Entstehung des Untergrundarchivs und von der ersten Begegnung zwischen Rachel Auerbach und Emanuel Ringelblum, über die Weiterentwicklung des „Oneg Shabbat“ bis zur Räumung des Ghettos und dem Auffinden der vergrabenen Dokumente nach dem Krieg. Mit aufwendigen Spielszenen, zeithistorischen Aufnahmen, renommierten internationalen Experten und vielfältigen Auszügen aus den überlieferten Tagebüchern werden das alltägliche Leiden im Ghetto, der Hunger, die Verzweiflung – und die leidenschaftliche gemeinsame Arbeit an einer eigenen, jüdischen Überlieferung veranschaulicht.

Sa., 22. Jan · 22:30-23:30 · 3sat
Dance around the world – Tel Aviv

„Dance around the world – Tel Aviv“ führt zu den angesagtesten, zu den besten Tanzkompanien der Welt – den modernen und den klassischen – und taucht ein in die pulsierende Szene vor Ort. Hochkultur modern, emotional und unterhaltsam: „Dance around the world – Tel Aviv“ hat den charmanten Charakter eines getanzten Roadmovies: Es vermittelt den Flair der Orte, an denen die Tänzer*innen sowie Choreograf*innen leben und wirken. Getanzt wird nicht nur auf der Bühne oder im Probenraum, sondern auch an ungewöhnlichen Orten: in der Natur, am Strand, auf der Straße. Der Tänzer Eric Gauthier führt als Host zu den Hotspots und den Stars der internationalen Tanzszene. Er stellt Trends vor, gewährt exklusive Blicke hinter die Kulissen, aber auch intime Einsichten in die emotionale Welt der Tänzer*innen und Choreograf*innen, die oftmals ihr ganzes Leben ihrer Leidenschaft „Tanz“ widmen. Eric Gauthier ist selbst Teil der internationalen Tanzszene – Stuttgarter Publikumsliebling, Choreograf und einer der profiliertesten und leidenschaftlichsten Tanzvermittler Deutschlands. Seine sehr persönliche, humorvolle Art der Tanzvermittlung kommt an. Ehrensache daher, dass er sich nicht aufs Gespräch allein beschränkt, sondern mit seinen Interviewpartner*innen immer wieder auch tanzt, trainiert – und lacht. Für „Dance around the world – Tel Aviv“ besucht Eric Gauthier die aufregendsten Kultur-Locations in der inoffiziellen israelischen Hauptstadt und trifft dort Ohad Naharin. Der legendäre „Godfather of Israeli Dance“ und Hauschoreograf der weltberühmten „Batsheva Dance Company“ erklärt und demonstriert seine revolutionäre Gaga-Methode. Auf dem Land besucht Eric Gauthier Noa Wertheim und Adi Sha’al, die Gründer der Tanzkompanie Vertigo, in ihrem „Eco-Art Village“, das sich ganz der künstlerischen und ökologischen Nachhaltigkeit verschrieben hat. Die „Kibbutz Dance Company“ wiederum ist tatsächlich als Tanz-Kibbutz organisiert, in dem die Mitglieder leben und arbeiten. Trotz des Mottos „Dance Like Nobody’s Watching“ konnte das Filmlteam sie mit der Kamera beobachten.

So., 23. Jan · 21:15-22:00 · ARD-alpha
Zeugin der Zeit: Charlotte Knobloch

„Jeder, der überlebt hat, hat eine Geschichte, die man einfach nicht glauben kann“, sagt Dr. h.c. Charlotte Knobloch in diesem Zeitzeugeninterview. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland überlebte den Holocaust, weil die katholische Bäuerin Zenzi Hummel sie als ihr uneheliches Kind ausgegeben und auf ihrem Bauernhof versteckt hat. Am 29. Oktober 1932 erblickt Charlotte Neuland das Licht der Welt. Sie wird in eine düstere Zeit geboren: Nur drei Monate nach der ihrer Geburt kommt Adolf Hitler an die Macht. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten beginnen Jahre maximaler Menschenverachtung gegenüber andersgläubigen, vermeintlich „andersartigen“ und als lebensunwert gebrandmarkten Menschen. Boykotte gegen jüdische Geschäfte und Berufsverbote für Juden, auch für Charlottes Vater, den etablierten Münchner Rechtsanwalt Siegfried „Fritz“ Neuland, sind nur der Anfang. Im Laufe der Zeit wird das Leben für jüdische Menschen immer bedrohlicher. Mit den „Nürnberger Gesetzen“ von 1935 werden Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden zunächst angeprangert und dann illegal. Charlottes Mutter, Margarethe Neuland, verlässt die Familie. Sie war einst zum Judentum konvertiert und hält dem Druck der Gestapo nicht stand. Charlottes Großmutter, Albertine Neuland, wird zur wichtigsten Bezugsperson des Mädchens. In der Nacht von 9. auf den 10. November 1938 wird die Sechsjährige Zeugin der Novemberpogrome: Jüdische Geschäfte werden vor ihren Augen zerstört und geplündert, Menschen geschlagen, misshandelt und abgeführt. Als von München aus im Jahre 1941 die ersten Deportationen in die Konzentrationslager beginnen, bringt Siegfried „Fritz“ Neuland seine Tochter zur tiefreligiösen katholischen Bäuerin Kreszentia Hummel in Mittelfranken. Ihr hat Charlotte Neuland ihr Überleben zu verdanken. In diesem Interviewfilm nimmt Charlotte Knobloch die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in ihre persönliche Vergangenheit voller Angst, Diskriminierungserfahrungen und Verluste. Charlotte Knobloch hat diese Erfahrungen wirkungsvoll verwandelt: Als eine der wichtigsten Persönlichkeiten jüdischen Lebens im deutschsprachigen Raum hat sie ihr Leben dem Kampf für Frieden, Gleichberechtigung und Demokratie gewidmet.

So., 23. Jan · 22:50-23:40 · MDR
Auschwitz – Gedenkstätte in Gefahr

Die Gedenkstätte des KZ Auschwitz und Auschwitz-Birkenau erinnert seit über 70 Jahren an den Massenmord an Juden, Roma und Sinti durch die Nationalsozialisten. Der historische Zustand des Vernichtungslagers soll erhalten bleiben und stellt Restauratoren und Museumsmitarbeiter vor große Herausforderungen. Nicht nur in rein praktischer Hinsicht. Auch emotional ist die Arbeit am und im größten Vernichtungslager der Nationalsozialisten kaum vergleichbar mit der herkömmlichen Arbeit als Restaurator. Der niederländische Filmemacher Manfred van Eijk hat zusammen mit seinem Kameramann Chris Blokhuis über viele Jahre eine Gruppe überwiegend junger Restauratoren in Auschwitz begleitet. Sensibel beobachtend folgen sie den Menschen, die sich mit der Arbeit im Konzentrationslager täglich ganz großen Fragen stellen müssen. Wie konserviert man menschliches Haar? Soll man es konservieren? Wie erhält man Dokumente aus brüchigem Papier? Und was ist mit den unzähligen persönlichen Gegenständen, die einst Frauen, Männern, Kindern gehörten und die heute so zerbrechlich sind, dass sie beinahe zu Staub zerfallen. Welchen Raum gibt man der Zeit und was trotzt man ihr ab für die Nachwelt? Abgesehen davon müssen Gebäude, Baracken und Ruinen gesichert und vor witterungsbedingten Zusammenbrüchen geschützt werden. Auch dies ein schwieriges Unterfangen, da der Erhalt der teilweise gesprengten Ruinen sehr schwierig ist. „Auschwitz – Gedenkstätte in Gefahr“ ist ein bewegender Film, der nachdenklich macht.

Mo., 24. Jan · 00:05-01:48 · Das Erste (ARD)
Die Frau in Gold

Maria Altmann (Helen Mirren) führt ein zufriedenes Leben in Los Angeles. Doch die Erinnerungen an die Vergangenheit haben sie nie losgelassen: Als Tochter der jüdischen Unternehmerfamilie Bloch-Bauer war sie vor dem Zweiten Weltkrieg in Wien zu Hause, bevor sie vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen musste. Viele Jahrzehnte später erfährt die alte Dame, dass sie die rechtmäßige Erbin mehrerer Werke des österreichischen Malers Gustav Klimt ist. Darunter befindet sich Klimts Porträt ihrer geliebten Tante Adele Bloch-Bauer, das zu den bedeutendsten Werken der Wiener Secession zählt. Die Kunstwerke, damals von den Nazis geraubt, sind mittlerweile im Besitz der Republik Österreich. Die „Goldene Adele“ wird dort als österreichische Mona Lisa verehrt – Marias Ansinnen nach Rückgabe des millionenschweren Kunstschatzes stößt dementsprechend auf wenig Begeisterung. Deshalb schätzt sie ihre Forderung zunächst als hoffnungsloses Unterfangen ein. Zögern lässt sie auch ihr Schwur, niemals wieder nach Österreich zurückzukehren. So ist die tatkräftige Unterstützung des unerfahrenen Anwalts Randy Schoenberg (Ryan Reynolds), eines Enkels Arnold Schönbergs, und des Wieners Journalisten Hubertus Czernin (Daniel Brühl) nötig, damit die Erbin nach Wien fliegt und sich mit Entschlossenheit der Herausforderung stellt, einen juristischen Machtkampf um das wertvolle Familienerbe auszutragen. Diese Reise wird Marias Leben abermals verändern. Erinnerungen sind unbezahlbar: Der Film des britischen Regisseurs Simon Curtis basiert auf wahren Ereignissen, die zu einem David-gegen-Goliath-Duell verdichtet werden. Ein Kampf für persönliche Gerechtigkeit, ein Plädoyer gegen das Vergessen und ein historischer Skandal: „Die Frau in Gold“, benannt nach dem weltberühmten Jugendstilgemälde von Gustav Klimt, beschreibt die emotionale Achterbahnfahrt eines mehrere Jahre dauernden Rechtstreits, der bis zum Obersten Gerichtshof der USA führte. Dabei brilliert Oscar-Preisträgerin Helen Mirren als elegante alte Dame mit unbeugsamem Willen. Ihre männlichen Kollegen Ryan Reynolds und Daniel Brühl geben ihr die nötige Rückendeckung.

Mo., 24. Jan · 00:50-02:30 · SWR
Verleugnung

Deborah Lipstadt (Rachel Weisz), Professorin für Jüdische Zeitgeschichte an der Emory University in Atlanta, sieht sich mit einem brisanten Gerichtsverfahren konfrontiert: In einer ihrer Publikationen bezichtigte sie den britischen Historiker David Irving (Timothy Spall) der Lüge, weil sich dieser vehement weigert, den im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten verübten Holocaust als geschichtliche Tatsache anzuerkennen. Irving kontert diese Provokation auf seine Weise: Er verklagt Lipstadt wegen Rufschädigung und beschwört einen Verleumdungsprozess herauf, bei dem die Angeklagte nach britischem Strafrecht dazu verpflichtet ist, ihre Sicht der Dinge unter Beweis zu stellen. Für die amerikanische Professorin bedeutet dies im Klartext, dass sie die historische Nachweisbarkeit der Judenvernichtung faktisch belegen muss. Unter dem Druck der Beweislast engagiert Lipstadt ein erfahrenes Verteidigerteam, angeführt von dem undurchschaubaren, aber mit allen Wassern gewaschenen Anwalt Richard Rampton (Tom Wilkinson), dessen eigenwillige Herangehensweise an den diffizilen Fall bei seiner Auftraggeberin nicht immer auf Gegenliebe stößt. Rampton und seine Kollegen versuchen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, Irvings Hauptargumente außer Kraft zu setzen, während das unliebsame Justizspektakel eine kontrovers diskutierte Eigendynamik entwickelt. Vier Jahre, von 1996 bis 2000, dauerte der Verleumdungsprozess, den der britische Historiker und Holocaustleugner David Irving gegen die amerikanische Professorin Deborah E. Lipstadt angezettelt hatte. Heraus kam ein denkwürdiger Sieg für Meinungsfreiheit und Gerechtigkeit kontra Geschichtsfälschung und Fanatismus. Regisseur Mick Jackson und der preisgekrönte Drehbuchautor und Dramatiker David Hare machten aus dem brisanten Fall hochkarätiges, engagiertes Schauspielkino, bei dem die Hauptdarsteller Rachel Weisz, Timothy Spall und Tom Wilkinson mit herausragenden Leistungen glänzen.

Mo., 24. Jan · 01:50-03:23 · Das Erste (ARD)
Elser

Georg Elser hätte beinahe die Welt verändert: 1939 wagt er einen Bombenanschlag auf Adolf Hitler, der nur knapp misslingt. Beim Versuch, in die Schweiz zu fliehen, wird Elser festgenommen. Es folgen tagelange Verhöre und schwere Folter. Nach fünf Jahren Haft in den KZs Sachsenhausen und Dachau wird Elser hingerichtet. In Rückblenden behandelt der Film das frühere Leben Elsers, seine Liebe zu Elsa, seine Sprachlosigkeit angesichts der Verhaftung seines Freundes und der öffentlichen Demütigung einer Frau, die mit einem Juden eine Beziehung hat. Die Einsicht, dass er etwas tun muss. Minuziös plant Elser den Anschlag auf die NS-Führung. 1932: Georg Elser ist Schreiner und lebt in Konstanz ein unbeschwertes Leben. Um den Vater beim Betrieb des Bauernhofs zu unterstützen, muss er in sein Heimatdorf Königsbronn zurückkehren. Hier spitzt sich die politische Lage merklich zu. Die Meldepflicht wird verschärft und die Bewohner sind bereit, sich gegenseitig zu denunzieren. In der Dorfkneipe kommt es zu Prügeleien zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten. An einem solchen Abend lernt er die schöne Elsa kennen. Die beiden verlieben sich sofort ineinander. Elsa ist jedoch mit dem Säufer Erich verheiratet, der sie schlägt und vergewaltigt. Heimlich treffen sie sich und planen ein gemeinsames Leben. Doch dazu kommt es nicht … Die politischen Ereignisse überschlagen sich und lassen kaum mehr Raum für die Träume von privatem Glück. Elsers Freund Schurr, Mitglied der KPD, wird von den Nazis verhaftet und zum Zwangsarbeiter gemacht. Auf dem Dorfplatz wird Lore öffentlich dafür gedemütigt, einen Juden zum Freund zu haben. Dem Nationalsozialismus kann man sich im Dorf bald nicht mehr entziehen und Elser wird immer klarer, dass er etwas tun muss. Und zwar etwas Radikales. Er baut einen Sprengsatz, den er im Münchner Bürgerbräukeller platziert und der während einer Rede Hitlers explodieren soll. Leider ist Hitlers Rede an diesem Abend kürzer als gewöhnlich und die Bombe verfehlt ihn um einige Minuten. Am 8. November 1939 wird Elser an der Grenze zur Schweiz wegen des Besitzes verdächtiger Gegenstände festgenommen. Als man bei ihm eine Karte des Anschlagsortes und Sprengzünder findet, wird er dem Chef der Kripo im Reichssicherheitshauptamt, Arthur Nebe, und dem Gestapochef Heinrich Müller zum Verhör überstellt. Von ihnen erfährt Elser, dass sein Vorhaben gescheitert ist – dass der Mann, den er töten wollte, den Bürgerbräukeller 13 Minuten vor der Explosion verlassen hat. Tagelang wird Elser von Nebe und Müller verhört, tagelang hält er ihren Fragen stand. Bis er schließlich gesteht und die Geschichte seiner Tat schildert. Er wird gefoltert, weil Nebe und Müller ihm nicht glauben, dass er seine Tat ganz allein beging. Nach den Verhören kommt er in die Konzentrationslager Sachsenhausen und Dachau, wo Georg Elser schließlich auf Befehl Hitlers am 9. April 1945 ermordet wird – nur wenige Tage vor Ende des Krieges.

Mo., 24. Jan · 20:15-22:00 · ZDF
Die Wannseekonferenz

Am 20. Januar 1942 treffen sich in einer Villa in Berlin-Wannsee führende Vertreter des NS-Regimes zu einer Besprechung, die als Wannsee-Konferenz in die Geschichte eingeht. Ausschließliches Thema der Besprechung ist die von den Nationalsozialisten so genannte „Endlösung der Judenfrage“: die Organisation des systematischen, millionenfachen Massenmordes an den Juden Europas. 15 führende Vertreter der SS, der NSDAP sowie der Ministerialbürokratie kommen am Mittag des 20. Januar 1942 in einer Villa am Großen Wannsee in Berlin zusammen. Eingeladen hat Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des SD, zu einer „Besprechung mit anschließendem Frühstück“. In der etwa 90 Minuten dauernden Besprechung wird der millionenfache Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas geplant und organisiert. Der Film „Die Wannseekonferenz“ folgt dem von Adolf Eichmann verfassten Besprechungsprotokoll, von dem nur ein Exemplar erhalten ist und das als Schlüsseldokument der Judenvernichtung gilt.

Mo., 24. Jan · 22:00-22:45 · ZDF
80 Jahre Wannsee-Konferenz: Die Wannseekonferenz – Die Dokumentation

Die Dokumentation von Jörg Müllner beleuchtet im Anschluss an den Fernsehfilm, wie es zum millionenfachen Morden kam und welche Rolle die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 dabei hatte. Es war die wohl mörderischste Konferenz in der Geschichte der Menschheit, das Thema: Planungen zur Ermordung von elf Millionen Juden in Europa. Die Teilnehmer waren keine Psychopathen, sondern gebildete Männer, aus SS, Polizei, Verwaltung und Ministerien. Das Sitzungsprotokoll ist von zentraler Bedeutung. Es zeigt, wie offen in der Teilnehmerrunde über den geplanten Mord an Millionen Juden in Europa gesprochen wurde. Die Einladung zur Besprechung am Wannsee kam von Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamtes im Berliner Prinz-Albrecht-Palais, der zentralen Verfolgungs- und Vernichtungsbehörde des NS-Regimes. Heydrich kam es bei der Konferenz am Wannsee darauf an, sich mit allen Teilnehmern über die technische Umsetzung des mörderischen Rassenwahns zu verständigen und dabei den Machtanspruch der SS zu demonstrieren. Der Massenmord an Millionen Menschen hatte indes längst begonnen: Der Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen im Herbst 1939 war begleitet von Exzessen an der polnischen Bevölkerung. Sie bildeten den Auftakt für die systematische Ermordung der Juden in Polen und der Sowjetunion ab 1941. Auch für die Juden im „Reich“ verschärften sich die Lebensbedingungen. Diskriminierung, Entrechtung, Verfolgung gehörten seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 zum leidvollen Alltag, auch für die 1921 geborene Berlinerin Margot Friedländer. In der Dokumentation schildert sie ihr Schicksal: 1938 versuchte Margot Friedländers Mutter, Papiere für eine Auswanderung zu bekommen, doch ohne Erfolg. Mitte September 1941 traf Hitler die Entscheidung, alle Juden aus Deutschland in Richtung Osten zu deportieren. Zwar hatte es zuvor bereits Transporte gegeben, doch stellte Hitlers Befehl eine weitere Eskalationsstufe im mörderischen Entscheidungsprozess dar. Über Deportation und Mord sprachen die 15 Männer in der Villa am Großen Wannsee am 20. Januar 1942 – in millionenfacher Dimension. Die Zielvorgabe: Elf Millionen Juden in Europa sollten vernichtet werden. Im von Deutschen besetzten Polen wurden von der SS Vernichtungslager errichtet; Belzec war das erste davon. Als sich am frühen Nachmittag des 20. Januar 1942 die Besprechung am Wannsee auflöste, zeigte sich Reinhard Heydrich zufrieden: Die Teilnehmer hatten seine „Führungsrolle“ akzeptiert und ihm ihre Zusammenarbeit zugesichert. Für die 21-jährige Margot Friedländer, die unweit der Villa am Wannsee seit 1940 Zwangsarbeit leistete, begann ein neues, leidvolles Kapitel. 1943 versuchten sie und ihr jüngerer Bruder Ralph, zu fliehen. Als Ralph verhaftet wurde, stellte sich die Mutter freiwillig der Gestapo und wurde mit ihrem Sohn nach Auschwitz deportiert. Beide wurden dort ermordet. Margot tauchte unter, versteckte sich monatelang vor der Gestapo, bis sie 1944 festgenommen und ins Ghetto Theresienstadt gebracht wurde. Sie überlebte als einziges Familienmitglied den Holocaust. Für die Dokumentation ist Margot Friedländer in die Villa am Wannsee gekommen, wo vor 80 Jahren jene Konferenz stattfand, die auch für sie schicksalhaft wurde. Heute ist das Haus eine Gedenk- und Bildungsstätte. Dort wird an die beispiellose Sitzung am 20. Januar 1942 erinnert, bei der der Mord an elf Millionen Menschen besprochen wurde. In der Dokumentation kommen neben Margot Friedländer auch Historiker und Historikerinnen wie Barbara Schieb, Prof. Peter Klein (Touro College Berlin, Fakultät Holocaust Studies) und Prof. Götz Aly zu Wort, die den Rassenwahn in NS-Deutschland und den Holocaust untersucht und in zahlreichen Publikationen dargestellt und analysiert haben. Neben der Dokumentation ist in der ZDFmediathek von Donnerstag, 20. Januar 2022, 10.00 Uhr an, eine Vielzahl vertiefender Onlineangebote verfügbar: acht Beiträge, die einzelne Themen des Films erklären und einordnen, präsentiert von Mirko Drotschmann, der als „MrWissen2goGeschichte“ bekannt ist. Für die YouTube-Kanäle „Terra X“ sowie „MrWissen2goGeschichte“ werden weitere Videos produziert, die sich mit der Wannsee-Konferenz beschäftigen.

Mo., 24. Jan · 22:25-23:45 · 3sat
Liebe war es nie

Der Dokumentarfilm handelt von der tragischen Liebesgeschichte zwischen der jungen Jüdin Helena Citron, Häftling in Auschwitz, und dem österreichischen SS-Offizier Franz Wunsch. Es war eine verbotene Beziehung, die das Leben beider täglich in Gefahr brachte. Rund 30 Jahre nachdem sich der Lebensweg der beiden am Tor in Auschwitz trennte, sehen sie sich im Wiener Gerichtssaal wieder – Helena als Zeugin, Franz als Angeklagter. Redaktionshinweis: „Liebe war es nie“ ist der erste von insgesamt sieben Dokumentarfilmen, Dokumentationen und Spielfilmen, mit denen 3sat anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktags am 27. Januar an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Den Abschluss macht am Sonntag, 29. Januar, um 23.00 Uhr der Spielfilm „Die Verleugnung“ von Mick Jackson.

Mo., 24. Jan · 23:35-00:20 · Das Erste (ARD)
Folterkeller im Wohnquartier

Anfang 1933: Die frisch an die Macht gekommenen Nationalsozialisten überziehen Deutschland fast unmittelbar mit einer beispiellosen Terrorwelle. Politische Gegner verschwinden ohne Prozess, auf unbestimmte Zeit, in Folterkellern, die schnell zu einer frühen Form von Konzentrationslagern werden. Die Radio-Bremen-Dokumentation zeigt, wie Tausende solcher Terrorzentralen entstehen im ganzen Reich, oft mitten in Wohnquartieren, vor aller Augen. Die Schreie der Gefolterten wehen zu den Wohnungen der Anwohner hinüber. Am 5. Juli 1933 holten ein SA-Mann und ein Polizist den Einzelwarenhändler Albert Ortheiler aus seinem Geschäft in der Bochumer Innenstadt. Angeblich hatte er Waren an Kommunisten verkauft. Im Keller der Hegelschule schlugen SA-Männer Albert Ortheiler tot. Sechs Menschen sind allein in diesem Bochumer Keller ermordet worden. In Bremen gerieten die vier Söhne der Familie Bücking ins Visier, weil sie politische Gegner der Nazis waren. Drei der Söhne gerieten in die erste Terrorwelle der Nationalsozialisten und verschwanden in Folterkellern und frühen KZ, einer der Bücking-Söhne wurde nach Berlin verschleppt, wo sich schon früh über hundert Folterkeller etabliert hatten. „Das war auch Teil der damaligen Strategie und Taktik, dass der frühe nationalsozialistische Terror vor allen Augen stattfinden sollte“, sagt die Historikerin Irene von Götz. Sie hat die Berliner Folterkeller akribisch recherchiert. Auch in Sachsen ist die Geschichte des frühen Naziterrors gut erforscht, allein in diesem Bundesland gab es 112 Folterkeller und frühe KZ. Eines davon: Die Burg Hohnstein in der Sächsischen Schweiz. Zwischen März 1933 und August 1934 wurden 5.600 Menschen dorthin verschleppt und gefoltert, etwa 40 von ihnen begingen Selbstmord oder wurden ermordet. Und doch gab es Widerstand gegen die Misshandlungen, wenn auch nur von wenigen. Ausgerechnet Polizisten, Juristen und Gefängniswärter widersetzten sich in dieser Phase frühen Terrors den brutalen Maßnahmen und konnten sogar kleine Erfolge erzielen, auch wenn sie letztendlich am System nichts ändern konnten. Die Erinnerung an diese frühen Lager wurde überdeckt von den Verbrechen in den riesigen Vernichtungslagern im Osten. Doch will man wissen, wie der Rechtstaat ausgehebelt wurde, muss die Geschichte der frühen Lager in den Fokus rücken. Auch wegen der zahlreichen Opfer, die in den Lagern ihr Leben ließen oder physisch und psychisch gebrochen wurden. Albert Ortheiler war der erste jüdische Bürger Bochums, der von den neuen Machthabern ermordet wurde. Doch noch geriet er nicht als Jude in die Mühle der Vernichtung, sondern als vermeintlicher Gegner des Nationalsozialismus. Die frühen Lager waren Lager der politischen Rache, ihre Zeit ging bis etwa 1935/36. Bis dahin war der Widerstand gegen die Nazis weitgehend gebrochen und der Terror suchte sich neue Opfer.

Di., 25. Jan · 00:55-02:15 · ZDF
Lebenszeichen – Jüdischsein in Berlin

Zwei Generationen nach dem Holocaust mögen die Erinnerungen daran zu verblassen beginnen, aber in kleinen, scheinbar banalen Momenten des täglichen Lebens sind sie noch spürbar. „Lebenszeichen“ ist ein vielstimmiges Porträt der deutschen Hauptstadt und seiner jüdischen Geschichte. Regisseurin Alexa Karolinski hat Familienmitglieder, Freunde, Historiker und zufällige Bekannte befragt und ist im heutigen Berlin auf Spurensuche gegangen. Sie folgt den vielgestaltigen Lebenszeichen, Ritualen und Gewohnheiten, um festzuhalten, wie persönliche Erinnerung und kollektive Geschichte, vererbtes Trauma und gelebte Gegenwart zusammenwirken. Nach „Oma & Bella“ (2012), Karolinskis berührendem Doppelporträt von ihrer Großmutter und deren bester Freundin, ist „Lebenszeichen – Jüdischsein in Berlin“ der zweite Teil einer Trilogie über jüdisches Leben in Deutschland, die das Gestern als notwendige Bedingung für das Heute versteht. „Lebenszeichen“ ist nicht nur eine intime Selbst- und Familienerkundung, sondern auch ein vielstimmiges Porträt der deutschen Hauptstadt und seiner jüdischen Geschichte. Die ruhige Erzählung und assoziative Struktur des Films sind dabei eine Einladung an die Zuschauerinnen und Zuschauer, den ganz eigenen Lebenszeichen nachzuspüren.

Di., 25. Jan · 07:50-08:25 · WDR
Planet Schule: Respekt! Rassistisch – Ich doch nicht… Was Weißsein ausmacht

Viele weiße Menschen sehen ihr Weißsein gar nicht. Nicht-weiße Menschen dagegen erleben täglich, dass sie als „anders“ wahrgenommen und diskriminiert werden. Wie passt das zusammen? Ist die angebliche Farbenblindheit weißer Menschen ein Trick, um unbewussten Rassismus zu verschleiern? Rassismus in Deutschland galt lange als kleines Nischen-Problem. Und viele – weiße – Menschen denken, dass die Hautfarbe eines Menschen hierzulande gar keine Rolle spielt. Dabei ignorieren sie, dass ihr Weißsein mit großen Privilegien verbunden ist. Sie blenden die verbreitete rassistische Diskriminierung nicht-weißer Personen aus und merken nicht, dass sie selbst sich oft unbewusst rassistisch verhalten. Respekt-Moderatorin Christina Wolf fragt sich, wie ihr Weißsein ihre Weltsicht prägt. Wie privilegiert ist sie, wie weiß ist ihr Denken und was macht das mit ihrem Verhalten? Im öffentlichen Leben herrscht meist Weiß-Sein vor. Ob im Fernsehen, in der Politik oder in der Kirche. Gott, Jesus und Maria werden meistens als Weiße dargestellt. Über die Folgen von weißem Denken – Alltags-Diskriminierung in Schule, Job, Öffentlichkeit – spricht Christina Wolf mit dem schwarzen Musikjournalisten Malcolm Ohanwe, der auf Twitter zum Nachdenken übers Weißsein auffordert. Und mit dem weißen Ex-Polizisten Thomas Müller, der gegen rassistisches Denken bei aktiven Polizisten ankämpft.

Di., 25. Jan · 20:14-21:44 · arte
Gegen das Vergessen: Zum Gedenktag der Befreiung von Auschwitz

Sie brachen auf, um nie wieder zurückzukehren. Die letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs waren voller Hoffnung und gleichzeitig Gipfel schrecklichen Terrors. Heute ist der Ausgang des Krieges bekannt. Doch für die Nazis und die KZ-Gefangenen blieb das Ende bis zur Befreiung ungewiss. In den letzten Wochen des Krieges, bedroht durch die vorrückenden Truppen der Roten Armee, zerstörten die Nazis Konzentrationslager, belastendes Beweismaterial und ermordeten auf grausame Weise die noch lebenden Gefangenen. Sie wurden bei Minusgraden, völlig entkräftet, auf Todesmärsche Richtung Westen geschickt. Wer stehen blieb, wurde erschossen. Die Todesmärsche trieben die Opferzahlen des Genozids drastisch in die Höhe. Auch im KZ Mauthausen wurde ab Januar, am Vorabend des Einmarsches der amerikanischen Einheiten, das Lager von kompromittierendem Beweismaterial geräumt. Tausende Dokumente und Fotos wurden verbrannt. Gefangene schmuggelten 20.000 Negative aus dem Lager. Die geretteten Bilder legen noch heute Zeugnis ab. Sie ermöglichten in den Nürnberger Prozessen, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Hinzu kommen die Stimmen der Überlebenden, die erzählen, was sie durchgemacht haben. Bilder und Aussagen, die sich für immer ins Gedächtnis einbrennen. Die Zeit nimmt ihren Lauf, die Stimmen der Überlebenden verstummen. Was bleibt, ist eine Momentaufnahme, überliefert in Bildern und Zeitzeugenaussagen. Sie werden auch in Zukunft noch sprechen und daran erinnern, niemals zu vergessen. Derzeit ist Antisemitismus weltweit auf dem Vormarsch. Seit dem Ausbruch der globalen Corona-Pandemie steigt auch die Zahl judenfeindlicher Inhalte in Internet und Social Media. Es ist nun an der gegenwärtigen Generation, aktiv zu verhindern, dass sich die Ereignisse wiederholen.

Di., 25. Jan · 20:15-21:45 · arte
Vernichtung im Laufschritt: Todesmärsche 1944/45

Als die Rote Armee in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs immer weiter nach Westen vorrückte, räumten die Nazis die frontnahen Konzentrationslager. Von Sommer 1944 bis Frühjahr 1945 zwangen sie hunderttausende Deportierte zu oft wochenlangen Todesmärschen durch Deutschland und Österreich. Viele Häftlinge starben an Erschöpfung oder wurden von den Wachmannschaften, aber auch von Zivilisten ermordet, an denen sie vorbeimarschieren mussten. Die unglaubliche Brutalität dieser Todesmärsche zeugt von der allgemeinen Verrohung, die im untergehenden Dritten Reich um sich gegriffen hatte. Im Grunde stellten die Todesmärsche die Fortsetzung der von den Nazis in den Konzentrationslagern verfolgten Vernichtungsstrategie dar. Angesichts des sowjetischen Vormarschs lösten sie die Lager auf und versuchten, die Spuren der Vernichtungsanlagen zu beseitigen. Damit verloren die Deutschen die Kontrolle über die geplanten Massentötungen und griffen auch vor dem Hintergrund des Zusammenbruchs des Regimes und des Vorrückens der Alliierten auf andere Methoden zurück. Die Todesmärsche waren bisher eines der am wenigsten bekannten Kapitel der Geschichte des Dritten Reichs. Ursache hierfür ist der über lange Zeit eingeschränkte Zugang zu Informationen über die Identität der Täter sowie der von hunderttausenden Häftlingen aus den Konzentrationslagern, Gefängnissen und Arbeitslagern, die die Nazis in den letzten Monaten des Dritten Reichs auf ihrem Rückzug räumten. Heute können viele bislang ungeklärte Fragen dank jüngster Erkenntnisse der Geschichtsforschung sowie mithilfe der im Laufe der Jahrzehnte zusammengetragenen Zeitzeugenberichte von jüdischen und anderen Überlebenden beantwortet werden.

Di., 25. Jan · 20:15-21:00 · ZDF
Ganz normale Männer – Der „vergessene Holocaust“

75 Jahre nach dem Ende des Hauptverfahrens des Nürnberger Prozesses wirft die Dokumentation einen Blick auf ein weiteres Verfahren, das Geschichte schrieb. Der Einsatzgruppenprozess von Nürnberg gilt als größter Mordprozess der Geschichte gegen Angehörige von vier Todes-Kommandos aus Sicherheitspolizei und SD (dem Sicherheitsdienst der SS). Während des Zweiten Weltkrieges wurden sechs Millionen Juden ermordet. Vier Millionen starben in den Vernichtungslagern, doch wurden zwei Millionen Menschen bei systematischen Massenerschießungen getötet. Die Täter standen ihren Opfern von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Sie schossen auf Männer, Frauen, Kinder – Tag für Tag, gehorsam und beflissen, als sei es normale Arbeit. Zehntausende Deutsche gehörten den mobilen Kommandos der Einsatzgruppen und Polizeibataillone an. Wer waren diese Männer, wie konnten sie solche Morde verüben? Was berichteten die wenigen Überlebenden, wie konnten sie dem Massensterben entkommen und mit der grausamen Erfahrung weiterleben? Autor Manfred Oldenburg zeichnet anhand von schriftlichen Überlieferungen, Originaldokumenten, Filmaufnahmen und Fotos sowie szenischen Rekonstruktionen den Weg eines der Mordbataillone nach. Historiker und Sozialpsychologen nehmen dazu Stellung. Benjamin Ferencz, inzwischen 101 Jahre alt, spielt eine zentrale Rolle in dem Film. Der amerikanische Top-Jurist schrieb Weltgeschichte, war in Nürnberg Chefankläger gegen führende Mitglieder der sogenannten Einsatzgruppen. Ein aktuelles, ausführliches Interview mit dem Jura-Professor bildet einen Leitfaden für den Film.

Di., 25. Jan · 22:10-22:55 · MDR
Die Versteigerer – Profiteure des Holocaust

Neue Aktenfunde machen es möglich, das schrecklichste Kapitel der deutschen Geschichte aus einer vollkommen neuen Perspektive zu erzählen. Mit der Akribie eines deutschen Beamten hat der Versteigerer Hans Klemm in Leipzig jeden Verkauf ehemals jüdischen Eigentums zwischen 1933 und 1944 dokumentiert. In unzähligen Listen sind die von den ausreisenden und deportierten Juden zurückgelassenen Gegenstände erfasst: Betten und Schränke, Tische und Stühle, Bettwäsche, Kleidung, Musikinstrumente und Spielzeug. Jeder Gegenstand wird geschätzt und dann versteigert. Als Auftraggeber fungieren damals die Geheime Staatspolizei oder die Oberfinanzdirektion, die das Geld zugunsten der Reichskasse einziehen. Doch auch der Versteigerer selbst erzielt gewaltige Gewinne. 10 Prozent des Versteigerungserlöses stehen ihm zu. Die Gewinne von Hans Klemm steigen in der NS-Zeit von etwa 10.000 auf über 100.000 Reichsmark pro Jahr. Die Aktenfunde rund um den Leipziger Versteigerer Klemm waren für die beiden Filmemacher Jan N. Lorenzen und Michael Schönherr der Anlass, sich auf eine Reise durch Deutschland zu begeben. In mühseliger Recherche haben sie festgestellt: Überall, in jeder Stadt und in jedem kleinen Dorf, in dem Juden gelebt haben, sind deren Habseligkeiten meist unmittelbar nach deren Deportation unter den Hammer gekommen und dies wurde genau dokumentiert: Im mecklenburgischen Stavenhagen z.B. kümmert sich der Bürgermeister persönlich um den Verkauf der Hühner und Kaninchen des „Juden Jacobssohn.“ In Schwerin leuchtet Elektromeister Max Kuhlmann den Verkaufsraum aus. In Lörrach bannt ein Polizeifotograf auf Zelluloid, wie im Ort eine Art Schlußverkaufsstimmung entsteht, als die Gegenstände und Möbel der deportierten Juden direkt in den Innenhöfen der Häuser versteigert werden. Und in Düsseldorf freut sich die Stadtverwaltung, dass mit dem „frei Werden“ der jüdischen Wohnungen nunmehr bombengeschädigten „Volksgenossen“ ein Ersatz für ihre verbrannten Sachen geboten werden kann. Mit der Zerstörung deutscher Städte im Bombenkrieg steigt der Bedarf an Einrichtungsgegenständen ins Unermessliche. Die Möbel der deutschen Juden reichen nicht mehr aus. Ab 1942 werden auch die Wohnungen der französischen und holländischen Juden geplündert, die Möbel von Spediteuren nach Deutschland gebracht: Im niedersächsischen Delmenhorst müssen extra Arbeitskräfte angeworben werden, um den Verkauf zu bewältigen. Unzählige Zeitungsannoncen künden deutschlandweit von dem makabren Geschäft. Deutlich wird: geheim sind diese Vorgänge nicht. Oft werben die Anzeigen offen mit „Judensachen“, oder Möbeln aus „nichtarischem Besitz“. Jeder, der kaufte, wusste, die Deportierten kommen nicht zurück! Die Filmemacher haben unveröffentlichtes Filmmaterial gefunden und mit Zeitzeugen gesprochen, die in ihren Kellern Möbel oder andere Gegenstände aus ehemals jüdischem Besitz bewahren. Auf der Basis dieser Recherche lässt sich die Geschichte der „Judenmöbel“ erzählen: Wer hat sie bekommen? Wer hat sich an ihnen bereichert? Und wo finden sich Dinge bis heute?

Di., 25. Jan · 22:55-00:35 · 3sat
Die Unsichtbaren

Berlin 1943: Das Naziregime hat die Reichshauptstadt offiziell für „judenrein“ erklärt. Doch einigen Juden gelingt tatsächlich das Undenkbare: Sie werden unsichtbar für die Behörden. Oft sind es Glück und jugendliche Unbekümmertheit, die sie vor dem gefürchteten Zugriff der Gestapo bewahren. Nur wenige Vertraute wissen von ihrer wahren Identität. Da ist Cioma Schönhaus, der Pässe fälscht und so das Leben Dutzender Verfolgter zu retten versucht. Die junge Hanni Lévy blondiert sich die Haare, um als scheinbare Arierin unerkannt über den Ku’damm spazieren zu können. Eugen Friede verteilt nachts im Widerstand Flugblätter. Tagsüber versteckt er sich in der Uniform der Hitlerjugend und im Schoß einer deutschen Familie. Und schließlich ist da noch Ruth Gumpel, die, als Kriegswitwe getarnt, NS-Offizieren Schwarzmarkt-Delikatessen serviert. Sie alle kämpfen für ein Leben in Freiheit, ohne wirklich frei zu sein. „Die Unsichtbaren“ schildert ein weitgehend unbekanntes Kapitel des jüdischen Widerstands während der Zeit des Nationalsozialismus. Das Drehbuch basiert auf Interviews, die Regisseur Claus Räfle und seine Ko-Autorin Alejandra López mit Zeitzeugen geführt haben. Einfühlsam, beklemmend und erstaunlich humorvoll verweben sie die Spielhandlung mit Interview-Ausschnitten und Archivaufnahmen zu einem dichten, emotional bewegenden Ensembledrama.

Mi., 26. Jan · 01:05-02:15 · arte
Vier Schwestern

Aus dem jüdischen Ghetto in Łódź sind zahlreiche Dokumente, Tagebuchaufzeichnungen und sogar einige Fotos erhalten, aber nur wenige Aussagen von Überlebenden. Umso bedeutender sind die Erzählungen von Paula Biren, die damals der weiblichen Ghettopolizei angehörte und das Geschehen scharf beobachtete und klug einzuordnen wusste. In Polen gab es Hunderte Ghettos, von denen das in Lodz am längsten bestand. Es wurde mit harter Hand von Mordechai Chaim Rumkowski geführt. Der Leiter des Judenrates, von den Bewohnern auch „König Chaim“ genannt, war überzeugt, dass er einen Teil der Juden retten könnte, indem er sie zu unverzichtbaren Arbeitskräften für die Deutschen machte.

Mi., 26. Jan · 20:15-21:45 · 3sat
Die Aufseherin – Der Fall Johanna Langefeld

Der Dokumentarfilm „Die Aufseherin“ erforscht die Hintergründe der Geschichte von Johanna Langefeld, Oberaufseherin der größten Konzentrationslager für Frauen in Ravensbrück und Auschwitz. Mithilfe von Archivmaterial und Aussagen von Zeitzeugen nähern sich die beiden Dokumentarfilmer aus Deutschland und Polen, Gerburg Rohde-Dahl und Wladek Jurkow, einer hochrangigen Nazi-Täterin, die gleichzeitig das Leben einzelner Gefangenen gerettet hat. Johanna Langefeld entzog sich in Krakau ihrem Prozess gegen Naziverbrecher, indem sie am 23. Dezember 1946 mithilfe ihrer ehemaligen Gefangenen aus dem Gefängnis Montelupich in Krakau flüchtete. Danach hielt sie sich elf Jahre lang in Polen versteckt. Sie lebte bis 1974 unbehelligt in Bayern. Ein rätselhafter und irritierender Vorgang, der jahrzehntelang geheim gehalten wurde, um sowohl die ehemalige SS-Oberaufseherin wie auch ihre ehemaligen polnischen Gefangenen vor strafrechtlicher Verfolgung zu schützen. Die Filmemacher sprachen mit polnischen Überlebenden aus dem KZ Ravensbrück. Unter den mörderischen Bedingungen von Folter und Tod erschien vielen von ihnen Johanna Langefeld als ein noch menschlicher Charakter. Zeugenaussagen in früheren Prozessen bestätigen, dass Johanna Langefeld keine Sadistin war. Andere Dokumente bezeugen jedoch: Sie war eine überzeugte Nationalsozialistin und Antisemitin. Sie ordnete harte Strafen an und führte die Selektionen in die Gaskammern von Ravensbrück und Auschwitz durch. Der Dokumentarfilm „Die Aufseherin“ erweitert den Blick auf die deutsch-polnische Geschichte aus beiden Perspektiven.

Mi., 26. Jan · 22:00-22:45 · BR Nord
Bayerns Klöster unter dem Hakenkreuz

Am 13. Januar 1941 rief ein Geheimerlass der NS-Führung zum „Klostersturm“ auf. Rund 300 Abteien im gesamten Reich fielen dem NS-Vernichtungskampf gegen geistliche Orden und ihre Einrichtungen zum Opfer. In Bayern waren rund 30 Klöster betroffen. In der Dokumentation „Bayerns Klöster unter dem Hakenkreuz“ wird am Beispiel von drei Abteien erzählt, mit welchen Repressalien und Übergriffen die Ordensgeistlichen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges zu kämpfen hatten. Das fränkische Kloster Münsterschwarzach, das niederbayerische Kloster Metten und das Kloster Irsee im Allgäu stehen beispielhaft für die Repressalien und Übergriffe – bis hin zur Klosteraufhebung – mit denen die Ordensgeistlichen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges zu kämpfen hatten. Die Klosteraufhebungen zielten zum einen gegen das Mönchswesen an sich, das gemäß der nationalsozialistischen Ideologie als schädlich für den deutschen „Volkskörper“ angesehen wurde. So galten Ordensleute, die im Zölibat lebten, den Nazis als „unnütze Blindgänger“. Am Beispiel des fränkischen Klosters Münsterschwarzach, das am 9. Mai 1941 durch Würzburger Gestapo-Beamte aufgehoben wurde, lässt sich der Kampf um die Hoheit in der Abtei anhand eines bislang kaum bekannten Quellen-Schatzes minutiös rekonstruieren. Heimlich aufgenommene Fotos, Dokumente und Feldpostbriefe zeigen, wie Gestapo-Beamte vorgingen. Zunächst versuchte man unter fadenscheinigen Gründen dem Konvent eine regimefeindliche Haltung nachzuweisen. Vorab drapierte „Beweise“ in Form von regimekritischen Schriften sollten den NS-Klostersturm legitimieren. Doch die Gestapo hatte nicht mit dem Mut der Bevölkerung gerechnet und deren enge Verbundenheit mit „ihren“ Benediktinern. Ohne Furcht vor möglichen Folgen gingen einige Hundert Bauern, Mägde, Knechte und Hausfrauen auf die Straße und bauten sich schützend vor der Abtei auf. Zwei Tage dauerte der Kampf um das Kloster Münsterschwarzach, bis die Staatsgewalt mit einem Großaufgebot anrückte. Das Kloster wurde konfisziert, der Abt und seine Patres ins Exil geschickt. Rund 50 Laienbrüder sollten die Klosterökonomie weiterführen, überwacht von einem staatlichen Verwalter. Dieser verfügte sogleich, die Brüder hätten sich von ihrem Zölibats-Eid zu lösen und schnellstmöglich zu heiraten und Familien zu gründen. Doch die Mönche dachten gar nicht daran, sich den katholischen Glauben nehmen zu lassen. Auch im niederbayerischen Kloster Metten, 766 an der Donau gegründet, hielt man nichts von Staatstreue inmitten eines Unrechtssystems, wie es die NS-Herrschaft darstellte. So begab sich der couragierte Abt Corbinian Hofmeister bereits kurz nach der Machtergreifung Hitlers 1933 in den politischen Untergrund. Bei getarnten Reisen nach Rom zum Vatikan unterstützte er die Putschpläne der militärischen Opposition gegen Hitler. Diese sahen vor: Mithilfe von Papst Pius XII. einen Separatfrieden mit den Alliierten zu erwirken. Voraussetzung für diesen Frieden war die Ermordung des Massenmörders Adolf Hitler. Das dritte Kloster, das in der Dokumentation genauer in Augenschein genommen wird, war zwar bereits eine staatliche Einrichtung – das im 19. Jahrhundert säkularisierte Kloster Irsee im Allgäu. Dort lebten noch 22 Nonnen vom Augsburger Orden der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul. Als Krankenpflegerinnen in der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee dienstverpflichtet, wurden die Nonnen dazu angehalten am staatlichen Euthanasieprogramm mitzuwirken. Original-Filmaufnahmen aus der Zeit, Tagebücher, Zeugenaussagen, Fotos und viele Original-Dokumente belegen, wie die Nonnen versuchten, sich dem Ordensgebot des Gehorsams heimlich zu widersetzen, um ihre Schützlinge vor dem Gas-, Hunger- oder Gifttod zu retten.

Mi., 26. Jan · 22:15-23:00 · WDR
Schattenkrieger – der Neonazi-Geheimbund Hammerskins

Die Doku deckt auf, welche Gefahr von den „Hammerskins“ ausgeht – einem rechtsextremen Netzwerk, das im verborgenen agiert und oft fatal unterschätzt wird. Sie glauben an die „Vorherrschaft der weißen Rasse“, trainieren für einen angeblich bevorstehenden Umsturz am „Tag X“ und haben Verbindungen ins Umfeld rechtsextremer Terroristen. Die „Hammerskins“ sind eine der einflussreichsten und ältesten rechtsextremen Gruppierungen in Deutschland. Ob beim lukrativen Rechtsrock oder bei rechtsextremen Kampfsport-Events – führende „Hammerkins“ haben an vielen Stellen ihre Finger im Spiel. Trotzdem ist noch immer wenig über sie bekannt. Recherchen des MDR und des WDR-Magazins MONITOR zeigen: Die „Hammerskins“ sind eine Art Geheimbund, bleiben gerne unter dem Radar und ziehen im Hintergrund die Fäden. Sie verstehen sich als Eliteorganisation, sind weltweit vernetzt und organisiert wie ein Rockerclub: Abschottung nach außen, Hierarchien nach innen. Es gibt kaum Aussteiger – wer einmal dabei ist, bleibt dabei oder schweigt anschließend. Umso außergewöhnlicher sind die Einblicke ins Innere des Neonazi-Geheimbundes, die die Dokumentation liefert. Unter großem Risiko verdeckt gedrehte Aufnahmen von wichtigen Veranstaltungen, Auszüge aus internen Foren, Fotos von geheimen Treffen, konspirativen Konzerten und sogar Schießtrainings zeigen, wie aktiv und gewaltaffin die „Hammerskins“ sind. Die Recherchen zeigen auch: Immer wieder gab es rechtsextreme Morde und Gewalttaten, bei denen die Täter aus dem Hammerskin-Spektrum stammen. Sogar bei Terroranschlägen spielten Mitglieder der Hammerskins eine Rolle. Auch den Sicherheitsbehörden ist das aufgefallen. Trotzdem scheinen sie oft tatenlos zuzusehen. Halten Sie sich bewusst zurück? Auffällig ist: Mehrere Hammerskins wurden in der Vergangenheit als V-Leute enttarnt. Konsequenzen – wie etwa ein Verbot – hat es nie gegeben. Dabei ist der Geheimbund umtriebig wie eh und je.

Mi., 26. Jan · 22:15-23:00 · RBB
Stalin und die Deutschen

Kaum ein anderer Politiker des 20. Jahrhunderts hat so nachhaltigen Einfluss auf Deutschland ausgeübt wie Stalin. Heute ist weitgehend in Vergessenheit geraten, wie sehr er die Nachkriegsentwicklung im geteilten Deutschland geprägt hat und wie kultisch ihn viele verehrten. Der Film fragt nach der Bedeutung Stalins für die deutsche Nachkriegsgeschichte und den Mechanismen seiner Diktatur. Als Josef Stalin am 5. März 1953 stirbt, ist es für viele, als ob die Zeit stehen bleibt. Die kommunistische Welt trauert. „Das Herz des größten Menschen unserer Epoche, des Genossen J. W. Stalin, hat aufgehört zu schlagen“, titelt das Neue Deutschland. Die Schulen in der DDR bleiben tagelang geschlossen. Am Tag der Beisetzung Stalins findet in Ost-Berlin ein Staatsakt in der Staatsoper Unter den Linden statt, ab Mittag ziehen Zehntausende vor das Denkmal des Diktators in der nach ihm benannten Magistrale. Es herrscht Schmerz und Verzweiflung – nicht nur offiziell. Heute ist kaum mehr vorstellbar, wie sehr Stalin verehrt wurde. Aber auch, welche Machtfülle er hatte und in welchem Ausmaß er persönlich auf die Nachkriegsentwicklung Deutschlands einwirkte. Im Westen des geteilten Landes ist er, der „Dämon aus Moskau“, nach seinem Tod schnell Vergangenheit. Im Osten wird er weiter besungen – und beschwiegen: Seine Verbrechen in ihrem Ausmaß bleiben offiziell ein Tabuthema. Er hat die DDR ermöglicht, die dort Herrschenden waren ein Produkt des Stalinismus und Überlebende der Stalinschen Säuberungen. Ihr Repressionsapparat war „stalinistisch“. Der Stalin-Kult gründete in der DDR auf dem Sieg über Hitler. Stalin wurde verehrt und verklärt als größter Antifaschist aller Zeiten. Als seine Verbrechen in Moskau gegeißelt wurden, als sein Stern sank im ganzen Ostblock, da hielt die Nomenklatura in Ost-Berlin ihm die Treue. Ganz zaghaft wirkten die Distanzierungen, sie bezogen sich auf den Personenkult, die abgöttische Verehrung. Bis in die späten 80er Jahre war Stalin für die Herrschenden in Ost-Berlin eine prägende Gestalt, lag sein langer Schatten auf dem Land. Erst in der „friedlichen Revolution“ von 1989 lösten sich endgültig viele – auch in der SED – von ihm. Die Dokumentation zeigt die Bedeutung Stalins für die deutsche Nachkriegsgeschichte und die Mechanismen der stalinistischen Diktatur. Und sie untersucht, wie die Mechanismen der Angst funktionierten, mit der eine neue Diktatur in einem Teil Deutschlands errichtet werden konnte. Wie das „Stalin-Trauma“ diejenigen prägte, die aus der Sowjetunion zurückkamen. Und wie diese Prägung die DDR bis zuletzt überschattete.

Mi., 26. Jan · 22:45-00:15 · BR
Rabbi Wolff

1927 in einer jüdisch-orthodoxen Familie in Berlin geboren, lebt Willy Wolff ab seinem zwölften Lebensjahr in England. Bevor er mit über 50 Jahren Rabbiner wurde, war Willy Wolff Journalist. Als politischer Korrespondent verschiedener englischer Tageszeitungen begleitete er drei Jahrzehnte Weltpolitik aus nächster Nähe. So reiste er mit dem britischen Außenminister nach China, in die Sowjetunion oder traf sich mit den Regierungschefs aus ganz Europa. Dieses Leben gab er auf für seinen Traum: Rabbiner zu werden. Als Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern betreute Willy Wolff die jüdischen Gemeinden in Schwerin und Rostock, aber blieb in einem kleinen Haus bei London wohnen. Oder er war unterwegs zu einer Hochzeit in Mailand, zu einem Ausflug nach Wien oder zu den regelmäßig tagenden Rabbinerkonferenzen irgendwo in Deutschland. Rabbi Wolff war nicht nur unterhaltsam, er öffnete Türen. Mit Witz und Charme gibt er in der Dokumentation Einblick in die Welt des Judentums. Höhepunkte im Jahr waren für ihn das königliche Pferderennen von Ascot, das Weihnachtssingen in der Schlosskirche von Windsor und das Neujahrsfasten in Bad Pyrmont. Willy Wolff führte ein Jetset-Leben, das er sich eigentlich nicht leisten konnte. Der Umgang mit Geld zählte nicht zu seinen Stärken. Der Dokumentarfilm über Willy Wolff ist nicht nur das Porträt einer bezaubernden Persönlichkeit, es ist auch eine Reise zu uns selbst, inspirierend und sehr unterhaltsam.

Mi., 26. Jan · 23:00-00:10 · WDR
#Uploading Holocaust

Tausende junger Israelis begeben sich jedes Jahr auf eine besondere Klassenfahrt: Die „Reise nach Polen“ führt sie in ehemalige Konzentrationslager und Gedenkstätten. Ihre Erlebnisse halten sie in YouTube-Videos fest und ermöglichen so einen bewegenden Blick auf das Nachwirken der Shoah bis heute. Sieben Tage, vier Konzentrationslager, drei Massengräber, zwei Gettos, 14 Gedenk-Zeremonien, 200 Teenager in einem Hotel – jedes Jahr reisen rund 30.000 israelische Schüler mit ihren Geschichtslehrern nach Polen, um die Erinnerung an die Geschichte der Juden in Europa und den Holocaust lebendig zu halten. Diese besondere Klassenfahrt wird in Israel auch „Journey to Poland“ genannt. Was als Suche jedes Einzelnen nach Spuren seiner Familiengeschichte beginnt, wird mehr und mehr zu einer Art gemeinsamer Pilgerfahrt, die es den Teilnehmern ermöglicht, den Verlust und das Leid ihrer Vorfahren nachzuvollziehen. In einer Zeit, in der es immer weniger Holocaust-Überlebende gibt, die von ihren Erfahrungen berichten können, will die junge Generation das kollektive Trauma vor dem Vergessen bewahren. Videos werden zu einem wichtigen Instrument des Erinnerns: Auf ihrer Reise filmen die Jugendlichen jeden Zeitzeugen, jede Gaskammer und jede Gedenkfeier. Sie produzieren ihre ganz eigene Version der Geschichte, laden sie auf YouTube hoch und teilen sie in den sozialen Netzwerken. Mehr als 20.000 Clips finden sich bei YouTube unter dem Suchbegriff „Journey to Poland“. In ihren Videos teilen die Schüler sehr private, emotionale Momente und versuchen in ihren unverstellten Aussagen, das Erlebte zu begreifen. „#uploading holocaust“ ist der erste Dokumentarfilm, der zu 100 Prozent aus YouTube-Material besteht und zeigt, wie sich die Erinnerung an den Holocaust im digitalen Zeitalter verändert. Die beiden israelischen Regisseure Udi Nir und Sagi Bornstein durchsuchten die Video-Plattform unter dem Schlagwort „Reise nach Polen“ und setzten den Film aus unzähligen Quellen zusammen.

Do., 27. Jan · 00:10-00:40 · WDR
Jüdisches Leben: Zwischen Alltag und Angst? – Unterwegs im Westen

„Heute werden wir mit Klarnamen im Internet beschimpft. Und aus Schulen hören wir, dass Jude wieder ein Schimpfwort auf den Schulhöfen ist“, erzählt Michael Rubinstein. Er ist Geschäftsführer des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Nordrhein und erlebt, wie sich jüdisches Leben in Deutschland verändert. • „Sobald wir Angst haben, gehen wir“ Autorin Lena Rumler hat Michael Rubinstein und andere Menschen für die WDR-Reportage „Unterwegs im Westen“ begleitet. Darunter: jüdische Kinder und Jugendliche, denen ihre Identität und der Zusammenhalt untereinander wichtig ist. Wie die 12-jährige Yael, die auf das jüdische Gymnasium in Düsseldorf geht. Ihre Familie lebt den jüdischen Glauben, wenn auch nicht immer sehr streng. Auch am Shabbat, dem jüdischen Feiertag, dürfen Yael und ihre Geschwister zu Kindergeburtstagen gehen, obwohl das nicht den religiösen Vorschriften entspricht. Doch Yaels Eltern ist es wichtig, dass ihre Kinder auch nichtjüdische Freunde haben. Ein ganz normales Leben also? Einerseits ja, andererseits aber auch nicht. „Meine Mama sagt mir immer, sobald wir Angst haben, gehen wir“, meint Yael dazu. Weg aus Deutschland. Bislang fühlen sie und ihre Familie sich hier sicher und zuhause. • Teilnahme am Jewrovison – dem größten jüdischen Gesangswettbewerb Ein besonderer Höhepunkt ist für Yael dieses Jahr die Teilnahme am „Jewrovision“ in Dresden, dem größten jüdischen Tanz- und Gesangswettbewerb Europas. Auch Michael Rubinstein ist mit einer Jugendgruppe dabei. Für die über 2.000 Kinder und Jugendlichen aus ganz Deutschland ist die Teilnahme etwas ganz Besonderes. • Bedrohung vor allem vom rechten Rand der Gesellschaft Im Alltag verschweigen viele Juden in NRW ihre Religionszugehörigkeit aus Angst vor Anfeindungen. Die Bedrohung kommt vor allem vom rechten Rand der Gesellschaft. Seit einiger Zeit ist aber auch der Antisemitismus unter Muslimen ein öffentlich diskutiertes Thema. Michael Rubinstein will dem nachgehen und den Dialog zwischen Muslimen und Juden verstärken. Dafür fährt er nach Duisburg-Marxloh. Mit Mehmet Ösay, einem ehemaligen Vorsitzenden der örtlichen DITIB-Moschee, macht er ein Experiment. Sie wollen herausfinden, wie die Muslime in Marxloh reagieren, wenn Michael Rubinstein mit Kipa, der Kopfbedeckung männlicher Juden, durch das Viertel läuft. Die Reportage von Lena Rumler bietet einen seltenen Einblick in jüdisches Leben in NRW. Ein Leben mit vielen Sorgen und Ängsten, aber auch einem jüdischen Alltag frei und fernab von antisemitischer Bedrohung.

Do., 27. Jan · 00:30-02:10 · BR
Lauf Junge lauf

Der neunjährige Srulik entflieht aus dem Warschauer Ghetto. In seinem täglichen Überlebenskampf begegnen ihm wohlgesinnte Helfer, aber auch solche, die sich als Verräter entpuppen. Um zu überleben, muss der Junge seine jüdische Identität geheim halten und sich als polnisch-katholisches Waisenkind ausgeben. Als er nach Kriegsende, mittlerweile mit seiner neuen Identität verschmolzen, ein neues Zuhause bei einer katholischen Familie findet, glaubt er sich am Ziel seiner Wünsche. Doch seine verdrängten Erinnerungen, Gefühle und seine wahre Identität holen ihn wieder ein.

Do., 27. Jan · 05:15-06:00 · PHOENIX
Ein deutscher Held – Fredy Hirsch und die Kinder des Holocaust

Tausenden Kindern wird er zum Hoffnungsträger, Hunderten zum Lebensretter: der jüdische Deutsche Fredy Hirsch. „ZDF-History“ blickt auf eines der letzten Rätsel des Holocaust. Als Pfadfinder kümmert sich Fredy Hirsch schon früh um jene, die den Repressalien der Nazis am hilflosesten gegenüberstehen: jüdische Kinder und Jugendliche. Zunächst in Düsseldorf, später in Prag, dann im Ghetto Theresienstadt und am Ende in Auschwitz. Dort trifft am 7. September 1943 ein Transport aus Theresienstadt ein, der bis heute Rätsel aufgibt. Denn erstmals lassen die Nazis alle Deportierten am Leben, unter ihnen auch Fredy Hirsch. Männer, Frauen und Kinder – alle bleiben zusammen und werden in einem neu errichteten Abschnitt der Mordfabrik untergebracht: dem sogenannten Familienlager. Ob es möglicherweise eingerichtet wurde, um Vertreter des Roten Kreuzes zu täuschen, ist bis heute unklar. Fredy Hirsch gelingt es, der SS einen eigenen Block für die Kinder abzutrotzen. Nur wenige Meter von den Gaskammern entfernt entsteht eine unbegreifliche Gegenwelt, in der er Grauen, Schmutz und Elend von seinen Schützlingen fernhalten will. Doch im März 1944 geht das Gerücht um, dass alle, die mit Fredy Hirschs Transport nach Auschwitz kamen, vergast werden sollen, auch die Kinder. Die todgeweihten Familien denken an Widerstand und bestimmen Fredy Hirsch zu ihrem Anführer. Doch bevor es zum Aufstand kommen kann, stirbt er. War es Selbstmord oder Mord? Neue Dokumente und Zeitzeugenaussagen erhellen ein bislang ungeklärtes Kapitel des Holocaust.

Do., 27. Jan · 05:30-06:00 · SWR
Ich und die anderen – Plötzlich ist man wer: Neonazi!

Felix ist jung, klug, kommt aus gesicherten Verhältnissen und war jahrelang aktiver Neonazi. Heute will er verhindern, dass andere den gleichen Weg einschlagen und leistet politische Aufklärungsarbeit. Auch Heidi, Benedikt, Gunnar und Klaus waren als Jugendliche in der Neonazi-Szene. Musik, Propaganda und Gewalt spielten bei ihrem Einstieg eine wichtige Rolle. Wer nicht in das Weltbild passte, wurde diskriminiert und bedroht. Die Gruppe gab den Mitgliedern das Gefühl, dazuzugehören und wichtig zu sein. Nach strikten Vorgaben wurde zwischen Freund und Feind unterschieden. Für Zweifel war wenig Raum. Der Film begleitet ehemalige Neonazis, die es geschafft haben, aus der Szene auszusteigen. Dafür mussten sie ihr bisheriges Leben aufgeben, manche von ihnen leben heute in Schutzprogrammen. Ihre Gesichter wurden daher im Film anonymisiert. In Form von Graphic Novels und über Interviews werden ihre Geschichten erzählt.

Do., 27. Jan · 06:00-06:45 · PHOENIX
Rettung der Zehntausend

Ihre Eltern blieben zurück, doch sie wurden gerettet: 10 000 jüdische Kinder entkamen vor Kriegsbeginn aus Deutschland nach England und entgingen so dem Holocaust. Das Pogrom vom 9. November 1938 gegen jüdische Deutsche schockierte die Welt. In Großbritannien taten sich Helfer zusammen, die sofort eine groß angelegte humanitäre Rettungsaktion organisierten. Die Insel wurde zum Zufluchtsort für jüdische Kinder aus Hitlers Reich. Am Abend des 30. November 1938 verließ der erste Transport mit 196 Kindern den Bahnhof Berlin-Friedrichstraße. In Großbritannien hatten jüdische Organisationen und die Quäker bereits vier Tage nach dem Pogrom an Premierminister Chamberlain appelliert, deutsch-jüdische Kinder ohne bürokratische Hürden ins Land zu lassen. Kurz darauf billigte das Parlament den Plan. Per Radio suchte man nach Gasteltern für die Kinder aus der Fremde. Aus vielen Städten des Deutschen Reiches fuhren jetzt Züge in die Sicherheit – bis zum Kriegsbeginn Anfang September 1939. 80 Jahre nach dem November-Pogrom erzählt der Film „Rettung der Zehntausend – Die Kindertransporte“ Geschichten vom Überleben und vom Leben in einem fremden Land. Er zeichnet anhand von Einzelporträts typische, aber auch besondere Lebenswege nach. Bei Kriegsende wurde vielen der Geretteten klar, dass ihre Eltern in den Lagern ermordet worden waren. Doch trotz der vielfältigen Wunden, die Krieg und Trennung schlugen, schufen sich die meisten „Transportkinder“ erfolgreiche Existenzen in ihrer neuen Heimat.

Do., 27. Jan · 19:15-19:30 · ARD-alpha
RESPEKT kompakt: Judenhass – was tun gegen eine mörderische Ideologie?

Laut einer aktuellen Studie denkt ein Viertel der Deutschen antisemitisch. Warum Antisemitismus (immer noch) so häufig vorkommt und wie er am besten zu bekämpfen, will Christina Wolf für „Respekt“ herausfinden. Sie besucht verschiedene jüdische Gemeinden, spricht mit einer Antisemitismusforscherin und erfährt, wie sich legitime Kritik an der israelischen Politik von Antisemitismus unterscheiden lässt. Um den jüdischen Alltag selbst mitzuerleben, mietet sie sich schließlich einen Juden von dem Bildungs-Projekt „Rent a Jew“. Laut einer aktuellen Studie denkt ein Viertel der Deutschen antisemitisch. Warum Antisemitismus (immer noch) so häufig vorkommt und wie er am besten zu bekämpfen, will Christina Wolf für „Respekt“ herausfinden. Dazu forscht sie erst nach, wann und wie Antisemitismus entstanden ist – eine unselige Geschichte, die fast bis Christi Geburt zurückreicht. Um den modernen jüdischen Alltag kennenzulernen, besucht Christina Wolf die eher traditionelle Israelitische Kultusgemeinde in München. Und sie besucht die liberale jüdische Gemeinde Beth Shalom, die das Judentum bewusst „liberal“ und „zeitgemäß“ interpretiert. Im Gespräch mit Jüdinnen und Juden erfährt die Moderatorin, welche Erfahrungen sie im Alltag mit Antisemitismus gemacht haben. Die Rubrik „Zahlen und Fakten“ zeigt die Entwicklung antisemitischer Übergriffe. Antisemitismus hat aber auch andere Erscheinungsformen. Häufig „tarnt“ er sich als Kritik an der Politik Israels. Die Grenze zwischen legitimer politischer Kritik und Antisemitismus ist meist nicht leicht zu erkennen. Christina Wolf will mehr erfahren und reist nach Berlin, um eine Antisemitismusforscherin zu treffen. Um den jüdischen Alltag auch einmal selbst mitzuerleben, mietet sie sich kurzerhand einen Juden. „Rent a Jew“ nennt sich ein Projekt, das Begegnungen von jüdischen und nichtjüdischen Menschen fördert. Es vermittelt jüdische ehrenamtliche Referent*innen z.B. an Schulen. Am Ende ihrer interessanten Reise kommt die Moderatorin in der Reportage zu dem Ergebnis: Antisemitismus hat eine lange Geschichte und viele Formen. Ihm begegnen kann man mit Aufklärung und gegenseitigem Verständnis.

Do., 27. Jan · 19:20-20:00 · 3sat
Kulturzeit extra: Auschwitz und wir – Wie der Shoah gedenken?

Die Deutschen galten als Musterschüler bei der Aufarbeitung der Vergangenheit. Wie weit klaffen angesichts zunehmendem Antisemitismus und Geschichtsverdrossenheit Schein und Sein auseinander? Der internationale Holocaustgedenktag am 27. Januar erinnert an die Opfer und mahnt die heute Lebenden. Doch was, wenn dieses Gedenken große Teile der Gesellschaft nicht mehr erreicht? „Kulturzeit-extra: Auschwitz und wir“ fragt nach den Folgen. Welche Wirkung geht von den Gedenktagen heute noch aus mit ihren fast schon ritualisierten Kranzniederlegungen, Veranstaltungen mit Zeitzeugen, alljährlich wiederkehrenden Berichten über die Gedenkarbeit in Konzentrationslagern? 70 Prozent der befragten Deutschen verbinden mit dem Datum 27. Januar nichts, beim 9. November denken nur 13 Prozent an die Reichspogromnacht. Bei der Mitte-Studie ärgerten sich 2018/19 gut die Hälfte der Befragten darüber, dass den Deutschen heute noch Verbrechen an den Juden vorgehalten würden. „Der Glaube an eine tatsächliche Aufarbeitung der Vergangenheit ist nichts weniger als die größte Lebenslüge der Bundesrepublik“, zu diesem radikalen Schluss kommt Samuel Salzborn, Politologe und seit letztem Jahr Antisemitismusbeauftragter des Landes Berlin. Wie nachhaltig ist die Erinnerungskultur? Die historische Botschaft erreicht längst nicht die gesamte Gesellschaft und ihre Mahnung reicht offensichtlich nicht aus, um zu verhindern, dass Antisemitismus offener und vermehrt zu Tage tritt. „Du Jude“ gehöre heute zu den häufigsten Schimpfwörtern auf deutschen Schulhöfen, zu diesem Ergebnis kommt die Frankfurter Soziologin Julia Bernstein in einer Studie. Und nicht erst seit dem Anschlag in Halle denken Juden in Deutschland vermehrt über Auswanderung nach. An der Problematik der Gedenktage offenbart sich eine grundlegende Frage: Wie steht es um die Erinnerungskultur und die Mahnung der Shoah für die Gegenwart? Darüber diskutiert Moderatorin Cécile Schortmann in „Kulturzeit-extra. Auschwitz und wir“ unter anderem mit Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. Und sie fragt: Liegt in den Möglichkeiten digitaler Medien nicht auch eine Chance?

Do., 27. Jan · 19:40-20:15 · arte
Re: Überleben im Holocaust – Geheimen Verstecken auf der Spur

Die Wissenschaftlerin Natalia Romik sucht in Polen nach Verstecken. Nach jüdischen Verstecken aus der Zeit des Holocaust. Die Zuschauer erleben, wie sie auf einem Friedhof in Warschau den Zugang zu einem Bunker freilegt, in dem bis zu 30 Menschen Zuflucht gefunden haben sollen. In den Karpaten untersucht sie die 650 Jahre alte Eiche „Jósef“, die die Rückseite der 100-Zloty-Note schmückte. Im Hohlraum der Eiche sollen zwei Brüder die schreckliche Zeit des Holocaust überlebt haben. Bei den Recherchen dazu ist sie auf einen anderen Aspekt der Verfolgung gestoßen: Die Verstecke sind quasi unsichtbare Monumente des Traumas, aber auch Zeichen des Überlebenswillens und eines von Not geprägten Einfallsreichtums. Natalia Romik betreibt aktiv Erinnerungskultur.

Do., 27. Jan · 21:00-21:45 · ARD-alpha
Zeugen – Wie der Holocaust ins Fernsehen kam

1981: Zum ersten Mal sprechen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Holocausts im deutschen Fernsehen in der zweiteiligen Dokumentation „Zeugen – Aussagen zum Mord an einem Volk“ – zur besten Sendezeit im Ersten. Erst 36 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Bremer Filmemacher Karl Fruchtmann damit den Gegenentwurf zur US-Fernsehserie „Holocaust“ geschaffen. Der Radio-Bremen-Film „Zeugen – Wie der Holocaust ins Fernsehen kam“ erzählt die dramatische Entstehungsgeschichte der Dokumentationen. Fruchtmann hat vor 40 Jahren für die ARD die erste Dokumentation gemacht, in der jüdische Opfer zu Wort kamen. Die Geschichte hat ihn, der selbst in Dachau im KZ gesessen hat, nicht losgelassen. Während es heute kaum noch Menschen gibt, die persönlich von ihren Erfahrungen aus der Zeit des Holocaust erzählen können, gab es Anfang der 1980er noch viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, für die die Ermordung der europäischen Juden noch sehr präsent war. 60 Überlebende der NS-Konzentrationslager hat Karl Fruchtmann in Israel und Polen interviewt, die Bänder liegen im Archiv von Radio Bremen, fast 80 Stunden Interviews, ein historisches Vermächtnis! Nur ein kleiner Teil davon wurde bis jetzt veröffentlicht. Den Zuschauerinnen und Zuschauern hat Fruchtmann keine Härte erspart. Er setzte auf die nackten Interviews, auf eine filmische Zumutung für das Fernsehpublikum. „Zeugen – Aussagen zum Mord an einem Volk“ nennt er seine zwei verstörenden Dokumentationen. Die Zeugen nennen darin noch nicht einmal ihren Namen. Sparsam sind einige wenige Bilder eingeschnitten aus Auschwitz. Man erfährt keinerlei biografische Details. So fügen sich die Interviews zu einem einzigen Monolog des Grauens. Wer waren die Zeugen, welche Biografien standen hinter den Aussagen? Und wie hat das Kamerateam, zu dem auch die damals erst 18-jährige Tochter Fruchtmanns gehörte, die wochenlangen Interviews über Folter, Demütigung und Ermordung verarbeitet? Dreharbeiten, bei denen immer die Gefahr bestand, dass die Interviewpartner unter der Last der eigenen Erinnerungen zusammenbrechen? Exemplarisch haben die Autoren Susanne Brahms und Rainer Krause einige Lebensgeschichten der Zeugen über Auschwitz hinaus aufgespürt. Zum Beispiel die von Johanna Engel aus Neuwied, deren Welt schon lange vor Krieg und Holocaust zusammenbrach – als sich ihre Religion plötzlich in ein Schimpfwort verwandelte – „du Jud“, schleuderten ihr die Spielkameradinnen eines Tages entgegen. Oder die des Künstlers Jehuda Bacon, der als Kind glaubte, die deutschen Panzer seien aus Pappe und der im KZ Theresienstadt mit dem Malen anfing, so beeindruckend präzise, dass seine Zeichnungen später als Beweismaterial im Prozess gegen Adolf Eichmann, den Organisator des Holocaust, in Jerusalem genutzt wurden. Bei der Rekonstruktion der Biografien greift die Radio-Bremen-Dokumentation auf bislang unveröffentlichte Interviews zurück und illustriert Ausschnitte aus dem Leben der Zeugen im Graphic Novel-Stil. Auch zum Regisseur Karl Fruchtmann und seinem Leben haben sich die Autoren auf Spurensuche begeben. Warum kam er, der nach der KZ-Inhaftierung 1937 nach Palästina emigrierte, zurück nach Deutschland? Im Gegensatz zur fiktiven Geschichte der Familie Weiß in der amerikanischen Serie „Holocaust“ von 1979 wollte das deutsche Fernsehpublikum die echten Opfer, die Zeugen des Holocaust, nicht sehen. Es gab wüste Beschimpfungen per Telefon und Brief. Das sei „Holo-Kotze“, wütete ein Anrufer nach der Ausstrahlung der zweiteiligen Dokumentation von Karl Fruchtmann im Ersten. Der Filmemacher Fruchtmann, so erzählt der Radio-Bremen-Redakteur Jürgen Breest, hatte genau diese Reaktion erwartet.

Do., 27. Jan · 21:45-23:40 · ARD-alpha
Zeugen, Aussagen zum Mord an einem Volk

Karl Fruchtmann hat jüdische Überlebende der Konzentrationslager zum Sprechen über ihre Erlebnisse in der Zeit der Judenvernichtung bewegt. Für den ersten Teil hat er mit den Aussagen seiner 60 Zeugen die einzelnen Stationen der „Einlieferung in eine faschistische Tötungsfabrik (Auschwitz)“ gestaltet. Mit der Kamera fährt er den Weg der Opfer nach. Ein Dokumentarisches Fernsehspiel nennt Karl Fruchtmann seinen Film „Zeugen“, den er in Israel und Polen gedreht hat. Fruchtmann: „Wir müssen uns öffnen gegenüber den Menschen, ihren Leiden und den an ihnen begangenen Verbrechen. Ich habe diese Betroffenen mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und will den Zuschauer mit seiner Vergangenheit konfrontieren, die seine Geschichte und damit auch seine Gegenwart ist. Die Überlebenden sterben aus. Nicht mehr viele Jahre und es werden keine mehr sein. Der Film will sie als Zeugen zu Wort kommen lassen und sie und ihre Aussagen in gebührender Form festhalten, ehe es zu spät ist.“

Do., 27. Jan · 22:55-00:20 · 3sat
Die Ungewollten – Die Irrfahrt der St. Louis

Ein Grammofon, Briefe und ein Tagebuch: Auf dem Dachboden einer Hamburger Villa lag jahrelang unentdeckt eine alte Seekiste, der Nachlass von Gustav Schröder. Er war Kapitän auf dem Transatlantik-Passagierschiff „St. Louis“. Sein Name erinnert in der internationalen Holocaust-Gedächtnisstätte Yad Vashem in Jerusalem an die dramatischen Ereignisse an Bord der „St. Louis“. – Dokudrama in Spielfilmqualität. Voller Zuversicht verlassen 937 jüdische Flüchtlinge 1939 den Hamburger Hafen. Nazideutschland hinter sich, die Freiheit vor sich. Ein Visum für Kuba verspricht ein Leben ohne Angst. Doch Havanna verweigert die Einreise. Kapitän Schröder nimmt Kurs auf die USA. Auch Washington verwehrt der „St. Louis“, einen sicheren, US-amerikanischen Hafen anzulaufen. Als dann auch Kanada die Aufnahme verweigert, gerät die Fahrt in die Freiheit zur Odyssee auf dem Atlantik. An Bord machen die Worte Selbstmord und Meuterei die Runde. Knapp einen Monat nach Verlassen des Hamburger Hafens läuft die „St. Louis“ in Antwerpen ein. Nahezu ein Drittel der Passagiere werden in den folgenden Jahren von den Nazis ermordet. Das Drehbuch zu dem Dokudrama „Die Ungewollten – Die Irrfahrt der St. Louis“ basiert auf Tagebucheintragungen Gustav Schröders, die dem Film im Zusammenspiel mit beeindruckendem Archivmaterial und den Hauptdarstellern Ulrich Noethen und Britta Hammelstein eine sehr emotionale Ebene verleihen.

Do., 27. Jan · 23:00-23:30 · HR
Sonny – ein deutsches Leben

Helmut Sonneberg, von allen nur „Sonny“ genannt, ist 90 Jahre alt und ein echtes Original in der Fanszene von Eintracht Frankfurt. Schon zur Deutschen Meisterschaft 1959 in Berlin reiste er mit dem Käfer und einem Zylinder auf dem Kopf an – und ließ sich vor dem Endspiel noch einen Zahn entfernen. Mehrere Jahrzehnte schwieg „Sonny“ aber über ein tieftrauriges Kapitel: Er überlebte als Jude den Holocaust, wurde von seiner Familie getrennt, auf der Straße geschlagen und erniedrigt. Im Jahr 1945 deportierten die Nazis ihn und seine Mutter ins Lager Theresienstadt. In diesem Porträt spricht Sonny emotional über die schlimmsten Jahre seines Lebens, aber auch die Freuden mit der Eintracht und seine 17 verschiedenen Jobs – vom Taxifahrer und Mechaniker bis zum Kneipenbesitzer. Der Film begleitet ihn bei Treffen mit alten Arbeitskollegen, mit Eintrachts Präsident Peter Fischer oder mit der Legende Jan-Aage Fjörtoft – und natürlich ins Stadion zu seiner geliebten „Eintracht“.

Do., 27. Jan · 23:20-23:50 · MDR
Das Erbe der Gret Palucca – Die Hohe Schule des Ausdruckstanzes

„Ich will nicht hübsch und lieblich tanzen!“, war die Parole der jungen Gret Palucca. Sie trainiert zuerst als Rollschuhtänzerin, dann als Sportlerin, bis hin zur Akrobatik. Ihr Markenzeichen ist ihre unglaubliche Gelenkigkeit und Elastizität sowie ihre einzigartige Sprungkraft. Ihr Tanzen strahlt pure Lebensfreude aus – mit Temperament, grotesken Elementen, akrobatischen Einlagen, die Leichtigkeit im Schweben. 1925 eröffnet sie eine eigene Schule für modernen Tanz in Dresden. Lehrt fast sieben Jahrzehnte lang – durch alle privaten und politischen Turbulenzen hindurch – ihre neuartige Form des Ausdruckstanzes. Sie knüpft Kontakte zu vielen Bauhauskünstlern. Für Moholy-Nagy ist Palucca die einzige Tänzerin, die die neue Ästhetik des Bauhausgedankens gestaltet. Später distanziert sie sich von den Bauhäuslern, um unter den Nationalsozialisten nicht anzuecken. Sie nimmt mit Leni Riefenstahl an der Olympiade-Eröffnung 1936 teil, verleugnet ihre jüdische Herkunft. Später in der DDR, nach dem Zweiten Weltkrieg, gelingt es der Tanzpädagogin, im ausgebombten Dresden wieder zu unterrichten. Sie eröffnet ihre Schule neu, in der sie ihren Schülerinnen und Schülern vor allem Kreativität, Eigenständigkeit, Spontaneität und Verantwortungsbewusstsein für den eigenen Weg vermittelt, und in den internationalen Sommerkursen, die seit 1957 in Dresden stattfinden, Kontakte auch zu westlichen Tänzern ermöglicht. 1949 wird die Palucca-Schule in Dresden verstaatlicht. Trotz Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen mit den Kulturfunktionären der DDR bleibt Gret Palucca in Dresden und schafft sich inmitten des sozialistischen Realismus eine künstlerische Insel. Wenn sie der DDR-Bürokratie grollt, zieht sie sich auf Hiddensee zurück und droht mit Abwanderung in den Westen. Aufgrund der Verquickung von privaten und öffentlichen Begebenheiten zeigt sich ein hochspannendes und widersprüchliches Bild einer Persönlichkeit, das ein Jahrhundert deutscher Geschichte aus einer besonderen Perspektive spiegelt.

Do., 27. Jan · 23:45-01:20 · WDR
Der Staat gegen Fritz Bauer

Fritz Bauer ist Generalstaatsanwalt und hat sein Leben der Jagd auf NS-Verbrecher verschrieben. Sein größter Fall: Adolf Eichmann. Bauer sieht den Fall schon als hoffnungslos an, als ihn ein Brief erreicht. Ein Mann behauptet, Adolf Eichmann in Argentinien aufgespürt zu haben. Bauer kontaktiert den israelischen Geheimdienst Mossad, der den Spuren aber nur halbherzig nachgeht. Sie versprechen, eine Ermittlung einzuleiten, sollte Bauer eine zweite Quelle auftun. Ein spannender Film über den mutigen Juristen, der einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der deutschen NS-Vergangenheit leistete. Im Deutschland der Nachkriegszeit ermittelt der hessische Generalstaatsanwalt gegen flüchtige NS-Verbrecher. Er ist ein Kämpfer, steht doch ein Großteil der Bevölkerung seiner Arbeit ablehnend gegenüber. Und auch die Behörden sind durchsetzt von Nationalsozialisten. Selbst in seiner eigenen Abteilung verschwinden immer wieder Akten, scheint seine Arbeit sabotiert zu werden. Als Bauer einen Hinweis darauf erhält, dass Adolf Eichmann sich in Argentinien aufhält, ist es zunächst unklar, wie er den SS-Offizier nun dingfest machen und vor Gericht stellen soll. Zu groß sind seine Befürchtungen, dass Eichmann gewarnt wird und erneut untertaucht. Und tatsächlich ist ihm der BND auf den Fersen und versucht Näheres über den Stand seiner Recherchen zu erfahren. Bauer beschließt, sich an den Mossad, den israelischen Geheimdienst, zu wenden. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Eichmann später nach Deutschland ausgeliefert wird, um hier vor Gericht gestellt zu werden. Bauer will eine öffentliche Auseinandersetzung mit den Verbrechen während der NS-Zeit. Der Mossad ist nach einer oberflächlichen Untersuchung zunächst skeptisch. Sie bestehen auf eine zweite Quelle, bevor sie eine tatsächliche Ermittlung einleiten. Bauer ist außer sich, ist er doch überzeugt davon, auf der richtigen Fährte zu sein. In seinem jüngeren Kollegen Karl Angermann findet Bauer wider Erwarten einen Verbündeten. Als er von dessen ungewöhnlich geringem Strafmaß in einem Paragraf 175-Fall, einem Verstoß gegen das Verbot von Homosexualität, erfährt, fasst er Vertrauen zu dem jungen Mann. Doch auch Angermann gerät schnell ins Fadenkreuz der Behörden.

Do., 27. Jan · 23:50-01:25 · RBB
Jakob der Lügner

Der unscheinbare Jakob Heym hilft den Menschen, die mit ihm die bittere Zeit im Warschauer Ghetto bestehen müssen. Jakob ersinnt freundliche Lügen, erfindet tröstliche Radiomeldungen, die die Hoffnung nähren, aber auch den Mut und den Widerstand. Jakobs Mitteilungen sind für seine Freunde wertvoller als Brot. Eine Tragikomödie um die menschliche Größe Jakob des Lügners. Jakob Heym lebt im jüdischen Ghetto Warschaus. Wegen angeblicher Überschreitung der Ausgangssperre wird er eines Tages zum Gestapo-Revier geschickt, kommt jedoch wider Erwarten mit dem Leben davon. Der Zufall will es, dass Jakob aus dem Radio bei der Gestapo eine Nachricht über den Anmarsch der Russen aufschnappt. Diese Meldung wirkt für Jakob wie ein Lebenselexier und sie soll auch seinen Freunden neuen Lebensmut geben. Damit diese ihm die Nachricht glauben und er durch deren Quellen nicht als Gestapo-Spitzel verdächtigt wird, muss Jakob lügen. Er gibt vor, ein Radio zu besitzen. Doch damit beginnt Jakobs tragikomischer Leidensweg. Tagtäglich wollen alle Neues von ihm wissen: über den Frontverlauf, die Weltpolitik und vieles mehr. Selbst die kleine Lina, die er versteckt hält, ist neugierig. Hoffnung breitet sich im Ghetto aus, die Selbstmorde hören auf, Zukunftspläne über ein Leben ohne den gelben Stern werden geschmiedet. Und Jakob lügt weiter, ist doch die Hoffnung in ihrer Situation wichtiger als das Stück Brot. Doch allmählich wird die Illusion zum Selbstbetrug. Jakob erträgt die sich selbst aufgebürdete Last nicht mehr und vertraut sich seinem Freund Kowalski an. Der Hoffnung beraubt, nimmt sich dieser das Leben. Als für alle der Deportationsbefehl kommt, entdeckt auch Lina die Wahrheit. Dennoch war für sie für eine kurze Weile die graue Ghetto-Wirklichkeit bunt geworden. „Jakob der Lügner“ (1974) ist die gleichnamige Verfilmung des erfolgreichen Romans von Jurek Becker aus dem Jahr 1968, der auf ein Drehbuch des Autors von 1965 zurückgeht.

Fr., 28. Jan · 00:15-01:45 · HR
Meine Tochter Anne Frank

Der Name Anne Frank steht für Lebensmut und Zuversicht in hoffnungsloser Zeit, aber auch für den frechen und schonungslosen Blick einer Heranwachsenden auf ihre Familie und ihre Umwelt. Millionen Menschen weltweit kennen ihr Tagebuch, sie schrieb es im Versteck vor den Nazis. • „Meine Tochter Anne Frank“ erzählt die kurze Lebensgeschichte des jüdischen Mädchens aus Frankfurt – bildgewaltig, emotional und authentisch. Der Name Anne Frank steht für Lebensmut und Zuversicht in hoffnungsloser Zeit, aber auch für den frechen und schonungslosen Blick einer Heranwachsenden auf ihre Familie und ihre Umwelt. Millionen Menschen weltweit kennen ihr Tagebuch, sie schrieb es im Versteck vor den Nazis. Jetzt liegt mit diesem Doku-Drama die erste große deutsche Verfilmung der Lebensgeschichte des Frankfurter Mädchens vor. Der Film folgt Annes Schicksal von der glücklichen Kindheit über das Versteck im Hinterhaus in Amsterdam bis zu ihrem Tod im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Er stellt die Beziehung von Vater und Tochter in den Mittelpunkt. Otto Frank hat als einziger den Verrat an den Hinterhausbewohnern überlebt. Heimgekehrt aus dem Vernichtungslager Auschwitz, hält er das Tagebuch seiner toten Tochter in der Hand. Er lernt die geheimsten Gedanken und Sehnsüchte seiner Jüngsten kennen, ihre Träume von Liebe, Freiheit und Sexualität. Ihre Texte stürzen ihn in tiefe Trauer. Aber sie entfalten auch eine ungewöhnliche Kraft und schenken ihm unvermutet wieder Lebensmut. In Otto Franks Erinnerung ersteht mit Annes Hilfe das Leben der beiden versteckten Familien im Hinterhaus neu. Mit welcher Genauigkeit und scharfem Witz Anne ihre Mitbewohner und deren Beziehungen beschreibt, ist in eindrucksvolle Spielszenen übersetzt. Immer halten sie sich eng an die Vorlage des Tagebuchs. Otto Frank erfährt von der ersten großen Liebe seiner Tochter, aber auch von ihrer Verzweiflung, die Mutter nicht so lieben zu können wie den Vater. Er bekommt eine Ahnung davon, wie quälend es für sie gewesen sein muss, ihr Zimmer mit einem alternden Zahnarzt teilen zu müssen – und dass sie mit dem Jungen Peter van Pels auf dem Dachboden heimlich mehr als nur Küsse tauschte. Interviews mit den letzten noch lebenden Menschen, die Anne kannten, mit ihr zur Schule gingen oder ihr noch im Todeslager begegneten, holen die Spielhandlung immer wieder zurück in die Realität. Der Film schaut auf einen kleinen Ausschnitt der Welt mit den Augen von Anne Frank. Durch eindrucksvolle Leinwandprojektionen findet aber auch die Welt außerhalb des Verstecks bildlich Eingang in die Beschreibungen des Mädchens. In der Enge ihrer Kammer stürmen die Bilder der Zeit auf sie ein: der Einmarsch der Deutschen, die willkürlichen Verhaftungen auf der Straße, die Verschleppung der jüdischen Familien.

Fr., 28. Jan · 07:00-07:45 · PHOENIX
Im Visier: Neonazis planen den Umsturz

Laut Daten des Landeskriminalamts wurden 2.305 rechtsextreme Straftaten im Jahr 2020 in Bayern erfasst fast zehn Prozent mehr als 2019. DokThema begibt sich auf die Spurensuche von Rechtsextremen, die im Zusammenhang mit terroristischen Anschlagsplänen stehen. Wer sind diese Täter, wie haben sie sich radikalisiert, wie stark sind sie vernetzt? Und welche Strategien stecken dahinter? Die Autoren heften sich an die Fersen staatlicher wie zivilgesellschaftlicher Ermittler, bis hin zu den Opfern, den Tatorten, zu Schießständen und in die Gerichtssäle. Auch das Umfeld der Rechtsextremen wird durchleuchtet, ihre Äußerungen in digitalen Hass-Communitys, in geheimen Chat-Gruppen. Stück um Stück setzt sich das Puzzle zusammen, ergibt sich ein klareres Bild über die Aktivitäten und Netzwerke der Neonazi-Szene. Zum stabilen Kern einer ideologisch geschlossenen Szene kommt eine wachsende Zahl an im Netz Radikalisierter, die Staat und der demokratischen Gesellschaft feindlich gegenüberstehen.

Fr., 28. Jan · 20:15-21:45 · 3sat
Die Kinder von Windermere

Packender Film nach einer wahren Geschichte von 300 Kindern, die den Holocaust überlebt haben und 1945 nach England gebracht werden. Hier wird ihnen Hoffnung auf ein neues Leben gegeben. Nach ihrer Befreiung aus den Konzentrationslagern werden die jüdischen Kinder an den Lake Windermere gebracht. Der deutsche Psychologe Oscar Friedmann betreut die Kinder dort einen Sommer lang, und sie lernen, mit ihren schlimmen Erfahrungen umzugehen. Der Film trifft einen durchweg positiven Ton und rückt eine kleine Gruppe 13- bis 17-Jähriger in den Mittelpunkt: Arek Hershlikovicz, Ben Helfgott, Ike Alterman, Sala Feiermann, Salek Falinower und Sam Laskier. In einer geschützten Umgebung wird den traumatisierten Kindern wieder ein normaler, angstfreier und lebensbejahender Alltag möglich gemacht. Die Kinder lernen wieder, was es heißt, genug zu essen zu haben und allein in einem Zimmer zu schlafen. Außerdem lernen sie Englisch und bereiten sich mithilfe des einfühlsamen Trainers Jock Lawrence auf ein Fußballspiel mit den Einwohnern des Dorfs vor. Jedoch ist die Vergangenheit immer präsent, und einige erfahren erst in England, dass ihre Familie vollständig ausgelöscht wurde. In Windermere erfahren sie wieder, was es heißt, zu leben und wie viel Glück sie hatten, die Schrecken des Lagers zu überstehen. Zentrale erwachsene Figur ist der Psychologe Oscar Friedmann, gespielt von Thomas Kretschmann, der eine Art Vaterfigur für viele der Jugendlichen wurde und dessen Ziel es war, den jungen Heranwachsenden beim Bewältigen ihrer Erfahrungen zu helfen.

Sa., 29. Jan · 02:00-03:30 · ZDF
Ein Tag in Auschwitz

Die Todesfabrik Auschwitz sollte ihre „Effizienz“ 1944 noch steigern. Täglich starben Tausende Juden. Was die Opfer erlebten und die Täter antrieb, zeigen erschütternde Zeugnisse. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee Auschwitz. Der Ort gilt heute als Synonym für den Holocaust. Der Film erzählt aus Sicht der Opfer und einiger Täter von einem Tag in Auschwitz im Mai 1944 – auch an diesem Tag war der Massenmord Routine. Ausgangspunkt für den Film ist ein einzigartiges Dokument, das sich in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem befindet: ein Fotoalbum von Auschwitz, angelegt von den SS-Tätern selbst. Fast alle Fotos darin entstanden Ende Mai 1944, an nur wenigen Tagen. Sie zeigen die grausame Routine im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau: die Ankunft der jüdischen Opfer in vollgepackten Viehwaggons, ihre „Selektion“ auf der Rampe in Arbeitsfähige und Todgeweihte, den Raub ihres Eigentums und die Verwandlung all derer, die nicht gleich getötet wurden, in kahl rasierte, uniformierte Arbeitssklaven. Die Fotos sind authentische Momentaufnahmen des Verbrechens. Sicher ist: Die meisten Menschen auf den Bildern waren wenige Stunden nach der Aufnahme tot, ermordet. Doch von denen, die Ende Mai 1944 in Auschwitz eintrafen, überlebten einige wenige. Eine von ihnen ist die heute 88-jährige Irina Weiss, die sich im Interview erinnert, wie sie als 13-Jährige auf der Rampe von Auschwitz stand und ihrer kleinen Schwester hinterherblickte, die – von ihr getrennt – in den Tod geschickt wurde. Auf einem Foto erkennt Irina Weiss ihre kleinen Brüder und ihre Mutter – ahnungslos wartend, in der Nähe des Krematoriums, in dem sie kurz darauf umgebracht wurden. Die SS-Fotografen hielten all dies fest. Hatten sie kein Mitleid, wenigstens mit den Kindern, war es für sie ganz normale „Arbeit“? So dreht sich der Film auch um das Psychogramm der Täter, zu denen die Fotografen des Auschwitz-Albums zählen. Ihre Identität ist heute bekannt: Einer von ihnen war Bernhard Walter, ein Stabsscharführer der SS, der mit Frau und drei Kindern in der Nähe des Vernichtungslagers wohnte. Die Autoren suchen nach Antworten auf die immer noch beklemmende Frage, was scheinbar „ganz normale Männer“ zu willigen Helfern einer Mordmaschinerie macht. Die Dokumentation fokussiert einen „typischen“ Tag in Auschwitz, Ende Mai 1944. Doch sie beleuchtet auch verschiedene Wege, die Opfer, aber auch Täter nahmen, bevor sie in das Konzentrations- und Vernichtungslager kamen. Authentische Fotos, Zeichnungen von KZ-Häftlingen, aber auch Selbstzeugnisse der Lager-SS werden filmisch und grafisch in die 90-minütige Dokumentation eingefügt, Schauplätze auf den Fotografien mit Orten der Gedenk-Anlage heute abgeglichen, der Weg durch den Tag vor Ort rekonstruiert – in den geschichtlichen Kontext gestellt und durch Zeitzeugen und Historiker gedeutet.

Sa., 29. Jan · 10:00-10:40 · arte
Geschichte schreiben: Der gelbe Stern – Symbol der Ausgrenzung

Der „Gelbe Stern“ steht heute wie kaum ein anderes Symbol für die Ausgrenzung, Verfolgung, und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland in den Jahren 1933 bis 1945. Der gelbe Stern wurde im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten als Zwangskennzeichen für Personen eingeführt, die nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 im Sinne des „Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ (Nürnberger Gesetze) als Juden definiert worden waren. Das Kennzeichen wurde am 1. September 1941 mit der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ beschlossen und ermöglichte, seine TrägerInnen für die damals beginnenden planmäßigen Deportationen in die von den Nationalsozialisten eingerichteten Ghettos und Vernichtungslager zu identifizieren. Der gelbe Stern wurde als „Judenstern“ zur sichtbaren Maßnahme der Durchführung des Holocausts. Der Geschichte eines so unheilvollen Symbols nachzugehen, erfordert eine methodisch präzise Recherche, will man Ausmaß und Systematik gänzlich erfassen. Die auf die Sozialgeschichte des Holocaust spezialisierte französische Historikerin Claire Zalc zeigt anhand von Archivmaterial, Bildern und Zeitzeugenberichten, wie Menschen zur Verfolgung und Vernichtung bestimmt wurden, aber auch, wie die Verfolgten das Bewusstsein für diese unrechtmäßige Stigmatisierung weitergaben, zuweilen bis über den eigenen Tod hinaus.

Sa., 29. Jan · 18:00-18:15 · MDR
Heute im Osten – Jüdisches Leben in Polen

Verstecken oder bleiben? Zwar gehören junge Jüdinnen und Juden in Polen zu einer winzigen Minderheit, aber unter ihnen wächst ein neues Selbstbewusstsein. Radek, Informatikstudent aus Warschau, hat erst vor kurzem von seiner jüdischen Abstammung erfahren. Er ist glücklich, seine Identität gefunden zu haben, lebt plötzlich streng religiös. Auch Patrycja und Eryc aus Wroclaw sind stolz auf ihre jüdischen Wurzeln, trauen sich aber nicht, sich öffentlich als Juden zu erkennen zu geben. Das junge Paar sieht für sich keine Zukunft in Polen, packt die Koffer für die Ausreise nach Israel.

Sa., 29. Jan · 19:20-20:00 · 3sat
Propaganda aus Stein – Was tun mit den Bauten und Denkmälern der Nazis?

Das steinerne Erbe des Nationalsozialismus bröckelt. An vielen faschistischen Bauwerken und Denkmälern nagt die Zeit, Sanierungen stehen an. Diese sind teuer. Was also tun mit dem Nazi-Erbe? Die anstehenden Sanierungen haben die Debatte um den Umgang mit Denkmälern aus der NS-Zeit neu entfacht. Die Orte erweisen sich als Herausforderung und Chance zugleich – für das Erinnern in einer Zukunft ohne Zeitzeug*innenschaft. Sollen Bauten der NS-Zeit originalgetreu konserviert werden – als seien sie „neutrales“ Kulturgut? Oder wird die Nazipropaganda dadurch fortgesetzt? Strahlen die NS-Bauten heute noch die menschenverachtende Ideologie aus? Und wenn ja, reicht eine Hinweistafel aus, um die Wirkkraft zu brechen? Stahlgerüst und weißes Planen-Meer ranken sich um die ehemalige Führertribüne auf dem Berliner Olympiagelände, untermalt vom Surren der Bagger. Der Berliner Ex-Stadtentwicklungssenator Peter Strieder zückt ungläubig lachend das Handy. „Mit einem Riesenaufwand wird hergestellt, was die Nazis für ihre Propaganda gebaut haben. Und das ist inakzeptabel, das ist falscher Denkmalschutz“, sagt er. Der Grund seines Unmuts: Die Maifeldtribüne samt Glockenturm auf dem Berliner Olympiagelände wird gerade für 21,8 Millionen Euro saniert. Für Strieder wird hier Naziideologie wiederaufgebaut. Und das in Zeiten, in denen ein Bundestagsabgeordneter den Nationalsozialismus als „Vogelschiss in der deutschen Geschichte“ bezeichnet. Der Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamts Berlin, Dr. Christoph Rauhut, hält dagegen: „Das ist keine Pflege von nationalsozialistischer Ideologie, sondern das sind Erhaltungsvorgänge, die dazugehören. Und ich bin davon überzeugt, dass wir dieses Erbe auch erhalten müssen, um es zu erklären.“ Auch der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Dr. Meron Mendel, sieht es als „unsere Pflicht“ an, Bauten aus der NS-Zeit als „authentische Lernorte“ zu erhalten. „Wenn wir sie verfallen lassen würden, würden wir die Geschichte in Vergessenheit geraten lassen“, meint Mendel. Zentral sei die Kommentierung der Gebäude. Aber reichen Hinweistafeln an Orten wie dem Olympiagelände aus, um diese Orte kritisch einzuordnen? Oder braucht es Gegendenkmäler und Interventionen, um mit der in Stein gemeißelten Ideologie zu brechen? Ein anonymes Nürnberger Künstler*innenkollektiv hat eine eigene, bildstarke Antwort auf diese Fragen gefunden. Über Nacht malte es ungefragt die Säulen der Zeppelintribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg in wasserlöslichen Regenbogenfarben an. Der Auslöser für die künstlerische Intervention waren rassistische Anfeindungen auf dem Gelände. Der steinerne NS-Wahnsinn dient nicht nur Tourist*innen als Fotokulisse. Regelmäßig posieren auch Neonazis und Rechtsextreme zum Selfie auf der ehemaligen Führerkanzel, wo Hitler seine Reden in die Menge grölte. Die Nürnberger Kulturbürgermeisterin Julia Lehner fand das „Regenbogen Präludium“ zwar gut, doch nach einer baufachlichen Expertise ließ die Stadt nach nur zwei Tagen die Farben mit Hockdruckreinigern entfernen. Nun soll das Zeppelinfeld samt Tribüne für 85,1 Millionen saniert, begehbar gemacht sowie um vertiefende Vermittlungskonzepte ergänzt werden. Während kritische Stimmen meinen, die Kunstaktion hätte nicht so radikal entfernt werden müssen, sehen andere das Werk als Auslotung von Fragen nach dem angemessenen Umgang mit NS-Hinterlassenschaften. Diskutiert wird auch, was besser geeignet ist, um die Bauwerke der Nazis um neue Bedeutungsschichten zu ergänzen: temporäre oder permanente Gesten? Also anmalen, kommentieren – oder komplett umbauen? Wie umstritten der angemessene architektonische Umgang mit Gebäuden aus der NS-Zeit ist, zeigt die Debatte um das Haus der Kunst in München. 2016 wurde bekannt gegeben, dass sich der britische Star-Architekt David Chipperfield der Sanierung des Museums annehmen soll. Sein Vorschlag: Der „grüne Vorhang“ vor dem ehemaligen Kunsttempel der Nazis müsse weg, die Treppe zurück. Quasi die Rückführung des Baus in seinen ursprünglichen Zustand von 1937. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Holocaust-Überlebende, Dr. Charlotte Knobloch, kritisiert den Vorschlag als „Verherrlichung der Nazivergangenheit“. Den angedachten Rückbau wertet sie als Glorifizierung von Bauten aus der NS-Zeit. Auch in Düsseldorf regt sich Widerstand gegen ein Umbauvorhaben. Das 39er-Kriegerdenkmal – ein NS-Lobgesang auf Militarismus – sollte ursprünglich dauerhaft verändert werden. Doch nach einem Protestbrief, der sich gegen den Gewinnerentwurf wendete, steht die Realisierung nun infrage. Ob in Berlin, Nürnberg, Düsseldorf oder München: Bei den NS-Repräsentationsbauten und Denkmälern stellt sich immer auch die Frage: Wie können wir diese Orte nutzen? Zum Feierabendbier, Inlineskaten und Drachensteigen wie auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände? Nimmt Profanisierung den Schrecken und die Ehrfurcht? Oder führt sie zu Geschichtsvergessenheit? Welche Bedeutung haben die Bauten für nachfolgende Generationen? Können sie als „begehbare Lernorte“ Geschichte besser erfahrbar machen als die Lektüre eines Geschichtsbuchs oder das Surfen im Netz? Die Generation der Zeitzeug*innen verstirbt allmählich, doch was bleiben wird, sind die Orte. Und die Frage nach dem Umgang damit.

So., 30. Jan · 18:30-19:00 · 3sat
Museums-Check mit Markus Brock – Jüdisches Museum Frankfurt

Nach fünf Jahren Um- und Ausbau öffnete das Jüdische Museum Frankfurt im Oktober 2020 wieder seine Pforten. „Wir sind jetzt“, lautet der Titel der neuen Dauerausstellung. Ausgehend von der Gegenwart wird hier jüdisches Leben in all seinen Facetten erfahrbar. Markus Brock „checkt“ das Museum und begrüßt als Gast die jüdische Publizistin und Politikerin Marina Weisband. Wie keine andere deutsche Stadt war und ist Frankfurt von der jüdischen Kultur geprägt. Frankfurt war auch die erste Anlaufstation von Marina Weisband, als sie 1994 im Alter von sechs Jahren mit ihrer Familie aus Kiew nach Deutschland kam. Oft sei ihr gesagt worden, dass sie die erste Jüdin wäre, die man kennenlerne. „Wir waren diese Fabelwesen, die man nur aus dem Geschichtsunterricht kannte“, sagt sie. Heute lebt die Diplom-Psychologin in Münster und erfährt noch immer antisemitische Beleidigungen. Als Publizistin und Politikerin bei Bündnis 90/Die Grünen macht sie auch auf die gegenwärtige Situation der Juden in Deutschland aufmerksam. Außerdem setzt sie sich für die Vermittlung demokratischer Grundwerte an Jugendliche ein. Seit 2014 leitet sie das Projekt „aula – Schule gemeinsam gestalten“. Und wann immer es ihre Zeit erlaubt, arbeitet sie als freischaffende Künstlerin. Mit Markus Brock erkundet Marina Weisband die beiden Standorte des Jüdischen Museums: das Museum Judengasse und das klassizistische Rothschild-Palais am Mainufer mit dem modernen Lichtbau der „Staab Architekten“. Der weiße Kubus mit großen Fenstern repräsentiert das Neue, Offene im bewussten Kontrast zum denkmalgeschützten Rothschild-Palais, das quasi ein Museum im Museum ist. Hier wohnte einst die berühmte jüdische Bankiersfamilie Rothschild. Ihre Geschichte erzählt beispielhaft von den Traditionen der Juden Frankfurts, von Erfolg, Exil, Gewalt und Gegenwehr. Der Kinderstuhl von Anne Frank, die 1945 im KZ Bergen-Belsen ermordet wurde, ist eine Ikone des Museums. Das Leben des bekanntesten Opfers des Holocausts wird mit Briefen, Alltagsgegenständen und Fotos veranschaulicht. Auch Kunsthandwerk und Kunst spielen im Jüdischen Museum eine zentrale Rolle, etwa in Zeichnungen und Gemälden über die jüdische Kultur und Werke von jüdischen Malern. Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler sind hier regelmäßig zu sehen. Im Rahmen der Neueröffnung des Museums zeigt das Jüdische Museum außerdem die Sonderausstellung „Die weibliche Seite Gottes“. Seit der Spätantike spielen Frauen in den monotheistischen Religionen eine wichtige Rolle, was Exponate wie antike Figurinen aus Israel, hebräische Bibelillustrationen und Madonnenbilder verdeutlichen. Das Jüdische Museum Frankfurt versteht sich als Ort der Zuversicht, der aktiv an einer offenen, toleranten Gesellschaft mitwirken möchte.

Mo., 31. Jan · 23:20-00:05 · Das Erste (ARD)
Thema: Fake News, Lügen, Propaganda – Die dunkle Seite der Politik, Die alte Neue Rechte

Wer sich heute demonstrativ rechts verortet, stellt die Werte einer offenen und liberalen Gesellschaft in Frage. Der Film von Autor und Regisseur Falko Korth hinterfragt Geschichte und Gegenwart der sogenannten „Neuen Rechten“: Woher sie kommen, was sie denken und wohin sie wollen. Woher kommen die Ideen der sogenannten Neuen Rechten? Auf wen berufen sich ihre Akteure? Was sind ihre Thesen? Die Dokumentation von Autor und Regisseur Falko Korth zeichnet die Kontinuität völkisch-nationalistischer Denktraditionen in Deutschland und Frankreich nach und zeigt, dass die heutigen „neuen“ Rechten nicht aus dem Nichts heraus entstanden sind. Wichtiger Bezugspunkt sind die Schriften Armin Mohlers, der in den Nachkriegsjahren der Bundesrepublik mit seinem Werk zur „Konservativen Revolution“ zum meinungsstarken Vertreter rechtskonservativer Kreise aufstieg. Der radikale Ernst Jünger und mit ihm Männer wie der Jurist Carl Schmitt und der Philosoph Oswald Spengler sind heute dank Mohler Säulenheilige der Neuen Rechten. Armin Mohlers Ideen beeinflussen auch die französischen Nouvelle Droite um Alain de Benoist. Er gründet 1968 mit Gleichgesinnten GRECE, eine neofaschistische Denkfabrik. Das Ziel: die „Kulturrevolution von rechts“. Die „Neuen Rechten“ geben sich modern und intellektuell, doch hinter der Fassade stecken altbekannte antidemokratische bzw. rassistische Denkmuster.