Bundesverdienstkreuz für Peter Finkelgruen

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Das kam nun doch etwas überraschend – spät, aber nicht zu spät: Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat gestern dem Kölner Schriftsteller und Journalisten Peter Finkelgruen in einer feierlichen Zeremonie im Namen des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz verliehen. Coronabedingt durfte ihn nur seine Tochter Anne begleiten.

Von Roland Kaufhold

Ausgezeichnet wurde der in Shanghai Geborene, in Prag und Israel Aufgewachsene und seit 1963 in Köln Lebende für seine Lebensleistung zur Aufklärung von Naziverbrechen (Anton Malloth, Kurt Lischka), für seine autobiografischen Werke und für die von ihm durchgesetzte Anerkennung von drei Edelweisspiraten und Widerständlern durch Yad Vashem 1984 (Jean Jülich, Michael Jovy und Bartholomäus Schink).

Finkelgruen berichtete anschließend, dass er anfangs, wie bereits sein Kölner Freund Ralph Giordano, gezögert habe, als Jude diese Auszeichnung anzunehmen. Aber er verstehe das Bundesverdienstkreuz als Auszeichnung für seinen 13-jährigen Kampf um die Verurteilung des Mörders seines Großvaters Martin (1988 – 2001). Er habe hierbei von Anfang an auf den Rechtsstaat vertraut, trotz seiner Skepsis. Und dieses über ein Jahrzehnt andauernde Engagement für Gerechtigkeit, für die „Aufarbeitung“ des Nationalsozialismus, betrachte er selbst auch als preiswürdig.

Er fühle sich in Köln-Sülz zu Hause, sagte der 79-Jährige. Aber er fühle sich überall zu Hause, wo er morgens bei Bekannten seine Brötchen hole und wo er gelebt habe – also gleichermaßen in Israel.

Sein kürzlich erschienenes Buch über die Kölner Edelweißpiraten habe vielleicht gleichfalls zur Preisverleihung beigetragen, auch hierauf sei er stolz.

Fotos: R. Kaufhold

Shanghai, Prag, Israel und Köln
Seit 50 Jahren lebt der deutsch-jüdische Journalist und Schriftsteller Peter Finkelgruen in Köln – am 9. März feiert er seinen 70. Geburtstag…

„Soweit er Jude war…“
Moritat von der Bewältigung des Widerstandes. Die Edelweißpiraten als Vierte Front in Köln 1944