Die neuen Fernsehtipps

0
37

Vom 16. bis 28. Februar 2021…

Di., 16. Feb · 00:20-01:35 · arte
Shalom Italia

70 Jahre nach ihrem erzwungenen Aufenthalt in einer Höhle in den toskanischen Wäldern begeben sich drei jüdische Brüder auf eine Reise in vergangene Zeiten. Die langen Monate im Wald, mit wenig Nahrung und Wasser. Die Flucht vor den Nazis: beschäftigt mit dem bloßen Überleben. Dies hat die drei Brüder völlig unterschiedlich geprägt: Emmanuel (85) hat sein Trauma verdrängt und noch nie darüber gesprochen. Andrea (83) verklärt seine Erinnerungen und behauptet, die Zeit in der Höhle genossen zu haben. Und weil Ruben (74) damals zu klein war, um sich überhaupt an etwas zu erinnern, muss er sich auf die Geschichten seiner Brüder verlassen. 70 Jahre nach dem Auszug aus der Höhle in den toskanischen Wäldern haben die drei Brüder völlig unterschiedliche Geschichten über die Ereignisse zu erzählen, die sich dort zutrugen. Jeder Bruder geht mit seiner Geschichte anders um. Jeder kompensiert schmerzhafte Erlebnisse auf seine eigene Weise, jeder findet sich anders zurecht. Doch nun, auf ihrer Suche, müssen sich die drei betagten Männer mit alten Ängsten auseinandersetzen, ihre Erinnerungen hinterfragen und eine Wahrheit ans Licht bringen, mit der sie alle drei leben können. Wir alle haben unsere Geschichten über die Vergangenheit. Wir ordnen die Fakten irgendwie an, wir löschen einzelne Details aus, wir erfinden manches. Und all das tun wir, um unser geheimnisvolles Leben mit Sinn auszustatten. Ohne unsere Geschichten würden wir verschwinden. Was aber, wenn unsere eigene Version mit der Geschichte anderer Mitbeteiligter nicht übereinstimmt? Wenn wir jemandem widersprechen, der selbst auch dabei war? Gibt es Wahrheit in der Erinnerung? Ein Film über drei mutige Männer und unser schwieriges Verhältnis zu Wahrheit, Erinnerung und Geschichte.
Bild oben: (c) Tamar Tal

Di., 16. Feb · 12:15-12:50 · arte
Re: Spanien rückt nach rechts – Die Pandemie und die politische Krise

Angaben des IWF zu Folge wird die spanische Wirtschaft in diesem Jahr um 12,8% schrumpfen. Besonders hoch ist das Minus beim Tourismus. Das trifft auch Granada in Andalusien hart. Abhängig von den Touristen sind in der Stadt mit der Alhambra unzählige Bereiche: Restaurants, Hotels, Taxifahrer, Stadtführer, der Einzelhandel und die Kultur. Und natürlich Stierkampf und Flamenco. Die traditionellen „Cuevas gitanas“, den traditionellen Höhlen, wo seit Jahrzehnten die bei Touristen beliebten Flamenco-Shows stattfinden, sind hart betroffen vom Ausbleiben der ausländischen Gäste.Auch der Stierkampf und die Stierzucht, ein Wirtschaftszweig, der im Durchschnitt 4,5 Milliarden Euro im Jahr einspielt, mussten harte Einbußen hinnehmen. Im März wurden jegliche Stierkämpfe für vier Monate untersagt. Die Wut der Branche und vieler Andalusier, deren Existenz bedroht ist, wächst. Es ist vor allem die rechtsextreme Partei VOX, die von dieser Wut profitiert. Laut einer Umfrage vom Spanish Institute (DYM), würde VOX bei Wahlen von 13,7% auf knapp 20% steigen. Besonders stark ist die Partei in Andalusien.

Mi., 17. Feb · 16:00-16:45 · PHOENIX
ZDF-History: Geklaute Geschichte – „Querdenker“ und unsere Vergangenheit

Gesundheitsschutz – per „Ermächtigungsgesetz“ wie 1933? Verfolgt – wie einst Anne Frank? Die Bundesrepublik eine „DDR 2.0“? „ZDF-History“ durchleuchtet den Trend zu historischen Vergleichen. Gerade im Corona-Streit werden oft geschichtliche Analogien bemüht, um die eigene Position zu bekräftigen. Die Sendung schlägt eine Schneise durch den Dschungel willkürlicher Vergleiche und fragt, wieso die Deutschen gern ihre jüngste Vergangenheit bemühen. Auf die Bühne einer „Querdenker“-Demonstration tritt im November 2020 eine junge Frau, die sich als „Jana aus Kassel“ vorstellt. Sie fühle sich wie Sophie Scholl, erklärt sie, da sie seit Monaten „im Widerstand“ sei – und meint damit ihre Ablehnung des Virenschutzprogramms. Einige Tage zuvor vergleicht sich ein elfjähriges Kind in Karlsruhe mit dem jüdischen Mädchen Anne Frank, das der NS-Mordmaschinerie zum Opfer fiel. Anlass für diese Parallele: Der Infektionsschutz erlaubte kein Geburtstagsfest, wie sonst üblich, mit mehreren Gästen. Nicht erst seit diesen Zuspitzungen im Protest gegen die Anti-Corona-Politik dient die Gleichsetzung von Maßnahmen oder Personen der Tagespolitik mit verbrecherischen Diktaturen als Waffe im Meinungskampf. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch assoziierte einmal die Besteuerung von Vermögenden mit dem Tragen von Judensternen. Göring, Goebbels und immer wieder auch Hitler gelten als gebräuchliche Schimpfnamen für politische Gegner. Besonders in Äußerungen aus der rechten Ecke gehören historische Vergleiche zum rhetorischen Standard-Repertoire. So rückten AfD-Politiker Ende 2020 das Infektionsschutzgesetz in die Nähe von Hitlers „Ermächtigungsgesetz“, mit dem er sich 1933 unumschränkte Macht bewilligen ließ. Doch auch die zweite deutsche Diktatur muss häufig für Vergleiche herhalten. Selbst einstige Bürgerrechtler sehen die Bundesrepublik auf dem besten Weg in eine „DDR 2.0“. Die öffentlichen Proteste gegen dieses „Regime“ werden nach dieser Lesart zu einer Fortsetzung der Friedlichen Revolution 1989/90. „ZDF-History“ stellt diese Vergleiche kritisch auf den Prüfstand und geht der Frage nach, wo die beinahe zwanghafte Neigung herrührt, die Keule der Schmähbegriffe aus den Tiefen der deutschen Geschichte zu schwingen.

Mi., 17. Feb · 23:00-00:45 · RBB
Zum 100. Geburtstag von Leon Schwarzbaum (20.02.1921): Der letzte Jolly Boy

Der Berliner Leon Schwarzbaum überlebte als Einziger seiner Familie die Lager Auschwitz und Sachsenhausen. Der Film begleitet ihn an Orte des Holocausts. Er besucht seine alte Schule in Polen, ist Zeuge bei einem Prozess gegen einen KZ-Wachmann in Detmold, geht in Talkshows und Schulen und trifft Häftlinge einer Justizvollzugsanstalt. Eine filmische Reise durch deutsche Wirklichkeiten. Leon Schwarzbaum, geboren 1921 in Hamburg/Altona, aufgewachsen im polnischen Bedzin, überlebte als Einziger seiner großen Familie den Holocaust. Er war in Auschwitz, dort Zwangsarbeiter bei Siemens, wurde nach Buchenwald und nach Sachsenhausen/Haselhorst deportiert, überlebte zwei Todesmärsche und wurde im Mai 1945 von den Amerikanern bei Schwerin befreit. Er blieb in Deutschland. Aber erst im hohen Alter von fast 90 Jahren spricht er öffentlich über seine Erlebnisse, über sein Überleben im Land der Täter. Er spricht mit Schülern, bis heute noch – mit fast 99 Jahren. Mit dem Regisseur Hans-Erich Viet beginnt er ein „Roadmovie“ über mehrere Jahre. Sie fahren nach Auschwitz, nach Gleiwitz, an die Stätten der nationalsozialistischen Verbrechen. Aber auch zu seinem Elternhaus nach Bedzin. Er steht an den Bahngleisen, an denen er im Juni 1943 von den Eltern, Freunden und Verwandten getrennt wurde. Fast alle wurden am selben Tag im 60 km entfernten Auschwitz ermordet. Er muss noch ein paar Wochen im Ghetto von Bedzin bleiben, der junge Mann muss für die Deutschen aufräumen. Anfang August 1943 wird er mit den restlichen Juden von Bedzin auch nach Auschwitz deportiert. Der Tätowierer gibt ihm den lebensrettenden Rat: Du musst sehen, dass du eine einfache Arbeit bekommst, sonst bist du bald tot. Schwarzbaum wird Läufer des Lagerältesten, danach Zwangsarbeiter bei Siemens im Außenlager Bobrek. Es folgt eine Odyssee von Verlegungen und Todesmärschen, die er wie durch ein Wunder überlebt. Der Film reist mit Schwarzbaum zu diesen Stätten. Schwarzbaum will unbedingt den Menschen zeigen und erzählen, was passiert ist. Durch das Unterwegs-Sein gerät er auch in das Umfeld des letzten SS-Auschwitz-Prozesses gegen Reinhold Hanning nach Detmold. Er sagt als Zeuge und Nebenkläger aus, appelliert an den Angeklagten: „Wir stehen als 95-Jährige bald auch vor dem letzten Richter, reden Sie über Ihre Erlebnisse, so wie ich von meinen berichte!“ Er erhält keine Antwort. Schwarzbaum wird in Talkshows von Markus Lanz eingeladen. Er besucht Strafgefangene in einer JVA in der Nähe von Riesa. Die Insassen sind fasziniert von dem ruhigen, höflichen, alten Mann, verstehen wie es ist, eingesperrt zu sein. „Können Sie den Deutschen vergeben?“, fragen ihn polnische Schüler. Er sagt: „Nein, das kann ich nicht, das könnten nur die Toten.“

Do., 18. Feb · 23:00-23:45 · HR
Der Tempelberg in Jerusalem

Nirgendwo sonst sind Religion, Geschichte und Gegenwart so dramatisch miteinander verflochten wie hier: Der Tempelberg in Jerusalem, mythischer Ort der Menschheitsgeschichte, heiliger Ort für Juden, Christen und Muslime. Geliebt und umkämpft, Brennpunkt des Nahost-Konflikts. Der Tempelberg ist der wichtigste Ort des Judentums und zugleich der drittheiligste Ort für Muslime. Erbittert wird darum gestritten, wer welche Ansprüche auf diesen Ort hat. Archäologen könnten zumindest helfen, religiöse Legende von verbürgter Geschichte, historischen Fakten trennen. Sie fürchten, dass Israel aus der biblischen jüdischen Vergangenheit des Ortes politische, religiöse und territoriale Ansprüche für die Gegenwart und die Zukunft ableitet. So wird jeder Stein, jeder Zugang bewacht und kontrolliert. Das Gelände umfasst nur 14 ha, aber er ist zugleich der größte unbekannte antike Ort des Landes, meint der israelische Archäologe Ronny Reich. In unmittelbarer Nachbarschaft liegen die Al-Aqsa-Moschee und die Klagemauer, Reste jüdischer Tempel unter Schichten muslimischer Bebauung. Simone Jung fragt alle Seiten: den Großmufti von Jerusalem und den streng gläubigen orthodoxen Juden Jehuda Glick, den israelischen Archäologen Gaby Barkai und den palästinensischen Nazmi Jubeh. Sie besucht mit ihnen die heiligsten Stätten der Juden und der Muslime. Religiöse, politische und historische Deutungen prallen aufeinander. Klar wird: Der Berg ist nicht nur ein historisches und archäologisches Rätsel. Er ist immer wieder ein aktueller, politischer Stein des Anstoßes. Aber kommt es wirklich darauf an, wer zuerst da war? Mit dem Blick auf die Geheimnisse des Tempelbergs stellt der Film eine grundlegende historische Frage von höchster aktueller Brisanz – nicht nur für den Nahostkonflikt: Gibt es ein Verfallsdatum für Geschichte? Eine ganz eigene Antwort gibt im Film der israelische jüdische Tourguide Eran Tzidkijahu, der den Islam studierte, weil er ihn besser verstehen wollte: „Für die einen ist es immer nur der Tempelberg, für die anderen immer nur Al Aqsa. Gibt es etwas dazwischen?“ So fragt er sich heute und hat das Gefühl, auf einer noch lang andauernden Reise der Erkenntnis zu sein. Der Autorin gelingt eine optisch opulente und dennoch analytische Annäherung an einen geheimnisvollen Ort, der die ganze Welt in Atem hält.

Do., 18. Feb · 23:00-23:50 · 3sat
Ems-Chemie – Dunkle Helfer nach dem Zweiten Weltkrieg

Ende des Zweiten Weltkriegs engagierte die Ems-Chemie deutsche Chemiker mit nationalsozialistischer Vergangenheit. Unter anderen einen verurteilten Kriegsverbrecher. Eine zentrale Rolle spielte dabei Robert Grimm, ein prominenter Sozialdemokrat und Antifaschist. Im Film nehmen sowohl die Sozialdemokratische Partei als auch Christoph Blocher zur Rolle von Robert Grimm, zu historischen Fakten und weiteren Recherchen Stellung. Es ist eine unglaubliche Geschichte: Ohne Nazi-Chemiker und Hilfe eines prominenten Sozialdemokraten hätte der größte private Arbeitgeber des Kantons Graubünden wohl kaum überlebt. Heute ist die Ems-Chemie Holding AG ein international erfolgreiches Unternehmen mit über 2800 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von über zwei Milliarden Schweizer Franken – geleitet von Magdalena Martullo-Blocher, Tochter des Altbundesrats Christoph Blocher. Recherchen für den Film zeigen, dass die Rolle des Sozialdemokraten Robert Grimm entscheidend war. Grimm, im Zweiten Weltkrieg zuständig für die Treibstoffversorgung der Schweiz, wusste, dass die Schweizer Armee unter Benzinmangel litt. Werner Oswald, der Gründer der Ems-Chemie, damals „Hovag“ genannt, hatte ein Verfahren mitentwickelt, dass ermöglichte, aus Abfallholz einen synthetischen Benzinersatz zu produzieren. Der Sozialdemokrat Robert Grimm sorgte beim Bundesrat dafür, dass Oswald das Geld für den Bau des Holzverzuckerungs-Werks erhielt. Ende des Zweiten Weltkriegs war der synthetische Benzinersatz, das sogenannte Emser Wasser, nicht mehr gefragt. Benzin konnte wieder importiert werden. Die Schließung drohte. Erneut half Robert Grimm: Er verfügte über enge Kontakte zu höchsten Kreisen der Nazionalsozialisten, weil er während des Krieges mit ihnen über Benzinimporte verhandelte. Zwei prominente SS-Mitglieder, die Grimm wegen diesen Importgeschäften kannten, flüchteten 1945 in die sichere Schweiz – Grimm hielt seine schützende Hand über sie. Offenbar im Gegenzug vermittelten sie einen Wissenschaftler des „Dritten Reichs“: Johann Giesen. Er war bei der IG Farben zuständig für die Produktion von Perlon, ein ähnliches Produkt wie das amerikanische Nylon. Mithilfe von Giesen produzierte Werner Oswald in den 1950er-Jahren statt Benzinersatz neu Kunstfasern, genannt „Grilon“. „GR“ steht für Graubünden. Giesen war ein Mann mit dunkler Vergangenheit. Neben dem Perlonwerk leitete er auch das Methanolwerk im Industriekomplex Auschwitz-Monowitz. Gebaut von Zwangsarbeitern, die vergast wurden, wenn sie krank wurden. Überlebensdauer waren drei bis vier Monate. Bei Recherchen fand man im Bundesarchiv Bern Dokumente, die darauf hinweisen, dass Grimm über Giesens dunkle Vergangenheit informiert war. Johann Giesens Vorgesetzter hieß Heinrich Bütefisch. Ihn verurteilten die Amerikaner wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, während Giesen nicht vor Gericht gestellt wurde. Auch Heinrich Bütefisch tauchte auf der Lohnliste der Hovag auf. Die Unabhängige Expertenkommission UEK, die sogenannte Bergier-Kommission, entdeckte diese Fakten zwar schon in den 1990er-Jahren. Doch die brisanten Zusammenhänge wurden kaum zur Kenntnis genommen. Nun belegen Notizen, die bis vor Kurzem noch unter Verschluss waren, die Kontakte zwischen Werner Oswald und dem Kriegsverbrecher Heinrich Bütefisch.

Fr., 19. Feb · 00:00-01:30 · arte
Elser – Er hätte die Welt verändert

1932: Georg Elser ist Schreiner und lebt in Konstanz ein unbeschwertes Leben. Um den Vater beim Betrieb des Bauernhofs zu unterstützen, muss er in sein Heimatdorf Königsbronn zurückkehren. Hier spitzt sich die politische Lage merklich zu. Die Meldepflicht wird verschärft und die Bewohner sind bereit, sich gegenseitig zu denunzieren. In der Dorfkneipe kommt es zu Prügeleien zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten. An einem solchen Abend lernt er die schöne Elsa kennen. Die beiden verlieben sich sofort ineinander. Elsa ist jedoch mit dem Säufer Erich verheiratet, der sie schlägt und vergewaltigt. Heimlich treffen sie sich und planen ein gemeinsames Leben. Doch dazu kommt es nicht …Die politischen Ereignisse überschlagen sich und lassen kaum mehr Raum für die Träume von privatem Glück. Elsers Freund Schurr, Mitglied der KPD, wird von den Nazis verhaftet und zum Zwangsarbeiter gemacht. Auf dem Dorfplatz wird Lore öffentlich dafür gedemütigt, einen Juden zum Freund zu haben. Dem Nationalsozialismus kann man sich im Dorf bald nicht mehr entziehen und Elser wird immer klarer, dass er etwas tun muss. Und zwar etwas Radikales. Er baut einen Sprengsatz, den er im Münchner Bürgerbräukeller platziert und der während einer Rede Hitlers explodieren soll. Leider ist Hitlers Rede an diesem Abend kürzer als gewöhnlich und die Bombe verfehlt ihn um einige Minuten. Elser versucht in die Schweiz zu gelangen und wird festgenommen. In tagelangen Verhören unter schwerster Folter bleibt er bei seiner Aussage, die Bombe alleine gebaut zu haben. Elser wird die letzten Jahre bis zu seiner Hinrichtung im KZ verbringen.

Fr., 19. Feb · 10:55-11:55 · WDR
Planet Wissen: Gerettet und gestrandet – Jüdische Displaced Person nach 1945 in Bayern

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs stranden vor allem in der amerikanischen Besatzungszone in Süddeutschland Hunderttausende Überlebende des Holocaust, der Shoá. Einerseits die Jüdinnen und Juden, die Deportation und Massenmord im Untergrund, in Verstecken oder in den Konzentrationslagern überlebten, andererseits immer mehr Jüdinnen und Juden aus Osteuropa und der Sowjetunion, die vor allem ab 1946 von dort vor erneuten Pogromen fliehen. Vor allem in München und in Bayern entstehen in kürzester Zeit zahlreiche jüdische DP-Camps, selbstverwaltete Lager mit Kultur- und Sportangeboten, Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und militärischem Trainingsorten. Denn die meisten jüdischen DPs haben vorerst ein Ziel: die Ausreise in den neu zu gründen und militärisch abzusichernden Staat Israel. PLANET WISSEN zu einem fast vergessenen Kapitel in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Gäste im Studio: • Dr, Evita Wiecki, Historikerin, Ludwig-Maximilians-Universität München • Jim Tobias, Nürnberger Institut für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts

Sa., 20. Feb · 06:30-07:10 · PHOENIX
Wege des Terrors – Wurzeln der Gewalt

Hanau, Halle, Kassel – drei rechte Angriffe innerhalb von neun Monaten zeigen: Deutschland hat ein Problem mit Rechtsextremismus. Die ZDFinfo-Doku folgt den Spuren und Folgen der Taten und sucht nach den Wurzeln rechter Gewalt. Doch das Problem mit Rechtsextremismus in Deutschland ist nicht neu. Es gab die NSU-Morde, Angriffe auf Flüchtlinge in Bautzen, die Ausschreitungen von Chemnitz. Warum ist die Bekämpfung gegen den Terror von rechts so lange anscheinend halbherzig angegangen worden? D jüngsten Taten wurden verübt von Männern, die angetrieben sind von dem Glauben, dass es eine Herrenrasse gebe, der allein zustehe, in Deutschland zu leben. Rechtsextreme, die Menschen mit dunklerer Haut und schwarzen Haaren als minderwertig und als Gefahr ansehen. Die Dokumentation von Volker Wasmuth und Patrick Zeilhofer folgt den Spuren rechtsextremer Angriffe in den zurückliegenden Jahren, beschreibt die Folgen und lässt Opfer und Jäger von Rechtsextremisten zu Wort kommen – so wie die Buchautorin Andrea Röpke, die selbst schon angegriffen wurde und seit Jahren in der rechten Szene recherchiert. Sie hat eine schleichende Radikalisierung der Neonazis festgestellt. Experten wie Terrorismusforscher Prof. Peter Neumann analysieren die Wurzeln, Weltbilder und wirren Fantasien der Täter. Viele Mörder handeln zwar als Einzeltäter, sind aber in ihrer Weltanschauung längst nicht mehr alleine: Sie sehen sich als militärischen Arm einer „völkischen Bewegung“ und schlagen nun häufiger zu, weil sie sich der Zustimmung Gleichgesinnter sicher sein können, so Prof. Neumann. Rechtsradikales Gedankengut, Verschwörungstheorien und Nazi-Vokabeln auch in deutschen Parlamenten bilden den Nährboden für diese Entwicklung. Zudem fühlen sich die Gewalttäter ermutigt von den „Neuen Rechten“, die unverhohlen ihre Theorien von der „Bedrohung der weißen Rasse“ verbreiten. Der Staat will dem Rechtsextremismus in Deutschland nun den Kampf ansagen. Doch wie kann das gelingen? Und was kann jeder Einzelne gegen Hass und rechte Gewalt im Alltag tun?

Sa., 20. Feb · 18:00-18:15 · MDR
Jüdisch sein – Eine Frage des Glaubens

Akiva Weingarten kehrte dem Judentum den Rücken zu, leitet aber heute als Rabbiner die Jüdischen Gemeinde zu Dresden. Ein Widerspruch? Die Reportage von Robin Hartmann skizziert die Biografie des ultraorthodoxen Aussteigers nach: Wie er sein geregeltes Leben in New York und Israel hinter sich gelassen hat, eine Welt die er mit der Diktatur in Nordkorea vergleicht. Warum er erst nach Deutschland kommen musste um seinen eigenen Weg zu finden, jüdisch zu sein. Der Film ist ein sehr persönlicher Einblick in eine Welt, die mitten in Sachsen existiert, und trotzdem die wenigsten Menschen kennen. Akiva Weingarten hat es nach Jahren des Zweifels mit viel Risikobereitschaft und einem unglaublichen Lebenswillen geschafft, aus einem totalitären System auszubrechen und einen Glauben zu finden mit dem er selbst leben kann. „Die Dreharbeiten mit Rabbiner Weingarten waren die bisher interessantesten meines Lebens. Nachdem seine eigene Welt, sein eigenes Wertesystem in sich zusammengefallen war, fand er trotzdem noch die Kraft weiterzumachen und ging ohne Kontakte, nur mit zwei Koffern, in ein ihm komplett fremdes Land. Und dann nutzt er auch noch seine Erfahrungen, um anderen orthodoxen Juden ebenfalls bei ihrem Ausstieg zu helfen. Er ist ein wirkliches Vorbild“, sagt Filmemacher Robin Hartmann. „Es gibt fiktionale Serien bei Streaming-Anbietern, dabei muss man sich diese Geschichten, diese Personen nicht einmal ausdenken. Sie leben Tür an Tür mit uns.“ Auch wenn Akiva Weingarten eher zufällig nach Dresden gekommen ist, passt er mit seiner Biografie und seinem Glauben sehr gut in die örtliche Gemeinde. Er bezeichnet sich selbst als einen liberal-chassidischen Rabbiner, spricht in der liberal-osteuropäisch geprägten Gemeinde in Dresden mehr über jüdische Traditionen als Dogmen. Gott selbst spielt in seinen Predigten selten eine Rolle. Wie die Gemeindemitglieder selbst zu ihrem Glauben stehen, dass überlässt er ihnen, möchte sie nicht in eine bestimmte Richtung missionieren. Eine Einstellung die in Dresden besonders gut ankommt.

Sa., 20. Feb · 18:45-18:50 · MDR
Glaubwürdig: Lutz Balzer

Als er Mitte der 80er-Jahre per Anhalter durch die Ostblockstaaten reiste, fotografierte Lutz Balzer auch jüdische Friedhöfe und Synagogen – bzw. das, was davon übrig war. Die Relikte der in der DDR langsam aussterbenden Religion zogen ihn an und berührten ihn. Dass seine Familie jüdisch ist, war ihm als Kind bewusst, doch religiös aufgewachsen ist er nicht. Als Jugendlicher fand er dann über die Texte jiddischer Lieder einen Zugang zur jüdischen Kultur und Religion. Jahrzehnte später wurden Spuren jüdischen Lebens in Erfurt wieder „ausgegraben“ – wie die Mikwe und die Alte Synagoge – und Lutz Balzer ist mit dem Misrach-Quartett so etwas wie ein Botschafter jüdischer Kultur in seiner Stadt. Einmal im Monat gestaltet er die Rundfunksendung „Radio Schalom“ und er ist in der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen aktiv. Lutz Balzer ist es wichtig, dass es nicht nur Denkmäler in Erfurt gibt, sondern lebendiges jüdisches Leben.

Sa., 20. Feb · 22:15-00:15 · BR
Comedian Harmonists

Berlin, 1927: Sechs ehrgeizige junge Männer tun sich zusammen, um eine ganz eigene künstlerische Vision zu verfolgen. Mit Disziplin und harter Arbeit eignen sie sich ein Repertoire mitreißender A-cappella-Nummern an, mit Texten in einer Bandbreite von sentimental bis vollkommen albern. Schon bald haben sie nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland großen Erfolg. Ihr Leben wird ein einziges großes Fest, mit Frauen, Autos und jedem erdenklichen Luxus. Aber während sie die politischen Entwicklungen ignorieren, hat das NS-Regime sie im Blick. Drei der sechs Harmonists sind Juden und somit für die Nationalsozialisten nicht hinnehmbar: Die Gruppe wird zur Auflösung gezwungen. Was als eine der schönsten Erfolgsgeschichten der wilden Zwanziger begann, wird von einer barbarischen Ideologie zerstört. Die Nazis markieren das Ende der Comedian Harmonists, aber ihre Stimmen klingen weiter. Regisseur Joseph Vilsmaier gelang mit „Comedian Harmonists“ sein internationaler Durchbruch. Der Film wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis in Gold, dem Bayerischen Filmpreis für die beste Regie und dem Gilde-Filmpreis in Gold. Die Handlung orientiert sich – mit einiger künstlerischer Freiheit – an der Geschichte der historischen Gesangsgruppe Comedian Harmonists. 1927 in Berlin gegründet, errangen die Comedian Harmonists bald Weltgeltung auf dem Gebiet der leichten Unterhaltung, war doch bis dahin der Gesang dem ernsten Liedgut verpflichtet, eine Gesangsgruppe ohne Orchester eine unerhörte Sache. Mit Liedern wie „Veronika, der Lenz ist da“ oder „Mein kleiner grüner Kaktus“ füllten sie Säle in Berlin und ganz Europa.

So., 21. Feb · 00:15-01:55 · BR
Kästner und der kleine Dienstag

„Emil und die Detektive“ aus dem Jahr 1929 zählt zu den Kinderbuch-Klassikern von Erich Kästner. Eine wahre Geschichte erzählt „Kästner und der kleine Dienstag“ über die ungewöhnliche Freundschaft des Schriftstellers zu einem Jungen, der in der berühmten Ufa-Verfilmung von 1931 als Kinderdarsteller mitwirkte. Die ungewöhnliche Freundschaft wird im Dritten Reich auf eine harte Probe gestellt, als der Pazifist Kästner von den Nazis geächtet und aus dem Jungen ein „Primaner in Uniform“ wird. Dennoch nimmt ausgerechnet der „kleine Dienstag“ sein Idol beim Wort, sich trotz des Terrors treu zu bleiben. Berlin, 1929: Der Schriftsteller Erich Kästner (Florian David Fitz) genießt den Erfolg seines ersten Kinderbuches. Eines Tages steht ein siebenjähriger Fanpostschreiber (Nico Ramon Kleemann) vor seiner Tür. Mit Hans‘ Verehrung kann der kinderlose Lebemann Kästner zunächst wenig anfangen. Schon bald erkennt er jedoch, dass ihm die blühende Fantasie des klugen Jungen bei neuen Geschichten nützlich sein kann. Seinem berühmten Autor auf diesem Wegen nahe zu sein, wird zum größten Glück von Hans, der mit seiner Mutter (Katharina Lorenz) und Schwester (Charlotte Lorenzen) ohne Vater aufwächst. Als „Emil und die Detektive“ von der Ufa verfilmt wird, geht für ihn ein Traum in Erfüllung: Er darf den „kleinen Dienstag“ spielen – und hat fortan seinen Spitznamen weg. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten muss Kästner um sein Leben fürchten. Um den Jungen nicht zu gefährden, beendet er den Kontakt mit einer Lüge. Während der „kleine Dienstag“ denkt, sein Idol sei wie viele andere ins Exil gegangen, ist dieser in Berlin geblieben. Kästner, der wie sein Freund Erich Ohser (Hans Löw) unter Pseudonym arbeitet, hält sich aus allem Politischen raus. Hans dagegen tritt der Hitlerjugend bei, um nicht aufzufallen. Als die beiden sich nach Jahren wieder begegnen, wird ihre Freundschaft auf eine schwere Probe gestellt.

So., 21. Feb · 00:00-03:00 · PHOENIX
phoenix history: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Darin enthalten die Dokumentationen Exodus? Eine Geschichte der Juden in Europa Film von Gero von Boehm, Peter Hartl und Susanne Utzt Zu Beginn der ersten Folge begibt sich Prof. Christopher Clark auf Spurensuche in Israel. Mit dem Tempel Jahwes in Jerusalem, dessen bekanntester Rest die berühmte Klagemauer ist, entstand in der Antike das religiöse und politische Zentrum der Juden. Die vor Jahrzehnten bei Qumran am Toten Meer gefundenen Schriftrollen sind ein weiterer Schlüssel zum Verständnis jüdischer Kultur. Israel rchäologen und Restauratoren erläutern Clark die uralte, tiefgreifende Beziehung zwischen diesen Texten und der Geschichte der Juden. Die Tora wurde zum Kern jüdischer Identität, vor allem nach der Eroberung Jerusalems durch die Römer und der Zerstörung des Tempels. Seitdem bildet die Heilige Schrift die große Klammer, die das jüdische Volk in der Diaspora zusammenhält, sie wurde zum „portativen Vaterland“, wie der Dichter Heinrich Heine bemerkte, einer Heimat zum Mitnehmen. Sie hat die Wanderschaft der Juden über alle Zeiten und Kontinente hinweg bis heute begleitet. ZDF-History Ein deutscher Held Fredy Hirsch und die Kinder von Auschwitz Film von Winfried Laasch und Stefan Mausbach Tausenden Kindern wird er zum Hoffnungsträger, Hunderten zum Lebensretter: der jüdische Deutsche Fredy Hirsch. „ZDF-History“ blickt auf eines der letzten Rätsel des Holocaust. Als Pfadfinder kümmert sich Fredy Hirsch schon früh um jene, die den Repressalien der Nazis am hilflosesten gegenüberstehen: jüdische Kinder und Jugendliche. Zunächst in Düsseldorf, später in Prag, dann im Ghetto Theresienstadt und am Ende in Auschwitz. Dort trifft am 7. September 1943 ein Transport aus Theresienstadt ein, der bis heute Rätsel aufgibt. Denn erstmals lassen die Nazis alle Deportierten am Leben, unter ihnen auch Fredy Hirsch. Männer, Frauen und Kinder – alle bleiben zusammen und werden in einem neu errichteten Abschnitt der Mordfabrik untergebracht: dem sogenannten Familienlager. Ob es möglicherweise eingerichtet wurde, um Vertreter des Roten Kreuzes zu täuschen, ist bis heute unklar. Fredy Hirsch gelingt es, der SS einen eigenen Block für die Kinder abzutrotzen. Nur wenige Meter von den Gaskammern entfernt entsteht eine unbegreifliche Gegenwelt, in der er Grauen, Schmutz und Elend von seinen Schützlingen fernhalten will. Doch im März 1944 geht das Gerücht um, dass alle, die mit Fredy Hirschs Transport nach Auschwitz kamen, vergast werden sollen, auch die Kinder. Die todgeweihten Familien denken an Widerstand und bestimmen Fredy Hirsch zu ihrem Anführer. Doch bevor es zum Aufstand kommen kann, stirbt er. War es Selbstmord oder Mord? Neue Dokumente und Zeitzeugenaussagen erhellen ein bislang ungeklärtes Kapitel des Holocaust. Ultraorthodoxe Aussteiger Neues Leben für Juden in Deutschland Film von Theresa Breuer und Vanessa Schlesier Weltweit leben mehr als 1,3 Millionen Juden in ultraorthodoxen Gemeinschaften. Eine Art Parallelwelt, in der allein die Regeln Gottes zählen. Jeder Aspekt des Alltags ist klar geregelt: Die Frauen kümmern sich um Haushalt und Kindererziehung, die Männer widmen ihr Leben dem Studium der Religion. Schätzungen zufolge verlassen allein in Israel zehn Prozent der Juden ihre streng religiöse Gemeinschaft, Tendenz steigend. Vor allem junge Erwachsene fliehen, überraschenderweise nach Deutschland. Akiva Weingarten wächst in einem New Yorker Vorort auf, bei den Satmarern, einer ultraorthodoxen jüdischen Sekte. 2014 macht er einen radikalen Schnitt. Er verlässt nnt in Berlin ein neues Leben. Ohne Familie, ohne Kreditkarte und Konto – und ohne je einen Beruf erlernt zu haben. Mittlerweile ist um ihn herum eine freie Gemeinschaft aus ehemaligen Ultraorthodoxen entstanden, denen der Rabbiner mit lebenspraktischen und auch theologischen Fragen hilft. Aussteiger Moshe Barnett und David Lamberger leben erst seit ein paar Monaten zusammen in einer WG in Dresden. Sie suchen nicht nur ein neues Leben, sondern auch ein neues Verhältnis zu Gott. Von Chuzpe und Schmonzes Jüdischer Witz als Waffe der Wehrlosen? Film von Christoph Wittmann Im März steht das jüdische Purim-Fest an. Dann heißt es, ähnlich wie im Fasching, verkleiden, trinken, feiern! Witz und gute Laune sind aber nicht nur auf einige Tage im Jahr beschränkt. Jüdischer Humor zieht sich als eine Lebenseinstellung quer durch Alltag, Kultur und Religion. Dabei steht ein schier unerschöpfliches Arsenal an Witzen und Pointen zur Verfügung, das sich über viele Jahrhunderte auch als Selbstverteidigungsstrategie entwickelt hat. Was macht ihn aus, den jüdischen Humor, diese Mischung aus beißender Selbstironie, fatalistischem Galgenhumor und immer wieder Chuzpe, die sympathisch vorgetragene Frechheit. Was bedeutet jüdischer Humor heute? Ist es nur (noch) eine Konstruktion? Eine verblassende Erinnerung? Oder lebt Chuzpe einfach weiter? In „phoenix history“ erinnern wir an herausragende historische Ereignisse und Entwicklungen, mit deren Vermittlung und Einordnung phoenix einen wichtigen Beitrag zur Meinungsbildung leistet. Von der Antike bis zur aktuellen Zeitgeschichte spannt sich der Erinnerungsbogen. Auf diesen historischen Zeitreisen zeigen wir klassische Dokumentationen, Reportagen im Stil einer historischen Spurensuche bis hin zu großen zeitgeschichtlichen Doku-Dramen. Mit dieser Vielfalt der Formen wollen wir komplexe Themen besser verständlich machen.

So., 21. Feb · 11:00-11:30 · arte
Liebe am Werk – Gerda Taro & Robert Capa

Er war der Begründer des Fotojournalismus: Robert Capa. Für ein gutes Bild war der Kriegsfotograf bereit, jedes Risiko einzugehen und sich mitten ins Kampfgeschehen zu begeben. Die junge, talentierte und ehrgeizige Fotografin Gerda Taro war eine der ersten weiblichen Fotoreporterinnen. Als Jüdin polnischer Abstammung opponiert sie 1933 gegen Hitlers Machtübernahme. Da sie in Leipzig Flugblätter verteilt, wird sie festgenommen, aber aufgrund ihrer polnischen Staatsangehörigkeit wieder auf freien Fuß gesetzt. Weil sie sich weiterhin überwacht fühlt, flieht sie nach Paris, wo sie den jungen Robert Capa kennenlernt, der in Ungarn der kommunistischen Partei nahestand und gegen das repressive Regime kämpfte. Die beiden glühenden Antifaschisten verlieben sich ineinander. Aus Liebe zu Capa beginnt Gerda Taro ebenfalls zu fotografieren. Beide sind überzeugt, dass eine Fotografie eine Waffe sein und den Lauf der Geschichte verändern kann. Als der Militärputsch in Spanien 1936 die Welt in Atem hält, beschließen die beiden nach Spanien zu gehen. Zusammen mit Robert Capa dokumentiert Gerda Taro die Gräuel des Spanischen Bürgerkriegs und ist damit die erste Frau, die an einer Kriegsfront fotografiert. Capas Aufnahme eines tödlich getroffenen republikanischen Soldaten wird zur Ikone und begründet die Legende Robert Capa. Als sie nach Paris zurückkommen, sind ihre Fotos Tagesgespräch. Im Sommer 1937 geht Gerda Taro noch einmal alleine nach Spanien zurück. Sie fotografiert im Schützengraben – auch unter Beschuss. Als Gerda Taro auf dem Trittbrett eines Lkws mitfährt, der die Verletzten von der Front in ein Lazarett bringt, wird der Lkw von einem Panzer gerammt. Noch in der gleichen Nacht stirbt die 27-Jährige an ihren schweren Verletzungen. Sie wird nach Paris überführt, wo sie auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt wird. Der Trauerzug, angeführt von Pablo Neruda und Louis Aragon, gleicht einer gigantischen Demonstration gegen den Faschismus. Aber ihre Arbeit und ihr Engagement geraten nach und nach in Vergessenheit. Capa stirbt 1954, im Alter von 40 Jahren, als er im Indochina-Krieg auf eine Mine tritt.

So., 21. Feb · 15:00-16:00 · ARD-alpha
Planet Wissen: Gerettet und gestrandet – Jüdische Displaced Person nach 1945 in Bayern

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs stranden vor allem in der amerikanischen Besatzungszone in Süddeutschland Hunderttausende Überlebende des Holocaust, der Shoá: Einerseits die Jüdinnen und Juden, die Deportation und Massenmord im Untergrund, in Verstecken oder in den Konzentrationslagern überlebten, andererseits immer mehr Jüdinnen und Juden aus Osteuropa und der Sowjetunion, die vor allem ab 1946 von dort vor erneuten Pogromen fliehen. Vor allem in München und in ganz Bayern entstehen in kürzester Zeit zahlreiche jüdische DP-Camps. Die meisten jüdischen Überlebenden haben ein Ziel: die Ausreise in den neu zu gründenden Staat Israel. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs stranden vor allem in der amerikanischen Besatzungszone in Süddeutschland Hunderttausende Überlebende des Holocaust, der Shoá. Einerseits die Jüdinnen und Juden, die Deportation und Massenmord im Untergrund, in Verstecken oder in den Konzentrationslagern überlebten, andererseits immer mehr Jüdinnen und Juden aus Osteuropa und der Sowjetunion, die vor allem ab 1946 von dort vor erneuten Pogromen fliehen. Vor allem in München und in Bayern entstehen in kürzester Zeit zahlreiche jüdische DP-Camps, selbstverwaltete Lager mit Kultur- und Sportangeboten, Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und militärischem Trainingsorten. Denn die meisten jüdischen DPs haben vorerst ein Ziel: die Ausreise in den neu zu gründen und militärisch abzusichernden Staat Israel. PLANET WISSEN zu einem fast vergessenen Kapitel in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Gäste im Studio: • Dr, Evita Wiecki, Historikerin, Ludwig-Maximilians-Universität München • Jim Tobias, Nürnberger Institut für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts

So., 21. Feb · 16:30-17:30 · Das Erste (ARD)
1700 Jahre – Festakt zum jüdischen Leben

Der römische Kaiser Konstantin erlässt im Jahr 321 ein Gesetz, das den Provinzstädten die Berufung von Juden in den Stadtrat gestattet – so auch in Köln. Der Festakt, der in der Kölner Synagoge stattfindet, ist der bundesweite Auftakt zu einem besonderen Jahr: Unter dem Titel „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ finden im ganzen Land zahlreiche Veranstaltungen statt. Schirmherr ist Bundespräsident Dr. Frank Walter Steinmeier, der auch zur Eröffnung sprechen wird. Weitere Redner sind Abraham Lehrer, Dr. Josef Schuster und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.

So., 21. Feb · 17:30-17:59 · Das Erste (ARD)
Echtes Leben – Jung, jüdisch, weiblich

„Ich möchte in keine Schublade gesteckt werden, aber das passiert gerade in Deutschland immer wieder!“ Linda Rachel Sabiers ist eine meinungsstarke Frau. Jüdin, Bloggerin, Autorin. Helene lässt sich gerade zur Rabbinerin ausbilden. Rina ist angehende Grundschullehrerin, alleinerziehend und lebt in einer streng orthodoxen Gemeinde. Was bedeutet es heute, als junge Frau das Judentum in Deutschland zu leben? Dieser Frage geht „Echtes Leben“ gemeinsam mit drei Frauen nach. „Wenn ich erzähle, dass ich mich zur Rabbinerin ausbilden lasse, schauen die Leute mich oft völlig ungläubig an. Ja, ich mache das, ja, ich bin eine Frau, ja, es gibt noch nicht so viele von mir.“ Helene ist 23 Jahre alt und bezeichnet sich als liberale Jüdin. „Ich bin fest vom Judentum überzeugt, ich könnte mir nicht vorstellen, nicht nach den jüdischen Traditionen zu leben, aber ich engagiere mich genauso für queeres Judentum.“ Besonders die Begeisterung junger Menschen für ein modernes Reformjudentum liegt Helene am Herzen: „Ich möchte jüdisches Leben in Deutschland gestalten – auch außerhalb fester Gemeindestrukturen“. Wie schwer wiegt die Tradition, was bedeutet Glaube? Jede dieser Frauen lebt das Judentum anders, aber alle fühlen sich den Traditionen verpflichtet. „Ich bedecke ganz klar meine weiblichen Reize. Ich trage immer Röcke oder Kleider. Aber ich bin auch modisch.“ Rina ist 28 Jahre alt und lebt als gläubige Jüdin in einer streng orthodoxen Gemeinde. Und das obwohl sie bereits geschieden und alleinerziehende Mutter ist. „Das war nicht einfach. Eine Scheidung ist nach wie vor eher selten im orthodoxen Judentum. Ich habe meinen Mann nur wenige Male vorher durch das Engagement meines Berliner Rabbiners kennengelernt. Wir haben dann sehr schnell geheiratet.“ Die Perücke, die sie als verheiratete Jüdin damals trug, liegt immer noch in ihrem Schrank. „Ich werde wieder Perücke tragen, wenn ich noch Mal heirate, und das habe ich fest vor.“ Linda Sabiers wurde bekannt durch ihre Kolumne über jüdisches Leben im Magazin der Süddeutschen Zeitung. „Klar habe ich mich gefragt: Soll ich das machen? Ich will ja nicht immer die Rolle der Dauerjüdin spielen, aber andererseits kann ich ja auch nur mit Vorurteilen aufräumen, wenn ich mich selbst beteilige.“ Die 36-Jährige hat einen Schweizer geheiratet, den sie über Tinder kennengelernt hat. Beide haben eine klare Absprache: „Mein Mann Noa durfte die Einrichtung der Wohnung übernehmen, dafür muss er mit mir die jüdische Tradition leben. Freitags ist Shabbat und das genieße ich auch.“ Der kleine „Regelverstoß“, einen Nichtjuden zu heiraten, hat in Lindas Familie bereits Tradition. Auch ihr Vater ist nicht-jüdisch, lebt aber, seit er mit ihrer Mutter verheiratet ist, zu Hause nach jüdischem Brauch. „Da haben die Frauen tatsächlich klar die Macht. Du wirst nur Jude, wenn deine Mutter jüdisch ist. Ansonsten ist es aber so, dass ich die Rolle der Frau im orthodoxen Judentum immer noch problematisch finde. Aber ich würde nicht darüber urteilen. Das muss jede selbst wissen.“ Ein Lieblingsthema mit ihrer besten Freundin Deborah Feldman, die durch ihre Flucht aus der ultraorthodoxen Gemeinde in New York und ihrem Buch „Unorthodox“ weltberühmt wurde. Drei Frauen, drei unterschiedliche Modelle, den jüdischen Glauben und die Tradition zu leben. Sie alle spiegeln die junge Generation von Jüdinnen, die selbstbestimmt ihren Weg geht. Alle eint der Wunsch, besser verstanden zu werden, alle eint die Befürchtung, dass die gesellschaftlichen Anfeindungen eher zu als abnehmen.

So., 21. Feb · 19:00-19:30 · HR
Wir leben weiter – Jüdisches Leben in Frankfurt nach 1945

Wie konnte nach 1945 in Frankfurt wieder jüdisches Leben entstehen? Nach der Shoah? Mit dem Trauma der Konzentrations- und Vernichtungslager? Von den Frankfurter Juden, die nicht rechtzeitig vor dem Nazi-Terror fliehen konnten, überlebten nur wenige die Shoah. 1945 strandeten tausende Holocaust-Überlebende, vor allem osteuropäische Juden, in Frankfurt am Main. Entwurzelte Menschen, Displaced Persons, die alles verloren hatten. In DP-Lagern unter alliiertem Schutz warteten sie auf ihre Ausreise nach Palästina oder Amerika. Doch viele blieben. „Dieses Gefühl, allein auf dieser Welt zu sein und weiterzuleben und eine Familie zu gründen, konnte man sich gar nicht vorstellen“, erzählt Ruza Orlean, die als Siebzehnjährige 1946 ins DP-Camp Frankfurt-Zeilsheim kam. Dieses war mit rund 3.600 Bewohnern das größte in der amerikanischen Besatzungszone. „Also ich verstehe es auf jeden Fall nicht, wie jüdisches Leben nach dem Krieg wieder hier in Deutschland entstehen konnte“, sagt die heute Siebzehnjährige Joelle Ziper. Sie besucht die Jüdische Schule in Frankfurt am Main. Der Film sucht Antworten und zeichnet ein sensibles Porträt jüdischen Lebens in der Mainmetropole aus der Sicht mehrerer Generationen. Das sei bis heute von der Shoah geprägt, sagt Dieter Graumann, ehemaliges Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main. Heute gehört diese Gemeinde Frankfurt a.M. mit über 7.000 Mitgliedern wieder zu den größten in Deutschland. Immer wieder konfrontiert mit Antisemitismus, stellt sich für viele Juden erneut die Frage, ob sie sich wirklich für das richtige Land entschieden haben. Bis heute ringen Juden um mehr Empathie für ihr Schicksal und wünschen sich, Deutschland wirklich ihre Heimat nennen zu können.

So., 21. Feb · 20:15-21:15 · ARD-alpha
Die Kinder der Tora 1/5, Ein Gott, ein Volk

Simon Schama, britischer Professor für Kunstgeschichte, beleuchtet in dieser fünfteiligen Serie die Geschichte und das Wirken des jüdischen Glaubens über die Jahrhunderte hinweg. Seine Weltreise auf den Spuren jüdischer Geschichte führt ihn unter anderem nach New York, Odessa, Berlin und Jerusalem. Sein erfrischender Ansatz verknüpft jüngste archäologische Entdeckungen mit jüdischer Kunst und Kultur, und verbindet antike und moderne Geschichten. Dieser bislang einzigartige Fokus erklärt zum einen die Leidenschaft und Verworrenheit der Juden von heute. Andererseits wird gezeigt, wie die jüdische Kultur und dem was Juden gedacht, geschrieben, gesprochen, betrauert und gefeiert haben, verknüpft ist mit dem Schicksal der übrigen Welt.

So., 21. Feb · 20:15-21:45 · HR
Meine Tochter Anne Frank

Der Name Anne Frank steht für Lebensmut und Zuversicht in hoffnungsloser Zeit. Aber auch für den frechen und schonungslosen Blick einer Heranwachsenden auf ihre Familie und ihre Umwelt. Millionen Menschen weltweit kennen ihr Tagebuch, sie schrieb es im Versteck vor den Nazis. Jetzt liegt mit diesem Doku-Drama die erste große deutsche Verfilmung der Lebensgeschichte des Frankfurter Mädchens vor. Der Film folgt Annes Schicksal von der glücklichen Kindheit über das Versteck im Hinterhaus in Amsterdam bis zu ihrem Tod im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Er stellt die Beziehung von Vater und Tochter in den Mittelpunkt. Otto Frank hat als Einziger den Verrat an den Hinterhausbewohnern überlebt. Heimgekehrt aus dem Vernichtungslager Auschwitz hält er das Tagebuch seiner toten Tochter in der Hand. Er lernt die geheimsten Gedanken und Sehnsüchte seiner Jüngsten kennen, ihre Träume von Liebe, Freiheit und Sexualität. Ihre Texte stürzen ihn in tiefe Trauer. Aber sie entfalten auch eine ungewöhnliche Kraft und schenken ihm unvermutet wieder Lebensmut. In Otto Franks Erinnerung ersteht mit Annes Hilfe das Leben der beiden versteckten Familien im Hinterhaus neu. Mit welcher Genauigkeit und scharfem Witz Anne ihre Mitbewohner und deren Beziehungen beschreibt, ist in eindrucksvolle Spielszenen übersetzt. Immer halten sie sich eng an die Vorlage des Tagebuchs. Otto Frank erfährt von der ersten großen Liebe seiner Tochter, aber auch von ihrer Verzweiflung, die Mutter nicht so lieben zu können wie den Vater. Er bekommt eine Ahnung davon, wie quälend es für sie gewesen sein muss, ihr Zimmer mit einem alternden Zahnarzt teilen zu müssen. Und dass sie mit dem Jungen Peter van Pels auf dem Dachboden heimlich mehr als nur Küsse tauschte. Interviews mit den wenigen noch lebenden Menschen, die Anne kannten, mit ihr zur Schule gingen oder ihr noch im Todeslager begegneten, holen die Spielhandlung immer wieder zurück in die Realität. Der Film schaut auf einen kleinen Ausschnitt der Welt mit den Augen von Anne Frank. Durch eindrucksvolle Leinwandprojektionen findet aber auch die Welt außerhalb des Verstecks bildlich Eingang in die Beschreibungen des Mädchens. In der Enge ihrer Kammer stürmen die Bilder der Zeit auf sie ein: der Einmarsch der Deutschen, die willkürlichen Verhaftungen auf der Straße, die Verschleppung der jüdischen Familien.

So., 21. Feb · 21:15-21:45 · ARD-alpha
Zu Besuch im Jüdischen Museum Berlin

Wegen der Pandemie bleibt das Jüdische Museum in Berlin für das Publikum leider geschlossen. Deshalb begeben wir uns für Sie hinter die verschlossenen Tore des beeindruckenden Museumsbaus des berühmten Architekten Daniel Liebeskind. Die neue Museumsdirektorin Hetty Berg führt mit einer Studentin durch die neu gestaltete Sonderausstellung. Im Museum erfahren wir Details zu den Fundamenten des jüdischen Glaubens und der jüdischen Geschichte in Deutschland, sowie über die Vielfalt jüdischen Lebens.

So., 21. Feb · 21:45-22:15 · HR
SchalomAleikum: Meet a Jew!

Eigentlich sollte man denken, dass die Gesellschaft aus der Vergangenheit gelernt hat. Fragt man jedoch Marlon Hubermann, sieht die Welt schnell ganz anders aus. Der junge Fußballer im Verein Makkabi Frankfurt wurde nicht nur einmal beschimpft, wenn sein Team in Führung ging. Beleidigungen wie „Judenschwein“ sind da noch harmlos. Das Projekt „SchalomAleikum“ des Zentralrats der Juden in Deutschland fördert die Begegnung von Juden und Muslimen und will dazu beitragen, Spannungen zu lösen. Auch das europäische Projekt „Youthbridge“ betreibt Präventionsarbeit gegen Antisemitismus, hier kommen die Teilnehmer aus allen Religionen. Gemeinsam bauen sie Klischees und Stereotype ab. Zum Auftakt des Gedenkjahrs „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ stellt dieser Film Initiativen vor, die Brücken bauen.

Mo., 22. Feb · 01:30-02:30 · HR
Das Lager der verlassenen Kinder – Lindenfels, die Überlebenden und der Exodus

Sie hießen Hadassa, Dani, Ruffka oder Arie, sie waren zwischen sechs und fünfzehn Jahre alt – jüdische Kinder aus Polen und Russland, die Terror und Grauen der Nazi-Vernichtungsmaschinerie überlebt, aber Vater und Mutter verloren hatten. Auf der Suche nach Angehörigen irrten sie in den ersten Monaten nach Kriegsende allein umher, die meiste Zeit hungrig, ohne Dach über dem Kopf, ohne Geborgenheit. Einige, die Älteren, versuchten sich nach Palästina durchzuschlagen, andere träumten von Amerika. In einem Kinderlager, das die UNRRA, die Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen, in Lindenfels, einer kleinen hessischen Kurstadt im Odenwald, eingerichtet hatte, fanden viele von 1946 bis 1948 vorübergehend ein Zuhause. Jüdische Lehrer und Erzieher, die meisten ebenfalls Überlebende des Holocaust, kümmerten sich um die verängstigten und verstörten Jungen und Mädchen. In ihrer Obhut lernten sie langsam wieder Kinder zu sein. Doch der Aufenthalt in Lindenfels, der so genannten Perle des Odenwalds, verlief nicht ohne Spannungen zur deutschen Bevölkerung. Bis heute fällt es der alten Generation schwer, über die jüdischen Kinder zu sprechen. Einige können sich vielleicht nicht mehr erinnern, die meisten aber wollen nicht. Die hr-Autorin Yvonne Menne hat einige der jüdischen Kinder von damals wiedergefunden. Ihre Spurensuche beginnt in Lindenfels und führt bis nach Israel. In ihrer eindringlichen Dokumentation erinnern sich die heute fast Siebzigjährigen an die Zeit, als sie Kinder waren und nach dem überstandenen Grauen mühsam wieder das Lachen lernten. Sie erzählen von ihrem Leben im Lager Lindenfels und dem mühsamen Weg mit dem berühmten Flüchtlingsschiff „Exodus“ in die neue Heimat Palästina, die erst ganz allmählich zu ihrem Zuhause wurde. Zu Wort kommen außerdem jene Lindenfelser, die nicht alle Gedanken an jene Zeit aus ihrem Gedächtnis vertrieben haben.

Mo., 22. Feb · 03:30-04:15 · Das Erste (ARD)
„Wir sind jüdische Deutsche“

„Es war wie ein eigenes Ghetto, in dem wir alle jiddisch miteinander sprachen und unter uns waren“, erinnern sich die Brüder Fiszel und Simon Ajnwojner, wenn sie von ihrer Kindheit im Frankfurter Ostend erzählen. Dort fand die Familie, die zuvor im DP-Lager Föhrenwald in Bayern untergebracht war, ein neues Zuhause. Jüdisches Leben in der Nachkriegszeit: Das war geprägt durch Familien, die im Holocaust unermessliche Einschnitte und Verluste erlitten hatten. Von Eltern, deren Ängste und deren Schweigen auch die nächste Generation prägten. So erinnert sich Dieter Graumann: Als er in die Schule kommt, nehmen ihn die Eltern beiseite: „David, ab heute heißt du Dieter.“ Sie haben das KZ überlebt und wollen nicht, dass ihr Sohn schon an seinem Namen als Jude erkennbar ist. Denn auch im Nachkriegsdeutschland ist der Antisemitismus noch präsent. Heute begegnen wir jungen Jüdinnen und Juden, für die das Nachkriegsdeutschland lange her ist. Sie sehen sich ganz selbstverständlich zugehörig zu Deutschland mit seiner multikulturellen Gesellschaft. Wie etwa James und David Ardinast, die mehrere Restaurants mit internationaler Küche in Frankfurt am Main betreiben. Der Film schlägt den Bogen von den kleinen, überwiegend orthodoxen Nachkriegsgemeinden bis heute: Über die Beschränkungen jüdischen Lebens in der DDR, die Zuwanderung der sogenannten Kontingentflüchtlinge ab 1990 und die Neuentwicklung des liberalen Judentums, das an deutsche Traditionen vor der Shoa anknüpft. In Frankfurt, Leipzig und Berlin begegnet die Filmemacherin Andrea Roth Männern und Frauen, die eines eint: Sie legen Wert darauf, nicht als Opfer gesehen zu werden. Sie sind Handelnde, geprägt von ihren Familiengeschichten, aber selbstbewusst und sehr unterschiedlich.

Mo., 22. Feb · 19:15-19:30 · ARD-alpha
RESPEKT kompakt: Judenhass – alte neue Vorurteile und was wir dagegen tun können

Der Film „Judenhass – alte neue Vorurteile und was wir dagegen tun können“ zeigt konkrete Möglichkeiten, um altem Antisemitismus und neuem Judenhass entgegen zu treten und den Dialog zu fördern. So erklärt die interreligiöse Gruppe „Religionauten“ im Interview, wie Christen, Juden und Muslime zusammen Gemeinsamkeiten finden und so zu einem demokratischen Miteinander im Alltag beitragen können. In sozialen Netzwerken, im Klassenzimmer und bei Präsidentschaftswahlen – Hetze gegen Juden ist Alltag: Auf Facebook werden antisemitische Klischee-Comics massenhaft geteilt. In Schulen erleben Hakenkreuz-Schmierereien, versehen mit dem Schriftzug „Drecks-Jude“, ein Comeback. In Ungarn mobilisiert Ministerpräsident Orban die Wähler mit Verschwörungstheorien vom angeblich jüdischen Geheimplan zur Überfremdung des Landes. Die Reportage „Judenhass – alte neue Vorurteile und was wir dagegen tun können“ zeigt eindrücklich, wie aktuell Judenhass heute in europäischen Nachbarstaaten und in Deutschland ist. Im Film erzählt eine jüdische Ärztin von den Anfeindungen, die sie jeden Tag erlebt. Mitarbeiter der jüdischen Gemeinde in München berichten, wie sie sich immer wieder für die Regierungspolitik Israels rechtfertigen müssen, obwohl sie deutsche Staatsbürger sind. Aus dem alten Antisemitismus ist ein neuer Judenhass geworden. Das Feindbild vom allmächtigen Juden ist ersetzt und erweitert worden durch das Feindbild Israel, sagt Antisemitismus-Forscher Wolfgang Benz. Der Nahost-Konflikt trägt auch in Deutschland zur Wiederkehr des Judenhasses bei. Und: Rechtspopulisten und Rechtsextremisten bilden eine Allianz mit Verschwörungstheoretikern und Israelfeinden, unter denen sich auch vermehrt Jugendliche mit Migrationshintergrund finden.

Mo., 22. Feb · 19:40-20:14 · arte
Re: Gott, Ehre, Vaterland – Unabhängigkeitsmarsch in Polen

Der 11. November ist in Polen ein Nationalfeiertag, an dem das Land der Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit im Jahr 1918 nach mehr als einem Jahrhundert der Aufteilung zwischen Russland, Österreich und Preußen gedenkt.Mit dem jährlichen Aufmarsch ist es den rechtsextremen Organisatoren gelungen, die öffentlichen Wahrnehmung des Gedenktages zu dominieren. Der Unabhängigkeitsmarsch ist eine der der größten Veranstaltungen rechter Gruppierungen in Europa.Unter den Mitläufern sind auch die „Soldaten Christi“, eine streng katholische, patriotische Organisation. Ihr Gründer Pawel erklärt: „Das Motto „Gott, Ehre, Vaterland“ ist die Essenz dessen, was mit dem Herzen eines Mannes passiert, wenn er seinen Fokus auf den Herrgott richtet“.Doch dieses Jahr fällt der Marsch in unruhige Zeiten: Hunderttausende protestieren trotz Pandemie gegen eine Verschärfung des Abtreibungsrechts. Wie Michal, der früher selbst Mitglied in einer rechtsextremen Partei war und nach seinem Outing mit seinem Freund heute für ein liberaleres Polen demonstriert.Pawel bereiten diese Entwicklungen große Sorgen: „Ich weiß nicht, wie wir unsere Kinder in einem Land erziehen sollen, in dem Abtreibungen legal sein werden und in dem die Bewegung der Lesben und Schwulen grassiert.“ Mit diesen Sorgen ist er nicht alleine. Polens Rechte fühlen sich von den liberalen Protesten herausgefordert. Mit dem Marsch wollen sie in dieser Situation Stärke demonstrieren. Die Veranstaltung endet in einer Schlacht. Es gibt 35 Verletzte, mehr als 300 Randalierer werden festgenommen.

Mo., 22. Feb · 20:15-21:15 · ARD-alpha
Die Kinder der Tora 2/5, Im Mittelalter

Simon Schama, britischer Professor für Kunstgeschichte, beleuchtet in dieser fünfteiligen Serie die Geschichte und das Wirken des jüdischen Glaubens über die Jahrhunderte hinweg. Seine Weltreise auf den Spuren jüdischer Geschichte führt ihn unter anderem nach New York, Odessa, Berlin und Jerusalem. Sein erfrischender Ansatz verknüpft jüngste archäologische Entdeckungen mit jüdischer Kunst und Kultur, und verbindet antike und moderne Geschichten. Dieser bislang einzigartige Fokus erklärt zum einen die Leidenschaft und Verworrenheit der Juden von heute. Andererseits wird gezeigt, wie die jüdische Kultur und dem was Juden gedacht, geschrieben, gesprochen, betrauert und gefeiert haben, verknüpft ist mit dem Schicksal der übrigen Welt.

Mo., 22. Feb · 21:15-22:00 · ARD-alpha
Jüdisches Leben in Bayern

Am Beispiel von vier jüdischen Gemeinden wird das heutige jüdische Leben in Bayern porträtiert. Neben jüdisch religiösem Brauchtum wie Rosch Haschana (Neujahrsfest), Jom Kippur (Versöhnungstag) oder den Sukkot-Tagen (Laubhüttenfest) wird besonders hervorgehoben, wie sich jüdische Traditionen mit christlichen Traditionen in sehr entspannter Weise leben lassen. Am deutsch-jüdischen TSV Maccabi e.V. wird deutlich, was für eine integrative Kraft im Sport liegt, und dass es immer einzelne Persönlichkeiten sind, die solche Projekte mit größtem Einsatz, Ausdauer und Überzeugungskraft durchsetzen. Beispielhaft dafür ist das Israelitische Gemeindezentrum in München, das es ohne Charlotte Knobloch und dem ehemaligen Oberbürgermeister Christian Ude nicht geben würde. Das jüdische Gemeindezentrum ist ein Mikrokosmos dessen, was heute in ganz Bayern Normalität geworden ist. Beispielhaft für eine stetige und positive Entwicklung ins jüdisch/christliche und vor allem bayerische Leben von heute ist u. a. Isak Schilling, der „Alpenjude“ aus Kiefersfelden, Ignaz Berger aus Amberg, Wolfgang Nöth, der Gestalter der „Clubkultur“ in München und viele andere. Durch sie wird deutlich, wie bereichernd und wichtig Kultur und vor allem Kommunikation ist.

Mo., 22. Feb · 22:00-22:15 · ARD-alpha
Laurel und die Bagels

Laurel Kratochvilas Welt ist rund, schmackhaft und hat ein Loch – Laurel hat ein Faible für Bagels. Die junge Frau aus Boston ist Wahl-Berlinerin und hat ihre Bagel-Leidenschaft nach Deutschland mitgebracht. Sie verdankt die Liebe zu dem jiddischen Gebäck ihrer Großmutter, von der sie die besten Rezepte hat. Laurel Kratochvila stammt aus einer säkularen jüdischen Familie, wollte eigentlich Medizin studieren, ging dann nach Israel und arbeitete für eine NGO. In Prag lernte sie dann ihren Mann kennen. Das Paar betreibt inzwischen in Berlin einen Buchladen. Und dort kann man seit einiger Zeit die Bagels von Laurel genießen. Das handtellergroße Gebäck mit Loch in der Mitte ist in den USA sehr beliebt. Der Name kommt aus dem Jiddischen. Juden aus Osteuropa haben es im 19. Jahrhundert dorthin gebracht. In den USA, erzählt Laurel Kratochvila, gebe es eine regelrechte jüdische Food-Revolution, weil viele junge Menschen die Rezepte ihrer jüdischen Großeltern entdecken. Dass auch in Berlin die Highlights aus der jüdischen Küche eine Renaissance erfahren, dazu will sie mit ihren Bagels beitragen.

Mo., 22. Feb · 02:30-03:30 · HR
Als das Lachen verbrannte – Die Kinder von Ausschwitz und die Qual des Erinnerns

Yitzhak Taub und sein Zwillingsbruder Serach wurden 1945 aus dem Konzentrationslager Auschwitz befreit, zusammen mit anderen Kindern, denen man alles genommen hatte: ihre Kindheit, ihre Familie, ihre Zukunft und ihr Lachen. Der Film „Als das Lachen verbrannte“ hört den Kindern von Auschwitz zu. Shlomo Malek war 15 Jahre alt, als er befreit wurde – neun Monate zuvor hatten die Nazis ihn aus Rumänien in das Todeslager verschleppt. Miri Schönberger stammt aus Ungarn. 13 Jahre alt war sie, als der SS-Lagerarzt Dr. Joseph Mengele sie und ihre Zwillingsschwester Sarah für seine bestialischen Versuche an der „Rampe“ aussortierte. Avraham Harshalom wurde im polnischen Pruzany geboren. 1943 wurde er mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert. Peter Grünfeld und seine Schwester Martha waren vier Jahre alt, als sie die Deutschen aus Prag abholten. Später sagte er: „Es waren nur neun Monate in Auschwitz – aber das ist wie ein ganzes Leben“. Die Kinder von Auschwitz wurden befreit, aber sie haben Auschwitz nie wirklich verlassen. In ungewöhnlich eindringlichen Bildern schildern sie die Stationen ihres Leids: das Johlen der Nachbarn, als die Juden durch Dörfer getrieben wurden, das Grauen in den Viehwaggons der Reichsbahn, den aschegrauen Himmel über den Krematorien, die Angst in den Laboratorien des Dr. Mengele und die Qual des Weiterlebens nach der Befreiung. – Der Film entstand 1995 zum 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Ein Film von Esther Schapira und Georg M. Hafne. Er entstand 1995 zum 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.

Di., 23. Feb · 00:15-01:50 · ZDF
Die Arier

Die afrodeutsche Filmemacherin Mo Asumang sucht nach den Ursprüngen des Arier-Begriffs und wie er bis heute von Rechtsextremen in Deutschland und den USA missbraucht wird. Für ihre Recherchen besucht Mo Demonstrationen und Propaganda-Veranstaltungen der selbst ernannten Arier in Gera, Wismar und Potsdam. Sie konfrontiert Rassisten mit scheinbar arglosen Fragen, provoziert und irritiert allein durch ihre Anwesenheit. Sie forscht in Archiven und reist schließlich in den Iran, wo alte Inschriften den Ursprung des Arier-Begriffs bezeugen und ihm eine ganz andere Bedeutung geben. In den USA, wo unzählige Morde durch „Aryan Hategroups“ verübt werden, trifft sie sich mit Mitgliedern des Ku-Klux-Klans und dem berüchtigten Rassisten Tom Metzger, dem Gründer der „White Aryan Resistance“. In Deutschland begleitet sie einen Aussteiger aus der Neonazi-Szene. Mo Asumang wurde für ihren Film unter anderem mit dem Metropolis-Regie-Preis und der Goldenen Magnolie beim Shanghai TVFilm Festival ausgezeichnet.

Di., 23. Feb · 20:15-21:00 · ARD-alpha
So isst Israel (1/3) Von der Wüste nach Jerusalem

Es gibt kaum einen besseren Zugang zu der reichen Kultur des Landes als über ihre Küche: Kulinarik ist der Türöffner zum Leben in Israel. Wir begeben uns auf filmische Entdeckungsreise mit Tom Franz quer durch ganz Israel. Eineinhalb Jahre arbeitete die Filmemacherin Mica Stobwasser mit Co-Regisseur Louis Saul an der Realisation der Reihe, die ein anderes Israel zeigt, als wir es aus den Nachrichten kennen. In der ersten Folge von „So isst Israel“ reist Tom Franz von der Wüste Negev nach Jerusalem. In der ersten Folge von „So isst Israel“ reist Tom Franz von der Wüste Negev nach Jerusalem. Die kulinarische Tour beginnt in einer Wüstenoase an der Südspitze des Landes: der Dattelplantage des Kibbuz Samar. Die meisten Kibbuzim sind im modernen Israel privatisiert. In Samar wird die sozialistische noch gelebt. „Tu, was dich glücklich macht“, lautet das Lebensmotto in Samar. Jeder kann arbeiten, was und wie viel er will, und alle haben eine gemeinsame Kreditkarte. Klingt wie Utopia? Tom hilft bei der Dattelernte und Freiwillige aus Deutschland erzählen ihm dabei begeistert, wie das Leben in der Wüstenkommune funktioniert. Über das Essen öffnet Tom Franz auch das Tor zur Heiligen Stadt: Ist Humus, dieses urorientalische Streetfood, eigentlich ein israelisches Essen oder ein arabisches? Mit Dvir Hollander, dem engagierten Führer durch den Souk der Altstadt klärt Tom die Humus-Frage. Sein Fazit: „Gutes Essen vereint die Menschen, es gehört niemandem!“ Überall ragen die Glaubenssymbole der drei Weltreligionen in den Himmel: Minarette, Kreuze, Kuppeln soweit das Auge reicht: 1200 Synagogen, 158 Kirchen und 73 Moscheen geben ein Gefühl dafür, warum Jerusalem die Heilige Stadt heißt. Wo die Wege zu den Heiligtümern der Christen, Muslime und Juden sich kreuzen, liegt das Österreichische Hospiz mit seinem Wiener Kaffeehaus, ein Ort der Stille. Dort trifft Tom den deutschen Benediktinerpater Nikodemus, seit mehr als zehn Jahren ein ebenso überzeugter wie kritischer Bewohner der Hauptstadt Israels. Pater Nikodemus lädt Tom zum Besuch seines Klosters, der Dormitio Abtei. Das Stammkloster der Mönche liegt auf dem Berg Zion, im Nebengebäude soll Jesus sein letztes Abendmahl eingenommen haben. Alles in Jerusalem scheint irgendwie mit Religion und Politik zu tun zu haben. Tom trifft die „Chefs for Peace“, eine Gruppe jüdischer, christlicher und muslimischer Köche, die sich für den Frieden im Land engagieren. Die renommierten Chefs nutzen ihre Kochkunst, um Menschen unterschiedlichen Glaubens zusammenzubringen und eine Brücke zur gegenseitigen Akzeptanz zu schlagen. Am Mahane Yehuda Markt, einem Eldorado orientalischer Genüsse, kocht Shabi, der Chef des Restaurants Azura, traditionelle jüdische Shabbat-Gerichte. Auf winzigen Petroleum-Flammen schmelzen köstlich duftende Kube Suppen vor sich hin. Shabi lädt Tom zu einer kulinarischen Probiertour durch den Nahen und Mittleren Osten ein. Nur wenige Schritte entfernt tobt die säkulare Szene der Heiligen Stadt: Das Machneyuda Restaurant ist Keimzelle der jungen wilden Köche Israels und der heißeste „food and entertainment – spot“ der Stadt. Das kulinarische Abenteuer endet vor den Toren Jerusalems: nur ein paar Kilometer entfernt landet Tom in einer einzigartigen Naturlandschaft, den Judäischen Hügeln. Mittendrin Israels ältestes Gourmetrestaurant: „Rama`s kitchen“. Der Israelin Rama Ben Zvi gelang es, Tomer Niv als Chefkoch zu gewinnen. Er hat in den besten Restaurants der Welt in Kopenhagen und London gearbeitet. Rama geht es um Harmonie im Leben: Die köstlichen Gerichte haben ihre Wurzeln in der palästinensischen Küche. Produkte kennen keine nationalen Grenzen, und das Team in Rama´s kitchen auch nicht: Muslime und Juden kochen hier friedlich am selben Herd und schaffen in ihrer Küche das, wovon die Weltpolitik seit Jahrzehnten träumt: Ein Stückchen Frieden in Nahost.

Di., 23. Feb · 21:00-22:00 · ARD-alpha
Die Kinder der Tora 3/5, Vom Shtetl in die Stadt

Simon Schama, britischer Professor für Kunstgeschichte, beleuchtet in dieser fünfteiligen Serie die Geschichte und das Wirken des jüdischen Glaubens über die Jahrhunderte hinweg. Seine Weltreise auf den Spuren jüdischer Geschichte führt ihn unter anderem nach New York, Odessa, Berlin und Jerusalem. Sein erfrischender Ansatz verknüpft jüngste archäologische Entdeckungen mit jüdischer Kunst und Kultur, und verbindet antike und moderne Geschichten. Dieser bislang einzigartige Fokus erklärt zum einen die Leidenschaft und Verworrenheit der Juden von heute. Andererseits wird gezeigt, wie die jüdische Kultur und dem was Juden gedacht, geschrieben, gesprochen, betrauert und gefeiert haben, verknüpft ist mit dem Schicksal der übrigen Welt.

Di., 23. Feb · 22:00-22:15 · ARD-alpha
Leute – wir sind Juden – Crashkurs gegen Antisemitismus

Wenn Anastassia Pletoukhina am Freitagmorgen in ihrem Kiez in Charlottenburg unterwegs ist, hört sie oft den lautstarken Gruß „Gut Schabbes“: Jüdischer Alltag in Berlin, wo die junge Soziologin mit Freunden ausgelassen Purim feiert und sich auf das Pessach-Fest vorbereitet. Aber gerade hier, wo jüdischer Alltag so selbstverständlich gelebt wird, werden weitaus mehr antisemitische Straftaten als in anderen Bundesländern registriert. Mit „Empowerment“-Seminaren will Anastassia Pletoukhina ein Zeichen dagegen setzen und junge Juden befähigen, auf Antisemitismus angemessen zu reagieren. Pletoukhina ist in Russland geboren und in Lübeck aufgewachsen. Am 9. Oktober 2019 war sie in der Synagoge in Halle, als ein Attentäter versuchte, in das Gotteshaus einzudringen. „Viele Menschen aus der jüdischen Gemeinde haben das Vertrauen verloren, dass der Staat sie schützen wird“, sagt Pletoukhina. Zwar sorgen Polizisten vor Synagogen für Schutz und Sicherheit. Aber wichtig im Kampf gegen Antisemitismus sei auch, dass Juden nicht als „Exoten“ in der Gesellschaft behandelt werden: „Das jüdische und das muslimische Leben sind keine exotischen Inseln in der mehrheitlich christlichen Gesellschaft, sie sind ein unentbehrlicher und prägender Teil davon.“ Pletoukhina ist deshalb überzeugt: „Es war schon immer wichtig, dass jüdisches Leben in Deutschland sichtbarer ist und dass jüdische Stimmen gehört werden.“ Dazu trägt sie mit ihren Empowerment-Seminaren für junge Juden bei – gewissermaßen als Crashkurse gegen Antisemitismus.

Di., 23. Feb · 23:35-01:45 · arte
Der Adler ist gelandet

November 1943: Nazi-Deutschland steht nach der Niederlage in Stalingrad kurz vor dem Untergang. Eine aussichtslose Mission mit dem Codenamen “Adler“ soll das Blatt wenden und die britische Regierung an den Verhandlungstisch zwingen. Unter dem Kommando des früheren Kriegshelden und Luftwaffenoffiziers Kurt Steiner fliegen 16 deutsche Fallschirmjäger an die britische Küste mit dem Auftrag, Premierminister Winston Churchill zu entführen. Getarnt als polnische Soldaten rücken die Deutschen in das kleine Dorf Sudley vor, wo Winston Churchill das Wochenende verbringen soll. Mit Hilfe der Agentin Joanna Grey und des irischen Freiheitskämpfers Liam Devlin planen sie die Entführung des britischen Premiers. Alles läuft nach Plan und niemand schöpft Verdacht. Als jedoch einer der Soldaten ein kleines Mädchen rettet, das in einem Fluss zu ertrinken droht, offenbart er seine wahre Identität. Alle Zeugen dieses Vorfalls werden in der Kirche gefangen gehalten, doch die Nachricht ist bereits an die Alliierten durchgedrungen. Die Mission ist zum Scheitern verurteilt, wäre da nicht Kurt Steiner …

Mi., 24. Feb · 20:15-21:00 · ARD-alpha
So isst Israel (2/3) Von den Judäischen Hügeln zum See Genezareth

In der zweiten Folge von „So isst Israel“ reist Tom Franz von den Judäischen Hügeln über das Westjordanland hoch in den Norden Israels nach Galiläa und trifft auf Menschen, die spannende Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens gefunden haben. Die Reise beginnt in der Judäischen Bergwelt westlich von Jerusalem mit einem der interessantesten Käsemacher in Israel: Shai Seltzer. Tom Franz hat geschafft, worum sich Deutschland seit 70 Jahren bemüht – er hat das Bild der Deutschen in Israel verändert. Nicht mit großen Reden, sondern mit Kochen. Der sympathische Rheinländer kochte sich im Fernsehen in die Herzen der Israelis und bescherte der Koch-Show „Masterchef“ mit 52 Prozent die höchste Einschaltquote der israelischen Fernsehgeschichte. „Heute“, sagte eine Jurorin, „kann man wieder an einen Deutschen denken und dabei lächeln.“ Auf seiner dreiteiligen Reise zeigt Tom Franz ein Israel der Sinnesfreuden und Geschmacksexplosionen, der kulturellen Vielfalt und religiösen Unterschiede. Was alle Israelis eint, ist die Liebe zum Essen. Die jüdische Küche entwickelte sich in zweitausend Jahren Diaspora und ist beeinflusst von den unterschiedlichen Kulturen, in denen die Juden lebten. Aus der ganzen Welt brachten die jüdischen Einwanderer ihre Spezialitäten und Traditionen mit nach Israel. Das Heilige Land wurde so kulinarisch ein Schmelztiegel: Der Geschmack Israels reicht von russisch-polnisch bis orientalisch. Wandel gehört bei Tom Franz zur Lebensroutine: Als Sohn katholischer Eltern in Erftstadt bei Köln aufgewachsen, Jurastudium mit erfolgsversprechendem Prädikatsexamen. Doch sein Herz hängt seit einem Schüleraustausch in den 80er Jahren an Israel. 2004 packt Tom Franz zum Entsetzen seiner Eltern seine Sachen, zieht nach Tel Aviv und konvertiert zum Judentum. Drei Jahre lernte der Deutsche, bis die Rabbiner ihn in ihre jüdische Gemeinde aufnahmen. Zum Judentum gehört für Tom Franz auch, koscher zu kochen und nach den Regeln der jüdischen Speisegesetze zu leben. Dass ausgerechnet ein Deutscher den Israelis ihre jüdische Esstradition wieder schmackhaft macht, scheint Teil eines völkerverbindenden Lebensweges. Der führte ihn auch zu seiner Frau Dana: Tom, der Konvertit, heiratete eine Israelin, die aus einer Familie von Holocaustüberlebenden stammt.

Mi., 24. Feb · 21:00-22:00 · ARD-alpha
Die Kinder der Tora 4/5, Im Osten

Simon Schama, britischer Professor für Kunstgeschichte, beleuchtet in dieser fünfteiligen Serie die Geschichte und das Wirken des jüdischen Glaubens über die Jahrhunderte hinweg. Seine Weltreise auf den Spuren jüdischer Geschichte führt ihn unter anderem nach New York, Odessa, Berlin und Jerusalem. Sein erfrischender Ansatz verknüpft jüngste archäologische Entdeckungen mit jüdischer Kunst und Kultur, und verbindet antike und moderne Geschichten. Dieser bislang einzigartige Fokus erklärt zum einen die Leidenschaft und Verworrenheit der Juden von heute. Andererseits wird gezeigt, wie die jüdische Kultur und dem was Juden gedacht, geschrieben, gesprochen, betrauert und gefeiert haben, verknüpft ist mit dem Schicksal der übrigen Welt.

Mi., 24. Feb · 21:50-22:50 · arte
Ein Leben für den Film – Lotte Eisner

Lotte Eisner, geboren 1896 in Berlin, gestorben 1983 in Paris, war in der deutschen und französischen Filmszene des vergangenen Jahrhunderts eine Institution – und zwar sowohl im Berlin der Stummfilmzeit wie auch nach dem Krieg in Paris. Zusammen mit Henri Langlois baute sie die Cinémathèque française auf, dank ihrer Filmpassion überlebte sie als Jüdin in Frankreich. Sie war als deutsche Exilantin ein Teil der Pariser Kulturszene, der sie viel vom deutschen Kino vermittelte. In ihrem epochalen Werk „Die dämonische Leinwand“, erschienen 1952 in Frankreich, setzte sie sich mit dem Weimarer Kino auseinander und begleitete in den 1960er Jahren den Jungen Deutschen Film; insbesondere Werner Herzog und Wim Wenders verehrten sie und widmeten ihr Filme. Das Filmporträt stellt die biografischen Stationen von Lotte Eisners bewegtem Leben vor. Ausgehend von ihrem Zufluchtsort Figeac, einem kleinen französischen Dorf, in dem Henri Langlois seine Filmsammlung im Krieg untergebracht hatte, beleuchtet der Dokumentarfilm Lotte Eisners Wirken als Filmkritikerin in den 1920er Jahren in Berlin, ihre Emigration nach Frankreich und ihre Arbeit als Chefkuratorin in der Cinémathèque française, die bis zu ihrem Lebensende ihre geistige Heimat war. Der Film stellt die scharfsichtige Autorin Lotte Eisner vor, die neben der „Dämonischen Leinwand“ auch Bücher über Fritz Lang und F. W. Murnau veröffentlichte, und schildert ihre persönliche Verbundenheit mit den Regisseuren des Neuen Deutschen Kinos, dem sie dank ihrer Reputation als unbestechliche Filmkritikerin zu internationalem Renommee verhalf.

Mi., 24. Feb · 22:00-22:30 · ARD-alpha
nachtlinie extra: Zu Besuch in der Bayreuther Synagoge

Die nachtlinie extra ist zu Besuch in der Bayreuther Synagoge. Sie ist nicht nur die älteste Synagoge in Deutschland, die noch benutzt wird. Das Gotteshaus erzählt auch außergewöhnliche Geschichten. Erstaunlicherweise überlebte das Gebäude die Nazizeit, obwohl Hitler, der Richard-Wagner-Verehrer, in Bayreuth ein und ausging und Häuser, die Juden gehörten, abreißen ließ wie es ihm gefiel. Sie überlebte auch die Zerstörung durch die Nazis während der Novemberpogrome 1938 und wurde nicht wie andere Synagogen angezündet und niedergebrannt. Die Nazis befürchteten, dass das Nachbargebäude, die Oper, sonst auch Feuer fangen würde. Sie stürmten aber das Gotteshaus und verwüsteten und zertrümmerten alles innen. Die 28 Torarollen wurden entwendet, Ritualgegenstände verschwanden spurlos. Das Gebäude war 1714, ursprünglich als „Markgräfliche Comödie“ gebaut worden. Im Jahr 1760 kaufte der sogenannte Hofjude Moses Seckel, der ein freundschaftliches Verhältnis zum Markgrafen Friedrich pflegte, ihm dieses Haus ab und bekam die Erlaubnis, eine Synagoge einzurichten. Aus dem Theater wurde ein Gotteshaus. Eine sensationelle Geschichte der Synagoge ist der Fund bei Renovierungsarbeiten 2009. Unter den Brettern des Dachbodens verteilt, stießen Handwerker auf eine Genisa, ein Hohlraum zur Aufbewahrung jüdischer, liturgischer Schriften. Es waren 8000 Fundstücke. Im Judentum müssen solche Schriften beerdigt oder dem natürlichen Verfall überlassen werden. Daher waren sie im Dachboden in der Genisa verstaut worden: bis zu 250 Jahre alte Schriften, darunter Zettel mit kabbalistischen Sprüchen oder Wünschen, wie man sie in die Klagemauer steckt. Felix Gothart, Vorsitzender der Israelitischen Gemeinde in Bayreuth führt Andreas Bönte durch die Synagoge und spricht über die lebendige Geschichte der Gemeinde. Er erklärt Grundlagen des Judentums, zeigt die Mikwe – das rituelle Tauchbad, das zu den reinsten Europas zählt – und packt ein paar Fundstücke aus der Genisa aus.

Do., 25. Feb · 20:15-21:00 · ARD-alpha
So isst Israel (3/3) Von Galiläa nach Tel Aviv

Beschreibung
Themen: • Galiläa: Uri Buri, der Fischkoch von Akko • Erez Kamorovsky: Vater der „New Israeli Cuisine“ an der libanesischen Grenze • Tel Aviv: Streetfood bei Dr. Shakshuka • Mit Kochpapst Haim Cohen auf den Spuren seiner Kindheit in Jaffa • Koscheres Shabbatessen to go: Die ultraorthodoxe Welt von Bnei Brak • Mit Gil Hovav, dem Enkel von Eliezer Ben-Yehuda beim Äthiopier Itzak • Kreativstar Meir Adoni im Bauhausviertel • Tanz auf dem Vulkan: Finale mit Eyal Shani im „HaSalon“ Tom Franz hat geschafft, worum sich Deutschland seit 70 Jahren bemüht – er hat das Bild der Deutschen in Israel verändert. Nicht mit großen Reden, sondern mit Kochen. Der sympathische Rheinländer kochte sich im Fernsehen in die Herzen der Israelis und bescherte der Koch-Show „Masterchef“ mit 52 Prozent die höchste Einschaltquote der israelischen Fernsehgeschichte. „Heute“, sagte eine Jurorin, „kann man wieder an einen Deutschen denken und dabei lächeln.“ Auf seiner dreiteiligen Reise zeigt Tom Franz ein Israel der Sinnesfreuden und Geschmacksexplosionen, der kulturellen Vielfalt und religiösen Unterschiede. Was alle Israelis eint, ist die Liebe zum Essen. Die jüdische Küche entwickelte sich in zweitausend Jahren Diaspora und ist beeinflusst von den unterschiedlichen Kulturen, in denen die Juden lebten. Aus der ganzen Welt brachten die jüdischen Einwanderer ihre Spezialitäten und Traditionen mit nach Israel. Das Heilige Land wurde so kulinarisch ein Schmelztiegel: Der Geschmack Israels reicht von russisch-polnisch bis orientalisch.

Do., 25. Feb · 21:00-22:00 · ARD-alpha
Die Kinder der Tora, 5/5, Das gelobte Land

Simon Schama, britischer Professor für Kunstgeschichte, beleuchtet in dieser fünfteiligen Serie die Geschichte und das Wirken des jüdischen Glaubens über die Jahrhunderte hinweg. Seine Weltreise auf den Spuren jüdischer Geschichte führt ihn unter anderem nach New York, Odessa, Berlin und Jerusalem. Sein erfrischender Ansatz verknüpft jüngste archäologische Entdeckungen mit jüdischer Kunst und Kultur, und verbindet antike und moderne Geschichten. Dieser bislang einzigartige Fokus erklärt zum einen die Leidenschaft und Verworrenheit der Juden von heute. Andererseits wird gezeigt, wie die jüdische Kultur und dem was Juden gedacht, geschrieben, gesprochen, betrauert und gefeiert haben, verknüpft ist mit dem Schicksal der übrigen Welt.

Do., 25. Feb · 22:00-22:15 · ARD-alpha
Von Chuzpe und Schmonzes – Jüdischer Witz als Waffe der Wehrlosen

Im März steht das jüdische Purim-Fest an. Dann heißt es – wie im Fasching: Verkleiden, Trinken, Feiern! Witz und gute Laune sind aber nicht nur auf einige Tage im Jahr beschränkt. Jüdischer Humor zieht sich als eine Lebenseinstellung durch Alltag, Kultur und Religion. Dabei steht ein schier unerschöpfliches Arsenal an Witzen und Pointen zur Verfügung, das sich über viele Jahrhunderte auch als Selbstverteidigungsstrategie entwickelt hat. Was macht ihn aus, den jüdischen Humor, diese Mischung aus beißender Selbstironie, fatalistischem Galgenhumor und immer wieder Chuzpe, einer sympathisch vorgetragenen Frechheit. Was bedeutet jüdischer Humor heute? Ist es nur (noch) eine Konstruktion? Eine verblassende Erinnerung? Oder lebt Chuzpe einfach weiter?

Fr., 26. Feb · 09:45-11:20 · arte
Die Nazis, die Arbeit und das Geld

Der Dokumentarfilm basiert auf neueren wissenschaftlichen Forschungen der Professoren Adam Tooze von der Columbia University, Richard Overy von der University of Exeter, Frank Bajohr vom Institut für Zeitgeschichte in München und der Privatdozentin Marie-Bénédicte Vincent von der Universität von Angers. Sie zeigen in ihren Forschungen zur NS-Zeit, welch treibende Rolle wirtschaftliche Aspekte für das Familienleben, die Arbeitswelt und die Kriegsführung im Deutschen Reich gespielt haben.Animationen im Stil der Collage-Kunst der 30er Jahre veranschaulichen die außerordentlichen Währungsmanipulationen der Nationalsozialisten. Damit wird der Blick auf einen bisher wenig beachteten Kriegsschauplatz gelenkt, nämlich auf die Fabriken des Deutschen Reichs, auf die Sparbücher der deutschen Familien, die Planungsbüros der Manager und kaum bekannte Protagonisten, die agierten: der Generalfeldmarschall und Staatssekretär in Görings Reichsluftfahrt-Ministerium Erhard Milch(1892-1972) etwa, der die gesamte Flugzeugbau-Industrie umstrukturierte und bereits 1954 aus der lebenslänglichen Haft entlassen wurde, der NSDAP-Gauleiter von Thüringen Fritz Sauckel(1894-1946), der in seiner Funktion als Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz für die Zwangsarbeit von Millionen von Menschen verantwortlich war und in Nürnberg hingerichtet wurde, oder SS-General Herbert Backe(1896-1947), der als Reichsminister und Leiter des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft die rigide kriegswirtschaftlich und rassenideologisch begründete Hungerpolitik in Osteuropa plante und organisierte und sich in Nürnberg durch Suizid der Verantwortung entzog.Der Dokumentarfilm zeigt, wie die Nationalsozialisten ihr rassistisches und antisemitisches Weltbild in allen Bereichen der Großindustrie, der Landwirtschaft und der Finanzwelt implementieren konnten. Sie schufen damit ein abscheuliches, auf Währungsmanipulation, Gewalt, Raub und Völkermord beruhendes Wirtschafts-„Modell“, das nur durch Krieg und Unterdrückung funktionierte und zur Zerstörung Europas führte.

Fr., 26. Feb · 11:20-12:15 · arte
Forschung und Verbrechen – Die Reichsuniversität Straßburg

Als die Alliierten am 23. November 1944 Straßburg besetzen, kommt für die Reichsuniversität Straßburg das Aus. In den Tagen zuvor sind die meisten Professoren geflohen. Nur einige sind geblieben, darunter Johannes Stein, Dekan der Medizinischen Fakultät und Großvater der Filmautorin Kirsten Esch. Eröffnet wurde das NS-Prestigeprojekt am 23. November 1941. Als geistiges Bollwerk des Deutschtums soll die Hochschule die NS-Ideologie Richtung Westen verbreiten und sogar die Pariser Sorbonne in den Schatten stellen. Die Fakultäten werden mit den besten Köpfen des Deutschen Reichs besetzt, dazu zählen der „Kronjurist“ des Dritten Reichs Ernst Rudolf Huber und der Physiker und spätere Friedensforscher Carl Friedrich von Weizsäcker. An das komfortable Leben der Professoren und ihrer Familien in Straßburg erinnern sich Karin Esch, die Mutter der Autorin, und Elisabeth Raiser, Tochter von Carl Friedrich von Weizsäcker. In ihrem Film setzt sich die Autorin auch mit der Rolle ihres Großvaters als Dekan der Medizinischen Fakultät auseinander. Was hat er von den Verbrechen an seiner Fakultät gewusst? War er im nahe gelegenen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, wo der Anatom August Hirt seine grausamen Menschenversuche durchführte? Die Dokumentation zeigt die Reichsuniversität auch als Ort des Widerstands. Elsässische Studenten um Alphonse Adam wehren sich gegen die Zwangseinberufung der elsässischen Männer zur deutschen Wehrmacht. Dafür werden sie zum Tode verurteilt. Pélagie Simon, heute 89 Jahre alt, erzählt, wie sie als junges Mädchen von der Hinrichtung ihres Bruders Alphonse erfuhr.

Sa., 27. Feb · 05:55-06:55 · arte
Milos Forman, ein freies Leben

„Milos Forman, ein freies Leben“ ist die Biografie des zweifach Oscar-prämierten tschechischen Filmemachers. Die Dokumentation schlägt einen weiten Bogen von Formans Jugend in der von Hitlerdeutschland besetzten und später unter kommunistischer Herrschaft geknebelten Tschechoslowakei, den ersten Auslandserfolgen mit tschechischen Nouvelle-Vague-Filmen bis hin zu seinem New Yorker Exil nach dem Prager Frühling und schließlich der internationalen Anerkennung. Mit exklusiven Bildern aus dem Familienarchiv zeichnet die renommierte tschechische Dokumentarfilmerin Helena Trestikova das Porträt eines unangepassten Regisseurs. Die Verschiedenartigkeit seiner Werke ist verblüffend, wenngleich sie alle einen gemeinsamen Nenner haben: nonkonforme Charaktere, wie etwa die Hippies in „Hair“, die Patienten einer Nervenheilanstalt in „Einer flog über das Kuckucksnest“ oder der non-fiktive Publizist eines bekannten Pornomagazins in „Larry Flynt – Die nackte Wahrheit“. Wie seine Helden war auch Milos Forman ein Außenseiter. Dennoch kreuzte sein Weg immer wieder den von herausragenden Persönlichkeiten: Vaclav Havel war sein Schulkamerad, Milan Kundera sein Literaturdozent, Jean-Claude Carrière sein Drehbuchautor und Michael Douglas sein Produzent. Roter Faden des Porträts ist Milos Formans Autobiografie, die er zusammen mit dem tschechisch-amerikanischen Schriftsteller Jan Novak schrieb. Der Rhythmus des Films folgt dem von Formans Leben: Lange Perioden der Frustration und des Stillstands wechseln sich ab mit dem rapiden Tempo der Ungeduld und des schnellen Umschwungs.

Sa., 27. Feb · 18:00-18:15 · MDR
Jüdisch sein – Eine Frage der Überzeugung

Jüdisch ist, wer eine jüdische Mutter hat. Das Judentum wirbt nicht aktiv um neue Mitglieder, schließt einen Übertritt aber auch nicht aus. Die Kriterien für die Aufnahme in die Religionsgemeinschaft sind streng und der Weg zum richtigen Juden ist lang. Ulf Nguyen hat sich vor sieben Jahren entschieden, diesen Weg zu gehen. In seiner Familiengeschichte entdeckte er Hinweise auf eine jüdische Vorfahrin, das weckt sein Interesse an der Religion. Nach und nach hat er sich immer mehr mit dem Judentum beschäftigt. Interesse und Faszination allein genügen aber nicht für einen Übertritt zum Judentum: Ulf Nguyen muss sich an die 613 Ge- und Verbote des Judentums halten. Um die Heilige Schrift, die Tora, studieren zu können, hat er hebräisch gelernt. Er ist beschnitten, ernährt sich koscher und betet drei Mal am Tag. Die Religionsgesetze strukturieren sein Leben. Als selbständiger Architekt kann er seine Arbeitszeiten nach dem jüdischen Kalender richten, doch für die Familie waren nicht alle Umstellungen einfach. Seine damalige Partnerin wollte nicht mit ihm konvertieren. Sie ist mit den beiden gemeinsamen Kindern in eine eigene Wohnung gezogen. In seiner Heimatstadt Pirna kennt Ulf Nguyen keine anderen jüdischen Gläubigen. Es gibt weder eine Gemeinde noch einen Gebetsraum. Mehrmals die Woche fährt er nach Dresden, besucht dort die Synagoge und begeht in der jüdischen Gemeinde den Schabbat, den siebten Wochentag – und Ruhetag. Die Gemeinde beschreibt er als Familie. In Rabbiner Akiva Weingarten hat er einen Lehrer und Mentor gefunden. Ein richtiger Jude ist Ulf Nguyen aber noch nicht. Seine Prüfung vor einem jüdischen Gericht aus drei Rabbinern steht noch aus.

So., 28. Feb · 00:10-02:00 · Das Erste (ARD)
Nacht über Berlin

Die lebenslustige Sängerin Henny Dallgow lernt in Berlin Anfang der 1930er Jahre den SPD-Reichstagsabgeordneten Albert Goldmann kennen, der scheinbar so gar nicht zu ihr passt: Während der engagierte Arzt sich im Wedding um das Wohl der Arbeiter und sozial Schwachen kümmert, tritt die aus reichen Verhältnissen stammende Künstlerin in einem mondänen Nachtklub auf. Die Gegensätze ziehen sich magisch an, doch die Liebe der beiden gerät in den verhängnisvollen Strudel der historischen Ereignisse. Eine anrührende Geschichte mit Anna Loos und Jan Josef Liefers als ungleiches Paar. Berlin, 1932. Albert Goldmann (Jan Josef Liefers) sitzt als gemäßigter SPD-Abgeordneter im Berliner Reichstag. Nach seinen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg ist der idealistische jüdische Arzt zum leidenschaftlichen Demokraten geworden, der nur eines will: Nie wieder Krieg! Entgegen seiner pazifistischen Überzeugung lässt er sich von seinem jüngeren Bruder Edwin (Franz Dinda), Mitglied einer radikalen kommunistischen Zelle, zu einem heiklen Kurierdienst überreden. Prompt gerät er in eine Polizeikontrolle und entgeht nur dank der spontanen Hilfe der selbstbewussten Henny Dallgow (Anna Loos) seiner Enttarnung. Die unangepasste Tochter aus reichem Haus ist beeindruckt von dem engagierten Arzt, der den sozial Schwachen hilft und sich als streitbarer Reichstagsabgeordneter für den Fortbestand der jungen und nicht sehr angesehenen Demokratie einsetzt. Henny wiederum macht ihren persönlichen Traum wahr und übernimmt das „Ballhaus“ von dem Juden Matze Belzig (Jürgen Tarrach), der die Zeichen der Zeit erkennt und rechtzeitig nach Amerika emigriert. Als Sängerin, die in ihrem mondänen Etablissement wie selbstverständlich SA-Männer zu ihren Gästen zählt, verkehrt Henny in einer Welt, die den Juden Albert abstößt. Über diese Gegensätze hinweg entwickelt sich jedoch eine große Liebe, die unter keinem guten Stern steht. Im Februar 1933, als die Lage auf den Straßen eskaliert, erfährt Henny vom künftigen Mann ihrer Cousine Uta (Claudia Eisinger), dem den Nazis zugewandten Karrieristen Erhart von Kühn (Sven Lehmann), dass Albert in Gefahr ist. Sie will ihn warnen, doch Albert ist unterwegs zum Reichstag, um einen verwirrten Patienten daran zu hindern, eine Dummheit zu begehen.

So., 28. Feb · 09:35-10:00 · arte
Liebe am Werk – Lee Miller & Man Ray

Das berühmteste Foto von Lee Miller zeigt die Fotografin nackt in einer Badewanne – und zwar in Adolf Hitlers Münchner Wohnung in der Prinzregentenstraße kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Das offizielle Führerbildnis Heinrich Hoffmanns steht am Wannenrand und eine weibliche Marmorstatue steht neben einer Klingelanlage für Bedienstete. Millers Uniform liegt unauffällig auf einem Hocker, ihre Militärstiefel stehen auf dem Boden. Das Bild ist so legendär wie die Geschichte dieser Frau, die vor allem als Muse und Geliebte von Man Ray bekannt ist. Lee Miller war eine Femme fatale von kühler Schönheit, die dem großen Publikum als Künstlerin lange verborgen geblieben ist. Die New Yorkerin begann ihre Karriere auf dem Titelblatt der „Vogue“. Mit ihrem Teint wie aus Porzellan, Augen wie Kristallen, dem Gesicht einer antiken Statue und ihrer androgynen Figur fasziniert sie die führenden amerikanischen Fotografen ihrer Zeit. Doch sie langweilt sich und träumt im New York des Jahres 1929 von Paris und der Welt der Kunst. Sie will Fotografin werden und zwar an der Seite des Mannes, von dem alle sprechen: Man Ray. Sie sucht ihn in seinem Atelier auf, wird seine Schülerin, sein Modell, seine Geliebte. Man Ray arbeitet mit Surrealisten wie Paul Eluard zusammen, mit Salvador Dalí und Tristan Tzara, aber vor allem mit Man Rays bestem Freund Marcel Duchamps. Gemeinsam befreien sie die Kunst von jeder ästhetischen und moralischen Beschränkung. Durch einen Zufall finden Lee Miller und Man Ray ein Verfahren, mit dem sie ihre Fotos durch Überbelichtung verfremden. Doch Lee Miller, die viel jünger ist als Man Ray, lebt die freie Liebe und entzieht sich auch beruflich immer mehr ihrem Mentor. Lee sucht ihren eigenen Weg im Surrealismus, sie emanzipiert sich und verlässt Man Ray. Im Oktober 1932 geht sie zurück nach Amerika. Im Herbst 1939 kehrt sie als Kriegsberichterstatterin für die „Vogue“ mit ihrem Fotoapparat nach Europa zurück. Sie ist einer der wenigen Frauen, die bei der Befreiung eines Konzentrationslagers dabei sind und fotografiert das Grauen in Dachau. Der Kriegsfotograf David Sherman macht das verstörende Bild von Lee Miller in Hitlers Privatwohnung, das die Banalität des Bösen zeigt. Die lange unbekannt gebliebene Künstlerin hinterlässt ein Werk mit 60.000 Negativen, die ihr Sohn kurz nach ihrem Tod entdeckte.

So., 28. Feb · 17:45-18:30 · HR
Tödlicher Hass – Der Mordfall Walter Lübcke

Ein Kopfschuss aus nächster Nähe. Walter Lübcke sitzt am späten Abend des 1. Juni 2019 noch auf seiner Terrasse. Dass er schon in vielen Nächten dort beobachtet wurde, hatte er nie bemerkt. Diesmal drückt der Mörder ab. Ein Jahr später soll der Prozess diese Tat aufarbeiten. Ab 16. Juni müssen sich vor dem Oberlandesgericht Frankfurt zwei Neonazis verantworten, die dem hessischen Verfassungsschutz einst als gefährlich bekannt waren, dann aber aus dem Fokus gerieten. Und das zu jener Zeit, als sie Walter Lübcke wohl zum ersten Mal begegneten. Weil sich der Kasseler Regierungspräsident für die menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten einsetzte, machten Stephan Ernst und Markus H. ihn im Netz zur Hassfigur weit über die rechtsextreme Szene hinaus. Die Dokumentation „Tödlicher Hass – Der Mordfall Walter Lübcke“ begibt sich auf die Spuren des Ermordeten und zeichnet die Gewaltbiographie des mutmaßlichen Täters nach. Die Taten von Stephan Ernst erzählt der Film im Kontext der bestens vernetzten Neonaziszene, entlarvt die Ideologie hinter der Gewalt, macht die lange unterschätzte Gefahr des Terrors von rechts beklemmend greifbar. Die Filmautoren treffen auch eine Frau, die schon 2003 am Rand einer Demonstration von dem mutmaßlichen Mörder angegriffen wurde. Sie schildert ihn als brutal, eiskalt, gefährlich. Sie stoßen auf ein bislang unbekanntes Dokument, das zeigt, wie der mutmaßliche Komplize Markus H. bereits kurz nach dem tödlichen Schuss auf Lübcke wieder am Schießstand trainierte. Wie konnten die beiden Angeklagten je vom Radar der Verfassungsschützer verschwinden? Wäre der Mord an Walter Lübcke zu verhindern gewesen? Wer oder was ermutigte die Angeklagten, einen Politiker hinzurichten? Nach dem Mord an Walter Lübcke konnten noch weitere rechtsextreme Anschläge nicht verhindert werden. Nicht in Halle, nicht in Hanau, nicht in Celle. Stehen diese Fälle für eine Stimmung in der Gesellschaft, die befeuert wird von rechten Netzwerkern, die Verschwörungstheorien von einem „Bevölkerungsaustausch“ verbreiten? Beim Prozess will Familie Lübcke den Angeklagten in die Augen sehen. „Die Nebenklage ist symbolisch auch ein Engagement gegen Hass und Gewalt, ein Engagement gegen Rechtsextremismus und ein Klima der Angst“, sagt ihr Anwalt den Autoren der Dokumentation. Der Film richtet den Blick auch auf die Mitverantwortung jener, die nie vor Gericht stehen werden.

So., 28. Feb · 23:15-01:10 · 3sat
Der Hauptmann

April 1945, kurz vor Kriegsende im deutschen Niemandsland: Der 19-jährige Gefreite Willi Herold läuft um sein Leben. Als Deserteur gelingt es ihm, sich im letzten Augenblick vor dem deutschen Offizier Junker und dessen Männern in Sicherheit zu bringen. In einem abgestellten Wagen findet Herold einen Offiziersmantel, eine Uniform und ein Paar Schuhe. Vor Kälte zitternd probiert er die Kleidung an. Herold sieht aus wie ein leibhaftiger Hauptmann. Doch als der Gefreite Freytag auftaucht, muss Herold ihn glaubhaft täuschen, wenn er überleben will. Herold spielt erstmals die Rolle des Hauptmanns, und Freytag wird sein untertäniger Fahrer. Immer mehr versprengte Soldaten schließen sich ihm an. In seinem ständig wachsenden Übermut gibt er sich als Sondereinsatzführer in Hitlers Auftrag aus. Sogar Junker erkennt ihn bei einer Begegnung nicht mehr wieder. In einem Gefangenenlager für Desertierte übernimmt Herold in seiner erfundenen Rolle kurzerhand die Befehlsgewalt, lässt ein Standgericht einsetzen und die Gefangenen größtenteils erschießen. Die „erfolgreiche“ Mission wird mit einem ausgelassenen „bunten Abend“ gefeiert. Am nächsten Tag tauchen alliierte Flieger am Himmel auf und machen das Lager dem Erdboden gleich. Doch der falsche Hauptmann kommt abermals davon. Das „Schnellgericht Herold“ zieht weiter in eine nahe gelegene Stadt. Der Bürgermeister, der die weiße Flagge gehisst hat, wird kurzerhand auf offener Straße exekutiert. Die Truppe quartiert sich in das örtliche Hotel ein, wo es zu einer Orgie kommt. Am nächsten Morgen stürmt die deutsche Militärpolizei das Haus, Herold und seine Männer werden verhaftet. Der „Hauptmann“ ist enttarnt. Nach vier Stunden vor einem notdürftig besetzten deutschen Militärgericht wird festgestellt, dass Herold ein Mann ist, der die Dinge erledigt bekommt. Man ist sich einig, dass die Armee auf so jemanden nicht verzichten sollte. Nach mehreren Filmen in Hollywood kehrt Robert Schwentke mit „Der Hauptmann“ nach Deutschland zurück und blickt tief in menschliche Abgründe. Er liefert eine visuell und in der Tongestaltung außergewöhnliche Reflexion über die ebenso banale wie abgründige Aneignung und Ausübung von Macht und die „Wolfsnatur“ des Menschen.