Anetta Kahane, die Amadeu Antonio Stiftung und der „stochastische Terrorismus“…
Von Martin Jander
Die Intervalle zwischen den verschiedenen Kampagnen gegen Anetta Kahane und die von ihr gegründete Amadeu Antonio Stiftung sind verschieden lang. Nur eines ist gewiss: Seit der Gründung der Stiftung 1998 und ihrer erfolgreichen, an der Tradition von Tikkun Olam[1] orientierten Arbeit zur Unterstützung und Ermutigung von Opfern rassistischer und antisemitischer Gewalt, reißen sie nicht ab. Meist werden sie jedoch kaum noch kommentiert.[2]
Auch ein Großteil der Freunde und Förderer der Stiftung hört bei diesen Angriffen nicht mehr hin. Die Themen wiederholen sich. Auch der Chor der Hetzredner ist überschaubar. Neuigkeiten werden kaum noch geboten. Anetta Kahane und die Mitarbeiter der Stiftung werden mit diesen Angriffen häufig alleine gelassen.
Gerade reiben sich die üblichen Verdächtigen an dem von Anetta Kahane, den Historikern Patrice Poutrus, Enrico Heitzer und mir herausgegeben Buch „Nach Auschwitz: Schwieriges Erbe DDR“.[3] Das Buch wird zum Anlass genommen, einen Skandal anzuzeigen (der keiner ist), um erneut die jüdische Menschenrechtsaktivistin und die Arbeit ihrer Stiftung moralisch zu diskreditieren.[4]
Im Zentrum der verschiedenen Kampagnen gegen Anetta Kahane steht der Vorwurf, sie habe durch ihre IM-Tätigkeit für die Stasi 1974 bis 1982 in der DDR das „deutsche Volk“ verraten und tue dies nun in der vereinigten Bundesrepublik weiter. Sie leugne ihre Zusammenarbeit mit der Stasi beständig, damit niemand erkenne, um was für eine „Volksverräterin“ es sich handele. Die Amadeu Antonio Stiftung habe Kahane lediglich deshalb gegründet, um ihre Denunziation aufrechter Patrioten, bezahlt vom deutschen Staat, fortsetzen zu können. Die AfD Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch plädiert deshalb kürzlich dafür, die Stiftung als „Stasi-Amadeu-Stiftung“ zu bezeichnen und ihr den „Geldhahn abdrehen“.[5]
An den Vorwürfen ist nichts dran. Wer sie verbreitet, kann wissen, dass sie nicht zutreffen. Solche Hetzreden von Kampagnenmachern, die sich in ihrer politischen Arbeit von der Stiftung gestört sehen, führen nicht nur dazu, das Ansehen der Stiftung zu beschädigen. Sie führen auch dazu, dass sich Menschen, die ihre Aggressionen nicht kontrollieren können oder wollen, mit dem Gedanken spielen, Anetta Kahane und der Stiftung handfester zu schaden.
In naher Zukunft wird sich der ehemalige Bundeswehrsoldat Franco A., ein mutmaßlicher Rechtsterrorist, vor Gericht verantworten müssen. Er hatte, das zeigen Fotografien auf seinem Smartphone, im Sommer 2016 offenbar den Standort der Stiftung ausgekundschaftet.[6] Ob er die Absicht hatte, Anetta Kahane zu töten, wird Gegenstand des Verfahrens sein. Im Juli 2016 stürmten Angehörige der Bewegung der „Identitären“, manche in Uniformen der Nationalen Volksarmee der DDR, die Stiftung.[7] Dasselbe versuchte eine Demonstrantengruppe von Rechtsradikalen und Vertretern von DDR-Opferverbänden im Februar 2019, konnte aber von Mitarbeitern der Stiftung zurückgehalten werden.[8] Im Juli 2020 sagte der Attentäter – der an Jom Kippur versucht hatte, die Synagoge von Halle zu stürmen und alle Besucher der Synagoge zu töten – in seinem Verfahren, dass Anetta Kahane „ganz oben auf seiner Abschussliste“ gestanden habe.[9]
Diese Ereignisse aus den Jahren 2016 bis 2020 bilden nur die Spitze des Eisbergs. Anetta Kahane und die Mitarbeiter der Stiftung werden regelmäßig mit Hassbotschaften und Todesdrohungen überschüttet. Die Kampagnenmacher gegen die jüdische Menschenrechtsaktivistin und die von ihr gegründete Stiftung tragen in Medien und den Parallelwelten der Internetblogs durch ihre Artikel dazu bei, dass Menschen aus verschiedenen politischen Spektren, dämonisierenden Worten auch verbale und handfeste Gewalt folgen lassen.
Stochastischer Terror
Die Angriffe, denen Anetta Kahane und die Mitarbeiter der Stiftung ausgesetzt sind, können als „stochastischer Terror“ angesehen werden. Diejenigen, die einen Menschen, der terrorisiert und getötet werden soll, markieren und diejenigen, die ihn terrorisieren oder töten, haben dabei nichts miteinander zu tun.
Es ist auch durchaus möglich, dass Autoren, die Anetta Kahane und die Amadeu Antonio Stiftung medial und social medial markieren, gar nicht die Absicht haben, einen Waffennarren loszuschicken, der „Ernst macht“. Dennoch können ihre ressentimentgeladenen, Halb- und Unwahrheiten verbreiteten Pressemeldungen, Artikel und Blogbeiträge dazu beitragen, dass aus Wichtigtuern mordende Wichtigtuer werden.
Diese Form des Terrors wurde von Mark S. Hamm und Ramón Spaaij in einem 2017 erschienenen Buch „The Age of Lone Wolf Terrorism“ beschrieben.[10] Die Autoren definieren stochastischen Terrorismus als die Nutzung von Massenmedien, um zufällige Akte ideologisch motivierter Gewalt zu provozieren. Diese Anschläge sind zwar statistisch vorhersagbar, im konkreten Fall jedoch nicht.
Ein stochastischer Terrorist ermöglicht durch überzeugende Kommunikationstechniken Ausbrüche von Gewalt, ohne wissen zu können, wer die Botschaften aufgreifen und die Gewalt begehen wird. Möglicherweise ist die Auslösung eines Anschlages auch gar nicht seine Absicht. Aber ein mordender Wichtigtuer sieht sich, nach Lektüre von einem der Artikel, zu einer Gewalttat genötigt. [11]
Projektionsfläche Anetta Kahane
Es kommt laut der beiden Autoren bei stochastischem Terrorismus vor allem auf die emotionale Intensität der Botschaft an und wie diese vom Konsumenten der Botschaft interpretiert wird. Dadurch muss der stochastische Terrorist nicht aktiv zu Gewalt aufrufen, damit Gewalt auch tatsächlich stattfinden wird. Das ermöglicht ihm gleichzeitig, sich von Taten, die durch seine Rhetorik inspiriert wurden, zu distanzieren. Dies macht es außerdem schwierig, das Verhalten stochastischer Terroristen zu sanktionieren, wenn die Botschaften nicht gegen bereits existierende Gesetze verstoßen.
Dieses hoch emotionale Thema haben die Feinde Anetta Kahanes und der Stiftung in Internetblogs, einschlägigen Zeitschriften, auf Websites der AfD, bis hinein in die „Neue Züricher Zeitung“ mit der „Stasi“ gefunden. Die einzelnen Bilder in die Kahane montiert wird, wechseln je nach Projektionsbedarf der fundamental-christlichen, rechtsradikalen, linksradikalen, islamistischen, querfrontistischen, neu-rechten und esoterischen Milieus.
Montiert man ihre Aussagen durch die Augen aggressiver Wichtigtuer zusammen, dann war Kahane angeblich eine gefährliche Stasi-Agentin, die heute das Internet zensiert, den Verfassungsschutz zur Verfolgung missliebiger Patrioten einsetzt, im Auftrag des israelischen Geheimdienstes und einer jüdischen Weltverschwörung daran arbeitet, Flüchtlinge und Migranten nach Deutschland einzuschleusen, um die deutsche Nation zu zerstören, deutsche Patrioten und aufrichtige Muslime mit Repression zu überziehen lässt und als Vertreterin der bürgerlichen Demokratie, keine Solidarität mit aufrichtigen Antifaschisten übt.
Codierter Antisemitismus
Dass keines dieser Bilder, in die Anetta Kahane montiert wird, mit den Tatsachen übereinstimmt, muss nicht betont werden. Die Behauptung, die Stiftung zensiere das Internet und überziehe aufrechte Patrioten mit Klagen entbehrt jeder Grundlage. Auch die Behauptungen, Anetta Kahane leugne ihre IM-Tätigkeit und die Arbeit in der Stiftung sei eine Weiterführung ihrer konspirativen Zusammenarbeit mit der Stasi, sind falsch.
Längst gibt es eine ausführliche Begutachtung Kahanes früherer Tätigkeit als informelle Mitarbeiterin der Stasi[12], Anetta Kahane hat sie selbst angestoßen, die zeigt, dass sie 1974 zur Zusammenarbeit erpresst wurde, dass sie davon nur minimale Vorteile hatte, dass sie entscheidende Informationen zur Erpressung oder Inhaftierung von Menschen nicht weitergab, dass sie die Zusammenarbeit 1982 beendete, weil sie für eine Organisation, die rassistische Entwicklungshelfer in die 3. Welt schickte, wie sie das selbst bei einem Aufenthalt als Übersetzerin in Mosambik erlebt hatte, nicht länger tätig sein wollte. Soweit bis heute bekannt, hat auch kein Mensch, über den Kahane bei der Stasi sprach, schwerwiegende Nachteile wie Berufsverbot, Armut, Tod oder anderes erlitten. Bei denen, über die Frau Kahane sprach, hat sie sich nach der Beendigung ihrer Zusammenarbeit entschuldigt. Sie hat nach dem Ende der DDR nie ein Geheimnis aus dieser IM-Tätigkeit gemacht.
All dies ist längst bekannt, man kann es selbst bei Wikipedia nachlesen und dennoch wird das Bild einer angeblich üblen Stasi-Verbrecherin und ihrer angeblichen „Stasi-Stiftung“ gerne weiter im Umlauf gehalten. Die Gründe sind schnell erklärt. Es handelt sich bei diesen in Umlauf gebrachten Bezeichnungen und ihren damit verbundenen Assoziationsräumen von Folter, Mord und Tot, nur um codierte Formen massiver antisemitischer Ressentiments.
Der Historiker Götz Aly, einer der wenigen bekannteren Publizisten, der bislang den Projektionen auf Anetta Kahane in Zeitungsartikeln und Social Media Blogs ausführlicher nachgegangen ist, merkte in einem Kommentar der „Berliner Zeitung“ am 2. Oktober 2018 erschrocken an, dass er bei seiner Recherche nach Kahane-Bildern mit schlicht „antisemitischer Hass“ konfrontiert worden sei.[13] Er resümierte seine Recherche: „Mit ebensolcher Propaganda ließ Joseph Goebbels die angebliche „judeo-bolschewistische Weltgefahr“ beschwören.“
Die Projektionen, die mit dem Wort „Stasi“ mobilisiert werden und wurden, werden von der alten und „neuen“ Rechten seit 1945 mobilisiert. Die alte und „neue“ Rechte will die Grenzen des Sagbaren verschieben. Die sich mühsam entwickelnde Erinnerungskultur der Bundesrepublik soll mit der Vereinigung zerstört und die von Angela Merkel gegebene Zusicherung, die Sicherheit Israels sei Teil der Staatssouveränität der Bundesrepublik, soll untergraben werden. Eine deutsche Nation ohne Einwanderer und Juden ist das Ziel.
Juden, so geht das antisemitisch rechte Narrativ, hätten nach dem Ende der Shoah rachsüchtig eine Vernichtung des deutschen Volkes angestrebt und das deutsche Volk mit dem Vorwurf einer Kollektivschuld überzogen. Während des kalten Krieges hätten sie als eigentliche Drahtzieher hinter der SED-Diktatur und hinter jeder Maßnahme der Entnazifizierung im Westen gesteckt, die als der Versuch gedeutet werden, dem deutschen Volk seine die Identität und seine Seele zu rauben.
Nach diesem Narrativ der alten und der neuen Rechten haben Anetta Kahane und die Amadeu Antonio Stiftung ihre, das deutsche Volk terrorisierende Tätigkeit aus der DDR seit 1998 weitergeführt und gehen nun dazu über – da sind wir bei der aktuellen Kampagne gegen Anetta Kahanes Mitherausgeberschaft des Buches „Nach Auschwitz: Schwieriges Erbe DDR“ angelangt – die Geschichte des deutschen Volkes umzuschreiben. Statt Stalin und die Kommunisten als wahre Schuldige für Diktatur, Teilung der Nation, Stasi, Flucht und Vertreibung der Deutschen 1945 zu benennen, werde mit „Nach Auschwitz: Schwieriges Erbe DDR“ der Versuch gemacht, so titelte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, eine „DDR ohne Sozialismus“[14] zu malen, und die wahren Schuldigen weißzuwaschen und das deutsche Volk erneut einer Kollektivschuld zu unterwerfen. Wer das Buch gelesen hat, weiß, dass es sich bei diesen Vorwürfen um blanke Propaganda handelt.
Terror gegen Juden seit 1945
Die Hassbilder von Anetta Kahane und die halb- wie ganz unwahre Interpretation ihrer Arbeit in der Stiftung und als Autorin, stehen in einem häufig nicht beachteten Kontext. Anders als häufig angenommen, hat der Terror gegen Juden in beiden deutschen Staaten seit 1945 eine deutlich sichtbare Blutspur hinterlassen. Der Journalist Ronen Steinke hat kürzlich die Morde, Mordanschläge, Grabschändungen, Vertreibungen, öffentlichen Herabwürdigungen von Juden in beiden Nachfolgegesellschaften des Nationalsozialismus in einer Recherche zusammengefasst.[15]
In breiten Teilen der beiden deutschen Nachfolgegesellschaften des Nationalsozialismus werden den in Deutschland lebenden Juden und Israel all die Verbrechen angedichtet – Völkermord, Eroberungskrieg, Vertreibung, Folter und Mord – die die Eltern und Großeltern der heute lebenden nicht jüdischen Deutschen angerichtet haben. Die wichtigste Form dieser Projektion, so haben es bereits in den 50er Jahren Horkheimer und Adorno festgestellt, ist der „Schuldabwehrantisemitismus“.[16] Die Täter-Opfer-Umkehr ist der Mechanismus, auf den es in Deutschland ganz besonders ankommt. Dass Anetta Kahane und ihre Arbeit in den Projektionen der radikalen Rechten von den Füßen auf den Kopf gestellt wird, ist deshalb nicht verwunderlich.
Autorinnen und Autoren der „Neuen Rechten“ suchen ein Bild von Anetta Kahane und der Amadeu Antonio Stiftung in die Öffentlichkeit zu transportieren, in der sie nicht mehr, was den Tatsachen entspräche, als mutige Vertreterin eines selbstbewussten Judentums in der neuen Bundesrepublik gelesen wird, deren Eltern KZs überlebten und im bewaffneten Widerstand in Frankreich mitkämpften und die heute, inspiriert von der Tradition des Tikkun Olam ihr Bestes gibt, die schlimmsten Feinde jeder Demokratie – Antisemitismus, Rassismus und völkischer Nationalismus – in die Schranken zu weisen und ihren Opfern beiseite zu stehen und sie zu ermutigen. Die „neue“ und alte Rechte malt Kahane dagegen als eine Verbrecherin und sucht verbale und handfestere Gewalt gegen sie zu stimulieren.
Fazit
Da die Kampagnen gegen Anetta Kahane und die Amadeu Antonio Stiftung nun schon über Jahre anhalten, sind viele der Freunde und Unterstützer müde geworden, wollen den hasserfüllten Kampagnenmachern durch laute Verteidigung und Widerspruch keine weitere Plattform bieten.
Ich halte das für ein gefährliches Zurückweichen. Die Anzeichen, dass der Diskreditierung und Verteufelung Kahanes und der Amadeu Antonio Stiftung in Medien und Internetblogs, gewaltbereite Wichtigtuer gierig folgen, sind unabweisbar. Anschläge auf Anetta Kahane und die Stiftung sind nicht auszuschließen. Sie sind, folgt man den in die Öffentlichkeit und Halböffentlichkeiten verbreiteten Bildern, mehr als wahrscheinlich.
Journalisten und Sozialwissenschaftler, die sich eingehender mit Antisemitismus und Terrorismus beschäftigt haben, erkennen ohne Probleme, dass Anetta Kahane und die Amadeu Antonio Stiftung „stochastischem Terror“ ausgesetzt sind. Das Erkennen alleine hilft jedoch noch nicht. Gefordert ist der deutlich vernehmbare Widerspruch aus der Zivilgesellschaft und, da wo möglich, konsequentes Handeln von Justiz und Polizei.
Ich entschuldige mich, dass ich in diesem Artikel die antisemitischen Projektionen auf Anetta Kahane und die Stiftung referiert habe. Sie selbst bilden bereits eine Form des Terrors, der auch durch seine Wiederholung Publizität erlangt. Hier mussten diese Narrative aber zumindest grob skizziert werden, um die Gefahren genauer zu benennen, die demokratischer Politiker, Gerichte, Polizei und Zivilgesellschaft abwenden müssen.
Die Zerstörung der Demokratie, der Terror gegen Juden und Migranten, den wir in den letzten Jahren verstärkt erleben, 213 Tote hat die Bundesrepublik zu beklagen[17] und die Dämonisierung Israels beginnen mit der unwidersprochenen Hinnahme von Halb- und Unwahrheiten. Die Amadeu Antonio Stiftung stemmt sich gegen diese Duldung von Rassismus und Antisemitismus seit ihrem Bestehen. Sie ist nun selbst diesem Terror, gegen den sie sich wendet, ausgesetzt.
Zwei Dinge sind aus meiner Sicht unerlässlich: Die demokratische Öffentlichkeit muss beginnen, den Dämonisierungen und Verteufelungen Kahanes wie der Amadeu Antonio Stiftung laut und deutlich entgegen zu treten; Anetta Kahane und die Amadeu Antonio Stiftung müssen Polizeischutz erhalten. Es stünde außerdem, das habe ich auf haGalil schon vor langer Zeit geschrieben, der Bundesrepublik auch gut an, die Arbeit Kahanes und der Stiftung ausdrücklich zu würdigen.[18]
Die Bundesrepublik, ihre Parteien und Bürger portraitieren sich gerne als eine Gesellschaft, die sich von den Gespenstern der Vergangenheit, Antisemitismus, Rassismus und völkischem Nationalismus abgewendet haben. Im Jahr 2021 feiert die Republik 1700 Jahre gemeinsames Leben mit Juden. Der Schutz und die Verteidigung von Anetta Kahane und der Amadeu Antonio Stiftung sind aus meiner Sicht ein Lackmustest, wie ernst dieses feierliche Bekenntnis von Zivilgesellschaft und demokratischen Parteien gemeint ist.
[1] Siehe dazu: Kiana Ghaffarizad, Desintegrieren – Empowern – in Utopien denken, Bremen 18. Oktober 2018 (https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-content/uploads/2019/06/Rede_KoefteKosher_18-10-2019_Ghaffarizad-1.pdf).
[2] Samuel Salzborn hat 2016 eine Recherche verfasst, in der er die verschiedenen Kampagnenwellen beschrieb: „Als Meinungsfreiheit getarnter Hass Die rechte Kampagne gegen die Amadeu Antonio Stiftung“ (https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/salzborn-gutachten-aas-als-meinungsfreiheit-getarnter-hass.pdf).
[3] Enrico Heitzer, Martin Jander, Anetta Kahane, Patrice Poutrus (Hrsg.), „Nach Auschwitz: Schwieriges Erbe DDR“, Frankfurt 2018 (zweite Auflage 2021).
[4] Siehe zum Beispiel: Thomas Thiel, DDR ohne Sozialismus?, in: FAZ vom 27. Januar 2021 (https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/ddr-ohne-sozialismus-zensur-bei-zeitschrift-geschichte-fuer-heute-17165036.html).
[5] Siehe dazu die Pressemeldung vom 3. Februar 2021 der AfD-Geschäftsstelle in Berlin (https://www.presseportal.de/pm/110332/4829251).
[6] Siehe dazu: Katrin Bennhold, A Far-Right Terrorism Suspect, With A Refugee Disguise: The Tale of Franco A., in: New York Times vom 29. Dezember 2020 (https://www.nytimes.com/2020/12/29/world/europe/germany-far-right-terrorism-refugee.html).
[7] Siehe dazu: Matthias Meisner, Volle Kanne Hass, in: Der Tagesspiegel vom 3. August 2016 (https://www.tagesspiegel.de/politik/angriffe-gegen-amadeu-antonio-stiftung-volle-kanne-hass/13964278.html).
[8] Siehe das von der AfD am 15. Februar 2019 publizierte Video („Besuch bei der Stasi-Stiftung“): https://www.youtube.com/watch?v=MolWSh04yU0).
[9] Siehe dazu: Oliver das Gupta, Etappen zur Tat, in: Süddeutsche Zeitung vom 29. Juli 2020 (https://www.sueddeutsche.de/politik/halle-antisemitismus-attentaeter-synagoge-1.4982887).
[10] Siehe: Mark S. Hamm, Ramón Spaaij. The Age of Lone Wolf Terrorism, Columbia University Press 2017.
[11] Die Journalistin Antonia Baum hat kürzlich am Beispiel des Journalisten Rainer Meyer, sein Pseudonym ist Don Alphonso, die Wirkungen von stochastischem Terror rekonstruiert. Meyer hat sich bereits häufig an Anetta Kahane abgearbeitet. Antonia Baum: Rainer Meyer, Markierte Zielpersonen, in: Die Zeit vom 3. Februar 2021 (https://www.zeit.de/2021/06/rainer-meyer-don-alphonso-blog-rechte-gewalt-rechtsextremismus).
[12] Siehe: Dr. Helmut Müller-Enbergs, Zusammenfassende gutachterliche Stellungnahme zu Anetta Kahane und die DDR-Staatssicherheit, November 2014 (https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-content/uploads/2018/11/gutachten_anetta_kahane.pdf).
[13] Siehe: Götz Aly, Der antisemitische Hass auf Anetta Kahane, in: Berliner Zeitung vom 2. Oktober 2018 (https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/kommentar-der-antisemitische-hass-gegen-anetta-kahane-li.6474).
[14] Siehe: Thomas Thiel, DDR ohne Sozialismus?, in: FAZ vom 27. Januar 2021 (https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/ddr-ohne-sozialismus-zensur-bei-zeitschrift-geschichte-fuer-heute-17165036.html).
[15] Siehe: Ronen Steinke, Terror gegen Juden, München 2020.
[16] Siehe z. B.: Lars Rensmann, The Politics of Unreason. New York 2017, S. 359ff.
[17] Siehe dazu die ständig aktualisierte Liste der Amadeu Antonio Stiftung über die Todesopfer rechter Gewalt seit dem 3. Oktober 1990 (https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/news/chronik-der-gewalt/todesopfer-rechtsextremer-und-rassistischer-gewalt-seit-1990).
[18] Siehe: Martin Jander, „Dem Westen aufs Dach gestiegen“, in: hagalil vom 24. Juli 2015. (https://www.hagalil.com/2015/07/kahane/).