Die neuen Fernsehtipps

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Vom 16. bis 30. Juni 2020…

Di., 16. Jun · 20:15-21:00 · ZDF
Streitfall Rassismus – Wie gleich sind wir?

Freiheit, Gleichheit, Sicherheit: In Deutschland für die meisten Menschen selbstverständlich. Aber nicht für alle. Wie fühlt es sich an, hierzulande scheinbar fremd zu sein? Die Grenzen des politisch Sagbaren haben sich in den vergangenen Jahren verschoben. Aber hat sich auch die Tonlage im Alltag verschärft? „ZDFzeit“ mit einer aufrüttelnden Bestandsaufnahme. Bei ausländerfeindlichen Attacken oder antisemitischen Pöbeleien ist Rassismus leicht zu erkennen. Doch oft kommt er sehr subtil daher, versteckt hinter scheinbar harmlosen Formulierungen. Wo fängt Rassismus an? Welche Formen gibt es? Und was können wir dagegen tun? Seit der Flüchtlingskrise 2015 hat sich die Stimmung im Land spürbar verändert. Im Bundestag sprechen AfD-Politiker von „Messermännern“ und „Kopftuchmädchen“ und wettern gegen eine importierte „Bedrohung“. Das gesellschaftliche Klima wird rauer, selbst völkische Parolen sind – 75 Jahre nach Ende des Naziregimes – wieder zu hören. Immer häufiger klagen Menschen anderer Herkunft, Religion oder Hautfarbe über Beleidigungen, Geringschätzung oder gar Übergriffe. Laut einer aktuellen Studie des Sachverständigenrats für Integration und Migration berichten 48 Prozent der Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund über entsprechende Erfahrungen in Deutschland. Mit versteckter Kamera geht „ZDFzeit“ der Frage nach: Wie verbreitet sind Vorurteile gegenüber fremdländisch Aussehenden? So wird in Fußgängerzonen in Ost und West getestet, ob Passanten ihre Handys ebenso bereitwillig an Weiße wie an Schwarze verleihen. Manchmal zeigt sich Rassismus aber auch direkt und tödlich – im Oktober 2019 attackiert Stephan B. schwer bewaffnet die Synagoge in Halle und erschießt zwei Menschen. Ein Einzelgänger, der sich mit seinem Judenhass nicht als Außenseiter fühlt: Seit Jahren ist die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland hoch. 2019 ist sie sogar noch um 13 Prozent gestiegen. Doch nicht nur der Staat ist gefragt. Schutz erhalten die Betroffenen auch von Mitmenschen, die sich klar gegen Rassismus positionieren. Aber wie viel Zivilcourage bringen wir im Alltag auf? Ein Test mit versteckter Kamera zeigt, warum ein mutiges Wort manchmal schon reichen kann, um Diskriminierung zu bekämpfen.

Mi., 17. Jun · 01:10-02:05 · arte
Israel erzählt

2018 begeht Israel den 70. Jahrestag seiner Staatsgründung. Aber was weiß man eigentlich über dieses Land? Über den Palästinenserkonflikt? Die Rolle der Siedler, des Militärs und der Religionsvertreter in der Gesellschaft? Über die Auswirkungen von Terror und Krieg im Alltag? Die Antworten auf diese Fragen sucht die Dokumentation in der israelischen Gegenwartsliteratur. Die israelischen Schriftsteller erzählen Israel anders, als es die Fernsehnachrichten tun. Ihre Inspiration schöpfen sie aus dem Spannungsfeld ihrer unmittelbaren Umgebung. Ihre Texte reflektieren allgegenwärtige Themen wie den besagten Palästinenserkonflikt, die Gebietsbesetzungen, die Last der Vergangenheit, Zionismus und Religion, die von der Armee einverleibte junge Generation sowie soziale und territoriale Spannungen. Die Filmemacher William Karel und Blanche Finger lassen zehn israelische Autoren und Autorinnen zu Wort kommen: Amos Oz, David Grossman, Abraham B. Jehoschua, Alona Kimhi, Meir Shalev, Zeruya Shalev, Eshkol Nevo, Etgar Keret, Benny Barbash und Ronit Matalon. Sie sind Vertreter einer pulsierenden Literaturszene, deren Bücher in zahlreiche Sprachen der Welt übersetzt werden. Ihre modernen Helden sind entwurzelte Emigranten, Holocaust-Überlebende, von aktuellen Konflikten und Verlusten Gezeichnete und Soldaten, die mit ihrer Besatzerrolle klarkommen müssen. Trotz der zermürbenden Sorgen und Traumata haben die Autoren eines gemeinsam: Sie verbindet ein unermüdlicher Schaffensdrang und die Sehnsucht nach einem friedlichen Leben in einer ständig bedrohten Normalität. Die Dokumentation ist keine geopolitische Analyse der Situation im Nahen Osten, sondern zeichnet ein bewusst subjektives Bild von Israel und dem neuen kulturellen Dialog, der derzeit dort stattfindet.

Do., 18. Jun · 00:45-01:30 · ZDF
Wurzeln der Gewalt – Rechter Terror in Deutschland

Hanau, Halle, Kassel – drei rechte Angriffe innerhalb von neun Monaten zeigen: Deutschland hat ein Problem mit Rechtsextremismus. Die ZDFinfo-Doku folgt den Spuren und Folgen der Taten. Doch das Problem mit Rechtsextremismus in Deutschland ist nicht neu. Es gab die NSU-Morde, Angriffe auf Flüchtlinge in Bautzen, die Ausschreitungen von Chemnitz. Warum ist die Bekämpfung des Terrors von rechts so lange anscheinend halbherzig angegangen worden? Die jüngsten Taten wurden verübt von Männern, die angetrieben werden von dem Glauben, dass es eine Herrenrasse gebe, der allein zustehe, in Deutschland zu leben. Rechtsextreme, die Menschen mit dunklerer Haut und schwarzen Haaren als minderwertig und als Gefahr ansehen. Die Dokumentation von Volker Wasmuth und Patrick Zeilhofer folgt den Spuren rechtsextremer Angriffe in den zurückliegenden Jahren, beschreibt die Folgen und lässt Opfer und Jäger von Rechtsextremisten zu Wort kommen – so wie die Buchautorin Andrea Röpke, die selbst schon angegriffen wurde und seit Jahren in der rechten Szene recherchiert. Sie hat eine schleichende Radikalisierung der Neonazis festgestellt. Experten wie Terrorismusforscher Prof. Peter Neumann analysieren die Wurzeln, Weltbilder und wirren Fantasien der Täter. Viele Mörder handeln zwar als Einzeltäter, sind aber in ihrer Weltanschauung längst nicht mehr alleine: Sie sehen sich als militärischen Arm einer „völkischen Bewegung“ und schlagen nun häufiger zu, weil sie sich der Zustimmung Gleichgesinnter sicher sein können, so Prof. Neumann. Rechtsradikales Gedankengut, Verschwörungstheorien und Nazi-Vokabeln auch in deutschen Parlamenten bilden den Nährboden für diese Entwicklung. Zudem fühlen sich die Gewalttäter ermutigt von den „Neuen Rechten“, die unverhohlen ihre Theorien von der „Bedrohung der weißen Rasse“ verbreiten. Der Staat will dem Rechtsextremismus in Deutschland nun den Kampf ansagen. Doch wie kann das gelingen? Und was kann jeder Einzelne gegen Hass und rechte Gewalt im Alltag tun?

Fr., 19. Jun · 00:50-01:35 · SWR
Der Mann hinter Porsche – Adolf Rosenberger

Es ist eine deutsch-jüdische Familiengeschichte, die Sandra Esslinger erstmals öffentlich macht. Auf Grundlage des Nachlasses ihres 1967 in Los Angeles verstorbenen Großonkels Alan Robert. Der ist im Jahr 1900 in Pforzheim als Adolf Rosenberger zur Welt gekommen. Sohn einer assimilierten jüdischen Familie, mit 17 Jahren Kampfflieger im Ersten Weltkrieg, danach Techniker, Geschäftsmann und Werksrennfahrer bei Mercedes-Benz. Rosenberger gründet 1930/31 mit Ferdinand Porsche und dessen Schwiegersohn Anton Piëch die Porsche GmbH in Stuttgart. Die Keimzelle der heutigen Weltmarke. Als Geschäftsführer zieht Rosenberger Aufträge aus der Automobilindustrie an Land, ist an der Konstruktion des später so erfolgreichen Auto-Union-Grand-Prix-Rennwagens beteiligt und hält als Mitgründer und Miteigentümer zehn Prozent der Firmenanteile. Bis 1933 die Nazis an die Macht kommen und der Jude Adolf Rosenberger zum Problem wird, weil Porsche mit dem NS-Staat große Geschäfte macht. 1935 wird Rosenberger in das Konzentrationslager Kislau verschleppt, es gelingt ihm zu emigrieren. In den USA startet er unter dem Namen Alan Robert noch einmal ein neues Leben. Doch die Sehnsucht nach seiner verlorenen Heimat bleibt. Nach 1945 möchte er wieder mit Porsche zusammenarbeiten. Doch weder ein Prozess gegen Porsche und Piëch noch die vermeintliche Aussöhnung mit Porsche-Sohn Ferry bringen Rosenberger zurück in das einst von ihm mitgegründete Unternehmen. Der „Fall Porsche“ bleibt eine offene Wunde. Auch bei Sandra Esslinger und den anderen Nachkommen von Adolf Rosenberger, dessen besondere Rolle in der Porsche Firmengeschichte bis heute nicht angemessen gewürdigt worden ist.

Fr., 19. Jun · 20:15-21:55 · arte
Nylons und Zigaretten

1944, Normandie: In sogenannten „Cigarette Camps“ der US-Army werden junge Französinnen darauf vorbereitet, zu ihren neuen Ehemännern in die USA auszuwandern. Jeannette, Marie-Thérèse und Mireille sind drei solche Frauen: Sie sind mit GIs verheiratet, die sie kaum kennen, und stehen kurz vor der Überfahrt über den Atlantik. Just am Tag der Abreise erhält Jeannette die Nachricht vom Unfalltod ihres Ehemannes, den die Army aber so aussehen lassen will, als sei er heldenhaft im Gefecht gestorben. Sie muss ihre beiden Freundinnen ziehen lassen und bleibt mit ihren Eltern auf deren Bauernhof zurück. Marie-Thérèse und Mireille berichten der Freundin in Briefen von ihren Erlebnissen in den USA, ihren Ängsten und ihren Hoffnungen. Mireille lebt mit ihrem jüdischen Mann in Brooklyn, die Pariserin scheint dort ihr Glück gefunden zu haben. Marie-Thérèse und ihren fünfjährigen Sohn Philippe hingegen verschlägt es auf eine Farm in Alabama. Ihr amerikanischer Mann ist durch seine Kriegserlebnisse stark traumatisiert. Immer häufiger verschwindet er und kehrt erst nach Tagen oder Wochen völlig betrunken zurück. Unterdessen wird Jeannette ihre Heimat Frankreich zunehmend fremd: Von den Männern im Dorf argwöhnisch als Soldatenfrau und Hure beschimpft, entschließt sie sich, vom Sterbegeld ihres Ehemannes die Reise in die USA anzutreten. Es wird eine Reise ins Ungewisse …

Sa., 20. Jun · 05:35-06:20 · PHOENIX
mein ausland: Schaut’s net aus dem Fenster – 70 Jahre Krimmler Judenflucht

Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchteten mehr als 200.000 Juden zwischen 1945 und 1948 Richtung Palästina. Österreich war ein wichtiges Transitland für diesen Exodus und Salzburg die Drehscheibe. Tausende Flüchtlinge mussten nachts ohne richtige Ausrüstung, oft mit Kleinkindern oder schwanger, ins hochalpine Gelände. Sie gingen über den Krimmler Tauernpass nach Italien und weiter dem gelobten Land entgegen. Denn die Engländer, damals Besatzungsmacht in Palästina, wollten den jüdischen Zuzug verhindern und schnitten in ihren österreichischen Besatzungszonen Osttirol und Kärnten alle Fluchtmöglichkeiten ab. Auch die Franzosen verweigerten die Durchreise durch Nordtirol. Als einziges Schlupfloch blieben den verzweifelten Menschen, die gerade erst dem Holocaust entronnen waren, die Krimmler Tauern, wo die amerikanische Besatzungszone Österreichs an Italien grenzte. Das „Schlupfloch“ hatte Marko Feingold, Jahrgang 1913 und Überlebender von vier Konzentrationslagern, 1947 entdeckt, nachdem er seit 1945 bei der Betreuung jüdischer Flüchtlinge in Salzburg mitgewirkt hatte. Feingold beteiligt sich weiterhin jedes Jahr an dem Gedenkmarsch, der im Juni von Österreichern gemeinsam mit Israelis initiiert wird. Er erinnert sich, dass die Juden in Krimml von der österreichischen Gendarmerie nicht gerne gesehen waren. Aber die Polizisten bekamen die Anweisungen vom Innenministerium, nicht aus dem Fenster, sondern wegzuschauen. Auch die Amerikaner wussten von den Transporten, hatten aber die Weisung, weder zu helfen noch zu behindern. Anlässlich des 70. Jubiläums der Judenflucht über die Krimmler Tauern hat ARD-Korrespondentin Susanne Glass die noch lebenden Zeitzeugen in Israel besucht.

Sa., 20. Jun · 07:05-07:15 · PHOENIX
„Identitäre“ – Die neuen Nazis?

In dem Webvideo “ ‚Identitäre‘ – Die neuen Nazis? Eine Syrerin unter Rechtsextremen“ beleuchtet die Reporterin Manal E. für die Hamburg Media School in Zusammenarbeit mit phoenix den Aufstieg neuer rechter Bewegungen in Deutschland. Die aus Syrien stammende Exil-Journalistin wählt dafür eine sehr persönliche, „eintauchende“ Herangehensweise, und begab sich mitten unter die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte sogenannte Identitäre Bewegung. So besucht Manal ein Sommerfest der Bewegung, sowie eine Gegendemonstration in Halle an der Saale. Dank ihres Presse unter Polizeischutz mit Daniel Fiß aus dem Bundesvorstand der Identitären Bewegung sprechen. Interviews mit Gesprächspartnern aus den Reihen der Gegendemonstranten sorgen für ein multiperspektivisches Stimmenbild. Um weiter zu erfahren, in welchem Zusammenhang der aktuelle Boom der neuen Rechten mit der längeren Geschichte von fremdenfeindlichen Ausschreitungen auch im Osten Deutschlands steht, führt die Syrerin Manal E. ein Interview-Gespräch mit Simone Raphael von der Amadeo-Antonio-Stiftung – einer Initiative zur Stärkung einer zivilgesellschaftlichen, demokratischen Kultur in Deutschland. In Rostock-Lichtenhagen trifft sie Patrice Jäger, der die dortigen Ausschreitungen gegen die Bewohner der Aufnahmestelle für Asylbewerber im Jahr 1992 von der Wohnung seiner Großmutter aus miterlebte. „Das Thema liegt mir am Herzen, weil ich als Kind unter Rassismus leiden musste. Meine Familie, die aus Syrien kommt, lebte im Libanon und war täglich mit rassistischen Ressentiments und Ausgrenzung konfrontiert“, so die Exil-Journalistin Manal E., „Nirgendwo war ich willkommen – überall heimatlos. Mit diesem Film will ich auf die Ausgrenzung anderer Menschen aufmerksam machen und mich mit dem Hass derjenigen befassen, die anderen eine Heimat verwehren wollen.“ 30 Jahre Mauerfall und Wiedervereinigung sowie der 70. Jahrestag der DDR-Gründung sind Anlass für den Film, als eines von drei Projekten der Webvideo-Reihe „#deutschland 3x anders. Wie Exil-Journalist*innen Deutschland erleben“. In den in Zusammenarbeit der Hamburg Media School mit phoenix entstandenen Webvideo-Reportagen gehen junge, geflüchtete Medienschaffende aus Syrien auf Spurensuche nach Überbleibseln gesellschaftlicher „Grenzmauern“ innerhalb des heutigen, wiedervereinten Deutschlands. Dabei präsentieren sie einen anderen, besonderen und oftmals überraschenden Blick auf Deutschland. So beleuchtet „#deutschland 3x anders“ auch kaum beachtete Berührungspunkte zwischen den Schicksalen von Flüchtlingen aus dem syrischen Kriegsgebiet mit den Grenz- und Fluchterfahrungen in unserer deutsch-deutschen Geschichte.

Sa., 20. Jun · 17:25-17:55 · RBB
Liebe statt Gehorsam – Das Kinderheim in der Auguststraße

Eine denkwürdige Begegnung: Schülerinnen und Schüler einer evangelischen Schule in Berlin treffen in der Auguststraße in Berlin-Mitte Holocaustüberlebende, die dort einen Teil ihrer Kindheit im Kinderheim Ahawah (deutsch: Liebe) verbrachten oder in die jüdische Mädchenschule nebenan gingen. In der Zeit zwischen den Weltkriegen wurden die Kinder, die oft Kriegswaisen waren, entgegen dem noch weit verbreiteten Zeitgeist nicht zu Gehorsam und Anpassung erzogen, sondern als Menschen wertgeschätzt und entsprechend ihren persönlichen Begabungen gefördert. Erst mit dem Holocaust endete für viele von ihnen eine Zeit, an die sie sich bis heute gern erinnern. Die heutigen Berliner Schülerinnen und Schüler haben sich intensiv mit dem Schicksal der damaligen Kinder auseinandergesetzt und bringen die historischen Geschichten durch die Kinderaugen betrachtet auf eine besondere Weise nahe.

Sa., 20. Jun · 19:20-20:00 · 3sat
Die Zeugen – Eine Reise zu den letzten Überlebenden des Holocaust

Die Dokumentation begleitet die Journalistin Alexandra Föderl-Schmid und den Fotografen Konrad Rufus Müller bei der Entstehung ihres Buches über die letzten noch lebenden Opfer des Holocaust. Jeder der fünf Überlebenden verarbeitet seine schrecklichen Erlebnisse von damals anders. Manch einer gar nicht. So unterschiedlich ihre Gesichter sind, so unterschiedlich sind auch ihre individuellen Lebensgeschichten und Traumata. Alexandra Föderl-Schmid ist seit 2017 Israel-Korrespondentin der „Süddeutschen Zeitung“ und durch ihre Arbeit erfahren im Umgang mit Opfern des NS-Regimes. Konrad Rufus Müller porträtiert seit einem halben Jahrhundert unter anderem Persönlichkeiten der Politik, wodurch er sich als „Kanzlerfotograf“ einen Namen gemacht hat. Für ihn sind es die ersten Begegnungen mit Holocaustüberlebenden. Sie werden für ihn auch zu einer emotionalen Herausforderung. Im Fokus dieser Dokumentation steht neben der Reise zu den Überlebenden auch die persönliche Motivation der Journalistin und des Fotografen. Alexandra Föderl-Schmid führt die Gespräche und schreibt die Texte. Konrad Rufus Müller macht anschließend Porträtfotos der Interviewpartner und versucht, deren Seele fotografisch einzufangen. Ihre Reise führt Alexandra Föderl-Schmid und Konrad Rufus Müller nach Israel, Deutschland und Österreich. Die 93-jährige Psychotherapeutin Giselle Cycowicz überlebte das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und hilft bis heute anderen Shoah-Überlebenden, sich zu öffnen. Für den 95-jährigen Manfred Rosenbaum endete seine Kindheit mit elf Jahren: Er kam ins Konzentrationslager Bergen-Belsen, wo er Dinge erleben musste, die ihn bis heute nicht loslassen. Der 81-jährige Mosche Frumin flüchtete mit seiner Familie nach Palästina, acht Jahre seiner Kindheit war er heimatlos. Für den 90-jährigen Wiener Künstler Arik Brauer zählen Verfolgung, Erniedrigungen und Flucht zu seinen prägendsten Kindheitserinnerungen, obwohl das Judentum in seiner Familie kaum eine Rolle spielte. Die 94-jährige Malwina Braun überlebte das Konzentrationslager Auschwitz und spricht bis heute kaum über ihre Erlebnisse. Auf ihrem Unterarm befindet sich noch immer die eintätowierte Nummer, die sie als KZ-Häftling kennzeichnete. Die 3sat-Dokumentation „Die Zeugen – Eine Reise zu den letzten Überlebenden des Holocaust“ wühlt auf und zeigt eindringlich, dass Geschichte nichts ist, was nur in Büchern steht: Sie lebt und überlebt. Und mit ihr die Verantwortung, diese zu dokumentieren. Der Film ist nicht nur eine Recherche-Reise zu den letzten Opfern des Holocaust, sondern ein Plädoyer für das kollektive Erinnern und gegen das Vergessen. Er ermöglicht einzigartige und vielleicht letzte Einblicke, die schon bald nicht mehr möglich sein werden. Giselle Cycowicz, Manfred Rosenbaum, Mosche Frumin, Arik Brauer und Malwina Braun: Sie alle haben überlebt. Ihre Geschichten werden es auch. Zu den Überlebenden: Giselle Cycowicz wurde 1927 in Chust, das heute in der Ukraine liegt, geboren. Sie überlebte das KZ Auschwitz-Birkenau. Nach dem Krieg emigrierte sie in die USA, 44 Jahre später wanderte sie nach Israel aus. Sie lebt in Jerusalem und betreut als Psychotherapeutin noch immer Patienten. Manfred Rosenbaum wurde 1924 in Berlin geboren. In den vermeintlich sicheren Niederlanden kam er ins Lager Westerbork und von dort in das KZ Bergen-Belsen. Er wanderte 1946 nach Palästina aus und lebt in Giv’atayim. Mosche Frumin wurde 1939 in Rovno im damaligen Polen geboren. Seine Familie floh bis nach Usbekistan. Gemeinsam mit seiner Mutter gelangte er 1947 über die Alpen in Österreich nach Italien und weiter nach Palästina. Er lebt als Künstler in Kirjat Bialik. Arik Brauer wurde 1929 in Wien geboren. Er lebte in den Wochen vor der Befreiung durch die Rote Armee versteckt in einem Schrebergarten. Der Maler gilt als einer der Hauptvertreter der „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“. Er lebt in Wien und En Hod in Israel. Malwina Braun wurde 1928 in Krakau geboren. Sie überlebte die Konzentrationslager Plaszow und Auschwitz. Wie viele Überlebende spricht sie nur, wenn überhaupt, in Bruchstücken über ihre Erfahrungen. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

So., 21. Jun · 18:45-19:15 · SWR
Edith Aron – Das Papier sagt nichts, hört zu

Edith Aron ist am Pfingstwochenende im Alter von 97 Jahren gestorben. Edith Aron wurde 1923 als Kind jüdischer Eltern in Homburg/Saar geboren. Als junges Mädchen emigrierte sie mit ihrer Mutter nach Argentinien, kam nach Europa zurück über das Saarland, lebte in Paris, Berlin und schließlich in London. Sie war Übersetzerin für lateinamerikanische Literatur, hat als erste die Werke von Borges und Cortázar ins Deutsche gebracht und schließlich auch selbst geschrieben. Unter der Regie von Boris Penth entstand über mehrere Jahre hinweg ein Dokumentarfilm, in dem das Schicksal Edith Arons nachgezeichnet wird.

So., 21. Jun · 13:45-14:30 · BR Süd
Als die Amis nach Garmisch-Partenkirchen kamen

Mai 1945. Der ehemalige Vorzeigeort der Nationalsozialisten ist ein Pulverfass. 36.000 Menschen drängen sich hier: Einheimische, Flüchtlinge, Kriegsgefangene, ehemalige KZ-Häftlinge, Displaced Persons, nationalsozialistische Verbrecher, Schieber, Gangster. Binnen weniger Tage muss die amerikanische Militärregierung eine neue Ordnung aufbauen und die Menschen in Garmisch-Partenkirchen in den Frieden führen. Keine einfache Aufgabe. An einem Nachmittag im April 1945 findet der elf Jahre alte Karl Bischoff auf einem Acker ein abgeworfenes Flugblatt der Amerikaner: „Garmisch wollen wir schonen, wir wollen darin wohnen“, steht darauf. Karl Bischoff ahnt nicht, dass er die Zukunft in den Händen hält. Bereits wenige Tage später nähern sich amerikanische Panzer aus Richtung Oberammergau der Marktgemeinde. Nur dem Verhandlungsgeschick einiger Wehrmachtsleute ist es zu verdanken, dass der Ort friedlich übergeben wird. Niemand stirbt. Die Nationalsozialisten haben das Rathaus bereits verlassen, nun zieht die amerikanische Militärregierung unter Major H. Snapp ein und übernimmt das Kommando im Ort. „Eine gewaltige Aufgabe, die mich schlaflos macht. Einzig der Blick auf die Zugspitze macht mich hoffnungsvoll“, schreibt er am 2. Mai seiner Frau in Ohio. Als Erstes muss Snapp sicherstellen, dass die Menschen zu essen haben und die Wasserversorgung steht. Vor dem Krieg hatte Garmisch-Partenkirchen 18.000 Einwohner, nun drängen sich 36.000 in der Marktgemeinde: Einheimische, Flüchtlinge, Kriegsgefangene, ehemalige KZ-Häftlinge, Displaced Persons, nationalsozialistische Verbrecher, Schieber und Gangster. In keinem Ort in Deutschland prallen diese Lebenswelten auf so engem Raum aufeinander und kaum irgendwo ist die Gefahr von Unruhen und Racheakten so groß wie in Garmisch-Partenkirchen. Die Dokumentation zeigt unbekanntes Filmmaterial aus den ersten Tagen nach dem Krieg, Tagebucheinträge, Briefe und Fotos von Major H. Snapp und lebhafte Erinnerungen von Zeitzeugen aus Garmisch-Partenkirchen. Dies sind spannende und unterhaltsame Einblicke in eine Zeit, in der das Alte noch nicht vorüber war und das Neue erst noch gefunden werden musste. „Gestern marschierten noch Gebirgsjäger zu Marschmusik durch Garmisch-Partenkirchen, nun erklang Jazzmusik aus den beschlagnahmten Wohnungen“, erzählt Karl Bischoff. Binnen weniger Tage wird die Welt auf den Kopf gestellt. Plötzlich tauchen KZ-Häftlinge in gestreifter Kleidung mitten im Ort auf. Aus Wehrmachtssoldaten werden Kriegsgefangene, die mit gesenktem Haupt zum Lager ziehen. Hitlerporträts und Naziflaggen verschwinden und die weiß-blaue Fahne darf wieder wehen. Und plötzlich dreht sich die Welt der Kinder in Garmisch um Orangen, Bananen und Chewinggum. Ein ganz besonderes Schlaglicht auf die Zeit im Frühsommer 1945 ermöglicht das Garmisch-Partenkirchener Tagblatt. Es ist die einzige Zeitung in Deutschland, die nach Kriegsende weiter erscheint. Eine einzigartige Quelle, denn unmittelbar nach dem Krieg sind die Artikel ohne Selbstzensur geschrieben und zeigen, dass das Leben nicht so dunkel und düster war wie später von vielen beschrieben. Hochzeitsanzeigen, Stellengesuche, Kochrezepte und Kurzgeschichten sprühen vor Lebensfreude und Tatkraft. Schien bei Kriegsende der Tourismus für immer vorbei zu sein, wird rasch klar, dass die Besatzer diesen ausbauen wollen. Bereits 1945 kommen 5.000 GIs zur Erholung nach Garmisch-Partenkirchen. 1946 wird das „Garmisch Rest Center“ das Hauptquartier für Erholung und Wintersport für die gesamte US-Besatzungstruppe Europas. Über eine Million GIs kommen im Laufe der Jahrzehnte nach Garmisch-Partenkirchen. Mit den Erinnerungen, Fotos und Filmen, die sie mitnehmen, wird Garmisch-Partenkirchen in den USA zu einem Synonym für Deutschland.

Di., 23. Jun · 00:20-01:30 · arte
Ach du großer jiddischer Gott

Zehn Jahre nach dem Tod ihrer Mutter findet die Regisseurin Marian Kiss in deren Nachlass nie gesehene Fotoalben und Dokumente, die es möglich machen, eine lückenhafte Familiengeschichte zu rekonstruieren. Im Zentrum ihrer Familien standen immer starke Frauen, die sowohl ihr Aussehen als auch ihre Überlebensstrategien von Generation zu Generation weitergaben. Insgesamt umfasst diese Geschichte gute hundert Jahre. Sie beginnt 1914 in Berlin am Ostbahnhof und beschert den Frauen, historisch bedingt, völlig verschiedene Schicksale zwischen Deutschland und Ungarn, Großbürgertum und Verarmung, orthodoxem Judentum und Katholizismus, sozialistischer Realität und deren Auflösung. Durch all das eilten und eilen sie mit derselben Mentalität, Leidenschaft und Anarchie. In brenzligen Situationen rufen sie heute noch „Ach du großer jiddischer Gott“. Auch für viele andere Lebenslagen gibt es die überkommenen passenden Verhaltensregeln, Botschaften und Sprüche, doch am wichtigsten ist und bleibt für die Frauen: „Nur was im Kopf ist, zählt. Alles andere kommt und geht.“ In „Ach du großer jiddischer Gott“ schließt sich ein Kreis: Was 1914 in Berlin begonnen hat, führt 2016 nach Berlin zurück – und öffnet den Weg für eine neue Geschichte.
Bild oben: © ZDF/Marian Kiss/Julia Baudier; Vier Frauen, vier Generationen: eine Familiengeschichte über 100 Jahre hinweg

Mi., 24. Jun · 02:05-03:00 · arte
Milos Forman, ein freies Leben

„Milos Forman, ein freies Leben“ ist die Biografie des zweifach Oscar-prämierten tschechischen Filmemachers. Die Dokumentation schlägt einen weiten Bogen von Formans Jugend in der von Hitlerdeutschland besetzten und später unter kommunistischer Herrschaft geknebelten Tschechoslowakei, den ersten Auslandserfolgen mit tschechischen Nouvelle-Vague-Filmen bis hin zu seinem New Yorker Exil nach dem Prager Frühling und schließlich der internationalen Anerkennung. Mit exklusiven Bildern aus dem Familienarchiv zeichnet die renommierte tschechische Dokumentarfilmerin Helena Trestikova das Porträt eines unangepassten Regisseurs. Die Verschiedenartigkeit seiner Werke ist verblüffend, wenngleich sie alle einen gemeinsamen Nenner haben: nonkonforme Charaktere, wie etwa die Hippies in „Hair“, die Patienten einer Nervenheilanstalt in „Einer flog über das Kuckucksnest“ oder der non-fiktive Publizist eines bekannten Pornomagazins in „Larry Flynt – Die nackte Wahrheit“. Wie seine Helden war auch Milos Forman ein Außenseiter. Dennoch kreuzte sein Weg immer wieder den von herausragenden Persönlichkeiten: Vaclav Havel war sein Schulkamerad, Milan Kundera sein Literaturdozent, Jean-Claude Carrière sein Drehbuchautor und Michael Douglas sein Produzent. Roter Faden des Porträts ist Milos Formans Autobiografie, die er zusammen mit dem tschechisch-amerikanischen Schriftsteller Jan Novak schrieb. Der Rhythmus des Films folgt dem von Formans Leben: Lange Perioden der Frustration und des Stillstands wechseln sich ab mit dem rapiden Tempo der Ungeduld und des schnellen Umschwungs.

Do., 25. Jun · 00:35-02:05 · ZDF
Tödliche Ermittlungen Wie starb Staatsanwalt Alberto Nisman?

Rund um den mysteriösen Tod des argentinischen Staatsanwaltes Alberto Nisman ranken sich wilde Gerüchte. Bis heute ist sein Tod nicht endgültig aufgeklärt. War es Mord oder Selbstmord? Eine Kette geheimer geopolitischer Abkommen zwischen Argentinien, dem Iran, Israel, Deutschland, Großbritannien und ihren Geheimdiensten hängen mit Nismans Tod zusammen. Die Geschichte beginnt 1994 beim blutigen antisemitischen Terroranschlag von Buenos Aires.

Do., 25. Jun · 02:00-03:00 · arte
Stärker als der KGB – Das Stalingrad-Epos „Leben und Schicksal“

An einem Morgen im Oktober 1961 beschlagnahmte der KGB ohne Vorwarnung das Manuskript zu „Leben und Schicksal“ des Schriftstellers Wassili Grossman und brachte es in den unterirdischen Geheimdienstarchiven seines Hauptquartiers unter Verschluss. Alle Gnadengesuche blieben vergeblich. Erst den vereinten Bemühungen eines Dissidentennetzwerks gelang es schließlich, Teile des Manuskripts ins Ausland zu schmuggeln. 2007 konnte schließlich die vollständige Fassung des Werks in Deutschland veröffentlicht werden. Grossman, der seine schriftstellerische Tätigkeit lange in den Dienst der sowjetischen Ideologie gestellt hatte, schildert in „Leben und Schicksal“ die düstersten Stunden des Stalinismus, darunter die Entkulakisierung und die politischen Säuberungen von 1937. Er enthüllt die unbarmherzige Maschinerie eines totalitären Regimes und kritisiert die zynischen Auswüchse der Ideale von 1917. Grossman zeichnete eine Parallele zwischen Nationalsozialismus und Stalinismus und ging damit weiter als je ein sowjetischer Schriftsteller zuvor. „Leben und Schicksal“ ist aber auch die Geschichte eines Mannes, der nach der Ermordung seiner Mutter durch die Nazis mit seiner jüdischen Abstammung konfrontiert wird; das Buch enthält einige der erschütterndsten Seiten, die jemals über den Holocaust geschrieben wurden. Die fesselnde Dokumentation zeichnet anhand von Auszügen aus dem Roman das Leben Wassili Grossmans nach. Zeitzeugen, Historiker, Übersetzer und Schriftsteller erzählen in ihren Worten vom Leben und Werk eines Mannes, der nicht wegschaute und sein Jahrhundert mit Klarsicht, Mut und Humanismus so beschrieb, wie es war.

Fr., 26. Jun · 05:30-05:45 · SWR
Die große Literatour (3/4): Joseph Roths Russland

Seine Romane zählen heute zur Weltliteratur: Joseph Roth – ein großer Erzähler und einer der besten Journalisten der Weimarer Zeit. Er ist ein Meister der Beobachtung und Beschreibung. 1926 reist er mit einer großen Sehnsucht in die noch junge Sowjetunion. Mehrere Monate wird er unterwegs sein, Reportagen für die Frankfurter Zeitung schreiben und alle seine Illusionen über den Sowjetstaat verlieren. Roth wurde in Galizien, der heutigen West-Ukraine geboren und führte ein zerrissenes Leben zwischen jüdischem Glauben und Katholizismus. Er lebte in einer Zeit des Umbruchs mit dem Zerfall des Österreichischen Kaiserreiches. Er reist über Polen in die noch junge Sowjetunion. Roth bricht als neugierig Hoffender auf und kehrt als ernüchterter Chronist zurück. Nach der Reise gelingt ihm sein Durchbruch als Romancier: Seine bedeutendsten literarischen Werke wie „Hiob“ oder „Radetzkymarsch“ erscheinen.

So., 28. Jun · 09:45-10:15 · BR
Hoffnungsgeschichten

Die Suche nach Spuren jüdischen Lebens in bayerischen Kirchen: Für den evangelischen Theologen Axel Töllner ist das nicht nur eine Frage nach den Wurzeln des eigenen Glaubens, nach der eigenen Identität, sondern auch eine unabdingbare Auseinandersetzung mit der sehr ambivalenten Geschichte der christlichen Kirchen. Und vor allem ist es eine Frage der geschwisterlichen Begegnung mit jüdischen Gemeinden heute, mit denen Christen dieselben biblischen Texte hören und beten. Für „Hoffnungsgeschichten – Das Alte ist nicht vergangen“ reist Filmautorin Melitta Müller-Hansen durch Orte und Zeiten: Zu evangelischen Kirchen, die die Geschichte der Verdrängung und Verhöhnung des Judentums erzählen, die bis heute wirkt. Und zu Menschen, die nach neuen Aufbrüchen suchen. „Der Kampf gegen Judenfeindschaft“, sagt Axel Töllner, darf trotz altem und neuem Antisemitismus niemals aufgegeben werden.“

So., 28. Jun · 20:15-22:55 · arte
Brennt Paris?

August, 1944: General von Choltitz wird von Adolf Hitler zum Stadtkommandanten von Paris ernannt. Im Führerhauptquartier erteilt er ihm außerdem den Befehl, die Stadt wenn nötig in die Luft zu sprengen. Unterdessen regt sich einiges im von Deutschland besetzten Paris. Es brodelt innerhalb der Résistance: Die Ankunft der Alliierten wird erwartet, doch die wollen die Stadt umgehen und Deutschland direkt an der Grenze angreifen. Colonel Rol-Tanguy, Anführer der Kommunisten, und General Chaban-Delmas auf der Seite der Gaullisten stehen sich uneins gegenüber – es heißt entweder die Ankunft der Amerikaner abzuwarten, oder die Résistance greift selbst zu den Waffen, um Paris eigenmächtig aus der Fremdherrschaft der Deutschen zu befreien. Als General von Choltitz in Paris ankommt, ordnet er sofort an, alle wichtigen Bauwerke zur Sprengung vorzubereiten. Der schwedische Konsul Nordling lässt währenddessen nichts unversucht, an die Vernunft des Stadtkommandanten zu appellieren – von Choltitz würde bei einer Befehlsverweigerung als der Mann in die Geschichte eingehen, der die schönste Stadt der Welt gerettet hat. Als es den Gaullisten gelingt, die Polizeipräfektur zu übernehmen, kommt es zu erbitterten Straßengefechten, doch die Deutschen können den französischen Widerstand nicht brechen. Der entscheidende Kampf beginnt. Angesichts dieser Entwicklung befiehlt Hitler von Choltitz, Paris in Brand zu setzen. Obschon die Résistance mittlerweile das Kommando über die Stadt hat, benötigen sie die Unterstützung der Alliierten. Die müssen jedoch erst noch überzeugt werden, auf direktem Weg in Paris einzumarschieren.

Mo., 29. Jun · 22:25-23:56 · 3sat
Rabbi Wolff

„Willy“ Wolff ist der Publikumsliebling aus „Im Himmel, unter der Erde“, dem Dokumentarfilm über den Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. Dort war der kleine Mann mit Hut eine Nebenfigur, aber er schaffte, was unmöglich schien: Er sprach witzig, klug und charmant über Tod, Trauer und die Vorstellungen vom Jenseits. Seinetwegen verließen die Zuschauer den Film in heiterer Stimmung. 1927 in einer jüdisch-orthodoxen Familie in Berlin geboren, lebt Willy Wolff seit seinem zwölften Lebensjahr in England. Bevor er mit über 50 Jahren Rabbiner wurde, war er Journalist. Als politischer Korrespondent verschiedener englischer Tageszeitungen begleitete Willy Wolff drei Jahrzehnte Weltpolitik aus nächster Nähe. So reiste er mit dem britischen Außenminister nach China, in die Sowjetunion oder traf sich mit den Regierungschefs aus ganz Europa. Dieses Leben gab er auf für seinen Traum: Rabbiner zu werden. Als Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern betreut Willy Wolff die jüdischen Gemeinden in Schwerin und Rostock, aber er wohnt in einem kleinen Haus bei London. Mitte der Woche fliegt er meist nach Hamburg, steigt dort in den Zug und pendelt zu seinen Einsatzorten im Nordosten Deutschlands. In der Regel tritt er samstags die Rückreise nach England an. Oder er ist unterwegs zu einer Hochzeit in Mailand, zu einem Ausflug nach Wien oder zu den regelmäßig tagenden Rabbinerkonferenzen irgendwo in Deutschland. Höhepunkte im Jahr sind für ihn das königliche Pferderennen von Ascot, das Weihnachtssingen in der Schlosskirche von Windsor und das Neujahrsfasten in Bad Pyrmont. Willy Wolff führt ein Jetset-Leben, das er sich eigentlich nicht leisten kann. Der Umgang mit Geld zählt nicht zu seinen Stärken, das führt gelegentlich zu ziemlich weltlichen Konflikten. Rabbi Wolff ist nicht nur unterhaltsam, er öffnet auch Türen. Mit Witz und Charme gibt er Einblick in die Welt des Judentums. Der Dokumentarfilm „Rabbi Wolff“ ist nicht nur das Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit, es ist auch eine Reise nach innen, inspirierend und sehr unterhaltsam. Ein Film – mal heiter, mal melancholisch, aber immer sehr lebendig.

Di., 30. Jun · 01:00-02:30 · arte
Aidas Geheimnisse

Was wäre, wenn alles, was dir über deine Vergangenheit erzählt wurde, gelogen wäre? Wenn dein Verständnis von Familie und Religion auf den Kopf gestellt würde? Was, wenn deine engsten Angehörigen die Wahrheit kennen und sie dein ganzes Leben lang vor dir verborgen haben? „Aidas Geheimnisse“ erzählt von Familiengeheimnissen, die sieben Jahrzehnte umfassen und die in detektivischer Spurensuche nach und nach aufgedeckt werden. Eine tief berührende Geschichte über die Suche nach der eigenen Identität, wie man sie sich für ein Spielfilmdrehbuch kaum besser hätte ausdenken können. Izak Szewelewicz kommt 1945 im Lager Bergen-Belsen zur Welt, wo nach Kriegsende heimatlose Zivilpersonen, sogenannte Displaced Persons, vorübergehend untergebracht wurden. Er wird als Nachkriegswaise zur Adoption nach Israel geschickt. Im Alter von zehn Jahren erfährt er erstmals von einem Schulfreund, was alle in seinem Umfeld zu wissen scheinen: Seine Eltern sind nicht seine leiblichen Eltern, er wurde als Kleinkind von ihnen adoptiert. Izak forscht nun auf eigene Faust weiter und findet heraus, dass seine leibliche Mutter Aida in Kanada lebt. Als er 13 ist, fährt er zu ihr. Zwischen den beiden entwickelt sich ein enges Verhältnis, aber Aida möchte nicht über die Vergangenheit sprechen. Jahrzehntelang belässt es Izak es dabei. Viel später, mit 68 Jahren, setzt sich Izak noch einmal intensiv mit seiner Herkunft auseinander und deckt mit Hilfe seiner Familie weitere Familiengeheimnisse auf, die sein Leben verändern sollten.

Di., 30. Jun · 22:30-23:15 · BR
Pionierin der Frauenbewegung – Ellen Ammann und ihr Wirken bis heute

Von der Geschichtsschreibung kaum gewürdigt, war Ellen Ammann eine der interessantesten Persönlichkeiten in der katholischen Frauenbewegung in Bayern und ihrer Zeit stets voraus: Sie war Sozialarbeiterin, Gründerin mehrerer Einrichtungen und Verbände, Politikerin, Ehefrau und Mutter. 1890 heiratete die gebürtige Schwedin nach München und initiierte u.a. die erste katholische Bahnhofsmission, den Landesverband Bayern des Katholischen Deutschen Frauenbunds und die Bayerische Polizeiseelsorge. Neben ihrem großen sozialen und karitativen Engagement war Ellen Ammann politisch aktiv: Sie war eine der ersten weiblichen Landtagsabgeordneten und entschiedene Hitler-Gegnerin. Es ist nicht zuletzt ihrem beherzten Handeln zuzuschreiben, dass der Hitlerputsch im November 1923 scheiterte. Die Filmautorin begibt sich mit der Urenkelin Harriet Ammann und der Historikerin und Biografin Adelheid Schmidt-Thomé auf Spurensuche. Gezeigt wird in aktuellen Bildern die Arbeit von Einrichtungen, die Ellen Ammann gegründet hat, und die von ihren Ideen inspiriert worden sind: Bei IN VIA, dem Katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit, geben junge Menschen mit Migrationshintergrund Jugendlichen aus ihrem jeweiligen Heimatland Nachhilfe, damit diese hier besser zurechtkommen und eine neue Heimat finden. Der Würzburger Pastoralreferent Matthias Zöller arbeitet für die Katholische Polizeiseelsorge: Er hilft nicht nur Polizisten nach belastenden Einsätzen, sondern gibt auch Polizeischülern Ethikunterricht – zum Beispiel, wenn es um das Überbringen einer Todesnachricht geht. Vor gut 100 Jahren hat Ellen Ammann dafür gekämpft, dass Frauen gleichberechtigt arbeiten, studieren und politisch aktiv sein dürfen. Von ihren Überzeugungen, ihrer Tatkraft und ihrem Weitblick profitieren bis heute viele Menschen. Ihr 150. Geburtstag am 1. Juli 2020 ist ein guter Anlass, um an die Katholikin und Pionierin der Frauenbewegung zu erinnern.