Mit Kippa in der Grundschule

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In der Grundschule gab es neulich ein ‚Fest der Vielfalt‘ als Abschluss einer Projektwoche über die Herkunftsländer der Familien. Meine Tochter aus der 2. Klasse wollte nicht nur in israelischem blau-weiss gehen (weisses Hemd, blauer Rock), sondern auch eine Kippa aufsetzen. Unbedingt. Das macht sie gerne, um ihre Aufmüpfigkeit in der Synagoge zu demonstrieren. Denn eigentlich tragen dort meist Männer die Kippa…

Von Ruth Zeifert

Ich fragte ‚muss das sein‘, sie bestand drauf. Wir besprachen kurz, was sie sagen soll, wenn jemand sie anpöbeln würde. Ich fuhr sie mit viel Angst zur Schule.

Gerade ist ja in aller Munde, dass Antisemitismus steigt und Kippa-tragen nicht überall zu empfehlen sei. Acht Jahre, wissend, dass es ihr zum Nachteil werden kann, ging meine Tochter erhobenen Hauptes mit ihrer Kippa in die Schule, als Jüdin (eigentlich Israeli) unter gut 400 Schülerinnen und Schülern und deren Eltern, mit einem Anteil von geschätzt 30% Muslimen, die ja gerade oft mit einem neuen Antisemitismus in Verbindung gebracht werden. Als Mutter zitterte ich vor Angst und war gleichzeitig zum platzen stolz.

Und es passierte nichts. Nichts.

Mein Mädchen erzählte, alle (alle!) hätten sie gefragt „was ist denn das?“, der Salman, die Laura und Kinder, die sie nicht kannte. Keiner hätte sie beschimpft, nein. Neugier habe sie erlebt. So erschütternd die Zahlen, Erlebnisse und Einschätzungen der letzten Monate sind und so sehr in meinem Hinterkopf natürlich die Angst bleibt, es könnte noch etwas nachkommen, nun da alle wissen, ‚wes Kind es ist‘, so großartig finde ich es, sagen zu können: Meine Tochter ist in Deutschland mit Kippa durch eine Menge von insgesamt ca. 600 Menschen unterschiedlichster Herkunft gelaufen und es war nicht das geringste Problem.

Chag Sameach!