Stolz & Vorurteil – Kongress zu Identitätskonzepten und deren Fragwürdigkeit

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Der Kongress am 6. und 7. Dezember 2019 im Münchner Gewerkschaftshaus hinterfragt den plötzlichen Identitätswahn auch in aufgeklärten Kreisen mit Vorträgen, Debatten, Podiumsdiskussionen, einem satirischen „Heimatabend“ und Kunst. „Stolz & Vorurteil“ steht allen Interessierten offen, die nicht unter den Einlassvorbehalt fallen…

Gesellschaftliche Solidarität wird immer mehr entlang identitärer Kategorien wie Ethnie, Kultur, Community oder Religion gedacht. Die Menschen stellen sich damit immer weniger den politischen Diskursen, in denen verhandelt wird, in welcher Gesellschaft sie leben wollen. Stattdessen steht zumindest in Europa (wenn nicht sogar weltweit) immer mehr die Frage im Vordergrund: „Wer sind wir?“.

Ohne entsprechende Zugehörigkeit lässt diese Gesellschaft eine Teilhabe an ihr kaum zu. Gleichzeitig werden Menschen als zugehörig deklariert. Identität funktioniert nicht nur als Selbstzuschreibung, sondern ebenso – häufig mit verheerenden Folgen – als Fremdzuschreibung oder als gesellschaftlicher Zwangszusammenhang.

Während die einen das gruppenbezogene Homogenisierungsversprechen als Selbstschutz benötigen – oder dies zumindest glauben – ist den anderen die Ausgrenzung das Anliegen. Zugehörigkeitswunsch oder oktroyierte Einordnung scheinen allgegenwärtig.

Wenn Identität nicht als gegeben und unabänderlich sondern als Prozess definiert wird, muss sie fortlaufend entstehen. Die „Herstellung“ der Identität vollzieht sich hierbei im Spannungsfeld der Selbstwahrnehmung eines Individuums und den soziokulturellen Denkweisen und Kategorien seines Umfeldes. Agiert das Umfeld als festschreibendes Korsett, ist eine Emanzipation daraus schwer möglich, Zuschreibungen werden zementiert. Der kollektiven Identität wird immer – sei es in Zusammenhang mit dem Begriff der Kultur, des Volks oder der Nation – etwas genuin Eigenes zugeschrieben, welches dieses vermeintlich ausmacht.

Aus dieser Einschätzung heraus entstand die Idee, in einem größeren öffentlichen Rahmen zu diskutieren, wohin diese Entwicklungen führen, ob es einen emanzipatorischen Bezug auf Identitätskonstrukte überhaupt geben kann und inwieweit Kollektive als Klientelgruppen doch unverzichtbar für gesellschaftliche Aushandlungsprozesse und notwendige Wirkmächtigkeit sind.

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