Gedenken in der Synagoge Ermreuth

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In Ermreuth – heute ein Ortsteil von Neunkirchen am Brand im oberfränkischen Landkreis Forchheim – gab es vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis ca. 1938 eine Jüdische Kultusgemeinde. Sie besaß eine 1819 erbaute Synagoge (eine erste Synagoge war bereits 1738 errichtet  worden), eine 1711 angelegten und 1797 sowie 1862 erweiterten Friedhof und eine Schule…

Von Judith Bar-Or 

Im Verlaufe der „Reichskristallnacht“ –  eigentlich ein paar Tage später – wurde die Synagoge beschädigt, das Inventar und die Ritualien vernichtet.   Das Gebäude blieb jedoch erhalten. Bis 1974 wurde es von der Raiffeisenbank als Lagerhaus genutzt, danach als Lagerhalle für Streusalz des Winter-Straßendienstes.  Im Jahre 1974 kaufte der Markt Neunkirchen am Brand das Bauwerk von der Raiffeisenbank und rettete es so vor einem weiteren Verfall. 1994 wurde das inzwischen restaurierte und wiedereingeweihte Synagogengebäude der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Dauerausstellung – betreut von Dr. Rajaa Nadler – informiert über jüdisches Leben auf dem Land und erinnert an die einstige Jüdische Kultusgemeinde des Ortes. Heute wird die Synagoge in Ermreuth als Museum, Kulturzentrum und Begegnungsstätte genutzt.

Am 9. November 2019 veranstaltete das Kulturzentrum Synagoge Ermreuth und der Freundes- und Förderkreis Synagoge Ermreuth gemeinsam eine Gedenkfeier  zur Erinnerung an die Verschleppten und ermordeten Juden aus Ermreuth. Diese Gedenkveranstaltung am 81. Jahrestag der als „Reichkristallnacht“ bekannt gewordenen Pogromnacht der Nationalsozialisten zog viele Besucher an. Auch eine große Anzahl von Mitgliedern der Liberalen Jüdischen Gemeinde Mischkan Ha-Tfilah aus Bamberg unter Leitung ihrer Rabbinerin, Frau Dr. Antje Yael Deusel und des Vorsitzenden, Rektor i.R. Israel Schwierz waren anwesend. 

Der Vorsitzende des Freundes- und Förderkreises Winfried Gerum-Nees und Vorstandsmitglied Christine Becher-Kuphal erinnerten an die brutalen Geschehnisse vor 81 Jahren. Vorstandsmitglied Franz Renker rezitierte Paul Celan, den Lyriker,  dessen Gedicht „Todesfuge“ die Morde in den deutschen Konzentrationslagern vor Augen führt. Cellistin Elena Ivanova Ebert aus Heroldsbach spielte Bach. Christine Becher-Kuphal sagte, dass es auch nach 81 Jahren unbedingt notwendig sei, an das schreckliche Unrecht zu erinnern. Ein Stück des spanischen Cellisten Pablo Casals führte hin zur Geschichte der jungen Fürtherin Elisabeth Herz, die aus einer alteingesessenen jüdisch-fränkischen Familie stammte und den brutalen Terror der Nazis schon früh zu spüren bekam: Im Alter von 20 Jahren wurde sie im KZ ermordet.

Nach dem kulturellen Teil der Gedenkfeier folgte der religiöse, ausgeführt von Rabbinerin Dr. Antje Yael Deusel. Nach dem Abendgebet (Maariv) gedachte sie aller Opfer der Pogromnacht in Ermreuth, aller Opfer der Schoa und all‘ derer, die ihr Leben lassen mussten, weil sie Juden geholfen haben, aller, die ihr Leben hingaben und immer noch hingeben, um den Staat Israel zu errichten und zu erhalten. Für sie alle sagte sie gemeinsam mit den Mitgliedern ihrer Gemeinde das Kaddisch. 

Nach dem Ende der Gedenkveranstaltung konnten sich die z.T. von weither angereisten Teilnehmer an Kuchen und Getränken, im Vorraum der Synagoge liebevoll angeboten, stärken. Mit Sicherheit wird dieser 9. November 2019 allen, die daran teilgenommen haben, für immer in dankbarer Erinnerung bleiben. 

Bild: (c) Engelbert Braun