Stadt Bamberg gedenkt der Reichspogromnacht

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Am Sonntag, den 10.11.2019, hatte die Stadt Bamberg zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich des 81. Jahrestages der als „Reichskristallnacht“ bekannt gewordenen Pogromnacht gegen die Juden in Nazi-Deutschland, die auch in Bamberg ein ganz schreckliches Ausmaß angenommen hatte, eingeladen…

Von Judith Bar-Or

Dieser Einladung folgten erstaunlich viele Menschen und versammelten sich um 16.30 auf dem Synagogenplatz vor dem Mahnmal für die einstige Synagoge, die in der Nacht des Schreckens verwüstet und später abgerissen worden war.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) alle Anwesenden; sein besonderer Willkommensgruß galt Herrn Landesrabbiner em. Dr. Salomon Almekias-Siegl, dem Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, Herrn Arieh Rudolph, dem Vorsitzenden der Liberalen Gemeinde Mischkan Ha-Tfila, Herrn Rektor i.R. Israel Schwierz, den Mitgliedern des Synagogenchors Bamberg, den Schülerinnen und Schülern des Franz-Ludwig-Gymnasiums und des Eichendorf- Gymnasiums und allen Teilnehmern der Gedenkveranstaltung.

In einer sehr fundierten  Ansprache ging er auf die furchtbaren Verbrechen in Bamberg und im ganzen Deutschen Reich  vor 81 Jahren  ein: „Die schrecklichen Ereignisse von damals dürfen wir nicht vergessen. Eine furchtbare Erkenntnis ist aber auch: Heute, 81 Jahre später, müssen wir uns mit einem wachsenden Antisemitismus in unserem Land auseinandersetzen, der längst in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist.“  Er fuhr fort, indem er deutlich machte, dass  jede Straftat und Diskriminierung   gegen Juden Attacken gegen unsere gesamte  Gesellschaft seien, die man mit allen rechtlichen Mitteln bekämpfen müsse. Diese Gedenkfeier sei ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus und jeglichen Rassismus, ganz egal, vor welcher Seite er komme.  

Nach der hervorragenden Rede ertönten Lieder,  sehr schön vorgetragen vom Synagogenchor Bamberg. Danach ergriff der Vorsitzende der IKG Bamberg, Arieh Rudolf, das Wort. Nach einer herzlichen Begrüßung aller Teilnehmer der Gedenkveranstaltung ging er, wie sein Vorredner, auf die furchtbaren Ereignisse der Reichspogromnacht in Bamberg und im ganzen Deutschen Reich ein. Er forderte danach alle verantwortlichen Politiker in Ländern und im Bund auf, dafür Sorge zu tragen, dass sich eine so schlimme Pogromnacht niemals mehr wiederholen könne – ganz egal, von wem sie initiiert sein sollte.

Nach einem abermaligen sehr schönen Gesang des Synagogenchors ergriffen Schülerinnen und Schüler des Franz-Ludwig-Gymnasiums und des Eichendorf-Gymnasiums  die Initiative: In Wort und Bild gedachten sie ihrer jüdischen Vorgängerinnen, die 1938 Furchtbares zu erleben gezwungen waren. Einige hatten Nazi-Deutschland durch Flucht überlebt, andere hatten es mit ihrem jungen Leben bezahlt.

Nr. 2: v.l.n.r. Israel Schwierz – Arieh Rudolf – Rabbiner Dr. Almekias-Siegll, Foto: Engelbert Braun

Nach diesem zu Herzen gehenden  Beitrag der Schülerinnen und Schüler kam Landesrabbiner em. Dr. Salomon Almekias-Siegl zu Wort: Er sang mit seiner wunderbaren Stimme das „El Male Rachamim“, das jedem Anwesenden tief zu Herzen ging. Danach sprach er für alle Opfer der Reichspogromnacht und der Schoa – zusammen mit allen Teilnehmern der Gedenkveranstaltung- das Kaddisch.

Mit dem gemeinsam von allen Anwesenden gesungenen „Hevejnu Schalom Alejchem“ ging eine sehr zu Herzen gehende Gedenkveranstaltung zu Ende. Allen, die daran teilgenommen haben, wird sie mit Sicherheit für immer tief im Gedächtnis bleiben.

Bild oben: Synagogendenkmal auf dem Synagogenplatz, Foto: Engelbert Braun