Die neuen Fernsehtipps

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Vom 16. bis 31. Juli 2019…

Mi., 17. Jul · 14:00-15:30 · arte
Akte Grüninger

1938 herrscht in Europa noch Frieden. Doch die Judenverfolgung und die Aggression von Nazi-Deutschland werfen ihre Schatten über den Kontinent. Im August versammeln sich im schweizerischen Bundeshaus in Bern die zuständigen Minister und Polizeidirektoren aus 23 Kantonen auf Einladung des Chefs der Eidgenössischen Fremdenpolizei, Heinrich Rothmund, um alarmierende Berichte von der Grenze zu diskutieren: Täglich werden dort zahlreiche jüdische Einreisende verzeichnet. Nach der Versammlung schließt die Schweiz ihre Grenze für Flüchtlinge: Von diesem Moment an darf sie niemand ohne gültiges Visum überschreiten. Zur Überprüfung der bisherigen, illegalen Grenzübertritte leitet Rothmund eine Untersuchung ein. Polizeiinspektor Robert Frei, ein junger, ehrgeiziger und obrigkeitsgläubiger Beamter, wird in den Kanton St. Gallen beordert. Doch weiterhin gelangen Hunderte von Menschen ohne gültiges Visum über die Grenze. In St. Gallen kommt Frei einem Hilfssystem auf die Schliche, das von breiten Teilen der Bevölkerung getragen und vom Kommandanten der Schweizer Grenzpolizei Paul Grüninger ermöglicht wird. Die jüdischen Ankömmlinge werden in einem Lager in Diepoldsau untergebracht, das Grüninger mit Hilfe des Vorstehers der Israelitischen Gemeinschaft, Sidney Dreifuss, in Betrieb hält. Im Laufe der Ermittlungen erhärtet sich der Verdacht, dass Grüninger Dokumente fälscht und Flüchtlinge ohne gültiges Visum hereinlässt. Der St. Galler Polizeihauptmann gesteht Frei zwar seinen Gesetzesbruch – doch er tue dies aus reiner Menschlichkeit und könne nicht anders. Grüningers Standfestigkeit und der Anblick der hilfesuchenden Flüchtlinge lassen bei Frei Zweifel an der Richtigkeit seines Auftrags aufkommen. Soll er den Vorgesetzten seinen Bericht vorlegen? Oder Paul Grüninger decken?

Mi., 17. Jul · 22:45-00:15 · BR
Holocaust (2/4): Die Geschichte der Familie Weiss 1941 – 1942, 2/4

Die deutschen Truppen haben weite Teile Osteuropas besetzt und dort Lager errichtet, in denen vor allem die jüdische Bevölkerung kaserniert wird. Karl Weiss ist im KZ Buchenwald in die so genannte „Künstlerabteilung“ verlegt worden, seine Überlebenschancen sind dadurch zunächst gestiegen. Dr. Josef Weiss trifft im Warschauer Ghetto auf seine Frau Berta. Die beiden organisieren gemeinsam mit Moses Weiss eine Widerstandsgruppe. Rudi Weiss, dem sich auf der Flucht die junge Tschechin Helena angeschlossen hat, wird Zeuge der Massenerschießung von Babi Yar. Erik Dorf macht eine steile Karriere, weil er wirkungsvolle Methoden ausarbeitet, wie die in Europa lebenden Juden systematisch ermordet werden können. Als 1942 auf der Wannsee-Konferenz in Berlin die „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen wird, wird er zu einem wichtigen Ratgeber für Heydrich und Himmler. 1979 bewirkte die vierteilige amerikanische Mini-Serie „Holocaust“ einen Gefühlszusammenstoß des westdeutschen Fernsehpublikums mit seiner eigenen Vergangenheit. Die Zuschauer reagierten vehement und voller Erschütterung auf das Schicksal der Familie Weiss und straften alle jene Vorabkritiker Lügen, die die Serie als abgefeimten Hollywood-Kitsch ablehnten und die die Zuschauer partout vor dieser Massenware bewahren wollten. „Holocaust“ – so die These der Publizistin und Filmregisseurin Jutta Brückner – wurde zum Ereignis, weil es die Tabuzone um die Konzentrationslager gebrochen hat. „Die Serie bediente sich der bekannten Muster der Identifikationsdramaturgie in einer vertrauten filmischen Formsprache – und sie zeigte den Gang in die Gaskammer. Damit erreichte „Holocaust“, dass die Juden endlich zu Menschen wurden, über deren Schicksal die deutschen Zuschauer mit großer historischer Verspätung weinten.“ Die Serie war wie ein riesiger Dammbruch, der eine Flut von Büchern, Filmen, Erinnerungen und Selbstzeugnissen auslöste.

Fr., 19. Jul · 14:50-15:30 · 3sat
Basare der Welt (1/4) Jerusalem

Jerusalem – Heiligtum und uralter Handelsplatz. Sieben Tore führen durch dicke Mauern in eine Altstadt, die drei Weltreligionen heilig ist: Juden, Christen und Muslimen. Innerhalb der Mauern wohnen 37 000 Menschen in nach Religionen getrennten Vierteln auf knapp einem Quadratkilometer Fläche. Dazu kommen täglich Tausende Pilger, die sich auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Religion befinden. Konflikte sind vorprogrammiert. Die Altstadt ist ein brodelnder Kessel, der jeden Moment explodieren kann. Deshalb ist auch der Basar, der sich über weite Strecken des muslimischen und christlichen Viertels erstreckt, kein Basar wie jeder andere. Die Filmautorin Elke Werry zeigt Orte und Innenansichten, die den meisten Touristen verborgen bleiben. Sie porträtiert Händler der verschiedenen Viertel und ihren ungewöhnlichen Alltag. Sie besucht jahrhundertealte Marktgewölbe, in denen die Bewohner ihren Lebensmittelbedarf decken, die alte Metzgergasse „Souk Lahamin“ und eine palästinensische Bäckerei. Sie trifft einen armenischen Fotografen in seinem nostalgischen Laden mit hunderten Fotografien des alten Jerusalem und verweilt in Gässchen, in denen mit „heiligen“ Souvenirs gute Geschäfte gemacht werden. Sie macht Station in einer muslimischen Pilgerherberge, bei einem Judaica-Händler und in einem Friseurgeschäft, in dem Frauen aller Religionen für kurze Zeit ihren anstrengenden Alltag vergessen und miteinander ins Gespräch kommen.

Fr., 19. Jul · 21:45-22:30 · ZDFinfo
Despoten: Mussolini – Ikone des Faschismus

„Dummer kleiner Clown“, sagte Benito Mussolini über Hitler nach deren erstem Zusammentreffen. Doch für Hitler war der erste faschistische Herrscher das große Vorbild und Vorläufer. Der Faschistenführer Benito Mussolini regiert ab 1922 Italien und errichtet die erste faschistische Diktatur der Welt. Die Reden des ehemaligen Sozialisten und Journalisten hypnotisieren die Massen, die ihm blindlings und unvorbereitet in den Krieg folgen. Der charismatische Duce ist ein kaltblütiger Herrscher, der auch nicht davor zurückschreckt, seine eigene Familie ermorden zu lassen.

Fr., 19. Jul · 23:15-00:00 · PHOENIX
Hannah Arendt

Hannah Arendt ist eine der einflussreichsten politischen Denkerinnen des 20. Jahrhunderts. Doch was sagt ihr Werk jungen Leuten von heute, einer Generation, die sich jenseits nationaler oder kontinentaler Beschränkungen bewegt, und die Partei ergreift für ein „Denken ohne Geländer“ (Hannah Arendt) der Systeme, Ideologien und Wunschvorstellungen? In jüngster Zeit hat Hannah Arendts Werk eine neue Aktualität erhalten. Ihr Buch „Über die Revolution“ nimmt eine zentrale Bedeutung bei der politischen Debatte von Oppositionellen in den Ländern des Arabischen Frühlings ein; ihr Essay „Macht und Gewalt“ hilft bei der Betrachtung der Unrechtsregimes unserer Tage und ihr „Bericht von der Banalität des Bösen“, der vermutlich zu den meistzitierten Versuchen zählt, die Wurzeln und Abgründe des nationalsozialistischen Regimes in der Person von Adolf Eichmann zu erfassen, verweist auf unsere modernen Gesellschaften. Der Film spielt auf zwei Ebenen. Er porträtiert Hannah Arendt, ihre „Vita activa“, und zeichnet ihren exemplarischen Weg als deutsche Jüdin nach, die sich stets dem Ungehorsam verpflichtet fühlte. Geboren 1906 in Hannover, Studium bei den Philosophen Karl Jaspers und Martin Heidegger, mit dem sie eine Liebesbeziehung hatte, Flucht aus Nazi-Deutschland und Emigration in die USA, wo sie sich in der zionistischen Bewegung und der Erforschung und Deutung des Totalitarismus widmete. Hannah Arendt ging es vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Massenbewegung und dem totalitären Bewusstsein stets darum, den Menschen vor seiner Degradierung zum Konsumenten, „Automaten“ und reinen Bürokraten zu bewahren. Denn diese sind willenlose Wesen, die „leer“ sind und mit denen Ideologen alles machen können. Hannah Arendts politisches Denken blieb stets der Aktualität verbunden. Und so schlägt der Film immer wieder Brücken zu gegenwärtigen Entwicklungen und Brennpunkten nach Ägypten, in die Ukraine, nach Israel, Hongkong und Kanada. In der Begegnung mit jungen Menschen wird Hannah Arendts Denken nachgespürt. Die Dokumentation holt Hannah Arendt ins Heute und thematisiert ihre Relevanz für politisches Handeln unserer Tage.

Sa., 20. Jul · 00:45-01:30 · PHOENIX
Widerstand unter Hitler – Der Diplomat Duckwitz

„De gode Tysker“ – der „gute Deutsche“ wird er in Dänemark noch heute genannt oder auch der „Schindler von Kopenhagen“: Georg Ferdinand Duckwitz. Der deutsche Diplomat rettete fast 7.000 dänische Juden vor der Deportation durch die deutsche Wehrmacht. Diese Tat eines Mitglieds der deutschen Besatzungsmacht während der Zeit des Nationalsozialismus ist in Europa beispiellos. Für diese Verdienste wurde Georg Ferdinand in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Der Radio-Bremen-Film von Reinhard Joksch widmet sich dieser außergewöhnlichen Rettung und dem Leben von Duckwitz mit seinen Brüchen. „D as interessante an seiner Biografie ist“, so der dänische Historiker Hans Kirchhoff, „dass Duckwitz in seinem Lebensweg die Wandlung vom rechtsnationalen Korpsstudenten hin zum Demokraten und Europäer durchmacht. Er trägt sozusagen alles Schreckliche und alles Gute in sich, was wir in dem letzten Jahrhundert erlebt haben.“ Der Diplomat Duckwitz ist fast sein ganzes Leben immer wieder gegen den Strom geschwommen. Es ist die Lebensgeschichte eines Mannes, der heute vom Auswärtigen Amt als jemand bezeichnet wird, „der sich gegen den Zeitgeist und erst recht gegen die Verbrechen der Nazis stellte, dessen moralischer „Kompass“ nicht nur weiterhin funktionierte, sondern Richtschnur seines Handelns wurde.“ Georg Ferdinand Duckwitz wurde 1904 in Bremen geboren. Er stammt aus einer alteingesessenen Kaufmannsfamilie. Sein Urgroßvater war der Bremer Kaufmann und spätere Bürgermeister Arnold Duckwitz. Seine Familie sei „nationalkonservativ gewesen“, sagt sein Neffe Carl-Alexander Duckwitz heute. Vielleicht deshalb ist der junge Duckwitz von den Ideen Hitlers zunächst begeistert, wird 1932 Mitglied der NSDAP. Ab 1933 ist er im Außenpolitischen Amt der NSDAP tätig. Alles deutet auf eine Bilderbuchkarriere hin, die kaum erwarten lässt, dass er einmal tausenden Juden das Leben rettet. Doch anders als viele andere hochrangige Nazis zweifelt er bald am System und der Ideologie der Nationalsozialisten. Bereits 1935 wendet er sich von der Partei ab, ohne jedoch auszutreten. Er gilt als Abtrünniger und wird 1939 dennoch als Schifffahrtssachverständiger der deutschen Besatzer nach Kopenhagen entsandt und wechselt dort ins Auswärtige Amt. Er sei ein „anständiger Mensch gewesen“, sagt heute einer der letzten noch lebenden dänischen Juden, Herbert Pundik. Hätte Duckwitz damals nicht mutig gehandelt, da ist sich der heute 90-Jährige sicher, wäre „mein Schicksal das gleiche wie das der sechs Millionen Juden in Europa gewesen.“ Duckwitz hatte den Mut, die dänische Seite vor der drohenden Deportation ihrer Mitbürger zu warnen, und riskierte damit selbst sein Leben. Am Abend des 1. Oktober 1943 wird die dänische Hauptstadt von der Außenwelt abgeschnitten. Durch die Straßen der Innenstadt fahren Lastwagenkolonnen. Dies ist der Auftakt einer großangelegten Hetzjagd. Die deutschen Besatzer planen, tausende von dänischen Juden am Morgen des 2. Oktober zu verhaften und nach Auschwitz zu deportieren. Doch die Razzia bleibt weitgehend erfolglos. Die meisten Juden haben die Stadt bereits verlassen und sind an die Küste geflohen, von wo sie mit großer Unterstützung der dänischen Bevölkerung über den Sund nach Schweden entkommen. Sie waren von Georg Ferdinand Duckwitz gewarnt worden, der zuvor in Schweden die Zusicherung erreicht hatte, dass man alle Flüchtlinge aufnehmen würde. Bereits in den letzten Kriegstagen beweist Duckwitz sein Verhandlungsgeschick in den Kapitulationsverhandlungen und verhindert damit weiteres Blutvergießen. 1953 wird er deutscher Konsul in Helsinki und kehrt 1 955 als deutscher Botschafter nach Kopenhagen zurück. 1967 wird Georg Ferdinand Duckwitz von Außenminister Willy Brandt zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes gemacht. Brandt wusste um Duckwitz‘ Rolle in Dänemark und schätzte seine Integrität. Er wird einer der wichtigsten Vertrauten Brandts und leitet die Verhandlungen für die „Ostverträge“ mit Polen. Nach dem Abschluss des Warschauer Vertrages geht er in den Ruhestand und stirbt 1973 in Bremen.

Sa., 20. Jul · 05:45-06:30 · PHOENIX
Frauen im Nationalsozialismus

Der Name Sophie Scholl, die Mitbegründerin der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, steht bis heute für Mut und den Kampf gegen Unrecht. Hilde Coppi gehörte zum Kreis der sogenannten „Roten Kapelle“. Ihr Sohn Hans kennt seine Mutter nur aus Briefen und Geschichtsbüchern. Sie wurde kurz nach seiner Geburt hingerichtet. Aber auch viele weniger bekannte Menschen gingen große Risiken ein um Verfolgten zu helfen. Ihnen verdankt die Jüdin Inge Deutschkron ihr Überleben im Untergrund. Die Bedeutung d er Frauen Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kommen, schalten sie Deutschland mit gnadenloser Härte gleich. Die Mehrheit der Deutschen folgt dem Diktator Adolf Hitler willig auf dem Weg zu Krieg und Völkermord. Viele nehmen schweigend die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung hin. Während ein Großteil der Historiker in den vergangenen Jahrzehnten hauptsächlich die Rolle der Wehrmacht, der Soldaten oder die der Männer des Widerstandes untersucht hat, rückte die Bedeutung der Frauen in den Hintergrund. Waren sie, wie Hitler wünschte, wirklich nur Heimchen am Herd, unpolitisch und ihrer Mutterrolle ergeben? Wie viele waren tatsächlich nur ahnungslose Anhängerinnen? Wie viele wussten mehr? Und was brachte Frauen dazu, im Namen einer perversen Ideologie zu quälen und zu töten? Die weibliche Seite des Dritten Reichs Die vierteilige Dokumentation beleuchtet die unterschiedlichen Lebenswege von Frauen im Dritten Reich – Mitläuferinnen, Opfer, Widerständlerinnen, aber auch Täterinnen – und hinterfragt die Motive für ihr Handeln.

Sa., 20. Jul · 12:00-13:00 · NDR
Hitlers Zorn – Die Kinder von Bad Sachsa

Anlässlich des 75. Gedenktages des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler hat der mehrfach preisgekrönte NDR-Autor Michael Heuer die ehemaligen Kinder von Bad Sachsa getroffen. Zum ersten Mal sprechen sie im Fernsehen über ihr heutiges Leben: Wie haben sie das Trauma der Internierung in Bad Sachsa verarbeitet? Welchen beruflichen Weg sind sie gegangen? Und: Was denken sie heute über den wieder erstarkten Rechtsextremismus in Deutschland? Fünf Erfahrungen einer verlorenen Kindheit, aber zugleich einer nie aufgegebenen Hoffnung: dass Menschen in der Lage sind, aus der Geschichte zu lernen. Verräter: so wurden die Hitler-Attentäter des 20. Juli 1944 noch lange nach Ende des Zweiten Weltkriegs genannt. Nur wenige Stunden nach dem gescheiterten Attentat befahl Adolf Hitler: „Elemente, die jetzt unbarmherzig ausgerottet werden.“ „Da ist Verräterblut drin“, warnte Reichsinnenminister Heinrich Himmler und verfügte die „absolute Sippenhaftung“. Die Kinder der Widerstandskämpfer waren „Verräterkinder“. Deren Väter wurden hingerichtet, ihre Mütter ins Gefängnis gesteckt. Die Töchter, Söhne und Enkel wurden in ein Nazikinderheim nach Bad Sachsa im Harz verschleppt: 46 Mädchen und Jungen im Alter von einem Monat bis zu 15 Jahren. So wurden die Kinder zu Geiseln und bekamen einen anderen Namen. Anlässlich des 75. Gedenktages des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler hat der mehrfach preisgekrönte NDR-Autor Michael Heuer die ehemaligen Kinder von Bad Sachsa getroffen. Zum ersten Mal sprechen sie im Fernsehen über ihr heutiges Leben: Wie haben sie das Trauma der Internierung in Bad Sachsa verarbeitet? Welchen beruflichen Weg sind sie gegangen? Und: Was denken sie heute über den wieder erstarkten Rechtsextremismus in Deutschland? Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld, mit 90 Jahren der älteste Zeitzeuge, die Geschwister Helmtrud und Albrecht von Hagen, damals acht und elf Jahre alt, Friedrich-Wilhelm von Hase, der als Siebenjähriger allein ohne seine älteren Geschwister nach Bad Sachsa deportiert wurde, die drei Hansen-Geschwister Frauke, Karsten und Wolfgang und die Enkel Rainer und Carl Goerdeler, damals vier Jahre beziehungsweise 16 Monate alt. Ihr Großvater wäre nach einem geglückten Umsturz der Naziherrschaft Reichskanzler geworden. Fünf Erfahrungen einer verlorenen Kindheit, aber zugleich einer nie aufgegebenen Hoffnung: dass Menschen in der Lage sind, aus der Geschichte zu lernen.

Sa., 20. Jul · 20:15-23:10 · 3sat
Der Medicus

Im England des frühen 11. Jahrhunderts muss der junge Halbwaise Rob Cole hilflos mit ansehen, wie seine Mutter an einer unheilbaren Krankheit stirbt. Das Erlebnis prägt ihn nachhaltig. Rob schließt sich einem fahrenden Bader an, der ihn in das medizinische Halbwissen des Mittelalters einweiht. – Regisseur Philipp Stölzl verfilmt Noah Gordons Weltbestseller „Der Medicus“ als bildgewaltige Reise ins Mittelalter. Als der Wanderheiler allmählich sein Augenlicht verliert, übernimmt sein Zauberlehrling Rob bald die „Behandlungen“ – für die Patienten eher schmerzhafte als heilsame Prozeduren. Von einem jüdischen Medicus, der dem fast Erblindeten durch einen kunstvollen Eingriff das Augenlicht wiedergibt, erfährt Rob, dass es außer seinem bescheidenen Wissen eine sehr viel weiter entwickelte Heilkunst gibt. Elektrisiert macht er sich auf den Weg in die persische Stadt Isfahan, wo der sagenumwobene Ibn Sina Medizin lehrt. Dank seiner erstaunlichen Fähigkeiten avanciert Rob bald zum Meisterschüler des Universalgelehrten. Als in Isfahan die Pest wütete, findet Rob heraus, dass Rattenflöhe den Erreger übertragen. Dank seiner Entdeckung wird die Epidemie eingedämmt. Ein phänomenaler Erfolg, doch der gefeierte Mediziner ist nicht zufrieden. Rob will das Geheimnis jener unheilbaren Krankheit lüften, an der auch seine Mutter starb. Trotz ausdrücklichen Verbots seines Lehrmeisters obduziert Rob heimlich eine Leiche und beginnt zu verstehen, dass die berüchtigte „Seitenkrankheit“ eine Blinddarmentzündung ist. Mit diesem Wissen rettet er sogar dem Schah das Leben. Doch er wird an die Mullahs verraten, fanatische Koraneiferer, in deren Augen Ibn Sina und seine Schüler sich gegen Gott versündigen. Mit dem Überfall der kriegerischen Seldschuken, die den Mullahs zur Seite stehen, endet in Isfahan die Epoche der freien Wissenschaft. Ibn Sina verübt Selbstmord. Im letzten Moment rettet Rob seine große Liebe Rebecca aus den Fängen ihres Gatten, der die Ehebrecherin nach alter Tradition steinigen will. In ihrer Begleitung kehrt der Medicus nach England zurück, wo er seine Kenntnisse in den Dienst der freien Forschung stellt.

Sa., 20. Jul · 22:30-23:15 · ARD-alpha
Stauffenberg – Eine Spurensuche

Dokumentarische Annäherung an die Person des Widerstandskämpfers und Hauptattentäters vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler, Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944). Der Film zeichnet Kindheit, Jugend und Erziehung Claus Schenk Graf von Stauffenbergs (1907-1944) nach, die geprägt war von einer schwäbisch-adeligen Familientradition und der Begeisterung des jungen Grafen für die Dichtung Stefan Georges. Beleuchtet wird ferner von Stauffenbergs militärische Karriere, die 1926 ihren Anfang nahm sowie seine Ehe mit Nina von Lerchenfeld, aus der fünf Kinder hervorgingen. Im Mittelpunkt steht die zentrale Frage: wie wird aus dem anfänglich begeisterten Offizier Hitlers ein Mann, der zunehmend auf Distanz zum NS-Regime geht und am 20. Juli 1944 das heute wohl bekannteste Attentat auf den Diktator wagt. Und wie konnte er später vom Verräter zur Identifikationsfigur eines „besseren Deutschland“ werden?

Sa., 20. Jul · 22:45-23:15 · PHOENIX
Der Sohn des Nazis

Die Geschichte des Bernd Wollschlaeger klingt unglaublich. 1958 im beschaulichen Bamberg geboren, ist für den kleinen Bernd die Welt zunächst noch in Ordnung. Allenfalls die Besuche der Kriegskameraden seines Vaters, bei denen die „gute alte Zeit“ beschworen wird, kommen ihm merkwürdig vor. Als er in der Schule dann zum ersten Mal vom Holocaust hört, beginnt er endgültig, Fragen zu stellen. Was er dabei erfährt, erschüttert ihn bis ins Mark. Bernds Vater war ein überzeugter Nazi, der als Panzerkommandant überall an vorderster Front seine Angriffe fuhr: beim Einmarsch in Polen, bei der Besetzung Frankreichs wie bei der Invasion Russlands. Das Ritterkreuz, das „sein Führer“ ihm dafür angeheftet hat, hütet er wie ein Heiligtum. Bernd Wollschlaeger knüpft Kontakte zur kleinen jüdischen Gemeinde in Bamberg. Sie wird seine zweite Familie, bis ihm sein Vater ein Ultimatum stellt: „Sie oder wir“. Zur Entscheidung gedrängt, trennt sich Wollschlaeger von seiner Familie. Er tritt zum Judentum über, emigriert nach Israel, wird Arzt und wandert schließlich in die USA weiter. Seine Familiengeschichte macht er selbst gegenüber seiner Frau und seinen Kindern zunächst zum Tabu, hält sie für seine Privatsache. Inzwischen allerdings ist der Kampf gegen Rassenhass und für eine Verständigung zwischen den Völkern und Religionen Bernd Wollschlaegers großes Thema geworden. Vor dem Hintergrund seiner eigenen Geschichte hält er dazu überall auf der Welt leidenschaftliche Vorträge. Nur dort, wo diese Geschichte vor über 30 Jahren begann, hat er sie noch nie erzählt: in Deutschland. Fast 70 Jahre nach dem Holocaust und in einer Zeit, in der überall in Europa ein neuer Antisemitismus ausbricht, hat Filmautor Uri Schneider jetzt Bernd Wollschlaeger in seine Heimatstadt Bamberg zurückgebracht. Ironie der Geschichte: Die Wollschlägers waren Mieter im Haus der Familie von Stauffenberg, dem Hauptakteur im misslungenen Attentat auf Hitler. Entstanden ist dabei ein Film über eine Reise voller überraschender Begegnungen: Wollschlaegers Schwester Helga wollte die Wahrheit über ihren Vater nie wissen: Die Beschäftigung mit der Vergangenheit hilft ihr, eine neue Beziehung zu ihrem Bruder aufzubauen. In einer Bamberger Schule spricht Wollschlaeger vor Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft: Sie können überhaupt nicht verstehen, was Fremdenhass bedeutet. Und ein Militärexperte enthüllt schließlich ein bis dahin gehütetes Geheimnis: Kriegskameraden von Bernd Wollschlaegers Vater haben für Juden heilige Torahrollen zerschnitten, um mit ihnen ausgerechnet die Vergaser ihrer Panzermotoren abzudichten. Mit „Der Sohn des Nazis“ zeichnet der Filmemacher Uri Schneider das Porträt eines Menschen, der mit den Dämonen der Vergangenheit ringt – bis heute.

Sa., 20. Jul · 23:15-23:45 · ARD-alpha
alpha-retro: Harald Poelchau – Seelsorger im Widerstand (1967)

Harald Poelchau (1903-1972) und seine Frau Dorothee wurden 1971 von der Gedenkstätte Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt. Dieses Interview mit Pfarrer Poelchau (1903-1972) stammt aus dem Jahr 1967. Er erzählt dabei von seiner Zeit als Gefängnispfarrer in Plötzensee und in Berlin-Tegel während des Nationalsozialismus und über das Leid und die Größe der Männer und Frauen, die im Widerstand gegen Hitler ihr Leben ließen und wie ihn die Begegnung mit diesen Menschen geprägt hat. Interview aus dem Jahr 1967 mit Pfarrer Harald Poelchau (1903-1972). Er erinnert sich darin an seine Zeit als Gefängnispfarrer in Plötzensee und in Berlin-Tegel während des Nationalsozialismus, an das Leid und die Größe der Männer und Frauen, die im Widerstand gegen Hitler ihr Leben ließen, und wie ihn die Begegnung mit diesen Menschen geprägt hat. Harald Poelchau war selbst ebenfalls im Widerstand: Er schmuggelte heimlich Briefe und Nachrichten aus und in das Gefängnis und er versteckte jüdische Mitbürger, die sich an ihn wandten, um der Deportation zu entgehen, in seinem großen Bekanntenkreis oder half ihnen bei der Flucht. Seine Widerstandstätigkeit blieb bis zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft unentdeckt und so konnte Poelchau vielen Menschen dabei helfen, ihr Leben zu retten. Aus diesem Grund wurden Harald Poelchau und seine Frau Dorothee am 30.11.1971 von der Gedenkstätte Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt.

Mo., 22. Jul · 06:30-07:15 · ZDFinfo
Die Wahrheit über den Holocaust – Ghetto

Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. Bis heute ist Auschwitz das Synonym für den planmäßigen Genozid der Nationalsozialisten an den europäischen Juden. Die achtteilige Dokumentationsreihe lässt 61 international renommierte Historiker, Autoren, Journalisten und Künstler aus den USA, Israel und Europa zu Wort kommen, unter ihnen Ian Kershaw, Saul Friedländer, Amos Oz und Georg Stefan Troller. „Die Wahrheit über den Holocaust“ schildert nicht nur den Mord an den europäischen Juden, sondern zeigt auch die Aufarbeitung nach dem Zweiten Weltkrieg – die lange und schwierige Vergangenheitsbewältigung in Deutschland, Europa und Israel.

Mo., 22. Jul · 07:15-07:58 · ZDFinfo
Die Wahrheit über den Holocaust – Deportation

Ursprung für die internationale Dokumentationsreihe „Die Wahrheit über den Holocaust“ war eine 2010 in Frankreich durchgeführte Umfrage – mit erstaunlichen Ergebnissen. Die Umfrage zeigte: Mehr als 60 Prozent der unter 35-Jährigen und 25 Prozent der über 65-Jährigen hatten kaum Kenntnisse von den Massenverhaftungen der französischen Juden während des Zweiten Weltkrieges. Mehr als 85 Prozent hielten die Bewahrung der Geschichte des Holocaust für sehr wichtig.

Mo., 22. Jul · 22:45-00:15 · BR
Holocaust: Die Geschichte der Familie Weiss 1942 – 1944 (3/4)

Karl Weiss wird von Buchenwald nach Theresienstadt verlegt, das als Modellkonzentrationslager ausländischen Besuchern vorgeführt wird. Rudi und Helena haben sich in der Ukraine einer jüdischen Partisanengruppe angeschlossen. Im Warschauer Ghetto bereiten sich Josef und Moses Weiss auf den bewaffneten Aufstand vor. Nachdem Heydrich bei einem Attentat ums Leben gekommen ist, fällt Erik Dorf bei dessen Nachfolger Kaltenbrunner in Ungnade; zuvor hatte er als Massenvernichtungsmittel Zyklon B in die Gaskammern von Auschwitz eingeführt. Karl Weiss wird von Buchenwald nach Theresienstadt verlegt, das als Modellkonzentrationslager ausländischen Besuchern vorgeführt wird. Die Zeichnungen, die er und andere Künstler von der brutalen Wahrheit des Lagers anfertigen, werden von der SS entdeckt, unter der Folter werden Karl die Hände gebrochen. Rudi und Helena haben sich in der Ukraine einer jüdischen Partisanengruppe angeschlossen. Im Warschauer Ghetto bereiten sich Josef und Moses Weiss auf den bewaffneten Aufstand vor; täglich werden 6.000 Menschen in Viehwaggons aus dem Ghetto in die Todeslager Treblinka und Auschwitz gebracht. Nachdem Heydrich bei einem Attentat ums Leben gekommen ist, fällt Erik Dorf bei dessen Nachfolger Kaltenbrunner in Ungnade; zuvor hatte er als Massenvernichtungsmittel Zyklon B in die Gaskammern von Auschwitz eingeführt. 1979 bewirkte die vierteilige amerikanische Serie „Holocaust“ einen Gefühls-Zusammenstoß des westdeutschen Fernsehpublikums mit seiner eigenen Vergangenheit. Die Zuschauer reagierten vehement und voller Erschütterung auf das Schicksal der Familie Weiss und straften alle jene Vorab-Kritiker Lügen, die die Serie als abgefeimten Hollywood-Kitsch ablehnten und die die Zuschauer partout vor dieser Massenware bewahren wollten. „Holocaust“ – so die These der Publizistin und Filmregisseurin Jutta Brückner – wurde zum Ereignis, weil es die Tabuzone um die Konzentrationslager gebrochen hat. „Die Serie bediente sich der bekannten Muster der Identifikationsdramaturgie in einer vertrauten filmischen Formsprache – und sie zeigte den Gang in die Gaskammer. Damit erreichte „Holocaust“, dass die Juden endlich zu Menschen wurden, über deren Schicksal die deutschen Zuschauer mit großer historischer Verspätung weinten.“ Die Serie war wie ein riesiger Dammbruch, der eine Flut von Büchern, Filmen, Erinnerungen und Selbstzeugnissen auslöste.

Di., 23. Jul · 20:15-22:35 · kabel eins
Leg dich nicht mit Zohan an

Komödie mit Adam Sandler in der Hauptrolle als Ex-Mossad-Agent, der in Israel seinen eigenen Tod inszeniert und nach New York City auswandert, um dort den Beruf des Frisörs zu ergreifen. Innerhalb kürzester Zeit wird er beim weiblichen Klientel zum Star – doch dies lässt seine Gegner auf ihn aufmerksam werden.

Do., 25. Jul · 23:15-00:00 · ZDFinfo
Amerikas neue Nazis – Aufmarsch in Charlottesville

Am 12. August 2017 eskaliert in Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia eine rechtsextreme Demonstration der Vereinigungsbewegung „Unite the Right“. Amerikas neue Nazis zeigen Gesicht. Ein Rechtsextremist fährt mit seinem Auto in eine Gruppe Gegendemonstranten, ein Mensch stirbt. Der Tod der jungen Frau wird zum Sinnbild einer neuen Gewaltbereitschaft der US-amerikanischen Neonaziszene. Die Dokumentation macht sich auf die Suche nach Hintermännern.

Fr., 26. Jul · 00:00-00:45 · ZDFinfo
Amerikas neue Nazis – Täter und Strategen

Gruppierungen weißer Nationalisten in den USA haben nach den Demos in Charlottesville im Juli 2017 an Stärke gewonnen: Sie unterwandern das US-Militär und planen terroristische Anschläge. Das Massaker in der Tree-of-Life-Synagoge im Oktober 2018 in Pittsburgh geschah im Dunstkreis der neuen rechten Bewegungen in den USA. Der Attentäter Robert Bowers wird in der Szene weißer Nationalsten als Held gefeiert. Die extremste Organisation der rechten Szene in den USA nennt sich „Atomwaffen Division“. Diese Gruppe hängt der Naziideologie an und predigt Hass auf Minderheiten, Schwule und Juden. Sie ruft zu Gewalttaten von Einzelkämpfern auf – solche wie bei dem Attentat in Pittsburgh. Die Ideologie der „Atomwaffen Division“ basiert einem Insider zufolge auf Schriften des Neonazis James Mason. Der hat in den 1980er-Jahren einen Rundbrief mit dem Titel „Siege“, also „Belagerung“, veröffentlicht. Mason gilt als letzter in einer langen Reihe von Nazi-Anführern, die ihre Rolle vom Gründer der amerikanischen Nazipartei, George Lincoln Rockwell, übernommen haben. Der hatte sich an Adolf Hitler orientiert. George Lincoln Rockwell war Veteran des Zweiten Weltkrieges. Genauso wie Richard Butler, der Gründer der „Aryan Nations“. Die US-amerikanische Historikerin Kathleen Belew, die zur Bewegung der weißen Nationalisten in den USA forscht, sieht einen Zusammenhang: „In der amerikanischen Geschichte gibt es immer eine Beziehung zwischen den Folgen eines Krieges und aufständischer Gewalt weißer Nationalisten. Nationalistischer Eifer und populistische Bewegungen treten typischerweise nach einem Krieg auf.“ Auch der „Grand Dragon“ des Ku-Klux-Klans, Louis Beam, war Vietnamkriegsveteran, der Bombenleger von Oklahoma City, Timothy McVeigh, Golfkriegsveteran. „Veteranen und aktiv dienende Soldaten in diesen Bewegungen machen zwar nur einen kleinen, statistisch nicht relevanten, Anteil aller Veteranen aus“, sagt Belew. „Innerhalb der Bewegung spielen ehemalige Soldaten aber eine wichtige Rolle für die Schulung im Waffengebrauch und für die Ausprägung einer paramilitärischen Mentalität.“ Und so wie Veteranen maßgeblich an der Gründung rechter Gruppierungen beteiligt sind, wird in jüngster Zeit umgekehrt das Militär infiltriert mit Anhängern dieser Bewegungen. Der ehemalige Kongressabgeordnete und jetzige Generalstaatsanwalt von Minnesota, Keith Ellison, sagt: „Für die ist das wohl eine strategische Initiative, dass sie ihre Leute ins Militär schicken.“ Die Bedrohung durch Unterwanderung des US-Militärs scheint ernst zu sein: Erst im Februar 2019 macht ein rechtsradikaler Offizier der US-Küstenwache Schlagzeilen, der Anschläge auf Demokraten und Journalisten geplant haben soll. Ermittler entdeckten in seinem Haus ein riesiges Waffenarsenal.

Fr., 26. Jul · 21:00-21:45 · ARD-alpha
Verräterkinder – Die Töchter und Söhne des Widerstands

Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus wurde von vielen Gruppen und Personen getragen. Doch für die Männer und Frauen der Widerstandsgruppen, die unter dem Begriff ‚Rote Kapelle‘ zusammengefasst werden, gab es keine öffentliche Ehrung. Kein Bundespräsident, kein Regierender hat sie je gewürdigt. Ihnen hing der Makel der kommunistischen Bewegung an. Die Dokumentation untersucht dieses Kapitel deutscher Geschichte aus der Perspektive der Kinder der Widerstandskämpfer. Die Männer des 20. Juli 1944 werden heute verehrt als Helden, die ihr Leben im Widerstand gegen Hitler geopfert haben. Für ihre Kinder ist der gewaltsame Tod des Vaters eine Katastrophe, an deren Folgen sie bis in die Gegenwart zu tragen haben. Christian Weisenborn zeigt in seinem Film „Verräterkinder“ erschütternde Begegnungen mit Kindern von Verschwörern des 20. Juli. Axel Smend ist heute noch tief bewegt, wenn er sich daran erinnert, wie seine Mutter mit verweinten Augen vom Elternsprechtag in der Schule zurückkam. Der Lehrer hatte von Axels schlechten Noten in Latein gesprochen und hinzugefügt: Vom Sohn eines Verräters könne er nichts anderes erwarten. Der Vater, Günther Smend, war 1944 hingerichtet worden. Christian Weisenborn blickt aber auch auf die eigene Familiengeschichte. Seine Eltern waren Mitglieder eines großen Freundeskreises von Antifaschisten, den die Gestapo „Rote Kapelle“ nannte. Es waren Künstler, Arbeiter, Kommunisten, Adlige, Ärzte und Offiziere. Männer und Frauen. Sie verbreiteten schon 1942 Flugblätter, die vom Völkermord an den europäischen Juden berichteten, und sie versuchten, Kontakt zu den Sowjets und zu den Amerikanern aufzunehmen. Weisenborns Eltern überlebten, aber 52 ihrer Freunde wurden 1942/43 in Plötzensee hingerichtet. Auch Töchter und Söhne von ihnen hat Weisenborn interviewt. Die Angestellte Erika von Brockdorff war 32 Jahre alt, als sie unter dem Fallbeil starb. Sie hinterließ eine sechsjährige Tochter. Saskia von Brockdorff quälte sich jahrzehntelang mit der Frage, warum hat die Mutter sich in solche Gefahr begeben? Warum hat sie mich verlassen? Erst 60 Jahre später, als auch die Rote Kapelle einen Platz in der Gedenkstätte des Widerstands bekam, erreichte sie der Abschiedsbrief, den ihr die Mutter 1943 schrieb. Er ist voller Liebe und Schmerz. Behutsam lässt Weisenborn die Zuschauer teilhaben an der Versöhnung, die Saskia von Brockdorff durch diese Zeilen endlich möglich war. Von der Trauer um die toten Mütter und Väter erzählen auch Alfred von Hofacker und Hans Coppi. Wie schwierig, voller Fragen und widerstreitender Gefühle es war, einen Zugang zu den Toten, ihren hingerichteten Vätern oder Müttern zu finden. Das private Trauern vollzog sich jahrzehntelang vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. Die „Verräterkinder“ mussten erdulden, wie politische Interessen in Ost und West zur Verleumdung ihrer Eltern führten. Widerstandskämpfer wurden vereinnahmt, ausgestoßen oder passend gemacht. 1954 ehrte Bundespräsident Heuss zum ersten Mal die Männer des 20. Juli. In der DDR wurden sie zu diesem Zeitpunkt als Reaktionäre gebrandmarkt, denen es vor allem um den Machterhalt für Adel, Großgrundbesitz und Militär gegangen sei. Erst in den 1970er-Jahren begann eine vorsichtige Umorientierung. Die „Rote Kapelle“ wurde in der DDR anfangs verschwiegen, dann zu einer kommunistischen Kundschaftertruppe umgedeutet und propagandistisch aufgebauscht zum Vorbild des Mielke-Apparates gemacht. Im Westen wurde sie jahrzehntelang als fünfte Kolonne Moskaus diffamiert. Erst 2009 hob der Deutsche Bundestag die Todesurteile wegen „Kriegsverrats“ auf. Vor diesem Hintergrund zeigt Christian Weisenborns Film eindrucksvolle, hoch emotionale Momentaufnahmen aus dem Leben der Kinder des Widerstands. Damit würdigt der Filmemacher die Courage der Eltern und gibt ihnen einen historisch gerechten Platz.

Mo., 29. Jul · 06:00-06:45 · SWR
Tel Aviv – Hier tanzt Israel

Ohne die Anbindung ans Meer wäre Tel Aviv nie entstanden. Einst war die Stadt der rettende Hafen für Juden aus der Diaspora, heute reißt der Strom freiwilliger Zuwandererinnen und Zuwanderer nicht ab. Jerusalem betet, Haifa arbeitet und Tel Aviv tanzt. Lifestyle, Kreativität und Individualität sind die Visitenkarte von Tel Aviv. Ohne die Anbindung ans Meer wäre Tel Aviv nie entstanden. Einst war die Stadt der rettende Hafen für Juden aus der Diaspora, heute reißt der Strom freiwilliger Zuwandererinnen und Zuwanderer nicht ab. Jerusalem betet, Haifa arbeitet und Tel Aviv tanzt. Lifestyle, Kreativität und Individualität sind die Visitenkarte von Tel Aviv. Der Film zeichnet ein facettenreiches Bild von Israels zweitgrößter Stadt, deren Name so viel wie „Hügel des Frühlings“ bedeutet. Tel Aviv wurde buchstäblich auf Sand gebaut, nachdem jüdische Familien 1909 mit Muscheln vom Strand die Parzellen ausgelost hatten, auf denen sie die ersten Häuser errichteten. Nazi-Verfolgung, stalinistische Bedrohung und Anfeindungen in arabischen Ländern machten sie zum Zufluchtsort für Juden unzähliger Nationalitäten. Wer hier mithalten will, nimmt sich einen Personal Trainer, wie Maria Pomerantz. Die Bodybuilderin erzielt Spitzenhonorare, in dem sie ihre Kundinnen und Kunden quält. Die Sicherheitsstandards der immer wieder von terroristischen Anschlägen bedrohten Stadt sind hoch. Dennoch gibt der Film Einblick in den War-Room, ein multimedial ausgerüstetes Krisenzentrum drei Stockwerke unter der Erde und begleitet den städtischen Sicherheitschef David Aharony. Um die alltäglichen Sorgen der Tel Aviverinnen und Tel Aviver kümmern sich etwa die „Gassi Geher“ von DogMen, einem Start-Up, das den rund 80.000 Hunden einen allumfassenden Service bietet. Der neueste Trend ist die vegane Küche. Als die Restaurantchefin Nanuchka Shrier Fleisch von ihrer Speisekarte verbannte, prophezeiten ihr viele das Aus. Aber bis heute wird im „Nanuchka“ jeden Abend auf den Tischen getanzt.

Mo., 29. Jul · 23:35-00:30 · 3sat
Annemarie Schwarzenbach – Schweizerin und Rebellin

Die Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach, geboren 1908, stammte aus einer reichen Zürcher Industriellenfamilie, die keinen Hehl aus ihrer Sympathie für die Nazis machte. Dieser an Archivmaterial reiche Dokumentarfilm gibt seltene Einblicke in das Leben der Journalistin und Fotoreporterin, die sich früh gegen ihre Umgebung auflehnte und die Schweiz verließ. Im November 1942 starb sie an den Folgen eines Fahrradunfalls. Getragen von der Idee, der lange Zeit fast vergessenen Schweizerin den ihr zustehenden Platz zu verschaffen, hat Regisseurin Carole Bonstein 1997 begonnen, zu recherchieren. Aus der Fülle des lange Zeit unveröffentlichten Materials ist dieser einzigartige Dokumentarfilm entstanden. Der Film von Carole Bonstein lässt Schwarzenbach die Freiheit, alles zu sein, was sie war: einfühlsame Klardenkerin, scharfe Kritikerin, Liebende – aber auch ein am Leben leidendes Menschenkind.

Di., 30. Jul · 22:45-23:45 · arte
Rachels Rettungsdienst – Ultraorthodoxe Jüdinnen im Einsatz

Rachel Freier, genannt „Ruchie“, hat beschlossen, gegen alle Widerstände ihrer chassidischen Gemeinde einen eigenen weiblichen Rettungsdienst aufzubauen: Ezras Nashim. Frauen wird die Mitarbeit im Hatzolah, dem größten freiwilligen Ambulanzkorps der Welt, verweigert. In den ultraorthodoxen jüdischen Gemeinden wird von den Frauen erwartet, dass sie sich ausschließlich auf Haus und Kinder konzentrieren. Mit ihrer Initiative riskieren Ruchie und eine engagierte Gruppe mutiger chassidischer Frauen ihren Ruf und buchstäblich auch die Zukunft ihrer Kinder. In den ultraorthodoxen Gemeinden sehen üblicherweise nur die Ehemänner die ansonsten verhüllten Körper ihrer Frauen. Nur in lebensgefährlichen Notfällen darf ein Mann, ein Arzt oder ein Sanitäter, ihre unbedeckte Haut sehen und berühren. Rachel geht es darum, den chassidischen Frauen und Mädchen von Borough Park eine weibliche medizinische Notfallversorgung zu bieten. Und sie will unter Beweis stellen, dass Frauen viel mehr können als Kinder aufzuziehen und den Haushalt zu führen. Parallel zu ihrer Kampagne stellt sie sich einer weiteren großen Herausforderung: Sie kandidiert für das Richteramt am Zivilgericht in Brooklyns 5. Bezirksgericht. Rachel wäre die erste chassidische Frau, die in den USA in ein solches Amt gewählt werden würde.
Bild oben: Arte